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Neue Solidarität
Nr. 13-14, 28. März 2024

Landwirte fordern ein Ende der Kartell-Agrarpolitik

Von Marcia Merry Baker

Der Hunger in der Welt nimmt zu. Im Vordergrund steht dabei die verzweifelte Lage in Gaza, Haiti, Sudan und einigen anderen Orten. Insgesamt leiden etwa 2,3 Milliarden Menschen, fast ein Drittel der Weltbevölkerung, unter einer unzuverlässigen und unzureichenden Ernährung. 900 Millionen davon droht in diesem Jahr ernste Ernährungsunsicherheit, 300 Millionen sind bereits in akuter Not. Das sind, zusammengefaßt, die Schätzungen in den jüngsten aktualisierten Berichten der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation, des Welternährungsprogramms, der Weltgesundheitsorganisation und anderer Organisationen.

Quelle: USDA, Wirtschaftsforschungsdienst
Abb. 1: Die Zahl der Menschen in 77 Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, die keinen gesicherten Zugang zu Nahrungsmitteln haben,
wuchs von 2021 auf 2022 um insgesamt 118,7 Millionen.

Die nebenstehende Karte der „Geogra­phie des Hungers“ (Abbildung 1) stammt vom US-Landwirtschaftsministerium, das eine ganze Abteilung von Statistikern beschäftigt, um die sich verschlechternde Lage auf der Welt zu beobachten, anstatt gemeinsam mit anderen Ländern und Behörden etwas dagegen zu tun. Die Karte wurde 2022 als Momentaufnahme des Hungers nach zwei Jahren COVID-19 erstellt, sie ist aber immer noch aktuell und zeigt das allgemeine Ausmaß der Nahrungsmittelkrise.

Muster des Hungers

Aus dieser Momentaufnahme lassen sich mehrere Muster ablesen, wovon drei hervorstechen.

Erstens lebt die Mehrheit der Menschen, die nicht genug Nahrung haben, in Afrika. Dies ist eine Folge einer bewußten westlichen Politik im letzten halben Jahrhundert, die 54 Länder dieses Kontinents wirtschaftlich am Boden zu halten. Zu den Institutionen, über die diese Politik betrieben wird, gehört neben dem Bankengeflecht um den Weltwährungsfonds (IWF) auch der „Agrar-Finanz-Komplex“, der ausbeuterische Handelsmethoden durchgesetzt und sowohl eine moderne Landwirtschaft als auch den Bau von Infrastruktur für Wasser, Strom, Verkehr und Industrie in Afrika verhindert hat. In den letzten Jahren haben Rußland und China gegen diesen Zustand mit wichtigen Entwicklungsprojekten an vielen Schlüsselstandorten in Afrika interveniert, wie z.B. dem kürzlich eröffneten Nyerere-Damm zur Stromerzeugung in Tansania.

Zweitens sieht man die besonders ernste Notlage in Gaza, Haiti, Sudan, Afghanistan, Jemen und anderswo, die eine unmittelbare Folge der jahrzehntelangen westlichen Geopolitik mit ihrem Militarismus ist. Im Gazastreifen sterben jetzt täglich Menschen an Hunger und Dehydrierung, und zwei Millionen Menschen haben keinen ausreichenden Zugang zu Nahrungsmitteln.

Die hier abgebildete Karte der „Hunger-Brandherde“, die zweimal im Jahr veröffentlicht wird, gibt einen Eindruck von der Lage der schlimmsten Nahrungsmittelkrisen im Zeitraum von November 2023 bis April 2024.

Quelle: FAO, WFP
Abb. 2: „Brandherde“ des Hungers: Länder, in denen FAO und WFP für den Zeitraum November 2023 bis April 2024 vor akuten Hungerkrisen warnten.

Drittens tolerieren die Vereinigten Staaten und Kanada nicht nur den Hunger in ihrem „Hinterhof“, sie fördern ihn sogar. Haiti benötigt akute Nahrungsmittelhilfe für mindestens vier Millionen der elf Millionen Menschen, die aufgrund der jahrelangen entwicklungsfeindlichen und geopolitischen Maßnahmen der USA im Chaos versinken. In Kuba, gegen das die USA seit 1959 harte Sanktionen verhängt haben, mußte die Regierung gerade zum ersten Mal beim Welternährungsprogramm Milchpulver als Nothilfe gegen die Unterernährung von Kindern anfordern.

Die Ironie dabei ist, daß gleichzeitig in den USA immer mehr Milchbauern – mehr als alle anderen Familienbetriebe – aufgeben müssen, weil sie die Verluste nicht länger verkraften.

Schon dieses Beispiel zeigt, daß die USA in den letzten Jahrzehnten eine Politik betrieben haben, die sowohl ihren Nachbarn als auch ihrer eigenen Lebensmittelversorgung und Landwirtschaft schadet, u.a. durch Freihandelsabkommen und Sanktionen. So war Mexiko ab den 1960er Jahren Selbstversorger und auch Exporteur von Getreide, aber seit den 90er Jahren mit der Einführung des „freien“ Handels mit den USA und Kanada leidet das Land unter zunehmendem Hunger, Zerstörung seiner Landwirtschaft und Importabhängigkeit. Der „Agrar-Finanz-Komplex“ hat in Ländern der Hemisphäre von Peru bis Cost Rica interveniert, um systematisch Billigproduktion für die auf dem US-Markt herrschenden Kartelle durchzusetzen. Das Resultat ist, daß die USA in den letzten Jahren erstmals (in Geldsummen ausgedrückt) Nettoimporteur von Lebensmitteln geworden sind.

Bauern protestieren gegen das System des Hungers

Der Aufstand der Bauern in Europa und in Indien und die gegenseitige Unterstützung der Farmer und Rancher in Nord- und Südamerika sind im Grunde eine Mobilisierung der Nahrungsmittelerzeuger in der Weltkrise gegen die von den westlichen Machtzentren betriebene Politik des Hungers. Anstelle des Systems der Plünderung und Ausbeutung, das den Hunger verursacht und die Erzeuger ruiniert, brauchen wir ein neues Wirtschaftssystem, das dem Interesse aller Länder der Welt dient. Das ist eindeutig die Dynamik hinter dem bekannten gemeinsamen Slogan in Europa: „Keine Bauern, kein Essen, keine Zukunft!“

Die Institutionen der Europäischen Union reagieren bisher sehr wenig auf die klaren Forderungen der Bauern, trotz der großen Zahl von Landwirten und Verbündeten aus allen Bereichen, die seit Januar auf die Straße gehen. Im Februar kam und ging der EU-Gipfel der 27 Regierungen und danach auch derjenige der Landwirtschaftsminister mit wenigen Zugeständnissen, aber ohne grundsätzlichen Kurswechsel. Die Bauern kämpfen weiter.

Auf dem amerikanischen Kontinent finden diesen Monat mehrere wichtige Aktionen statt. In Mexiko gab es am 15. März ein Treffen der neuen Organisation (gegründet im Frühjahr 2023) „Nationale Front zur Rettung des mexikanischen ländlichen Raums“. Angeführt von Landwirten aus 20 mexikanischen Bundesstaaten, traf sie sich im ehemaligen Getreidestaat Sinaloa, um zu beraten, wie die Dynamik der Zerstörung der Landwirtschaft gestoppt werden kann. Sie werden von führenden Landwirten in vielen Teilen der USA unterstützt, die eine Unterstützungserklärung für die mexikanischen Landwirte und Viehzüchter unterzeichnet haben (siehe nebenstehenden Kasten).

Die Tagesordnung des mexikanischen Treffens zeigt die universellen Anliegen der Lebensmittelerzeuger, die drei Hauptthemen sind:

St. Patrick's Day: Einsatz für die Beendigung des Hungers

Ebenfalls in diesem Monat machte die unabhängige LaRouche-Kandidatin für den US-Senat im Staat New York, Diane Sare, den Kampf gegen den weltweiten Hunger und die dafür verantwortlichen Kräfte zum Kern ihrer Botschaft zum Irland-Feiertag St. Patrick's Day am 17. März. Am 9. März veröffentlichte sie im Wahlkampf in der Stadt Syracuse ihre Erklärung dazu, und am 15. März hielt sie dann eine Online-Diskussion in ihrem wöchentlichen Symposium mit dem Titel „Von Irland bis Palästina: den St.-Patricks-Tag feiern, indem man den Kolonialismus beendet“.

Sie finden ihre Erklärung hier im Wortlaut.