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Neue Solidarität
Nr. 46, 11. November 2009

Harley Schlanger in Frankreich, ein Moment wirklicher Freude

Von Jacques Cheminade

Harley Schlanger, der Sprecher LaRouches für die westlichen Bundesstaaten der USA, hat gerade einen zweiwöchigen Aufenthalt in Frankreich beendet. Nur seine offizielle Funktion zu nennen, so wichtig sie auch ist, reicht jedoch bei weitem nicht aus, um zu beschreiben, was er uns in diesen zwei Wochen gegeben hat.

So amerikanisch wie ein geländegängiger Jeep vermittelte Harley all denen, die Gelegenheit hatten, ihn zu hören, die Überzeugung, daß Amerika der Transmissionsriemen für das Beste der europäischen Kultur sein kann - vorausgesetzt, es wird der Kampf zur Beseitigung des britischen Oligarchismus in den USA und anderswo aufgenommen. Es mag erstaunlich und paradox erscheinen, daß dieser Kampf nicht nur das Beste unserer eigenen französischen Kultur wachruft, sondern auch die vorherrschende, höfische Denkungsart für die großen Momente unserer Geschichte in die Vergangenheit verweist.

Diejenigen, die dabei waren, als Harley das Resistancemuseum in Lyon besuchte, machten die tiefgreifende Erfahrung, daß unser heutiger gemeinsamer internationaler Kampf, den wir als Patrioten und Weltbürger führen, mit dem Kampf übereinstimmt, den damals Funktionäre und zahllose einfache Menschen austrugen, die in jenen dunklen Stunden ihr Leben opferten.

Die Zeit zwischen den drei gut besuchten öffentlichen Veranstaltungen zur Frage der politischen Lage in den USA, zu denen in Paris, Lyon und Rennes insgesamt mehr als 200 Teilnehmer erschienen, nutzte Harley, um unseren Kämpfern und Aktivisten die wirkliche Bedeutung von Aischylos’ Prometheus zu vermitteln. Er zeigte uns, daß in diesem Drama den Menschen nicht nur das Prinzip des Feuers gegeben wurde, sondern daß der Titan vor allem „Hoffnung in sie pflanzte“. Diese unsterbliche Hoffnung im körperlich sterblichen Menschen ist die Grundlage für eine ihren Namen überhaupt verdienende Politik, und sie wird von einem Menschen zum anderen und von einer Generation zur nächsten weitergegeben.

Um dieses Prinzip so real wie möglich darzustellen, nahm Harley als zeitgenössisches Beispiel für den Kampf, dessen Leiden Prometheus akzeptierte - denn dieser wußte genau, was ihn erwartete -, den Kampf seiner Gattin Susan, die im Juli nach zweieinhalb Jahren des Kampfes gegen den Krebs verschieden war. Er zeigte, wie sie bis zum letzten Atemzug bemüht war, indem sie das Beste einer universellen jüdischen Kultur mobilisierte und so mit Ideen und von ihr organisierter finanzieller Unterstützung die Jugend der LaRouche-Bewegung, die unsere Hoffnung ist, förderte.

Entgegen der Zeus eigenen Haltung von Beherrschung und Zerstörung - wobei Zeus die eigentlich tragische Figur in dem Stück ist, denn er ist nicht in der Lage, sein eigenes Schicksal zu beherrschen - kann jeder von uns einen kleinen Prometheus in sich selbst entdecken und kultivieren, der immer stärker wird, so wie wir den Streit gegen Unrecht und Kleinheit annehmen; das ist das Prinzip der Unsterblichkeit, das seinen Ausdruck im Dienst für das Gemeinwohl und die noch nicht geborenen Generationen findet.

Der Spaziergang durch die Straßen von Paris, Rennes und den alten Stadtkern von Lyon bereitete Harley große Freude. Dabei erzählten wir uns gegenseitig lustige alte Geschichtchen jiddischen Humors, der kleine Dinge auf ihre Belanglosigkeit reduziert und große noch größer macht mit dem Mittel der Ironie, dem unverzichtbaren Gegenstück der Tragödie. Harley ist Experte für die drei Männer namens Moses: den biblischen, Maimonides und Mendelssohn, aber auch für Scholem Alejchem und die Renaissance des New Yorker Jiddischen Theaters, das viele Juden und Afro-Amerikaner zur Zusammenarbeit mit der Bürgerrechtsbewegung inspirierte. Er sieht deshalb im gegenwärtig anschwellenden Massenstreikferment in den USA eine große Hoffnung, wenn wir verstehen dieses anzuregen.

Harley, selbst auch ein beachtlicher Amateurviolinist, gab den Mitgliedern der LaRouche-Jugendbewegung in Frankreich eine herrliche Darstellung der Zusammenarbeit über die Zeiten hinweg zwischen Bach, Haydn, Mozart und Beethoven. Er zeigte, wie die musikalischen Themen des ersteren von den späteren drei aufgenommen und entwickelt wurden, wie z.B. in Mozarts fünf Fugen KV 405, wo er die vierstimmigen Fugen aus Bachs Wohltemperierten Klavier für Streichquartett umschrieb.

Der Dialog dieser Stimmen der Vergangenheit inspirierte uns alle für die Gegenwart, denn Harley zeigte uns auch, daß Mozart in Opern wie „Die Hochzeit des Figaro“ die Oligarchie des Habsburger Imperiums politisch herausforderte. In dieser Oper ist ein Libretto von Beaumarchais vertont, der in Paris mit Benjamin Franklin zusammenarbeitete und zu dem Kreis gehörte, der die Kanonen Rochambeaus1 und der Amerikanischen Revolution finanzierte, die den Truppen von Lord Cornwallis 1781 in Yorktown die entscheidende Niederlage zufügten.

Harley hatte auch die Gelegenheit, mehrere führende französische Wirtschaftswissenschaftler zu treffen, die ein „weltweites Glass-Steagall“ (-Gesetz) nach dem Vorbild von Franklin Roosevelt unterstützen, um der gegenwärtigen Krise Herr zu werden.

Es ist 25 Jahre her, daß Harley zum letzten Mal in Frankreich war, und alle irgendwie an seinem Besuch Beteiligten würden ihn gern bald wieder in Frankreich sehen. Diese Hoffnung brachte auch ein französischer Wortführer des europäischen Milchstreiks zum Ausdruck, dem es darum geht, diesem entscheidenden Kampf eine universelle und internationale Perspektive zu geben.


Anmerkung

1. Comte de Rochambeau (1725-1807), Befehlshaber der französischen Truppen, die seit 1780 an der Seite George Washingtons gegen die Briten kämpften.