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Neue Solidarität
Nr. 23, 8. Juni 2023

John F. Kennedys Vision wiederbeleben:
„Frieden für alle Zeiten!“

Von Harley Schlanger

Die Kandidatur von Robert F. Kennedy junior („RFK jr.“) für die Präsidentschaftswahl 2024 eröffnet den Amerikanern ein Potential, das weit über das einer gewöhnlichen Präsidentschaftsbewerbung hinausgeht. Kennedy, der Neffe von Präsident John F. Kennedy („JFK“) und Sohn des ehemaligen Senators und Justizministers Robert Kennedy, hat kurz nach der Ankündigung seiner Kandidatur in der Demokratischen Partei am 19. April ein brisantes Thema angesprochen.

In einem Interview mit dem Radiosender WABC in New York City sagte Kennedy am 8. Mai über die Ermordung seines Onkels am 22. November 1963: „Ich glaube, es gibt überwältigende Beweise dafür, daß die CIA an seiner Ermordung beteiligt war… Ich denke, daran gibt es inzwischen keinen ernstzunehmenden Zweifel mehr… Die Beweise sind überwältigend, daß die CIA an dem Mord und seiner Vertuschung beteiligt war.“ Kennedy hatte diesen Vorwurf bereits am 17. Dezember 2022 in einem Tweet öffentlich gemacht und darin das Attentat auf John F. Kennedy als „erfolgreichen Staatsstreich“ bezeichnet.

Besonders brisant ist dabei, daß seine Äußerungen zeitlich mit weitreichenden Enthüllungen über illegale Handlungen des FBI und der CIA im Zusammenhang mit dem „Russiagate“ zusammenfallen, sowie mit Vorwürfen, daß die Geheimdienste gezielt Desinformation, sprich Lügen, verbreiten, um die Eskalation des Krieges von USA/NATO-Kräften gegen Rußland in der Ukraine zu vertuschen. Einer der wichtigsten Skandale, die vertuscht werden, ist dabei der vom Enthüllungsjournalisten Seymour Hersh glaubhaft belegte Vorwurf, die USA und Präsident Biden persönlich seien für die Sabotage der Nord-Stream-Pipelines verantwortlich.

Kennedy junior kritisiert die Rolle der USA im Ukraine-Krieg, er wirft ihnen vor, sie hätten Präsident Putins Entscheidung für die russische Militärische Sonderoperation provoziert, und sie verweigerten jede Beteiligung an einer diplomatischem Lösung zur Beendigung der Kämpfe.

Er verurteilt auch allgemein die Verstrickung der USA in „endlose Kriege“ und den Verlust von Menschenleben durch die Politik harter Sanktionen, zusätzlich zu dem Verlust von Menschenleben infolge dieser Kriege.

Doch die eigentliche Bedeutung seiner Kampagne geht über diese völlig berechtigten Dinge, die er anspricht, noch hinaus. Sie eröffnet den Amerikanern die Möglichkeit, auf das JFK-Attentat und die Vertuschung zurückzublicken und darin den Beginn eines grundlegenden Wandels in der amerikanischen Geschichte zu erkennen, und bietet damit eine Chance, die besten Traditionen der amerikanischen Außenpolitik wiederzubeleben, so wie sie in Kennedys Friedensvision in seiner historischen Rede an der American University am 10. Juni 1963 zum Ausdruck kamen.

JFK und die Kubakrise

Der verstorbene amerikanische Staatsmann Lyndon LaRouche nannte den Kennedy-Mord „einen entscheidenden Moment für die Vereinigten Staaten, der die lange Abwärtsspirale in Gang setzte“. Das Attentat „war destabilisierend, ganz besonders durch die Vertuschung... Die Kombination von Attentat und Vertuschung destabilisierte die Vereinigten Staaten, die Institution der US-Regierung, und zerstörte die Präsidentschaft als effiziente Regierungsinstitution.“

Der Mord geschah zu einem Zeitpunkt während des Kalten Krieges, als zwischen Präsident Kennedy mit seinen Beratern und dem Militärisch-Industriellen Komplex ein heftiger Machtkampf um die strategische Ausrichtung des Landes tobte. Daß man in der Kubakrise nur um Haaresbreite einem Atomkrieg mit der Sowjetunion entgangen war, veranlaßte Kennedy zu einer nüchternen Neubewertung der strategischen und militärischen Politik der USA, die beinahe in eine solche nukleare Konfrontation geführt hätte. Seine Berater drängten auf einen Krieg mit der Sowjetunion, indem sie darauf bestanden, daß die USA Kuba bombardieren sollten, um die dort stationierten sowjetischen Raketen zu zerstören.

Sie hielten Kennedy für „schwach“, weil er nach dem Debakel in der Schweinebucht – einer fehlgeschlagenen „verdeckten“ Aktion der CIA mit voller Unterstützung der Generalstabschefs im April 1961 – ihre Forderung nach einem umfassenden militärischen Angriff auf Kuba abgelehnt hatte. Kennedy reagierte auf das Fiasko in der Schweinebucht mit der Entlassung von CIA-Chef Allen Dulles und erklärte, er wolle „die CIA in tausend Stücke zerlegen und in alle Winde zerstreuen“.

Die Wut der Falken wuchs, als es Kennedy gelang, während der Kuba-Raketenkrise durch Gespräche über Geheimkanäle zwischen seinem Bruder Robert und dem sowjetischen Botschafter in den USA, Anatoli Dobrinin, eine nukleare Konfrontation abzuwenden. Als Gegenleistung für die Zusage des sowjetischen Staatschefs Nikita Chruschtschow, die Raketen aus Kuba abzuziehen, erklärte sich Kennedy bereit, die amerikanischen Jupiter-Raketen aus der Türkei abzuziehen – eine Absprache, die viele Jahre lang geheim blieb.

JFKs „Friedensrede“

Der Wandel in Kennedys Denken wurde öffentlich sichtbar in einer außergewöhnlichen Rede am 10. Juni 1963 vor einer Abschlußklasse der American University in Washington. Er hielt die Rede acht Monate nach der Kubakrise, während der er und Chruschtschow über Hintergrundkanäle miteinander kommuniziert hatten, weil beide erkannten, daß sie einen gemeinsamen Kampf gegen die Mentalität des Kalten Krieges führten, die viele ihrer Landsleute in beiden Lagern beherrschte.

In dieser Rede wandte sich Kennedy nicht nur an die versammelten Absolventen, sondern an ein breiteres Publikum, sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in der Sowjetunion bzw. Rußland. Er fragte:

„Welche Art von Frieden meine ich? Welche Art von Frieden streben wir an? Nicht eine Pax Americana, die der Welt durch amerikanische Kriegswaffen aufgezwungen wird. Nicht den Frieden des Grabes oder die Sicherheit des Sklaven. Ich spreche von echtem Frieden, der Art von Frieden, die das Leben auf der Erde lebenswert macht, der Art, die es Menschen und Nationen ermöglicht, zu wachsen und zu hoffen und ein besseres Leben für ihre Kinder aufzubauen – nicht nur Frieden für Amerikaner, sondern Frieden für alle Männer und Frauen – nicht nur Frieden in unserer Zeit, sondern Frieden für alle Zeiten.“

Er appellierte an alle, die gemeinsamen Ziele der Menschheit zu erkennen und für sie zu arbeiten: „Wenn wir unsere Differenzen jetzt nicht beilegen können, dann können wir zumindest dazu beitragen, die Welt für die Vielfalt sicher zu machen. Denn letztlich besteht unsere grundlegendste Gemeinsamkeit darin, daß wir alle diesen kleinen Planeten bewohnen. Wir alle atmen dieselbe Luft. Wir alle sorgen uns um die Zukunft unserer Kinder. Und wir sind alle sterblich.“

Chruschtschow nannte dies „die größte Rede eines amerikanischen Präsidenten seit Roosevelt“. Wenig später wurde am 5. August nach achtjährigen Verhandlungen und gegen den Willen der Kennedy umgebenden harten Kalten Krieger das Atomteststopp-Abkommen unterzeichnet.

Auch in einer Rede vor den Vereinten Nationen am 20. September 1963 rief er zur Erreichung gemeinsamer Ziele auf und sprach von der Hoffnung, daß sich alle Nationen an der friedlichen Entwicklung des Planeten beteiligen: „Nie zuvor hatte der Mensch eine solche Fähigkeit, seine Umwelt zu beherrschen, Hunger und Durst zu beenden, Armut und Krankheit zu besiegen, Analphabetismus und massive menschliche Not zu bekämpfen. Wir haben die Macht, diese Generation zur besten Generation der Menschheit in der Weltgeschichte zu machen – oder zur letzten.“1

Appell an den (nächsten) Präsidenten

Das Schiller-Institut ruft zum 60. Jahrestag von Kennedys Rede am 10. Juni zu einem Aktionstag auf und wird an dem Tag eine Konferenz veranstalten, um eine lebendige Erinnerung an den Wandel in Kennedys Denken zu schaffen und so die bessere Tradition der amerikanischen Geschichte wiederzubeleben.2 Wie es in dem „Dringenden Appell an den (nächsten) Präsidenten der Vereinigten Staaten“ heißt, können wir die Kriegsgefahr, die heute in der Eskalation der Anglo-Amerikaner und der NATO gegen Rußland und China zum Ausdruck kommt, nur mit einer Mentalität bannen, „die die Geopolitik überwindet und die Perspektive des Interesses der einen Menschheit einnimmt“, so wie es in Kennedys „schöner Rede“ zum Ausdruck kam.

Die Unterzeichner des Aufrufs „wollen, daß die USA wieder ein Leuchtfeuer der Hoffnung und ein Tempel der Freiheit sind. Wir glauben, daß dies die Grundlage für ,Frieden für alle Zeiten‘ ist, wie JFK sagte.“ Die Vorsitzende des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, begründete diesen Appell und die Einberufung der Konferenz, man müsse zeigen, daß Kennedy für „ein völlig anderes Paradigma amerikanischer Politik“ stand, das seither immer mehr durch einen Hobbesschen „Krieg jeder gegen jeden“ abgelöst wurde, der heute die Politik in allen Ländern der transatlantischen Welt prägt.3

Die Ankündigung der Präsidentschaftskampagne von Robert Kennedy jun. schafft eine wichtige Öffnung, aber darüber hinaus brauchen wir eine unabhängige Bewegung für ein Neues Paradigma, jenseits der Parteipolitik, um eine neue Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur für alle Nationen zu schaffen. Nur wenn das „bessere Ich“ eines wachsenden Teils der Bürger geweckt wird, können wir Präsident John F. Kennedys Friedensvision verwirklichen.


Anmerkungen

1. Eine fesselnde Darstellung von Kennedys Präsidentschaft und eine gründliche Analyse, wer ihn getötet hat und warum, liefert das Buch JFK and the Unspeakable von James Douglass (2008).

2. Informationen und Anmeldung zur Konferenz (Englisch): https://schillerinstitute.nationbuilder.com/conference_20230610

3. Sie können den Appell hier unterschreiben: https://schillerinstitute.com/de/blog/2023/05/17/dringender-appell-von-buergern-und-institutionen-aus-der-ganzen-welt-einschliesslich-der-usa-an-den-naechsten-praesidenten-von-amerika/