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Neue Solidarität
Nr. 31, 5. August 2021

Nur ein Taschengeld für Prof. Dudenhöffer?

Von Andrea Andromidas

Die radikale Ökoideologie galt in Deutschland lange Zeit als das Ergebnis einer Graswurzelbewegung, die sie nie war. Erst als mit dem Davos-Forum die eigentlichen Macher der milliardenschweren Finanzstiftungen und Fonds in das Scheinwerferlicht traten, hat sich das Verständnis darüber geändert. Von BlackRock über Bloomberg, von Lagarde bis von der Leyen, von Mark Carney bis Prinz Charles und den engagierten Kindern – sie alle wollen mit Billionen-Investitionen die Gesellschaft transformieren. „Zur Rettung des Planeten“, heißt es – Zweifel sind angebracht.

Mit dieser veränderten Sichtweise hat es offensichtlich zu tun, daß die European Climate Foundation (ECF) ins Gerede gekommen ist. Anders ist nicht zu erklären, warum eine finanzielle Unterstützung dieser Stiftung in der Größenordnung eines Taschengeldes von 10.000 Euro für die neueste Studie des CAR-Instituts von Ferdinand Dudenhöffer über die Verschärfung der EU-CO2-Anforderungen für die Autoindustrie zu derart ungewöhnlichen Irritationen in der Autobranche geführt hat.1

Unter der Überschrift „Wie eine kaum bekannte Stiftung das Hauptargument der Autoindustrie entkräften will“ stellt Wirtschaftskorrespondent Philipp Vetter in der Zeitung Die Welt vom 16.4.2021 die Frage, ob diese Finanzierung mit dem Sinneswandel des Professors in Verbindung steht. Dieser hätte nämlich noch im November 2019 selbst errechnet, „daß unter dem Strich trotz der Entstehung neuer Jobs rund 125.000 Arbeitsplätze wegfallen werden“. In der neuen Studie hört sich das aber nun ganz anders an: Schärfere Maßnahmen der EU in Sachen CO2 wären für die Beschäftigungslage in der deutschen und selbst der europäischen Autoindustrie sogar von Vorteil.

Dabei ist die ECF keine Unbekannte, auch wenn der Name und die entsprechende Webseite nur in englischer Sprache im Internet zu finden sind.2 Sie ist seit ihrer Gründung im Jahr 2008 die Quelle der Finanzierung von allem, was einer radikalen ökologischen Transformation unserer Industriegesellschaft dienen könnte: europaweite Proteste gegen KKWs, gegen Kohlekraftwerke, Finanzhilfen für Gerichtsverfahren, ebenso für eine ganze Schar von NGOs und vor allem auch für ganz neu geschaffene Institutionen wie „AGORA Energiewende“ und „AGORA Verkehrswende“. Auch der jetzige Vorsitzende des Beirats ist kein Unbekannter: Caio Koch-Weser war zehn Jahre im Vorstand der Deutschen Bank und von 2013 bis 2018 Vorstandsvorsitzender der ECF.

Nebst den aufgereihten finanzstarken Stiftungen werden auf der Webseite auch ein paar Beschenkte genannt.3 Zu den Stiftungen zählen: ARCADIA, Bloomberg Philanthropies, Children`s Investment Fund Foundation, Good Energies Foundation, Hightide Foundation, IKEA Foundation, Hewlett Foundation, The Grantham Foundation, Growald Family Fund, KR Foundation, Nationale Postcode Loterij, McCall MacBain Foundation, OAK Foundation, Stiftung Mercator, Rockefeller Brothers Fund.

Das offizielle Credo lautet: eine Mobilisierung zur sozialen Transformation. Daß diese Stiftung lediglich mit einem kleinen Zuschuß zur Übersetzung der CAR-Studie beteiligt gewesen sein soll, ist mehr als fraglich. Die im Kleingedruckten flüchtig zusammengestellten Referenzen weisen eher auf eine direkte Beteiligung der ECF selbst oder zumindest auf den Zugriff auf ihre Analysen und Berichte hin. Als Beispiele sind zitiert: ACEA und „Cambridge Economics“ (was richtigerweise Cambridge Econometrics heißen müßte).

ACEA

ACEA ist der 1991 gegründete Europäische Automobilherstellerverband, der seine Abkürzung nach der französischen Bezeichnung Association des Constructeurs Européens d'Automobiles (ACEA) hat.4 Die Zentrale des Verbandes ist in Brüssel. 1995 eröffnete er ein Büro in Tokio, 2004 eines in Peking. Ein weiteres Büro befindet sich in Seoul. Mitglieder sind BMW Group, DAF Trucks, Daimler AG, Fiat Chrysler Automobiles (FCA), Ford of Europe, Hyundai Motor Europe, CNH Industrial, Jaguar Land Rover, Groupe PSA, Renault, Toyota Motor Europe, Volkswagen AG, Volvo Car und Volvo Group.

Auf der nur in englischer Sprache auffindbaren Webseite der ACEA finden sich unter dem von ACEA unterstützten Aufruf für einen „gerechten Übergang“ der Automobilindustrie die Logos von gleich drei der ECF nahestehenden Einrichtungen: neben der ECF selbst „Transport & Environment“ und „Clean and Just Transportation“.

Transport & Environment gibt für 2020 folgende Finanziers an: Climate Imperative Foundation, European Climate Foundation, Schwab Charitable Fund, The Norwegian Agency for Development Cooperation, ClimateWorks Foundation, European Commission, The Norwegian Agency for Development Cooperation, Oak Foundation, Hewlett Foundation, KR Foundation, Rockefeller Brothers Fund, Firmenich, Stiftung Mercator, Bird Life International, Germanwatch, Deutsches Umweltministerium, T&E members and support fees, FIA Foundation, International Council on Clean Transformation.

Clean & Just Transformation gehört zur Klima-Allianz, welche sich ebenfalls auf der Finanzierungsliste der European Climate Foundation befindet. Wie aus der Aufstellung hervorgeht, scheinen die Finanzierungen kreuz und quer miteinander verbunden zu sein.

Cambridge Econometrics

In den Referenzen der CAR-Studie wird der Bericht von 2018 erwähnt, der die Überschrift trägt: „Fuelling Europe`s Future. How the transition from oil strengthens the economy“.5 2017 gab es bereits einen anderen Bericht mit dem Titel „Klimafreundliche Autos in Deutschland. Ein Überblick der sozioökonomischen Auswirkungen“.6 Beide Berichte nennen als „unabhängigen“ Gutachter Dr. Peter Mock und als wesentlichen Projektkoordinator Pete Harrison.

Schauen wir zunächst mal auf die „Unabhängigkeit“ des Herrn Mock. Er ist Geschäftsführer beim International Council on Clean Transformation (ICCT) und in dieser Eigenschaft verantwortlich für die Koordination der Aktivitäten in Europa.7 Ganz offensichtlich gehört die Erstellung und Verbreitung dieser Berichte zu den Aktivitäten des ICCT. Dazu heißt es: „ICCT macht rigorose und unabhängige Analysen, um die Politik damit zu informieren und den Fortschritt in Richtung sauberer Transportsysteme zu befördern. Dafür werden wir finanziert von… Aspen Global Change Institute, Children’s Investment Fund Foundation, ClimateWorks Foundation, European Climate Foundation, European Commission, FIA Foundation, Heising-Simons Foundation, Norwegian Agency for Development Cooperation (NORAD), P4G, Packard Foundation, Pisces Foundation, Rockefeller Brothers Fund, Skoll Foundation, Umweltbundesamt, United Nations Environment Programme, The William and Flora Hewlett Foundation.”

Und Pete Harrison? Er ist Geschäftsführer bei der ECF. Gegenwärtig sieht man ihn auf der Webseite der ECF in einem Video für die Transformation von Gesellschaft und Industrie werben. Zu seiner Person heißt es dort: Er sei verantwortlich für die europäische Politik in Sachen Transport, Gebäude, Energiesysteme und industrielle Dekarbonisierung. Der Fokus seiner Arbeit liege auf der Durchführung der notwendigen Reformen. Diese Aufgabe sei ihm übertragen worden, nachdem er bereits sieben Jahre bei der ECF in führender Position an sauberen Transportsystemen arbeitete. Vorher war er zu diesem Thema als Korrespondent bei Reuters beschäftigt gewesen.

Wie man sieht, ist die ECF allgegenwärtig. Prof. Dudenhöffer aber sagt:


Anmerkungen

1. https://www.car-future.com/media/center-automotive-research/CO2_Studie/CAR_Jobs_Study_DE.pdf

2. https://europeanclimate.org/

3. https://europeanclimate.org/funding-grantmaking/

4. https://www.acea.auto/news/europes-automotive-workforce-needs-just-transition-framework-warn-trade-unions-industry-employers-and-ngos/

5. http://www.eurobat.org/images/3_FUELLING_Cambridge_econometrics.pdf

6. https://www.camecon.com/wp-content/uploads/2017/10/ECF_DE_CARS_Screen_Single-Pages.pdf

7. https://theicct.org/financials