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Neue Solidarität
Nr. 45, 10. November 2022

Haben wir die Lektion gelernt?

Von Senator Jorge Robledo

Jorge Robledo war 20 Jahre lang Senator der Partei der Würde in Kolumbien. In der Konferenz am 27. Oktober sagte er Folgendes (Übersetzung aus dem Spanischen).

Zunächst möchte ich unsere mexikanischen Gastgeber begrüßen, Senator Benjamin Robles und die Kongreßabgeordnete Maria Huerta, sowie Dennis Small, der eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung dieser Initiative gespielt hat, und Sie alle, die Sie heute hier sind.

Wir befinden uns nun im neunten Monat des Krieges, der sich vordergründig auf ukrainischem Boden abspielt, der aber viel komplizierter ist als das. Es handelt sich um einen Krieg, der unbegrenzt andauern, aber auch in eine nukleare Konfrontation ausarten könnte. Wer glaubt, daß dies nicht zu einer nuklearen Konfrontation führen kann, der irrt sich einfach. Oder man kann den Frieden aushandeln, wie wir es derzeit tun – ein Friedensprozeß, der uns aus dieser düsteren Zukunft herausführen würde.

In meinem Fall bewege ich mich im Rahmen meiner Partei hier in Kolumbien, der Partei der Würde, und in diesem Sinne haben wir, als dieser Konflikt begann, unsere Ablehnung der russischen Entscheidung, ukrainisches Gebiet zu besetzen, zum Ausdruck gebracht. Wir vertreten den Grundsatz, daß Konflikte friedlich und unter Wahrung der nationalen Souveränität gelöst werden müssen.

Das ist nach wie vor unsere Position. Ich könnte hier einen Vortrag darüber halten, warum ich mit den Entscheidungen der beteiligten Konfliktparteien nicht einverstanden bin – speziell Rußland und die Vereinigten Staaten, die, wie wir wissen, ebenfalls aktiv an dem Konflikt beteiligt sind. Aber darauf möchte ich jetzt nicht näher eingehen.

Was ich sagen möchte, ist ein Aufruf zum Frieden, und zwar unter Einbeziehung aller, die in diesem Kampf gemeinsame Standpunkte vertreten! Die ideale Lösung wäre es, eine weltweite Mobilisierung gegen diesen Krieg in Gang zu setzen, an der sich Menschen mit vielen verschiedenen Sichtweisen beteiligen.

Dies ist ein Krieg, der sich unter sehr schmerzhaften Bedingungen auf ukrainischem Boden entfaltet, aber die Wahrheit ist, daß die Konfrontation zwar auf diesem Territorium stattfindet, aber tatsächlich eine Konfrontation zwischen Rußland auf der einen Seite und den Vereinigten Staaten und der NATO auf der anderen Seite ist. Das ist das Wesen der laufenden Konfrontation, die enorme Verluste zur Folge hat, vor allem natürlich bei den Ukrainern. Aber auch die Europäer und die ganze Welt leiden unter den schweren sozialen und wirtschaftlichen Folgen.

Auch hier in Kolumbien bekommen wir die Auswirkungen dieser Konfrontation zu spüren. Ein Beispiel dafür sind die Kosten für landwirtschaftliche Betriebsmittel und bestimmte Lebensmittel. In einer Zeit, in der Kolumbien und die ganze Welt sich in einer globalen Wirtschafts- und Finanzkrise befinden, wird diese durch diesen Konflikt noch verschärft. Zusammengenommen kann das zu einer globalen Rezession führen. Dafür gibt es in Kolumbien bereits Anzeichen. Es wird eine globale Rezession sein.

Und um diese Tragödie für die Menschheit noch zu verschlimmern, handelt es sich um einen Krieg, der zu einer nuklearen Konfrontation eskalieren könnte. Es gibt viele Optimisten, die glauben, daß ein solcher Krieg einen Gewinner auf der einen oder anderen Seite hervorbringen könnte, oder daß er ohne eine totale nukleare Konfrontation beigelegt werden könnte. Ich bezweifle ernsthaft, daß eine der beiden Parteien stark genug ist, um die andere zu besiegen, aber ich bin auch sehr pessimistisch, was die Möglichkeit angeht, einen totalen Atomkrieg zu vermeiden, der absolut katastrophale Folgen für die Ukraine, natürlich für Rußland, aber auch für den Rest der Welt hätte.

Das ist die Art von Krieg, bei der man ganz klar sagen muß, daß es auf beiden Seiten keine Chance gibt, ihn zu gewinnen. Deshalb sollten wir uns für dieses Ereignis einen Satz zu eigen machen, den Gorbatschow und Reagan 1985 in ihrem Abkommen zwischen der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten angenommen haben. Sie sagten wörtlich: „Ein Atomkrieg ist nicht zu gewinnen und darf niemals geführt werden.“ Niemals gewinnen, niemals führen – das muß die Forderung der großen Mehrheit der vernünftigen Menschen in der Welt werden. Papst Franziskus hat den gleichen Aufruf zu einer friedlichen Lösung gemacht.

Wie könnte es am Ende ausgehen? Nun, es könnte sein, daß sie weiterhin darauf bestehen, daß dies ein Krieg ist, bei dem es Gewinner und Verlierer geben wird, wobei ich wiederhole, daß ich dafür keine Chance sehe.

Aber die andere Möglichkeit ist, durch Aktionen wie diese eine Art Friedensvertrag zwischen allen beteiligten Parteien zu initiieren oder zu erreichen: die Ukraine und Rußland natürlich, aber wir müssen sagen, daß das auch die NATO einschließen sollte. Es ist nicht auf die beiden Länder beschränkt, auf deren Territorium der Krieg geführt wird. Es geht um globale Parteien.

Natürlich wird das sehr schwierig sein, wenn man sich das Ausmaß dieser Konfrontation ansieht. Aber ich bin wie Dennis der Meinung, daß wir zu einer Vereinbarung irgendeiner Art gelangen müssen, die jeder Partei garantiert, daß kein nukleares Ungleichgewicht mit einer der anderen Parteien entsteht. Wir müssen jeder Partei eine „nukleare Garantie“ geben – daß sie nicht in einem Atomkrieg vernichtet wird. Ich weiß, das ist schwierig, aber es ist möglich.

Dazu muß ich etwas ansprechen, worüber wir auf unserer letzten Konferenz [am 7. Oktober 2022] gesprochen haben, was mit der Beinahe-Konfrontation zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion im Jahr 1962 zu tun hatte. Ich übermittle Ihnen einen Artikel, der von Julio Perez stammt, der Oberstleutnant in Kolumbien war. Damals war er Botschafter – jemand, der sehr gut informiert war. Er betitelte seine Artikel, der in Kolumbien erschien: „60 Jahre Raketenkrise zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion“.

Das Szenario bezog sich auf die Kubakrise. Er drückt es folgendermaßen aus: „Haben wir die Lektion gelernt?“ Er erzählt die Geschichte und fragt: „Haben wir die Lektion gelernt? Was ist die Lehre daraus?“ Wir standen am Rande eines Atomkriegs zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion, sehr, sehr nahe. Truppen wurden mobilisiert, und Raketen, Kampfflugzeuge, die ganze Höllenmaschinerie setzte sich in Bewegung. Und glücklicherweise gab es damals John Fitzgerald Kennedy, dessen Todestag sich in wenigen Wochen jährt.

Nun ist das Ziel, daraus einen universellen Aufschrei von Menschen mit den unterschiedlichsten Standpunkten zu machen, mit einem Anliegen, das wir alle teilen. Wir müssen alle Beteiligten an diesem Flächenbrand, vor allem aber Rußland, die Vereinigten Staaten, die NATO und natürlich die Ukraine auffordern, einen Ausweg aus diesem Krieg zu finden und die Gefahr eines Atomkriegs aus dem Weg zu räumen.

Das ist schwierig, aber viele Menschen sind daran interessiert. Die müssen wir finden. So hat sich beispielsweise der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador in diesem Sinne geäußert. Es geht darum, alle diese Stimmen zusammenzubringen und den Schwung für eine weltweite Massenbewegung zu erreichen. Das ist etwas, was wir demokratisch unter uns entscheiden sollten, und zwar auf einer dritten Veranstaltung, die den Weg für einen großen Aufschrei in der Welt ebnen wird, um die Gefahr eines Atomkriegs zu stoppen.

Ich danke Ihnen vielmals.