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Neue Solidarität
Nr. 16, 15. April 2009

Eine letzte Warnung - für die Menschheit, oder nur für James Lovelock?

Buchbesprechung: James Lovelock: The Vanishing Face of Gaia: A Final Warnung, Basic Books, New York 2009.

Wenn man das jüngste Buch des Umweltschützers James Lovelock gelesen hat, bleibt die Frage, für wen diese letzte Warnung eigentlich gemeint ist: Für die ganze Menschheit, oder bloß für den inzwischen fast 90jährigen James Lovelock. Der größte Teil des Buches scheint ein Appell an den Himmel zu sein, ihm die Sünden seiner Vergangenheit zu vergeben. Beispiele hierfür sind die Kapitel über die Kernkraft und über die Unsinnigkeit des DDT-Verbots. Es ist wohl das erste Mal, daß Lovelock das DDT-Verbot ausdrücklich als falsche Politik bezeichnet.

Der Rest des Buches enthält das übliche neomalthusianische und menschenfeindliche Gefasel, das man aus Lovelocks Büchern gewohnt ist. Lovelock schreibt, es sei schon zu spät, um die globale Erwärmung aufzuhalten, und deshalb werde die Weltbevölkerung von derzeit mehr als sechs Milliarden Menschen bis Ende des Jahrhunderts auf nur noch eine Milliarde zurückgehen. In einem Interview mit dem New Scientist sagte er im Januar 2009: „Ich glaube nicht, daß die Menschheit schnell genug reagieren oder klug genug sein wird, um mit dem fertig zu werden, was uns bevorsteht. Kioto war vor elf Jahren. Praktisch nichts wurde getan, außer endlosem Gerede und Konferenzen. Ich glaube nicht, daß wir schnell genug reagieren können oder klug genug sein werden, um mit dem umzugehen, was auf uns zu kommt.“

Lovelock liegt natürlich falsch, wenn er glaubt, daß die Weltbevölkerung aufgrund der globalen Erwärmung nicht mehr genug Nahrungsmittel finden werde und dadurch um fünf Milliarden Menschen schrumpfen werde. Seine Erklärung zeigt nur, daß Lovelock den Menschen als eine Tierart betrachtet und nicht als ein Geschöpf, das sich von den Tieren durch seine kreativen Fähigkeiten unterscheidet. Lovelocks beschränkte Sicht des Menschen ist der zentrale Punkt seines Buches und seines Interviews. Lovelock illustriert dies, indem er sagt: „Ich glaube nicht, daß neun Milliarden besser sind als eine Milliarde. Ich sehe die Menschen eher so, wie die ersten Lebewesen, die die Photosysnthese nutzten. Als diese erstmals auftraten, lösten sie einen enormen Schaden aus, indem sie Sauerstoff freisetzten - ein bösartiges, giftiges Gas. Es dauerte lange Zeit, aber am Ende erwies es sich als ein enormer Nutzen. Ich sehe die Menschen genauso: Erstmals in den 3,5 Milliarden Jahren seiner Existenz hat der Planet eine intelligente, kommunizierende Gattung, die über das ganze System nachdenken und sogar etwas daran ändern kann. Sie sind noch nicht intelligent genug und müssen sich noch eine ganze Strecke weiterentwickeln, aber am Ende könnten sie sehr positive Beiträge zum Wohl des Planeten leisten.“

Vor diesem Hintergrund ist jedoch interessant, was uns Lovelock über die vorgeschlagenen Mittel gegen die globale Erwärmung zu sagen hat. Im New-Scientist-Interview wurde Lovelock auf seine Arbeiten über Halogenwasserstoffe in der Atmosphäre angesprochen, die zum globalen Verbot der Verwendung dieser Verbindung führte, und ob er eine ähnliche Möglichkeit für CO2 sehe. Lovelock antwortete: „Nicht die geringste Hoffnung der Hölle. Das meiste ,grüne’ Zeug grenzt an einen riesigen Schwindel. Der Handel mit Emissionsrechten mit seinen riesigen Subventionen durch die Regierungen ist genau das, was der Finanzsektor und die Industrie wollten. Es geht da überhaupt nicht um den Klimawandel, es wird aber einer Menge von Leuten eine Menge Geld einbringen und den Moment der Abrechnung aufschieben. Ich bin nicht gegen erneuerbare Energie, aber es macht mich wahnsinnig, wenn man die ganze schöne Landschaft in Großbritannien mit Windfarmen verschandelt. Es ist absolut nicht notwendig, und man braucht 2500 km2, um ein Gigawatt zu erzeugen - das ist eine ganze Menge Landschaft.“

Auch wenn Lovelock hier einiges Wahres sagt, ist der Blickwinkel, aus dem er die Lage betrachtet, grundfalsch. Lovelocks tragisch falsche Sicht der Menschheit beruht auf seiner Gaia-Theorie, die er Ende der sechziger Jahre entwickelte. Danach bilden die Erde und alle Lebensformen auf der Erde einen einzigen, sich selbst regulierenden Organismus. Einfach gesagt: nach dieser Theorie unterscheidet sich der Mensch überhaupt nicht von den übrigen Lebensformen.

Damit steht seine Theorie in direktem Gegensatz zum Werk des russischen Wissenschaftlers Wladimir Wernadskij, wonach Kreativität und Macht des Geistes die Beziehung des Menschen zu den lebenden Prozessen bestimmt. Die Umweltschutzbewegung hat versucht zu zeigen, daß die Theorien von Lovelock und Wernadskij eine Menge gemein haben, aber das ist einfach nicht so. Wernadskijs Ideen sind ihrer Natur nach dynamisch, während Lovelocks Ideen auf Reduktionismus der übelsten Sorte beruhen.

Der beste Teil des Buches ist das Kapitel über die Kernkraft. In diesem Kapitel widerlegt er alle die üblichen Mythen über die Kernenergie und zeigt, daß die angebliche Grundlage für die Angriffe auf die Kernkraft nichts anderes ist als eine Ansammlung von Lügen und Falschinformationen, die solange gedankenlos wiederholt wurden, bis der Glaube, alles, was mit dem Atom zu tun habe, sei seinem Wesen nach schrecklich, Teil einer instinktiven Reaktion wurde.

Lovelock verwendet viel Zeit mit der Bekämpfung der Idee, die Kernkraft sei gefährlich. Als jemand, der selbst Vorträge über Kernkraft gehalten hat, freute es mich zu lesen, daß Dr. Lovelock sogar die Mythen angreift, die den Unfall von 1986 im Kernkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine umgeben. Lovelock widerlegt das übliche Schauermärchen, daß bei diesem Unfall Hunderte von Menschen ums Leben kamen, und sagt, es seien 75 Menschen ums Leben gekommen, bei denen es sich meistens um Feuerwehrleute und Rettungskräfte gehandelt habe. Er stellt diesen Unfall in den tatsächlichen Kontext, nämlich, daß es sich damals um eine Dampfexplosion handelte, zu der es in einem instabilen Reaktor kam, als dieser einem leichtsinnigen und falsch geplanten Experiment unterzogen wurde. Er schließt seine Argumentation zur Sicherheit der Kernkraft mit der Feststellung: „In den 50 Jahren der gesamten weltweiten Nuklearindustrie sind nicht mehr als 100 Menschen umgekommen. Vergleichen Sie das mit den Zehntausenden, die in der Kohle- und Ölindustrie umkamen, und den Hunderttausenden, die bei der Produktion von erneuerbaren Energien oder infolge ihrer Verwendung ums Leben kamen.“

Eines der Argumente Lovelocks in dem Abschnitt über die Kernkraft und den Unfall in Tschernobyl ist jedoch nicht ganz richtig. Er sagt, die Wissenschaftler, die die unsinnigen Mythen über Tschernobyl widerlegen konnten, hätten es vorgezogen, zu schweigen. Das stimmt nicht! Mindestens ein Wissenschaftler, der in Bezug auf die Tschernobyl-Lügen nicht geschwiegen hat, ist Zbigniew Jaworowsky, der die UNO-Kommission leitete, die den Unfall in Tschernobyl untersuchte, und der etliche Artikel verfaßt hat, die u.a. in der Zeitschrift Fusion veröffentlicht wurden. Aber anstatt seine Berichte weiterzuverbreiten, haben die Massenmedien damals Dr. Jaworowsky angegriffen, weil er die Wahrheit sagte über Tschernobyl und den Betrug der globalen Erwärmung.

Lovelocks Buch ist insgesamt etwas wirr, aber es gibt dem Leser in den letzten Kapiteln einen Einblick in Lovelocks Sicht der heutigen Umweltschutzbewegung, die er als kultisch bezeichnet und mit den Imperialisten vergleicht, die das britische Kolonialreich aufbauten. Diese Einschätzung der heutigen Umweltschutz-Religion trifft den Nagel auf den Kopf, wenn man bedenkt, daß Leute wie Prinz Philip und Prinz Charles die Welt entvölkern wollen und den Betrug der globalen Erwärmung dazu nutzen, die Energieversorgung der Welt zu kontrollieren und dann die Energie so zu rationieren, daß dadurch vier Milliarden Menschen oder mehr umkommen. Wegen seiner Argumente für die Kernkraft und der Einstufung der gegenwärtigen, grünen Religion als faschistisch und imperialistisch ist das Buch - trotz seiner übrigen Schwächen - eine nützliche Quelle.

Gregory Murphy

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