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Neue Solidarität
Nr. 41, 14. Oktober 2021

Wichtiges kurzgefaßt

Mehr Länder bauen mehr Kernkraftwerke als je zuvor

Die in Europa so fieberhaft vorangetriebene Umstellung der Energieversorgung auf Sonnen- und Windenergie hat die meisten Länder der Welt nicht überzeugt. Dies gilt umso mehr, als sich Länder wie Deutschland und das Vereinigte Königreich in letzter Zeit gezwungen sahen, ihre Kohleverstromung zu erhöhen, um den Mangel an Wind und Sonne auszugleichen.

Nach Angaben der World Nuclear Association befanden sich im Mai 2021 52 neue Kernkraftwerke in 19 Ländern weltweit im Bau. Die größten Bauherren sind China (14), Indien (6) und Südkorea (4), während Rußland, die Vereinigten Arabischen Emirate und die Türkei jeweils drei Anlagen im Bau haben.

Alle 52 Anlagen zusammen werden nach ihrer Fertigstellung die jährliche Stromerzeugung um etwa 383 TWh erhöhen, verglichen mit den 2553 TWh, die von den weltweit 441 bestehenden Kernkraftwerken im Jahr 2020 erzeugt werden, was einer Steigerung um 15% entspricht.

In Westeuropa sind nur Großbritannien und Frankreich mit jeweils einem Kraftwerk dabei. In Osteuropa haben neben Rußland auch die Slowakei und Weißrußland jeweils einen Kernreaktor im Bau, Slowenien und Ungarn erwägen ihren Bestand auszubauen und Polen möchte bald zu den „Atom-Neulingen“ gehören.

Rußland hat sich in jüngster Zeit auf den Bau schwimmender kleiner Reaktoren spezialisiert, um Städte und Bergbaukomplexe in Sibirien mit Strom zu versorgen, und bietet solche Anlagen nun auch anderen Ländern an. Afrika, wo Rosatom sehr aktiv ist, könnte in naher Zukunft zu einem bevorzugten Exportmarkt werden. China macht seinerseits bemerkenswerte Fortschritte bei den gasgekühlten Hochtemperaturreaktoren.

Während sich immer mehr Länder der Kernenergie zuwenden, ist die Unzuverlässigkeit anderer nicht fossiler Energiequellen unbestreitbar. In Deutschland meldete das Statistische Bundesamt, daß in den ersten sechs Monaten des Jahres 2021 die Kohle zum wichtigsten Energielieferanten wurde, um den Einbruch der erneuerbaren Energien auszugleichen. Der Anteil der Stromerzeugung aus Windkraftanlagen ging von 29% im ersten Halbjahr 2020 auf 22% in diesem Jahr drastisch zurück. Die kombinierte Stromerzeugung aus „erneuerbaren“ Energien ging um 11,7% zurück, wodurch ihr Gesamtanteil am nationalen Energiemix auf 44% sank – der niedrigste Wert seit dem ersten Halbjahr 2018. Die Lücke wurde durch „konventionelle“ Energiequellen (Kohle, Gas, Kernenergie) gefüllt, die zusammen einen Anteil von 56% beisteuerten, was stark dazu beigetragen hat, die jüngste Inflationswelle in Gang zu setzen. Nicht weniger als 27% dieses Anteils entfielen auf Kohle, während der Anteil von Erdgas leicht auf 14% anstieg und der Anteil der Kernenergie bei 12% blieb.

* * *

Deutsche Industrieführer fordern Aussetzung des Atomausstiegs

Die Präsidenten von zwei führenden deutschen Industrieverbänden haben die Bundesregierung aufgefordert, die geplante Abschaltung der sechs verbleibenden Kernkraftwerke in Deutschland auszusetzen. Drei dieser Kraftwerke sollen bis Ende dieses Jahres abgeschaltet werden, die anderen drei bis Ende 2022.

In einem Interview mit der Bild-Zeitung vom 17. September sagte der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Stefan Wolf: „In den kommenden Jahren wird der Strombedarf steigen, nicht zuletzt wegen der zunehmenden Elektromobilität, gleichzeitig steigen wir aus der Kohle aus und kommen mit dem Bau von Windkraftanlagen nicht hinterher.“ Daher sei eine „Diskussion über die Rückkehr zur Kernenergie“ notwendig.

Schon am 18. August hatte der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Christian Kullmann, gegenüber der Frankfurter Allgemeinen erklärt, der Import von mehr Strom bei steigenden Preisen werfe die Frage auf, „ob wir die Kernenergie nicht selbst stärker nutzen sollten – zumindest so lange, wie wir keine (alternative) Grundlast zur Verfügung haben. Denn wenn wir von Importen abhängig werden, wird es richtig teuer.“ Er forderte, daß die nächste Regierung, welche auch immer es sein mag, den Ausstieg rückgängig machen sollte.

Deutschlands Besessenheit, aus der Kernenergie auszusteigen, hat auch anderswo in Europa heftige Kritik hervorgerufen. Im Mai veröffentlichte die französische Ecole de Guerre Economique (EGE – Schule für wirtschaftliche Kriegsführung) einen Bericht mit dem Titel „Ich greife an! Wie Deutschland versucht, Frankreich in der Energiefrage dauerhaft zu schwächen“. Der Bericht zeigt, wie Deutschland durch den Atomausstieg und sein irrsinniges Streben nach Dekarbonisierung die gesamte EU-Wirtschaft in einen Konflikt mit seinen europäischen Nachbarn getrieben wird, insbesondere mit Frankreich.

Eine Zusammenfassung dieses Berichts wurde von der französischen Website ContrePoints veröffentlicht, die feststellt, daß „Deutschland es auf brillante Weise geschafft hat, seine Interessen auf Kosten bestimmter EU-Mitgliedstaaten durchzusetzen“, indem es verschiedene europäische Institutionen infiltriert und die Debatte „hinter einer Fassade der Moralisierung“ über Ökologie und Umwelt manipuliert hat.

Laut ContrePoints „ist Deutschland der Hauptnutznießer der EU-Finanzierung für Projekte zur Gewährleistung einer ,sicheren, sauberen und effizienten Energieversorgung‘“. Frankreich wird dazu aufgerufen, eine Gegenbewegung aufzubauen, die das deutsche Vorgehen anprangert, „das den Interessen der EU zuwiderläuft“.