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In seiner Ansprache vor zivilen und religiösen Führern in Beirut am 30. November betonte Papst Leo XIV. das Konzept der „Polyphonie“, das den von ihnen angestrebten Gedanken der „Einheit in Vielfalt“ charakterisieren sollte. Der Vatikan zitierte ihn wie folgt:
„Der Libanon kann sich einer lebendigen, gut gebildeten Zivilgesellschaft rühmen, die reich an jungen Menschen ist, die fähig sind, die Träume und Hoffnungen eines ganzen Landes zum Ausdruck zu bringen. Ich ermutige Sie daher, sich niemals von der Bevölkerung zu lösen und sich mit Engagement und Hingabe in den Dienst Ihres Volkes zu stellen, das so reich an Vielfalt ist. Möge es Ihnen beschieden sein, eine einzige Sprache sprechen: die Sprache der Hoffnung, die alle dazu bringt, immer wieder neu anzufangen. Der Wunsch, als Volk miteinander zu leben und zu wachsen, mache aus jeder Gruppe eine Stimme in einem vielstimmigen Chor.“
Papst Leo hat oft auf den musikalischen Begriff der Polyphonie Bezug genommen. Am 18. Juni sagte er:
„Im Übrigen ist die Polyphonie eine bedeutungsvolle Musikform, für das Gebet und für das christliche Leben. Vor allem ist sie am heiligen Text inspiriert, den sie ,mit passender Melodie bekleiden‘ will, damit er ,den Verstand der Gläubigen‘ besser erreicht.“ Papst Leo lobte die Schönheit und Harmonie der Polyphonie und bezeichnete sie als „Metapher des Glaubens, geleitet vom Heiligen Geist“.
In seinen Äußerungen im Libanon lobte Papst Leo XIV. die Widerstandsfähigkeit des libanesischen Volkes:
„Neben den Naturschönheiten und dem kulturellen Reichtum des Libanon, die bereits von allen meinen Vorgängern gelobt wurden, die Ihr Land besucht haben, zeichnet sich das libanesische Volk durch eine besondere Eigenschaft aus: Sie sind ein Volk, das nicht untergeht, sondern angesichts von Prüfungen stets den Mut findet, sich neu zu erheben. Ihre Widerstandsfähigkeit ist ein unverzichtbares Merkmal echter Friedensstifter: Friedensarbeit ist nämlich ein ständiges Neuanfangen. Das Engagement und die Liebe zum Frieden kennen keine Angst vor scheinbaren Niederlagen und lassen sich nicht von Enttäuschungen beugen, sondern behalten Weitblick und vermögen alle Gegebenheiten hoffnungsvoll auf sich zu nehmen und anzunehmen. Es braucht Zähigkeit, um Frieden zu schaffen; es braucht Beharrlichkeit, um das Leben zu bewahren und wachsen zu lassen.“
Der Papst wies auch auf das große psychologische Problem hin, mit dem die Menschen in der heutigen Welt konfrontiert sind. „Um uns herum, fast überall auf der Welt, scheint eine Art Pessimismus und ein Gefühl der Ohnmacht zu herrschen: Die Menschen scheinen nicht einmal mehr in der Lage, die Frage nach dem zu stellen, was sie tun können, um den Lauf der Geschichte zu ändern. Die großen Entscheidungen scheinen von wenigen getroffen zu werden, oft zum Nachteil des Gemeinwohls, und das erscheint wie ein unausweichliches Schicksal.“
Die Eigenschaften eines „Friedensstifters“ erfordern jedoch, daß man weiterhin beharrlich für den Frieden kämpft. „Sie wagen es, zu bleiben, auch wenn dies Opfer erfordert“, sagte der Papst. „Es gibt Momente, in denen es einfacher ist, zu fliehen, oder es einfach bequemer erscheint, woanders hinzugehen. Es erfordert wirklich Mut und Weitsicht, im eigenen Land zu bleiben oder dorthin zurückzukehren und auch schwierige Bedingungen als der Liebe und Hingabe würdig anzusehen.“
Abschließend kam er erneut auf die musikalische Analogie zurück:
„Sie sind ein Volk, das die Musik liebt, die an Festtagen zum Tanz wird, der Sprache der Freude und der Gemeinschaft. Dieser Aspekt Ihrer Kultur hilft uns zu verstehen, daß Friede nicht nur das Ergebnis menschlichen Bemühens ist, so notwendig dies auch sein mag: Der Friede ist ein Geschenk, das von Gott kommt und vor allem in unseren Herzen wohnt. Er ist wie eine innere Bewegung, die nach außen strömt und uns befähigt, uns von einer Melodie leiten zu lassen, die größer ist als wir selbst, nämlich der Melodie der göttlichen Liebe. Wer tanzt, schreitet leichtfüßig, ohne auf dem Boden zu trampeln, und bringt seine Schritte mit denen der anderen in Einklang. So ist der Friede: ein geistbewegtes Unterwegssein, das das Herz hörend und es den anderen gegenüber aufmerksamer und respektvoller werden läßt. Möge unter Ihnen diese Sehnsucht nach Frieden wachsen, die von Gott kommt und schon heute die Art und Weise verändern kann, wie man auf andere blickt und wie man gemeinsam in diesem Land lebt, einem Land, das der Herr zutiefst liebt und beständig segnet.“
eir
Anmerkung
1. Apostolische Reise in den Libanon: Begegnung mit den Behördenvertretern, der Zivilgesellschaft und
dem Diplomatischen Korps, Internetseite des Vatikan.
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