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Neue Solidarität
Nr. 18, 2. Mai 2024

Wirtschafts-Nachrichten

IWF: US-Schatzanleihen sind ein Risiko für das System

(E.I.R. Daily Alert, 22.4. 2024) – „Es wird schwieriger, Amerikas Anleihen zu verkaufen“, warnte das Wall Street Journal (WSJ) am 14. April. 8,9 Billionen Dollar an ausstehenden US-Schatzanleihen müssen 2024 erneuert werden, und das Haushaltsdefizit bringt voraussichtlich weitere 7 Billionen Dollar neue Schulden, sodaß das Finanzministerium innerhalb eines Jahres insgesamt etwa 16 Billionen Dollar an Schulden ausgeben wird – auf einem Markt von 26 Billionen Dollar. Wie WSJ berichtete, liefen die jüngsten Verkäufe längerfristiger Schatzanleihen so schlecht, daß die mit der Auktion beauftragten Banken selbst beträchtliche Tranchen aufkaufen mußten – und dafür höhere Zinsen verlangten, als das Finanzministerium eigentlich bieten wollte –, um sie dann am Ende der Auktionen zu höheren Renditen weiterzuverkaufen.

Der IWF warnt in seinem globalen Finanzstabilitätsbericht 2024 über „Finanzielle Schwachstellen und Risiken“ wie viele andere Experten vor systemischen Bedrohungen durch die Volatilität und den spekulativen Charakter des Marktes der US-Schatzanleihen. Dem Bericht zufolge beherrschen heute Hedgefonds den Markt für Termingeschäfte mit US-Staatsanleihen: „Es hat sich eine Konzentration der Anfälligkeit herausgebildet, da eine Handvoll stark fremdfinanzierter Fonds den Großteil der Short-Positionen in Treasury-Futures hält“, heißt es. Dies könnte eine systemische Bedrohung für die Finanzstabilität der Weltwirtschaft darstellen.

Auf acht große und sehr große Hedgefonds entfallen 30% aller Termingeschäfte mit 5-, 10- und 20-jährigen US-Papieren, bei 2-jährigen sogar 50%. Und die große Mehrheit davon sind „Short“-Positionen, d.h. die Derivate wetten darauf, daß die Zinssätze für US-Schatzpapiere weiter steigen.

Der Witz dabei ist, daß die Wall-Street-Medien die Behauptung verbreitet haben, die Federal Reserve würde die Zinsen 2024 bis zu sieben Mal senken – während die Wall Street selbst auf das Gegenteil wettet! Aber Spaß beiseite: Die extreme Konzentration der US-Staatsanleihen in einigen wenigen, hochverschuldeten Spekulationsfonds bedeutet, daß das gesamte transatlantische Finanzsystem in Liquiditätsschwierigkeiten gerät, wenn ihre Spekulationen schiefgehen. Yahoo News berichtet: „Der Bericht deutet im Wesentlichen darauf hin, daß bestimmte Fonds so wichtig für die Staatsanleihen- und Repo-Märkte geworden sind, daß man sie jetzt als systemrelevant betrachten kann.“

* * *

Ökonom Hellmeyer warnt: Der Crash wird nicht linear verlaufen

(E.I.R. Strategic Alert, 25.4. 2024) – Folker Hellmeyer, einer der populärsten deutschen Wirtschaftswissenschaftler, warnte in einem Interview mit PrivatInvestor TV am 17. April, daß die deutsche Wirtschaft gegen eine Wand läuft und daß der Absturz nicht linear verlaufen wird.

Die Weltwirtschaft erlebe eine „Fragmentierung“, erklärte Hellmeyer, wobei sich der globale Westen vom Globalen Süden abkopple, der nach Kaufkraftparität inzwischen 70% der Weltwirtschaft ausmache und weiter wachse und seine eigenen Institutionen schaffe. Diese Abkopplung verurteilt er als „masochistische Selbstgeißelung wirtschaftlicher Natur mit Wohlstandsverlusten“. Deutschland und Kontinentaleuropa seien Wirtschaftssysteme, die auf dem Import von Rohstoffen und Halbfertigprodukten beruhen, die bei hohem Energieverbrauch verarbeitet und dann exportiert werden. Durch das Abschneiden von Importmärkten und Abkoppeln von Exportmärkten „korrumpieren [wir] das deutsche und das europäische Geschäftsmodell“.

Hellmeyer warnte: „Wenn wir in der Europäischen Union und den europäischen Ländern diese Politikansätze der letzten zehn Jahre fortsetzen, dann werden wir immer dynamischer verzwergen… Das ist auch ein ökonomisches Gesetz, so wie fallende Dominosteine, das geht nachher immer schneller. Am Anfang ist es wie bei einem Staudamm, der nur eine ganz kleine Fissur hat, man sieht nur ein kleines Rinnsal, und irgendwann fliegt einem der Staudamm um die Ohren. Das heißt, dieses Risiko steht im Raum.“

Er forderte „eine vollständige Neuausrichtung innerhalb Europas. Das gilt für die Außenpolitik – daß wir eine eigene, interessenorientierte Außenpolitik machen. Wir werden so nicht mehr wahrgenommen. Wenn Herr Scholz jetzt vor den Vereinten Nationen, der Generalversammlung spricht, dann ist der Saal leer. Das hat es in der Geschichte dieses Landes seit 1949 nie gegeben...“

Die Neuausrichtung müsse umfassend sein – „das bedeutet, Bildungspolitik, Infrastrukturpolitik, Energiepolitik, Steuerpolitik, und Entbürokratisierung. Entscheidend ist aber der energetische Sektor. Und da ist Deutschland als größte Wirtschaftsnation der Europäischen Union eine Belastung für Gesamteuropa, und eine Belastung, weil wir die Verantwortung, die sich mit dieser Größe einstellt – dieser Verantwortung nicht nachkommen. Und das ist eine Verantwortung nicht nur für die anderen, es ist auch eine Verantwortung für die Menschen vor Ort und die Unternehmen vor Ort, um Vertrauen wieder zu generieren.“

Das Video des Interviews finden Sie im Youtube-Kanal von PrivatInvestor TV.