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Aus der Neuen Solidarität Nr. 20/2008

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Sturmkatastrophe in Myanmar verschärft weltweite Hungerkrise

Die Hochwasserkatastrophe in Myanmar trifft neben der Bevölkerung des Landes vor allem die Reisproduktion, was in einer Zeit starker Nahrungsmittelknappheit weltweite Konsequenzen haben wird.

Der Zyklon Nargis, bei dem in Myanmar bisherigen Berichten zufolge mehr als 22.000 Menschen getötet wurden - manche Schätzungen gehen sogar von bis zu 100.000 Todesopfern aus - und weitere Zehntausende noch als vermißt gelten, hat große Flächen des Irrawaddy-Deltas zerstört. Das Land, das bereits unter den weltweit steigenden Reispreisen zu leiden hat, sieht sich jetzt mit dem Verlust eines großen Teils seiner Ernte konfrontiert. Die Zerstörungen werden es in diesem Jahr vermutlich zwingen, Reis einzuführen.

Beth Woods vom in den Philippinen ansässigen Internationalen Reisforschungs-Institut (IRRI) wies darauf hin, daß die Ernteverluste in Myanmar die weltweiten Reis-Preise noch weiter in die Höhe treiben werden, kein einziges Land werde davon verschont bleiben: „Was die Produktions- und Export-Kapazitäten in Südostasien beeinträchtigt, betrifft nicht nur Südostasien. Es wird auch die Lage für viele sehr hungrige und sehr arme Menschen in Afrika noch weiter verschlimmern.“ Schon jetzt liegen die weltweiten Reis-Preise auf Rekordniveau, was zu den Hungeraufständen in mehr als 30 Staaten beigetragen hat.

Der Zyklon traf das bei weitem größte Reisanbaugebiet Myanmars in den Flußniederungen des Irrawaddy mit rund 52% der Anbaufläche, auf denen normalerweise rund 65% der Reisernte des Landes eingefahren werden.

Die unmittelbare Sorge des Weltnahrungsmittelprogramms (WFP) der UN ist es daher, soviel wie möglich von der Sommerreis-Ernte, die noch nicht eingebracht war, zu retten, was aber nur zum Teil möglich sein wird. Das WFP hat derzeit 500.000 t Reis in Yangon (die ehemalige Hauptstadt, unter den Briten hieß sie „Rangun“) gelagert und will weiteren Reis liefern. Als erstes Nachbarland hat Thailand ein Transportflugzeug mit Nahrungsmitteln und Medizin geschickt. Auch aus Indien sind zwei Schiffe mit Hilfsgütern und Medikamenten unterwegs, andere Länder bereiten ebenfalls Hilfslieferungen vor.

Doch diese Lieferungen werden nicht das auffangen können, was eine ausgebaute Infrastruktur und Nahrungsmittelproduktion hätten sicherstellen können. Erneut wird durch diesen Vorfall deutlich, wie wichtig die vorausschauende Absicherung der Nahrungsmittelversorgung und der Aufbau einer adäquaten Infrastruktur sind. Es ist nicht damit getan, Nahrung für heute und morgen zu haben, ein Land muß in der Lage sein, mit solchen Problemen umgehen zu können.

Derzeit spricht man von verschiedenen Folgeproblemen des Sturms. Es herrscht akute Trinkwasserknappheit, da Aufbereitungsanlagen und Klärwerke in den betroffenen Gebieten zerstört wurden und somit auch erhöhte Seuchengefahr besteht. Durch das eingedrungene Salzwasser wurde nicht nur die jetzige Ernte zerstört, sondern auch die anstehende Monsunpflanzung ist unmöglich geworden. Aufwendige Bodensanierungen sind notwendig, bevor das Land wieder genutzt werden kann.

Ein Bündnis zur Steigerung der Reisproduktion?

Schon vor der Katastrophe hatte die weltweite Hyperinflation bei Reis (und anderen Nahrungsmitteln) die reisproduzierenden Staaten Südostasiens dazu veranlaßt, Maßnahmen wie z.B. Exportrestriktionen zum Schutz der einheimischen Bevölkerung zu ergreifen. Thailands Premierminister Samak Sundaravej forderte Anfang Mai die Gründung einer Organisation reisexportierender Staaten (OREC), was von der Londoner Times sogleich als Versuch verurteilt wurde, „eine größere Kontrolle über die Getreidepreise zu gewinnen“, womit das Sprachrohr der City jedoch nur verriet, welches Denken dort vorherrscht. Offenbar hat man in London Angst, daß man dem Kartell der Nahrungsmittelkonzerne genau diese Kontrolle - und die Kontrolle darüber, wer überhaupt etwas zu essen bekommt - aus den Händen nehmen könnte.

Tatsächlich geht es bei der OREC nicht, wie beim Ölkartell OPEC, darum, die Preise in die Höhe zu treiben, sondern darum, durch Kooperation und technologischen Fortschritt die Produktion auszuweiten, insbesondere in den äußerst armen Nachbarstaaten Thailands - Kambodscha, Laos und Myanmar.

Vietnams Minister für Industrie und Handel, Nguyen Cam Tu erklärte, Vietnam - der zweitgrößte Reisexporteur der Welt - könne sich einem Reis-Kartell anschließen, wenn diese Organisation sicherstelle, daß sowohl die Interessen Vietnams wie auch die der internationalen Gemeinschaft berücksichtigt werden. Vietnam müsse die nationale Versorgung mit Nahrungsmitteln sicherstellen, aber auch wirtschaftliche Entwicklung und die Interessen der Reisbauern, und gleichzeitig dazu beitragen, daß die Nahrungsmittelversorgung der Welt gesichert und Nahrungsmittelkrisen verhindert werden.

Das gleiche Ziel hat ein Neun-Punkte-Programm des IRRI. Es zeigt Wege auf, die Reiserträge international massiv zu erhöhen, um dieses Grundnahrungsmittel für die Ärmsten der Armen wieder erschwinglich zu machen.

In einem Strategiepapier mit dem Titel „Die Reiskrise: Was getan werden muß“ schreiben die Autoren: „Der Reisanbau kann verstärkt werden, aber nicht durch Wundermittel. Die Weltgemeinschaft muß, um dieses Ziel zu erreichen, ab sofort und in den kommenden Jahrzehnten langfristige Investitionen tätigen.“

Den Ausführungen von IRRI zufolge ist eine zweite Grüne Revolution nötig, um Unterernährung und Hungertote zu vermeiden. Derzeit leben weltweit 1,1 Milliarden Menschen von weniger als einem Dollar pro Tag. Zwei Drittel dieser Menschen kommen aus asiatischen Ländern in denen Reis produziert wird. Da die Armen 30-40% ihres Einkommens allein für den Kauf von Reis verwenden müssen, sei es besorgniserregend, wenn derzeit die Reispreise so rapide ansteigen.

Unter den neun Punkten, die vom IRRI vorgeschlagen werden, befinden sich Themen wie: beschleunigter Einsatz von Hochertragsreis; Verbesserung von Forschung und Anzuchtverfahren; vereinfachter Zugang für Wissenschaftler zum IRRI-Reservoir von 10.000 verschiedene Reissorten, von denen bisher nur etwa 10% in der Forschung genutzt werden; Ausbildung einer neuen Generation von Wissenschaftlern und Spezialisten für Reisanbau; öffentliche Investitionen in den Aufbau von Infrastruktur, wie Straßen, Bewässerungsanlagen, Lagerhaltung; Stärkung der Sicherheitsnetze, um die Versorgung der Armen mit Grundnahrungsmitteln zu gewährleisten.

Eine neue gerechte Weltwirtschaftsordnung!

Schon nach der Tsunami-Katastrophe Ende 2004 hatte die Vorsitzende der Bürgerrechtsbewegung Solidarität, Helga Zepp-Larouche, auf das eigentliche Problem hingewiesen, das solchen Katastrophen zugrunde liegt.

Denn es liegt eben in der Natur der Dinge, daß es regelmäßig zu großen Naturereignissen kommt (so gab es seit dem 18. Jahrhundert ähnliche Sturmkatastrophen am indischen Ozean, bei denen mehrfach bis zu 300.000 Opfer ums Leben kamen). Aber ob die Folgen so katastrophal ausfallen, ist eine Frage der wirtschaftlichen Entwicklung.

Sie schrieb: „Aber der entscheidende Punkt, womit sich die führenden internationalen Institutionen massive Schuld aufgeladen haben, ist der skandalöse Umfang der unterlassenen Entwicklungspolitik der vergangenen Jahrzehnte... Die Tatsache, daß unter dem System der ,Globalisierung’ ein Drittel der Menschheit permanent unterernährt ist, davon eine Milliarde Kinder in Armut lebt, jeden Tag fünfzigtausend Menschen an Hunger und vermeidbaren Krankheiten sterben, sowie ganze Kontinente in ihrer Existenz bedroht sind, ist der Beweis für das absolute Versagen der gegenwärtigen Weltordnung...“

Spezifisch forderte Sie:

„1. Die G7-Staaten müssen gemeinsam mit Rußland, China, Indien und anderen Staaten der Welt eine vollständige Reorganisation des hoffnungslos bankrotten Weltfinanzsystems vornehmen und ein neues Bretton-Woods-System in der Tradition Franklin D. Roosevelts beschließen.

2. Die Schulden nicht nur von Indonesien und Somalia, sondern des gesamten Entwicklungssektors müssen gestrichen werden, nicht zuletzt, weil sie ohnehin nicht bezahlbar sind.

3. Die Derivate- und Währungsspekulation, die laut dem letzten Bericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) den unglaublichen Umfang von 2000 Billionen Dollar (in Zahlen: 2.000.000.000.000.000) erreicht hat, muß einfach gestrichen und durch Verträge zwischen den Regierungen für illegal erklärt werden. Es müssen feste Wechselkurse beschlossen werden, um Spekulationen gegen Währungen und Volksvermögen unmöglich zu machen.

4. Die Schöpfung neuer Kredite für produktive Investitionen muß der Kontrolle durch ,unabhängige’, d.h. private Zentralbanken entzogen und ausschließlich unter die Kontrolle souveräner Regierungen gebracht werden.

5. Als Bestandteil des neuen Bretton-Woods-Abkommens müssen in den G7-Staaten neue produktive Kredite in Höhe von rund zwei Billionen Dollar bzw. Euro geschöpft werden: Kredite ausschließlich für produktive Vollbeschäftigung im Rahmen des Ausbaus der Eurasischen Landbrücke, d.h. der infrastrukturellen Integration Eurasiens.

6. Um die dringende Überwindung der Unterentwicklung weiter Teile des Entwicklungssektors in Asien, Afrika und Lateinamerika im Rahmen des Ausbaus der Eurasischen Landbrücke als Motor für die Rekonstruktion der Weltwirtschaft in Gang zu setzen, muß eine ,Internationale Entwicklungsbank’ Teil dieses Abkommens sein, die mindestens 500 Milliarden Euro pro Jahr für wohldefinierte Entwicklungsprojekte zur Verfügung stellt.

7. Lyndon LaRouche und die nach ihm benannte Bewegung haben seit Anfang der 70er Jahre ganz konkrete Entwicklungsprogramme für Afrika, Lateinamerika, das Pazifische Becken, Indien, den Nahen und Mittleren Osten sowie Eurasien ausgearbeitet, die zusammengenommen die konkrete Basis für eine gerechte Neue Weltwirtschaftsordnung sein können: sofort!

Nur wenn wir das Landesinnere der Nationen Asiens, Afrikas und Lateinamerikas auf ein menschenwürdiges Niveau entwickeln, können wir die Auswirkung zukünftiger Naturkatastrophen minimieren.“

alh/rma

Lesen Sie hierzu bitte auch:
„Die Hungerkrise schafft die Voraussetzungen für eine revolutionäre Bewegung!“
- Neue Solidarität Nr. 20/2008
„Nahrungsmittelerzeugung verdoppeln“
- Neue Solidarität Nr. 20/2008
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