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Aus der Neuen Solidarität Nr. 45/2007

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„Heraus aus dem tragischen Durcheinander“

Christine Bierre berichtet über den Jahreskonvent der Solidarite et Progrès, der Ende Oktober in Paris stattfand.

110 Unterstützer und Mitglieder versammelten sich am 27.-28. Oktober zum Jahreskongreß der von Jacques Cheminade angeführten Partei Solidarité et Progrès, des französischen Flügels der weltweiten LaRouche-Bewegung. U.a. waren Teilnehmer aus Rennes, Nantes, Lyon und dem Département Drôme, Nancy und Lille nach Paris gekommen. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer gehörte der jungen Generation an, und die meisten älteren waren Aktivisten, die sich seit längerem für die Ideen von Solidarité et Progrès einsetzen.

Der Bankenkrach, Präsident Sarkozys einseitige Politik zugunsten der Reichen und seine Anbiederung an die Regierung Bush sowie der völlige Ausfall der Opposition seit seiner Wahl - alle diese Elemente trugen dazu bei, daß die Teilnehmer des Parteitags diesmal sehr aufmerksam und kämpferisch waren. Die Redner analysierten verschiedene Aspekte der großen wirtschaftlichen, finanziellen und kulturellen Krise, in der sich das Land befindet, und zeigten mögliche Änderungen zu Beilegung der Krise auf. Dies weckte Hoffnung, daß eine andere Politik möglich ist und daß die Stunde gekommen ist, in der wir gewinnen können. Vor allem ermutigte die Intervention Amelia Boynton Robinsons, der ehemaligen Mitstreiterin Martin Luther Kings, die Teilnehmer, sich gegen Unterdrückung in allen ihren Formen zu wehren.

Jacques Cheminade definierte in seiner Hauptrede die Grundlagen unseres Engagements: Wir leben in einer destruktiven Gesellschaft, die uns unser Bestes raubt, aber die Franzosen kämpfen nicht dagegen, weil sie nicht glauben, daß es eine andere Perspektive gibt. Unsere Aufgabe ist es, ihnen diese Perspektive zu zeigen. Insbesondere griff Cheminade an, daß die Medien ein Menschenbild verbreiten, wo der Starke herrscht und die Masse zu Zirkusspielen ermuntert wird. So erinnerten die Bilder nackter Rugbyspieler in dem Kalender mit dem Titel „Die Götter des Stadions“ an die Filme von Leni Riefenstahl. Dies müsse man vor dem Hintergrund der Weltfinanzkrise sehen. Der Subkultur nackter Körper und eines sog. Gleichgewichts der Kräfte entspreche die Ausgabe fiktiven Kapitals und der Ruin der spekulativen Hedgefonds. In diesem Kontext ständen die Vereinigten Staaten „zwischen Blackwater und Blackstone“ (einer Organisation mörderischer Söldner und einem Hedgefonds in der Wallstreet).

Cheminade zeigte, wie der 11. September von seinen Hintermännern benutzt wurde, um Angst hervorzurufen und jeden zur Unterwerfung unter ihre Politik zu drängen. Das Frankreich des allgegenwärtigen Nicolas Sarkozy unterwerfe sich dem „Stärksten“. Das sehe man an einer Außenpolitik des „Atlantizismus bis zum Ural“, einschließlich der Ankündigung der Wiedereingliederung Frankreichs in die militärischen Strukturen der NATO, das damit viel näher an Dick Cheney herangerückt ist, und man sehe es an einer „bushistischen“ Innenpolitik eines „Frankreichs der Villenbesitzer“, in der die Armen und die Mittelschicht betrogen werden.

Was soll man dagegen tun? Zunächst einmal müsse man die Menschen über das Positive informieren, das in aller Welt vor sich gehe, wie die jüngste Konferenz über die Entwicklung der Arktis und der Beringstraße in Anchorage in Alaska, wo sich unter Russen und Amerikanern ein Impuls zur gemeinsamen Entwicklung auf der Basis von Großprojekten manifestierte. In Südamerika gründen die großen Nationen des Kontinents die Bank des Südens, die sich gegen den IWF richtet und Großprojekte zur gemeinsamen Entwicklung finanzieren soll. Der entscheidende Schritt werde jedoch von Helga Zepp-LaRouches Aufruf zu einem Neuen Bretton Woods kommen, den Cheminade voll und ganz unterstützt.

Schließlich kündigte Cheminade ein neues Magazin an, das Pangloss heißen wird. In seinem Roman Candide hatte Voltaire die Figur des Pangloss als Karikatur verwendet, um den Philosophen Leibniz anzugreifen, und die Idee vertreten, man solle sich aus den Städten in die Gärten zurückziehen. Tatsächlich zögen sich die meisten Franzosen aus der Realität in ihre „heimlichen Gärten“ zurück, statt für die Nation und die Bevölkerung zu kämpfen. Das Magazin Pangloss werde daher „in euren heimlichen Garten pissen“, wie das Pferd des Riesen Gargantua in Rabelais’ Roman auf die Universität Sorbonne mit ihren „Quackademikern“.

Im weiteren Verlauf der zweitägigen Konferenz ging es immer wieder um die Frage der Wiederherstellung der Souveränität des Landes gegenüber den skrupellosen Finanziers. Christine Bierre zeigte, wie die Finanzmächte seit 1966 die staatlich geregelte Wirtschaft des Aufbaus der Nachkriegszeit zerstörten und die Macht der Kreditschöpfung den von einer kleinen oligarchischen Elite beherrschten Banken und Finanzmärkte auslieferten. Statt Investitionen in Großprojekte und Industrie fördere der Staat nun die Entstehung einer Immobilienblase. Dem stellte sie das Beispiel Roosevelts gegenüber.

Karel Vereycken zeigte am Beispiel Belgiens, wie die Politik der Globalisierung und Integration Europas die Nationalstaaten schwächt, um sie der Finanzoligarchie auszuliefern. (Lesen Sie dazu Vereyckens Artikel auf Seite 3.) Odile Mojon stellte in ihrem Vortrag dar, wie die Zerstörung des Bildungswesens heute zum Analphabetismus führt und so zum Abbau der Souveränität beiträgt.

Freiheit ist ein Geisteszustand

Dann sprach Amelia Boynton Robinson, deren Autobiographie gerade in französischer Sprache erschienen ist. Viele waren vor allem gekommen, um sie zu hören. Sie betonte, Freiheit sei nichts, was man als gegeben voraussetzen könne, sondern ein Geisteszustand jedes einzelnen. Sie berichtete, wie in ihrer Heimat Selma in Alabama 1963 plötzlich „alles anders wurde“, als Hunderte von Menschen von ihren Arbeitgebern entlassen wurden, nur weil sie am Begräbnis von Boyntons Ehemann teilgenommen hatten, der sich gegen die Obrigkeit aufgelehnt und für die Bürgerrechte gekämpft hatte. Bis dahin hatten die meisten geglaubt, sie seien geschützt, solange sie ein unauffälliges und bescheidenes Leben führten, ohne viel zu fordern. Aber nun erkannten sie, daß man sie wie Sklaven behandelte, und fingen an, zu kämpfen.

Zwei Vortragsrunden der LaRouche-Jugendbewegung (LYM) über die Notwendigkeit einer neuen Renaissance schlossen die beiden Tage der Konferenz. Am ersten Abend trug der Chor der LYM zu Ehren Amelias das Spiritual Must Jesus bear the cross alone vor. Dann sprach Alise Franck über die Entstehung der Spirituals als einzigartiges Erbe zweier scheinbar gegensätzlicher Kulturen - der europäischen und der afrikanischen. Diese Musik richtete die Seelen der schwarzen Bevölkerung Amerikas auf, der das Recht, Mensch zu sein, verweigert wurde, während Gospel- und Jazzmusik herabwürdigen.

Dieser Verrat am Prinzip der Vernunft in der Kunst ist, wie Fred Bayle zeigte, heute allgegenwärtig. Die heute gefeierten „Rebellen“ in der Kunst seien in Wirklichkeit gar keine, sondern Teil einer Kultur der Oligarchie.

Schließlich wendete sich Julien Lemaitre wieder den Spirituals zu und zeigte, wie einfache Widersprüche zwischen Text und Musik das Denken des Hörers anregen, Fragen zu stellen, die der Komponist anstoßen wollte. Indem man dieses Prinzip der klassischen Komposition neu entdecke, könne man die oligarchische Kultur überwinden.

Am zweiten Abend stellten Sebastien Drochon und Yannick Caroff die Arbeit der LYM in Paris über Kepler vor.

Im Rahmen des Parteitags wurde auch die Führung von Solidarité et Progrès neu gewählt. Zum bisherigen Vorstand - Jacques Cheminade als Präsident, Christine Bierre als Vizepräsidentin, Odile Mojon als Schatzmeisterin - wurde Sebastien Drochon als Sekretär hinzugewählt, um damit anzufangen, daß die französische LYM mehr und mehr zur Strategie der ganzen Bewegung beiträgt.

Mitglieder der LYM aus den regionalen Büros berichteten über die Erfolge ihrer Arbeit in Rennes und Nantes, Lyon und Grenoble und in Paris. Karsten Werner, der die deutsche LYM vertrat, forderte eine engere Zusammenarbeit der Aktivisten beiderseits der Grenze. Außerdem wurde auf den Erfolg der Internetseite der Solidarite et Progrès hingewiesen. Die Besucherzahl hat sich im letzten Jahr von 30.000 auf 60.000 Besucher pro Monat verdoppelt, und die Zahl der Seiten, die diese Besucher im Durchschnitt ansahen, vervierfachte sich.

Christine Bierre

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Internetseite von Jacques Cheminade
- in französischer Sprache
Internetseite der Solidarité et Progrès
- in französischer Sprache

 

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