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Neue Solidarität
Nr. 29, 21. Juli 2022

– Gastkommentar –

Alles, was wir besonders gut können, sollte gefördert werden

Von Guus Berkhout

Der Autor ist Wissenschaftler, Professor emeritus der Universität Delft und Gründer der Organisation Climate Intelligence (CLINTEL).

Eine Zusammenfassung dieses Artikels erschien am 6. Juli im „Telegraaf“, der größten Tageszeitung der Niederlande. Er konzentriert sich auf die Lage in den Niederlanden, aber ich gehe davon aus, daß er mit geringfügigen Änderungen auf viele gärende westliche Demokratien anwendbar sein wird. Ich schlage vor, daß die Bürger in vielen Ländern ihre Anstrengungen bündeln, um den Niedergang zu stoppen. – Guus Berkhout

Die Niederlande wurden zu einem wohlhabenden Land, weil sie in vielen Bereichen Spitzenleistungen erbrachten. Diese Exzellenz beruhte auf gut ausgebildeten Arbeitskräften. Lassen Sie mich namentlich die Ingenieure in unserem Energiesektor erwähnen, die rund um die Uhr für erschwingliche, zuverlässige und saubere Energie sorgen. Lassen Sie mich auch die Fachleute in unserem öffentlichen Verkehrswesen erwähnen, das für seine Pünktlichkeit und seinen Komfort weithin gelobt wurde. Und lassen Sie mich ganz besonders unsere Landwirtschaft erwähnen, die weltweit als Musterbeispiel dafür gilt, wie man intensiv und zunehmend nachhaltig Landwirtschaft betreiben kann. Und ich könnte immer so weitermachen. Die Niederlande waren ein Land, auf das man stolz sein konnte. Wie konnten sie in so kurzer Zeit so sehr auf den falschen Weg geraten?

Lassen Sie mich gleich auf den Punkt kommen. Bei allem Respekt, unser Land wird seit vielen Jahren von Ministern regiert, die keine Ahnung mehr von ihrem Ressort haben. Ihre Inkompetenz macht sie zur leichten Beute für militante Gruppen und gerissene Lobbyisten. Das Ergebnis sind Regeln und Gesetze, die völlig an der Sache vorbeigehen. Anstatt Probleme zu lösen, werden Krisen geschaffen. Die Folge ist, daß sich die Krisen häufen. Schritt für Schritt wird jeder wirtschaftliche und soziale Bereich Opfer der Inkompetenz der Regierung. Es scheint, als ob jede erfolgreiche nationale Aktivität zerstört werden muß, am besten noch vor 2030.

Im niederländischen öffentlichen Sektor gilt heute die Devise: „Wir dürfen nicht denken und arbeiten ausschließlich nach Protokollen und Checklisten.“ Noch schlimmer ist, daß diese von oben verordneten Protokolle zunehmend von fanatischen Alarmisten und bigotten Ökologen stammen. Was für ein deprimierendes Arbeitsumfeld! Das Ergebnis ist, daß sich die Menschen in den Betrieben mehr und mehr wie Roboter fühlen, keine Perspektive mehr sehen und schließlich desillusioniert und deprimiert aussteigen. Genau das passiert jetzt.

Die Niederlande sind ein sehr kleines (41.543 km2) und sehr dicht besiedeltes (504/km2) Deltaland an der Nordsee. Es kämpft mit Platzproblemen. Wir brauchen Platz für Wohnungen, für Büros und Fabriken, für Eisenbahnen und Verkehrswege, für Landwirtschaft und Gartenbau, für Stadtparks und Naturschutzgebiete, usw., usw. Das erfordert mehr denn je die Kompetenz, den Ertrag pro Quadratkilometer nachhaltig zu maximieren. Ein solcher wissensintensiver Prozeß ist die Grundlage für kluge Entscheidungen für die Zukunft.

Schauen Sie sich die Hochwasserkrise des letzten Jahres in Europa an (Limburg, Ardennen, Eifel). Das war kein Klimaproblem, sondern das Ergebnis inkompetenter Verwaltung. Abholzung, Kanalisierung, Asphaltierung und immer mehr Solarparks waren die wahren Ursachen. Das Wasser konnte nicht in den Boden eindringen, deshalb kam es zu einem rasanten Anstieg des Wassers, und das endete in einer riesigen Flut. Zusammen mit den mitgerissenen Trümmern waren die Schäden enorm. Der Brüsseler Plan für noch mehr Abholzung wird die Situation in Zukunft noch verschlimmern und Grünen in der Verwaltung die Möglichkeit geben, dem Klima noch mehr Schuld zu geben.

Sehen Sie sich auch die Energiekrise an. Daran ist nicht (nur) der ukrainisch-russische Krieg schuld, sondern wiederum eine inkompetente Verwaltung, die Investitionen in fossile Brennstoffe verbietet. Unsere reichen Pensionsfonds waren dabei federführend! Ein weises niederländisches Sprichwort rät: „Wirf niemals alte Schuhe weg, bevor du neue gekauft hast.“ Windturbinen und Sonnenkollektoren sind nicht nur extrem teure und unberechenbare Energielieferanten, sie benötigen auch viel Platz. Sie sind also völlig ungeeignet, um unsere derzeitige Energieinfrastruktur („die alten Schuhe“) zu ersetzen. Die Verwendung von Wasserstoff zu Speicherzwecken macht diesen Zirkus der erneuerbaren Energien noch unsinniger.

Und dann ist da noch diese unsinnige Stickstoffkrise. Nach Ansicht der niederländischen grünen Bewegung verursacht der Einsatz von Düngemitteln durch die Landwirte eine Katastrophe für die angrenzenden Naturgebiete. Wenn die Landwirte nicht mehr mit hohen Hektarerträgen glänzen dürfen, wird für den gleichen Ertrag mehr Land benötigt. Aber wir haben dieses zusätzliche Land einfach nicht. Schauen Sie sich den nationalen Plan an, in dem unsere Regierung 160 (!) kleine Moorgebiete („Natura 2000-Gebiete“) schützen will; es ist kaum zu glauben, daß das als ernsthafte Politik gedacht ist. Die armen Bauern, die armen Niederlande! Warum soll unsere innovative Landwirtschaft einer künstlichen Natur auf künstlichen, unfruchtbaren Flächen Platz machen? Wußten Sie, daß unfruchtbares Land automatisch zu Wald wird und der Boden sich selbst bereichert, wenn man der Natur ihren Lauf läßt? Wollen wir nicht mehr Bäume?

Auch hier sind unsere Landwirte erfinderisch und bereit, ihr Herzblut in den weiteren Einklang zwischen intensiver Landwirtschaft und Natur zu stecken – aber nur in Zusammenarbeit mit Verwaltern mit gesundem Menschenverstand. Und sie haben Recht.

Das absurde nationale Kohlendioxid-Minderungsgebot (50% bis 2030) und der ebenso absurde nationale Stickstoffgrenzwert (0,9 g/ha) sind völlig unverhältnismäßig. Für ein Agrar- und Ernährungsland mit vielen Einwohnern je Hektar sollten andere Zahlen gelten als für ein Agrar- und Ernährungsland mit wenigen Einwohnern je Hektar. Den Haag und Brüssel haben das noch nicht begriffen. Vergleichen Sie die Bevölkerungsdichte der Niederlande mit der Dänemarks: 504/km2 gegenüber 137/km2.

Die beschlossenen grünen Ambitionen haben also weder mit der Realität zu tun, noch mit objektiver Wissenschaft, noch mit gesundem Menschenverstand. CO2 und NH3 sind künstliche Krisen, die von Klima- und Stickstoff-Alarmisten konstruiert wurden, die mit ihren düsteren Szenarien die Regierungen und Parlamente in Europa in ihrer Gewalt haben. Die naiven Verwalter erkennen jedoch nicht, wie wesentlich die Rolle von CO2 und NH3 in der Natur ist. Ist CO2 nicht der Rohstoff für alles Leben auf der Erde, und ist NH3 nicht unverzichtbar, um auch in Zukunft genügend Nahrung zu haben? Sind CO2 und NH3 nicht ein Segen für die Menschheit?

Es ist kaum zu glauben, aber zusätzlich zu CO2 und NH3 bereiten die grünen Alarmisten jetzt eine Methankrise vor. Ihrer Meinung nach ist CH4 die ultimative Katastrophe für den Planeten Erde. Wenn die Stimme des Volkes in Regierung und Parlament nicht mehr gehört wird, versagt die Demokratie. Wir brauchen in unserem Land dringend ein Wiederaufbau-Kabinett mit einem kompetenten Team von Projekt-Ministern, die den Inhalt ihres Portfolios in- und auswendig kennen, und die zum nicht Spielball werden von manipulierten Beratungsgremien (die schon wissen, was das Ergebnis sein wird), kommerziellen Forschungsfirmen (die schon beim Schreiben ihres Vorschlags an einen Folgeauftrag denken) und gerissenen Lobbyisten (die die großen Subventionstöpfe plündern).

Es hat sich herausgestellt, daß es außerhalb des öffentlichen Sektors hervorragende Verwalter gibt, die bereit sind, für eine begrenzte Zeit nach Den Haag (dem Sitz unserer Regierung) zu kommen, um ein kohärentes Wiederaufbau-Programm zu starten, das die Niederlande wieder zu einem produktiven und glücklichen Land macht. Je früher, desto besser!