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Neue Solidarität
Nr. 34, 26. August 2021

LaRouches frühe Wirtschaftsprognosen

Von Paul Gallagher

Der EIR-Wirtschaftsredakteur sprach in der Internetkonferenz der LaRouche Legacy Foundation am 14. August über LaRouches erfolgreiche Tätigkeit als langfristiger Wirtschaftsprognostiker.

Anfang 1957 prognostizierte Lyndon LaRouche in einer privat verbreiteten Studie sehr genau die Rezession, die von August 1957 bis 1958 eintrat, die schwerste Rezession der Nachkriegszeit, die von den Ökonomen überhaupt nicht erwartet worden war.

1961 begann LaRouche in einem Artikel mit der Überschrift „Depression Ahead?“ (Steht eine Depression bevor?) vorauszusagen, wie das Bretton-Woods-System, das die meisten als Dollar-Gold-System verstanden, bis zum Ende des Jahrzehnts zusammenbrechen würde – mit der möglichen Folge einer wirtschaftlichen Depression.

Als Bretton Woods Anfang der 70er Jahre aufgelöst wurde, sprach sich unter liberalen und linken Ökonomen und auch unter den durch den Vietnamkrieg radikalisierten amerikanischen Studenten schnell herum, daß Lyndon LaRouche in einzigartiger Weise vor dieser Entwicklung gewarnt hatte.

Diese Prognosen Lyns wurden nicht durch Taschenspielertricks aus Wirtschaftsstatistiken hervorgezaubert. Sie entsprangen seinem Blick auf die Präsidentschaft Franklin Roosevelts und seinem Wissen, daß das Kreditsystem von Bretton Woods, in dem die Vereinigten Staaten die dominierende Volkswirtschaft mit dem Dollar als Reservewährung waren, nicht das Bretton Woods darstellte, das Franklin Roosevelt beabsichtigte.

Der LaRouche, der diese Prognosen in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg machte, war noch der junge Soldat vom Kriegsschauplatz in Burma und Indien, der seine Kameraden nach dem Tod von Franklin Roosevelt gewarnt hatte, daß der Wechsel zum „kleinen Geist“ Harry Truman eine furchtbare Zeit für die Vereinigten Staaten bedeuten würde. Er hatte beobachtet, wie seine heimkehrenden Kameraden Roosevelts Mission, die Nachkriegswelt ohne Kolonien und mit „Methoden des 20. statt des britischen 18. Jahrhunderts“ wiederaufzubauen, wieder vergaßen. Die Welt blickte auf ihr Land, aber sie hatten bald Kinder und mußten Rechnungen bezahlen, und schauten einfach weg.

Als LaRouche in den 50er Jahren mit seiner gründlichen Untersuchung der US-Wirtschaft begann, fand er die Bestätigung, daß die amerikanische Wirtschaft überhaupt nicht auf den Export von Investitionsgütern in die unterentwickelten Länder ausgerichtet war. Und dies beeinträchtigte die Kapitalbildung. Noch lange Zeit danach bestand er darauf, daß das wirtschaftspolitische Versagen der Eisenhower-Regierung – Eisenhower hatte wie Truman in zwei Amtszeiten zwei Rezessionen erlebt – darin bestand, daß sie die Nachkriegsmission der USA nicht zu Ende geführt hatten, Investitionsgüter für die weltweite Entwicklung zu exportieren, so wie die USA Maschinen exportiert hatten, um den Krieg zu gewinnen. Die Weltbank unter dem von Truman ernannten Wall-Street-Vasallen John J. McCloy vergab keine zinsgünstigen Kredite für Großprojekte in der Dritten Welt. Stattdessen förderte Eisenhower mit seiner Wirtschaftspolitik die Verbraucherkredite und erzeugte einen amerikanischen Konsumgüter-„Boom“.

LaRouches Prognose der Rezession von 1957-58

Hierbei betrachtete Lyn den realwirtschaftlichen Prozeß. Aus den Berichten des US-Statistikamts geht hervor, daß die US-Exporte von Industriegütern 1955 mit einem Wert von 8,6 Mrd. Dollar 30% niedriger waren als 1950; 1960 waren sie immer noch um 20% niedriger. Die US-Handelsbilanz bei Industriegütern war in diesem Zeitraum natürlich positiv, aber sie betrug 1945 +5% des amerikanischen BIP, 1950 +3,5% des BIP, 1955 +1,3%, 1960 +0,6%, und verschwand vor 1970 ganz.

Kredite wurden anderweitig vergeben. Die Vergabe von Hypothekendarlehen stieg von einer vernachlässigbaren Größe 1950 auf 57 Mrd. Dollar 1960. Die Vergabe von Autokrediten stieg von praktisch Null im Jahr 1950 auf 16 Mrd. Dollar 1960. Die Zahl der Autos auf den Straßen stieg von 30 Millionen 1950 auf 80 Millionen 1955.

Als Lyndon LaRouche diese Blase bei den Autokrediten analysierte, deren Platzen die Autobauer ebenso wie die Händler treffen sollte, sah er die Rezession von 1957 kommen: Die US-Autoproduktion lag 1950 bei 5 Mio. Fahrzeugen, 1956 bei 8 Mio. und ging 1958 wieder auf 5 Mio. zurück. Die Autoindustrie beschäftigte damals 15% der US-Arbeitskräfte.

Aber es war die Binnenorientierung der US-Wirtschaft zur Finanzierung und Herstellung von Konsumgütern – wodurch die Produktivität der Wirtschaft gegenüber der industriellen Infrastruktur der Rooseveltschen Großprojekte und Kriegsmobilisierung sank –, worin LaRouche die Probleme für Bretton Woods sah. Roosevelts Absicht, Infrastruktur und industrielle Entwicklung in unterentwickelten Regionen zu fördern, wurde aufgegeben.

Später bezeichnete LaRouche seine Rezessionsprognose als „eine im Februar 1957 abgeschlossene Studie über die längerfristigen Trends der Kapitalbildung, die für dieses Jahr eine Rezession vorhersagt, die die der Jahre 1947-49 und 1954 übertrifft und über einen längeren Zeitraum andauern wird“.

1961: Warnung vor einer Depression

Noch außergewöhnlicher war seine erste veröffentlichte Langzeitprognose „Depression Ahead?“ 1961, über die er sagte, sie solle die erste von drei Studien im International Socialist Review sein. Die Zeitschrift und ihre politische Führung zensierten Lyn unvermittelt, und er vervollständigte die Studie 1967 in Die dritte Stufe des Imperialismus, der ersten Massenpublikation seiner eigenen unabhängigen Bewegung.

Mit „Depression Ahead?“ begann LaRouche, nicht nur die schicksalhaften wirtschaftlichen Ereignisse der 60er Jahre vorauszusagen, die zum Zusammenbruch von Bretton Woods führten, sondern auch deren Auswirkungen auf die Gesellschaft. Die Konzentration der US-Wirtschaft auf den eigenen Konsum würde die Überschüsse im Warenhandel abbauen, die für die globale Reservefunktion des Dollars wichtig waren – und tatsächlich verschwand der US-Warenhandelsüberschuß Ende der 60er Jahre. In den Vereinigten Staaten und den europäischen Ländern würde es „einen unvermeidlichen Impuls für eine Schachtsche Wirtschaftspolitik“ geben – gemeint war die Politik von Hitlers Zentralbanker Hjalmar Schacht, eine Austerität, die zu einer beständigen, unbegrenzten Senkung der Reallöhne führt.

Und es würde „eine neuartige Beziehung zum unterentwickelten Sektor“ geben. Dieser Ansatz, die Verlagerung der Produktion einiger Industriezweige aus den Industrieländern in Schachtsche Arbeitslager in der Dritten Welt, war Gegenstand von LaRouches Kritik in Die dritte Stufe des Imperialismus von 1967. Dieser direkte Angriff auf die „Globalisierung“ erschien lange, bevor dieser Begriff erfunden wurde.

Ebenso wichtig ist LaRouches Feststellung: „Die Abflachung der technologisch orientierten Expansion der US-Industriekapazitäten (und der Beschäftigung) bedeutete eine drastische Verringerung der Beschäftigungsmöglichkeiten von Minderheiten.“ Es gebe „eine demoralisierende Verschiebung der Beschäftigungsaussichten von Highschool- und Universitätsabsolventen weg von produktionsorientierten“ Jobs. Und dies, so prognostizierte er, bedeutete, daß sich viele Jugendliche in den Vereinigten Staaten und Europa in den 60er Jahren als Reaktion auf die tatsächliche Verschlechterung der wirtschaftlichen Bedingungen radikalisieren würden, die arbeitende Bevölkerung jedoch erst später.

Diese Erkenntnis aus der Zeit vor dem Vietnamkrieg war vielleicht die außergewöhnlichste frühe Prognose LaRouches. Sie definierte seine Strategie für den Aufbau seiner unabhängigen politischen Bewegung: Er wollte radikalisierte Studenten und Hochschulabsolventen mit besonderem Gespür und Engagement für das Wohl anderer finden, um ihnen seine Wirtschaftsmethode beizubringen, damit sie in der Lage sind, radikalisierten Werktätigen ihr gemeinsames Interesse mit den Arbeitslosen und den Werktätigen der unterentwickelten Länder aufzuzeigen. Die dritte Stufe des Imperialismus sollte Studenten, die gegen den Vietnamkrieg waren, die Schachtsche faschistische Politik aufzeigen, die einem solchen Kolonialkrieg zugrunde liegt. Sie sollten sich für eine Politik der Industrialisierung und der Entwicklungsprojekte in der Dritten Welt einsetzen. Damit könnten sie sich mit den politischen Gegnern der Studenten, den amerikanischen und europäischen Facharbeitern, verbünden, die nicht erkannten, wie und warum ihre Arbeitsplätze in die Schachtschen Arbeitslager im Süden abwanderten. Es sei an eines von Lyns ersten Wahlplakaten erinnert: „Dieser Mann kann Ihnen einen Job beim Wiederaufbau der Welt verschaffen!“

… und dem Ende von Bretton Woods

In seinem Artikel aus dem Jahr 1961 hatte LaRouche bereits vorausgesagt, daß bei einer Fortsetzung der US-Geldpolitik bis zum Ende des Jahrzehnts eine Reihe von Währungskrisen zu erwarten seien, die zum Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems mit festen Wechselkursen und Goldreserve führen würden. Die Pfundkrisen von 1966 und 1967, die im November 1967 zu einer unkontrollierten Abwertung des Pfund Sterlings um 15% führten, erwiesen sich als Auslöser. In der Nachkriegszeit hatten die Briten ihr koloniales System der „Empire-Handelspräferenzen“ und den „Pfund-Sterling-Block“ innerhalb des auf dem Dollar basierenden Bretton-Woods-Systems aufrechterhalten. Und seit Ende der 50er Jahre verstießen Londoner Banken eklatant gegen die Bretton-Woods-Regeln, indem sie in London hochverzinsliche Konten für Dollar-Einlagen eröffneten und dann hoch verzinste, eigentlich nicht rückzahlbare Dollar-Schulden von Ländern der Dritten Welt aufbauten, die als Eurodollar-Kredite bekannt wurden.

Dies war das diametrale Gegenteil der von Franklin D. Roosevelt in Bretton Woods beabsichtigten Politik gegenüber den britischen, französischen, belgischen und niederländischen Kolonien, als diese sich selbst befreiten. Eisenhower erhob keinen Einspruch, als sich die Briten das Recht anmaßten, Dollars zu drucken. Kennedy tat es ausdrücklich, zweimal, im Jahr 1963. Nach seiner Ermordung kommentierte der Chef der Citibank, Walter Wriston, gegenüber der New York Times abfällig: „Wir sind gerade noch einmal einer Phase von Kapitalkontrollen entgangen“, die Kennedy wollte.

Die starke Pfundabwertung setzte den Dollar unter enormen Druck, der durch die weitgehende Abkehr von der Politik der Investitionsgüterexporte unter Roosevelt, den daraus resultierenden Zusammenbruch der US-Handelsbilanz und die Inflation bereits geschwächt war.

LaRouche griff wiederholt Arthur F. Burns an, den politisch konservativen, liberalen keynesianischen Ökonomen, Lehrer und Mentor von Milton Friedman, Leiter von Eisenhowers Wirtschaftsbeirat und Nixons Chef der Federal Reserve. In dieser Funktion erhöhte Burns 1970-71 die Geldmenge rapide und drängte gleichzeitig auf Lohn- und Preiskontrollen, bis Nixon diese im August 1971 einführte, nachdem er die Bindung des Dollars ans Gold aufgehoben hatte.

Die Lohnkontrollen und diese Schachtsche faschistische Politik gegenüber den unterentwickelten Ländern waren die Hauptthemen in LaRouches berühmter Debatte mit Professor Abba Lerner von der Universität New York im Dezember 1971. Professor Lerner galt als der brillanteste unter den damaligen keynesianischen Wirtschaftswissenschaftlern. In der Debatte unterstützte er Nixons Maßnahmen; er befürwortete die Lohn- und Preiskontrollen; schließlich mußte Lerner unter dem Druck von LaRouches Argumentation zugeben, daß dies zum Schachtschen Faschismus führen würde, wobei Schacht namentlich genannt wurde – und das vor einem Publikum von Hunderten von Studenten und Dozenten des New York City College.

Bekanntlich hat Lyndon LaRouche als Reaktion auf die Bestätigung seiner Wirtschaftsprognosen und -methoden vom 15. August 1971 sein eigenes Nachrichtensystem organisiert und einen Nachrichtendienst, Executive Intelligence Review, gegründet. Man erinnere sich: Die wichtigsten Anliegen von EIR zu Beginn der 70er Jahre waren: die Schaffung des Europäischen Währungssystems, der sogenannten Goldenen Schlange fester Wechselkurse im europäischen Wirtschaftsraum; die Schaffung einer Internationalen Entwicklungsbank, Lyns Konzept, das 1976 von den blockfreien Nationen übernommen wurde; die Ausgabe von goldgedeckten Industrieentwicklungsanleihen durch die Vereinigten Staaten zu 500 Dollar pro Unze Gold.

All dies waren LaRouches Schritte zur Wiederherstellung von Bretton Woods in dem Sinne, wie es von Roosevelt geplant war. Seit Beginn seiner „drei Phasen wirtschaftlicher Studien“ in den 50er Jahren war LaRouches Verständnis der Dringlichkeit von Roosevelts antibritischer Politik von Bretton Woods und Dumbarton Oaks grundlegend für alle seine außergewöhnlichen Prognosen.