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Neue Solidarität
Nr. 29, 21. Juli 2022

Prinzipien der landwirtschaftlichen Produktivität

Mit Wissenschaft und Kultur die Hungersnot beenden

Ein Runder Tisch zur Landwirtschaft

Im Rahmen der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 18. Juni 2022 präsentierten Nahrungsmittelproduzenten aus den USA – Farmer, Rancher und Fischer – ihre Ideen und Gedanken zur Krise der Landwirtschaft und der Nahrungsmittelversorgung. Bob Baker, der Landwirtschaftsbeauftragte des Schiller-Instituts, stellte die Redner vor, dann sprachen Mike Callicrate, Rinderzüchter und -verarbeiter sowie Gründer und Präsident von Ranch Foods Direct, Wilbur, Ken und Kyle Kehrli, Mitglieder einer Familie, die seit fünf Generationen Viehzucht und Ackerbau betreibt, Jon Baker, Viehzüchter und Bankier in der Landwirtschaft, Frank Endres, Weizenerzeuger und Viehzüchter und langjähriges führendes Mitglied der National Farmers Organization, James Benham, Präsident des Bauernverbands von Indiana und Mitglied des nationalen Vorstands der National Farmers Union, und der Hochseefischer James Moore, früherer Präsident der Alaska Trollers Association.

Nahrung und Zukunft für alle garantieren

© Schiller-Institut
Bob Baker

Bob Baker: Hallo! Ich bin Bob Baker vom Schiller-Institut. Sie werden jetzt von acht amerika­nischen Landwirten und einem Fischer über die schrecklichen Bedingungen hören, denen die Lebensmittelproduzenten ausgesetzt sind. Sie erläutern hier die produktiven Produktions­prinzipien, die wir für ein neues System brauchen, das Nahrung und eine Zukunft für alle Menschen auf der Welt garantiert.

Wir haben einen weltweiten Nahrungsmittelnotstand. Heute leiden viele Millionen Menschen unter extremem Hunger, und bald werden es ein bis zwei Milliarden Menschen sein, die kurz vor dem Verhungern stehen. Die weltweiten Getreidevorräte und die Produktion schrumpfen. Das muß gestoppt werden!

Das ist eine Frage der Kultur, der Wissenschaft und der Staatskunst. Wir sind alle daran beteiligt. Das Schiller-Institut hat 1988 in Chicago eine Initiative „Nahrung für den Frieden“ ins Leben gerufen, um das zu verhindern, was sich jetzt abzeichnet. Lassen Sie uns heute gemeinsam die Initiative „Nahrung für den Frieden“ erneuern.

Die Landwirte, die Sie hören werden, kommen aus fünf US-Bundesstaaten – aus dem Mittleren Westen, Kalifornien und Alaska. Wir wollen mit Colorado und Kansas beginnen. Ich danke Ihnen.

Beseitigt die Finanzmonopole!

© Schiller-Institut
Mike Callicrate

„Das Geld und die politische Macht der Wall Street haben Amerikas Lebensmittelsystem ruiniert, unsere Landwirte und Viehzüchter in den Bankrott getrieben, unsere Böden abgebaut, unsere Umwelt verschmutzt, unser kostbares Wasser verschwendet und uns nur noch teure, industriell hergestellte Lebensmittel gelassen, die uns krank machen.“Occupy Wall Street Food Day, Dezember 2011

Mike Callicrate: Ich bin Mike Callicrate; ich komme aus Colorado Springs in Colorado. Ich führe hier ein Lebensmittelunternehmen und auch einen Viehzuchtbetrieb in St. Francis, Kansas, das direkt an der Grenze [zu Colorado] liegt. Wir haben hier ein Modell für das Lebensmittelsystem aufgebaut, das meiner Meinung nach auch in Zukunft funktionieren wird.

Ich möchte Helga LaRouche und dem Schiller-Institut für die Gelegenheit danken, heute über die Finanzialisierung der globalen Monopole zu sprechen – insbesondere über die Finanzialisierung unseres Ernährungssystems. Ich stimme zu, daß es keinen Frieden geben kann, wenn wir keine Gerechtigkeit schaffen können. Es kann auch keinen Frieden geben, wenn wir die hungernden Menschen auf der Welt nicht angemessen mit Nahrungsmitteln versorgen können. Und ich sehe, wie die Finanzialisierung und die globalen Finanzmonopole jede Hoffnung auf eine tatsächliche Versorgung der Hungernden in der Welt zunichte machen.

Das erinnert mich ein wenig daran, wie ich gelernt habe, wie wichtig Lebensmittel sind und wie wichtig der Wohlstand, der durch die Produktion von Lebensmitteln geschaffen wird, für unsere globale Wirtschaft ist.

Ich war auf meinem zehnjährigen Klassentreffen in Evergreen, Colorado, und die Mutter von Tina Owens fragte mich: „Mike, was machst du beruflich?“ Und ich antwortete: „Nun, ich bin Farmer und Rancher.“ Sie sagte: „Oh, wow! Du schaffst Wohlstand.“ So hatte ich noch nie darüber nachgedacht. Sie sagte: „Ja, als ich ein junges Mädchen war, erklärte mir mein Großvater, wie Landwirte und Viehzüchter Wohlstand schaffen. Er sagte auch, daß das Problem darin besteht, daß alle anderen nur absahnen und mehr verdienen als sie sollten.“

Es gibt soviel Macht im Finanzsektor, ich vergleiche das gerne mit einem Bandwurm. Sie entziehen dem Land und den Menschen, die die Arbeit machen, den geschaffenen Reichtum, stecken ihn in ihre eigenen Taschen und konzentrieren diesen Reichtum in den Händen von immer weniger Menschen.

Wie wir aus der Geschichte wissen, ist die Konzentration von Macht und Reichtum die größte Bedrohung für jede freie Gesellschaft. Ich würde also gerne sehen, daß dieses globale Finanzsystem, das allen, die Reichtum schaffen, den Reichtum entzieht – sei es in der Landwirtschaft, beim Abbau von Ressourcen oder was auch immer –, einfach beendet wird. Und wir müssen sie dazu bringen, wieder echte Arbeit zu leisten. Wir müssen den Interessen derer, die den Reichtum schaffen, Vorrang einräumen, ob es sich nun um die Menschen handelt, die unsere Lebensmittel anbauen, oder um die Menschen, die andere Dinge herstellen, oder um die Arbeiter innerhalb des Systems, das die Wertschöpfung erbringt, damit das Essen auf unsere Teller kommt. Wir müssen damit beginnen, ihnen beim Aufbau eines neuen Lebensmittelsystems wieder Vorrang einzuräumen.

Das neue Lebensmittelsystem sollte auf bäuerlichen Familienbetrieben und Viehzüchtern beruhen, die für eine gute Tierhaltung sorgen und durch bessere Formen der landwirtschaftlichen Produktion der Klimaproblematik helfen. Ich wünsche mir, daß die Regierungen der Welt diese Art von Lebensmittelsystemen unterstützen, die wieder Wohlstand schaffen und eine gute Ernährungssicherheit in allen Teilen der Welt gewährleisten. Die Welt sollte sich selbst ernähren.

Die größte Lüge der Vereinigten Staaten war, daß „wir die Welt ernähren“ würden. Heute können wir uns nicht einmal mehr selbst ernähren, weil die Brasilianer unsere Rindfleischbranche beherrschen und die Chinesen unsere Schweinefleischbranche. Wir sind in einem furchtbaren Zustand; wir können uns nicht selbst ernähren und wir steuern auf den Zusammenbruch des globalen Finanzsystems zu.

Ich möchte also, daß das Finanzsystem verschwindet – nicht nur Konkurs anmeldet, sondern einfach verschwindet –, und daß die Finanzsysteme lokaler werden, damit sie den Menschen dienen und nicht den Konzernen auf der ganzen Welt. Ich würde gerne sehen, daß in Zukunft kein Konzern mehr irgendeinen Anteil an einer lebenswichtigen, kritischen Branche besitzen darf.

Ein gutes Beispiel ist derzeit die Babynahrung. Abbott ist Teil eines staatlich geförderten Monopols für die Herstellung von Babynahrung, aber ihr Geschäft mit Babynahrung macht nur 5% ihres Geschäfts aus. Sie kümmern sich nicht wirklich darum, der Vorstandsvorsitzende hat wahrscheinlich keinen Blick dafür. Aber sehen Sie sich an, welche Folgen diese Macht der Lebensmittelkonzerne für Amerika hat. Das muß aufhören.

Dazu braucht man natürlich einen willigen Kongreß, der endlich anfängt, Kartellgesetze durchzusetzen. Wir müssen die Konzentration von Macht und Reichtum aufbrechen. Um das zu erreichen, brauchen wir ein erneuertes Rechtssystem mit Richtern, die für die Durchsetzung der Kartellgesetze sind, anders als die von Reagan ernannten Richter, die meinten, der Staat wäre das Problem und Unternehmen brauchten überhaupt keine Vorschriften.

Der Handel sollte nicht zwischen Cargill und uns stattfinden, sondern zwischen den Menschen, die die Lebensmittel produzieren, und den Menschen, die die Lebensmittel essen. Das ist das Lebensmittelsystem, das wir hier in Colorado Springs aufbauen. Ein weiteres aktuelles Beispiel ist Cargill in der Ukraine. Cargill ist eines der größten globalen Raubtiere auf diesem Planeten. Cargill sollte in keiner dieser lebenswichtigen Branchen tätig sein dürfen.

Wir müssen einfach diese Konzernmacht auf der ganzen Welt brechen. Sie sind die wahren Herren der Branche, sie sind die wahren Herrscher über unsere Lebensmittelversorgung. Sie sind wie die Bergbaukonzerne, sie nehmen sich alles. Sie nehmen sich die gesamte Ressource, bis sie aufgebraucht ist, und dann gehen sie woanders hin und machen ihre Geschäfte. Sie suchen auf der ganzen Welt nach den hungrigsten Menschen, die am billigsten arbeiten, um diese Produkte an die Märkte mit dem höchsten Verbrauch zu verkaufen, und das sind die Vereinigten Staaten. Aber wenn man sich unsere Finanzen ansieht, sind wir pleite, und wir müssen die Schaffung von mehr Wohlstand im eigenen Land fördern. Und wir müssen diejenigen unterstützen, die den Wohlstand produzieren, den wir zum Überleben brauchen, insbesondere in Form von Nahrungsmitteln.

Billignahrungsmittel ruinieren die Familienbetriebe

© Schiller-Institut
Jon Baker

Jon Baker: Hallo! Ich bin Jon Baker aus dem ländlichen Iowa. Ich bin Viehzüchter in vierter Generation und Bankier in unserer Gemeinde. Ich möchte Helga LaRouche und dem Schiller-Institut für die Gelegenheit danken, heute mit Ihnen sprechen zu können.

Ich werde hier ein paar Punkte zur Lage der Landwirtschaft und zur Lage des ländlichen Raums in Amerika ansprechen. Wir sind hier im ländlichen Amerika an einem Wendepunkt angelangt. Unsere bäuerlichen Familienbetriebe sind an einem Punkt angelangt, an dem sie entweder in den Ruhestand gehen oder gezwungen sind, auf eine Größe zu wachsen, die eine komfortable finanzielle Situation ermöglicht. Die Vielfalt, die der Familienbetrieb früher hatte und als Sicherheitsnetz bot, gibt es nicht mehr. Viele junge Erzeuger schließen Verträge mit großen vertikalen Integratoren für die Viehzucht, vor allem für Schweine- und Geflügelfleisch, um sich zu diversifizieren.

Ich glaube, daß wir in den letzten 30-40 Jahren auf der Grundlage billiger Lebensmittel an diesen Punkt gelangt sind. Die Agrarprogramme waren auf billige Lebensmittel ausgerichtet und begünstigten große Verarbeitungsunternehmen sowie ein Subventionsprogramm für die Verluste der Erzeuger anstelle eines Paritätspreisprogramms, das die Erzeugerpreise über den Produktionskosten hält. Dies ermöglichte es großen, multinationalen Verarbeitern, Produkte – hauptsächlich Getreide – zu oder unter den Produktionskosten zu kaufen. Das hat die große Mehrheit der Familienbauern vom Land oder aus der Produktion vertrieben.

Ich glaube, der beste Weg, den letzten 30-40 Jahren dieser Politik entgegenzuwirken, ist die Rückkehr zu der Wirtschaftspolitik, auf der unser Land aufgebaut und gegründet wurde, und zwar mit LaRouches Vier Gesetzen als Hauptmotor. Physische Produktion und Infrastruktur sind die Schlüssel dazu.

Drei Generationen

© Schiller-Institut
(v.l.:) Kyle, Ken und Wilbur Kehrli

Wilbur Kehrli: Ich bin Wilbur Kehrli, zusammen mit meinem Sohn Ken und meinem Enkel Kyle. Meine Großeltern und meine Eltern haben die Große Depression in den 20er und 30er Jahren erlebt. Ich bin schon mein ganzes Leben lang in der Landwirtschaft tätig, seit etwa 84 Jahren. Ich habe viele Dinge kommen und gehen sehen. Das Traurige daran ist, daß ich den Niedergang der unabhängigen Erzeuger miterlebt habe. Die Wall Street und die großen Konzerne bestimmen unsere Produktion, aber sie sind nicht effizienter. Sie bestimmen nur den Wert der Produkte, und das führt zum Niedergang der unabhängigen Produzenten.

In den 1920er Jahren gab es ein Gesetz – den Packers and Stockyards Act –, das in Kraft trat und die Vorherrschaft der Bahnkonzerne und Verarbeitungsunternehmen in unserem System brach. Dieses Gesetz ist immer noch in Kraft; wir haben nur keine Politiker mit genügend Durchsetzungsvermögen, um es durchzusetzen, deshalb werden sowohl die unabhängigen Erzeuger als auch die Verbraucher an diesem Punkt unseres Produktionssystems wirklich übervorteilt.

Aber es gibt Licht am Ende des Tunnels. Wir müssen das Bankensystem überarbeiten, das Glass-Steagall-Gesetz wieder einführen, den fairen Marktwert für landwirtschaftliche Produkte wiederherstellen, die Kultur in die Landwirtschaft zurückbringen. Es geht um mehr als nur um das Agrobusiness.

Ken Kehrli: Hallo, mein Name ist Ken Kehrli. Ich bin ein unabhängiger Schweinefleischerzeuger aus dem Nordosten Iowas. Seit 1985 bin ich Vollzeit-Schweinefleischerzeuger. Ich habe miterlebt, wie sich unsere Branche von einem Modell unabhängiger, kleinerer Farmen zu viel größeren Betrieben konsolidiert hat. Es ist ein sehr effizientes System in Bezug auf das Volumen – solange alles funktioniert! Die jüngsten Probleme, die positiven COVID-Tests bei den Beschäftigten in den Schlachtbetrieben, die Betriebsstilllegungen und ähnliches haben unsere Branche stark beeinträchtigt. Jetzt drohen uns eingeschleppte Tierseuchen, und die Betriebsschließungen sind schrecklich für die Menschen, die sich um die Tiere kümmern, und für die Tiere.

Auch hier handelt es sich um ein sehr effizientes System; wir können Schweinefleisch in den USA so billig und effizient produzieren wie kein anderer auf der Welt, und es ist ein großartiges Proteinprodukt. Das Problem ist nur, daß sich die Probleme vervielfachen, wenn das System gestört wird.

Die einzige Lösung, die ich mir vorstellen kann, vor allem jetzt, wo die Lebensmittelsicherheit weltweit ein großes Thema ist, sind lokale Systeme. Dazu gehören humane Schlachtung, Verpackung, Verarbeitung, Zuschnitt auf lokale Verbraucherwünsche und die Wiederherstellung eines Systems, das einzelne Familien, Restaurants, Lieferdienste und Lebensmittelgeschäfte bedienen kann. In einigen Fällen gibt es jetzt in Iowa sogar Fleischereien, in denen Fleischprodukte fehlen. Auch hier scheint mir die Aufnahme dieser Komponente zumindest in unser Produktionssystem von großem Nutzen zu sein.

Derzeit muß in den USA jedes fünfte Schwein exportiert werden. Und wenn keine Container zur Verfügung stehen oder geopolitische Probleme diese Ausfuhr von Schweinen zum Erliegen bringen, kommt es zu einer weiteren Konsolidierung in unserer Branche, weil dadurch mehr unabhängige Erzeuger aus dem Geschäft gedrängt werden.

Noch einmal: Wir sind in Iowa, mitten im Brotkorb der Vereinigten Staaten, und der Durchschnittsverbraucher macht sich Sorgen um die Ernährungssicherheit. Vielleicht sind also die lokale Produktion und die lokalen Systeme eine positive Entwicklung.

Kyle Kehrli. Ich bin Kyle Kehrli. Ich lebe hier im Nordosten Iowas mit Wilbur und Ken. Ich bin die fünfte Generation unserer Familie, die hier in den USA Landwirtschaft betreibt. Ich habe zwei kleine Mädchen – vier und sechs –, sie werden also die sechste Generation sein. Ich habe sieben Jahre lang in der Stadt gearbeitet, bevor ich nach Hause zurückkehrte. Seit vier Jahren betreibe ich die Landwirtschaft nun in Vollzeit.

Als ich 2005 meinen Abschluß machte, brachte der Ackerboden etwa 5000 Dollar pro Hektar ein. Heute, im Jahr 2022, liegt dieser Wert bei 18-20.000 Dollar. Wir haben also eine rasante Inflation innerhalb eines kurzen Zeitraums erlebt. Das macht es für junge Erzeuger sehr schwierig, noch einmal bei Null anzufangen. Sie brauchen Unterstützung über Generationen hinweg, um in der Landwirtschaft Fuß fassen zu können. Wir sehen, wie das Wissen der Generationen verlorengeht, während die Jüngeren sich abmühen, wieder einzusteigen und zu versuchen, ins Spiel zu kommen.

Ein weiteres Problem, ist, daß die großen Konzerne die Kontrolle über das Angebot an Tieren, die in das System kommen, übernommen haben. Aber wenn wir versuchen, in Verkaufsstellen vor Ort Absatz zu finden, gibt es immer weniger Käufer bei diesen Veranstaltungen. Es ist deshalb schwierig, einen wettbewerbsfähigen Preis für ein Produkt zu erzielen, das im Falle eines Rindes 16 Monate von der Geburt bis zur Schlachtung benötigt. Das bedeutet eine Menge Zeit, Mühe und Geld. Das alles kann in 20 Sekunden in der Verkaufsarena auf der Strecke bleiben. Wir haben nicht genug Konkurrenz, um einen fairen Preis für das Produkt zu erzielen, das wir produzieren.

Wilbur Kehrli: Wir möchten uns bei der LaRouche-Organisation für die Gelegenheit zur Teilnahme bedanken. Ich denke, die Familie in unserer heutigen Struktur zu erhalten, ist entscheidend. Wir sollten uns an die Geschichte von David und Goliath aus der Bibel erinnern. Stellen Sie sich selbst als David vor, und ich meine, wir müssen uns unsere Regierung und die Großunternehmen als Goliath vorstellen. In diesem Sinne: volle Kraft voraus!

Nahrungsmittelknappheit droht überall

© Frank Endres
Frank Endres

Frank Endres: Mein Name ist Frank Endres. Meine Söhne und ich sind Landwirte hier im Sacramento Valley in Kalifornien. Wir kämpfen darum, die schlimmste Dürre zu überleben, die wir hier seit 127 Jahren hatten. Das ist es, worum wir hier kämpfen.

Ich möchte auch erwähnen, daß viele Menschen hier das NAWAPA-Projekt neu überdenken, wegen der Dürre im gesamten Westen der Vereinigten Staaten. Sie veranlaßt die Menschen, sich nach anderen Wasserquellen umzusehen, denn unsere traditionellen Quellen hier in Kalifornien – das Shasta Lake Project und auch das Colorado River Project – sind im Moment auf einem gefährlichen Tiefstand. Das führt dazu, daß einige Landwirte, z.B. im Imperial Valley, für die Bewässerung ihrer Felder ausschließlich auf den Colorado River angewiesen sind. Das ist dort ein Wüstengebiet, in dem die Landwirte völlig von diesem Wasser abhängig sind, um ihre Ernten einzubringen.

Ich möchte Helga LaRouche und dem Schiller-Institut dafür danken, daß sie diesen Beitrag anderen Landwirten und Verbrauchern in der ganzen Welt zur Verfügung stellen. Denn wir stehen überall auf der Welt am Rande der Nahrungsmittelknappheit. Die Landwirte produzieren Lebensmittel für weniger als 30% der Parität. Das hat zu einer echten Krise in unserer Lebensmittelproduktion und unserer Ernährungssicherheit geführt.

Wir freuen uns also, und ich gratuliere den Landwirten in anderen Ländern zu ihren Bemühungen – vor allem den Landwirten, die gerade in Indien sehr erfolgreich waren, weil die Preise für ihre Ernte dort stabil sind. Ich bin also dankbar für die Gelegenheit, die mir das Schiller-Institut gegeben hat, und ich werde mich auch in Zukunft gerne weiter beteiligen.

Die jungen Generationen brauchen Hoffnung

© Schiller-Institut
Jim Moore

Jim Moore: Hallo! Ich bin Jim Moore. Ich bin ein kommerzieller Fischer im Staat Alaska. Ich fische jetzt seit etwa 53 Jahren und habe viele Veränderungen in dieser Branche miterlebt.

Es gibt verschiedene Arten der kommerziellen Fischerei. Meine spezielle Art ist die Schlepp­angel­fischerei, die im Gegensatz zur Schleppnetzfischerei mit Haken und Leine betrieben wird. Sie wird manchmal mit der Schleppnetzfischerei verwechselt, bei der Netze durch das Wasser gezogen werden. Aber ich bin ehemaliger Präsident der Alaska Trollers Association, ich bin seit zwei oder drei Jahrzehnten in der Fischereipolitik tätig. Ich habe drei Kinder. Meine Frau und ich haben sie auf unserem Boot großgezogen, zumindest während der Saison. Sie durften zur Schule gehen und so weiter.

Was ich damit sagen will, ist, daß unsere spezielle Art der Fischerei, das Schleppangeln, so etwas wie das Äquivalent zum kleinen Familienbetrieb ist. Es sind meist kleine Familienbetriebe, und die Familien haben die Möglichkeit, zusammenzuarbeiten. Das bringt viele Vorteile mit sich. Fast alle meine neun Enkelkinder sind klassische Musiker, ebenso wie meine Kinder.

Wie dem auch sei, ich bin wirklich beunruhigt über die Situation in unserer Welt, und ich fühle mich herausgefordert, wenn man so will, denn als Fischer ist man Optimist. Wenn man nichts fängt, liegt das daran, daß man die Sache noch nicht ganz begriffen hat. Irgendwo da draußen gibt es Fische. Aber wenn man sich die Situation in unserer Welt ansieht, ist das sehr beunruhigend.

Was die Fischereipolitik betrifft, so möchte ich sie vielleicht aus diesem Blickwinkel betrachten.

Wir stehen vor einer Reihe von Herausforderungen. Eine der größten Herausforderungen, die ich sehe, ist die Politisierung der Wissenschaft, im Grunde genommen der Zusammenbruch der Wissenschaft. „Wissenschaft durch Konsens.“ Die fehlende Hoffnung auf eine Zukunft, die auf diesem Narrativ beruht, das uns seit ein paar Generationen einprogrammiert wurde, nämlich daß die Menschheit die Ursache für den Zusammenbruch der Ökosysteme der Erde ist und all diese Dinge.

Das ist im Grunde genommen nur wissenschaftlicher Schrott. Es beunruhigt mich, weil es für die meisten in unserer Branche, wie auch in anderen produktiven Branchen, sehr schwierig ist, junge Menschen einzustellen, die gute Arbeitskräfte sind. Das liegt zum großen Teil daran, daß sie keine Hoffnung haben, keine Hoffnung auf eine schöne Zukunft, die wir meiner Meinung nach schaffen können. Vieles davon wurde ihnen durch diese schrecklichen Erzählungen nahegebracht, wie z.B., daß unser Atem die Atmosphäre der Erde zerstört und einen katastrophalen Klimawandel verursachen wird und all diese Dinge. Ich fahre mit vielen jungen Leuten zum Angeln, und es bricht mir das Herz, wenn ich die Demoralisierung einer ganzen Generation sehe, der man eine solche Hoffnungslosigkeit eingetrichtert hat.

Ich glaube aber, das kann man rückgängig machen, und ich denke, der Weg dorthin ist durch die Wirtschaftsprinzipien, die Lyndon LaRouche dargelegt hat, sehr deutlich geworden. Soweit ich weiß, werden sie manchmal auch als die „Vier Gesetze“ bezeichnet.

Ich habe im Jahr 2020 einen Brief an den Präsidenten geschrieben; das war damals Präsident Trump. Ich möchte einfach etwas von dem vorlesen, was ich damals geschrieben habe:

„Es ist absolut notwendig, daß wir in eine große Verbesserung der Infrastruktur investieren. In die reale, physische Wirtschaft, und nicht in eine weitere Rettungsaktion für das bankrotte internationale Finanzsystem, die deren Zockerverluste wieder ausgleicht und den Fortbestand der sogenannten ,systemrelevanten' Bankenkartelle ermöglicht. Das sollten wir inzwischen gelernt haben. Seit der Abschaffung fester Wechselkurse zwischen den Nationen 1971 und insbesondere seit der Aufhebung von Glass-Steagall 1999 hat eine auf Spekulation basierende Kasinowirtschaft unsere frühere produktionsbasierte Wirtschaft abgelöst. Riesige Kapitalmengen wurden in kurzfristige, riskante Investitionen umgeleitet, die schnelle Umsätze und hohe Renditen versprachen – Glücksspiel, anstatt in den Erhalt und die Verbesserung der Infrastruktur, einschließlich der Infrastruktur des Gesundheitswesens, zu investieren. Es ist jetzt an der Zeit, dieses Problem richtig anzugehen.“

Das habe ich vor über zwei Jahren geschrieben, und es ist schon seltsam, wenn man bedenkt, daß die Führung unseres Landes im Kongreß die Bedeutung dieser Sache nicht erkannt und nicht gehandelt hat. Das mußte ein Fischer dem Präsidenten der Vereinigten Staaten schreiben. Was machen die da oben in Washington? Sie müssen das doch gesehen haben, es ist doch so offensichtlich, so klar.

Aber ich bin nicht verzweifelt, denn die Realität wird bald zuschlagen. Und die Realität hat die Eigenschaft, sich zu korrigieren. Ich bin sehr dankbar für den Einfluß des Schiller-Instituts und der LaRouche-Bewegung auf mein Leben und mein Denken. Die Ideen und Schriften von Lyndon LaRouche, die ich in den letzten 30 Jahren immer wieder verfolgt habe, und jetzt ganz besonders. Ich bin daher voller Hoffnung, daß wir tatsächlich eine schöne Zukunft haben können. Aber wir müssen handeln.

Setzt Glass-Steagall wieder in Kraft!

© Schiller-Institut
James Benham

James Benham: Ich möchte Helga LaRouche und dem Schiller-Institut für die Gelegenheit danken, heute zu sprechen. Mein Name ist James Benham, ich bin derzeit Präsident des Bauernverbands von Indiana und auch Mitglied des Siedlungsausschusses des nationalen Bauernverbands. Ich werde heute ein wenig über Glass-Steagall sprechen.

Vor etwa neun Jahren, 2013, habe ich einen Artikel geschrieben, in dem es darum ging. Ich werde ihn noch einmal vorlesen, denn daran hat sich eigentlich nichts geändert:

Lassen Sie mich ein paar dieser Dinge rekapitulieren, denn als wir über Glass-Steagall sprachen, gab es 2013 im Kongreß einige Gesetzesentwürfe, die ein solches Bankentrennungsgesetz durchsetzen sollten. Heute ist die Lage noch schlimmer, weil es keinen solchen Gesetzentwurf mehr im Kongreß gibt. Sie haben es weit hinter sich gelassen und sind nun tatsächlich dem Bankensystem und den Spekulanten, die wir heute in der Welt haben, hörig. Es gibt eine Menge Leute im Kongreß, die im Grunde Gefangene dieser Branche sind. Ich habe immer gesagt und sage es immer noch – und ich bin dafür gerüffelt worden: „Wir haben die besten Politiker, die man für Geld kaufen kann.“ Das ist eine Tatsache. Die Leute gehen einfach da rein, und zu viele spezielle Interessengruppen finanzieren diese Damen und Herren, und es kommt zu dem Punkt, an dem sie für die Menschen in den Vereinigten Staaten nicht mehr effektiv sind.

Was den Paritätspreis betrifft, darüber sprechen wir in der Landwirtschaft schon seit langem. Wir sind der Meinung, daß das ein fairer Ausgleich und eine gute Rendite für die Leute wäre, damit sie weiter Lebensmittel produzieren können. Das Problem bei unserem heutigen System ist, daß angesichts der Pandemie, der Verknappung des Angebots und der hohen Nachfrage zwar die Erzeugerpreise hoch sind. Die Landwirte verdienen heute mehr Geld als je zuvor. Doch es gibt dabei nur ein Problem: Die Betriebsmittel, die ihnen zur Verfügung stehen, sind auf der gleichen Stufenleiter nach oben geklettert und drücken daher ständig den Wert des Dollars, den der Landwirt erhält, weil man damit spekulieren und die Preise erhöhen kann. Die Landwirte sind auf einige dieser Betriebsmittel angewiesen, um eine Ernte zu erzielen.

Einer der wichtigsten Punkte, über den schon früh gesprochen wurde, ist die Tatsache, daß der größte Teil unseres Kalis aus Rußland kommt. Wir hatten ein oder zwei Minen hier in den Vereinigten Staaten, die vor Jahren geschlossen wurden. Ohne dieses Kali besteht also die Sorge, daß wir nicht mehr in der Lage sind, Getreide anzubauen. Es gibt andere Alternativen, aber keine, denen man nachgehen will, weil es ja so einfach ist und die Menschen daran gewöhnt sind.

Damit möchte ich schließen. Ich bin Christ; ich habe das Gefühl, daß wir uns in der Endzeit befinden. Und einige der Dinge, mit denen wir es jetzt zu tun haben, sind darauf zurückzuführen, daß wir uns von Gottes Schöpfung und den biblischen Wegen abgewandt haben, wie wir leben. Ich möchte heute eine Aussage machen, die ein wenig an das erinnert, was wir heute Morgen im Sonntagsgottesdienst hatten. Es war Jakobus, Kapitel 1, Vers 26: „Wenn jemand meint, er diene Gott, und hält seine Zunge nicht im Zaum, sondern betrügt sein Herz, so ist sein Gottesdienst nichtig. Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott, dem Vater, ist der: die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besuchen und sich selbst von der Welt unbefleckt halten.“

Das ist unsere Herausforderung. Wie können wir das erreichen? Wie können wir solche Regeln wieder einführen und verstehen, daß die Menschen, die jetzt für diese Dinge verantwortlich sind, die uns all diese Probleme bereiten, nicht so einfach aufgeben werden? Ich schließe mit dieser Frage: Was sind wir bereit zu tun? Ganz einfach: Was sind wir bereit zu tun?

Ich danke Ihnen vielmals. Ich wünsche Ihnen allen einen schönen Tag und hoffe, daß diese Botschaft für Sie von Nutzen war. Ich danke Ihnen.