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Neue Solidarität
Nr. 27, 7. Juli 2010

Ölleck kann mit nuklearen Sprengsätzen geschlossen werden

Der Kernphysiker Nordyke ist Emeritus des Lawrence Livermore National Laboratory, der führende US-Experte für zivile atomare Sprengsätze und Veteran des diesbezüglichen US-Regierungsprogramms („Operation Plowshare“). Die folgenden Auszüge stammen aus einem Interview, das Dr. Nordyke Alli Perebikovsky von LPAC-TV gab.

LPAC-TV: Um das Scheinwerferlicht auf British Petroleum und diese Krise zu lenken ... Es ist fast wie ein „langsamer Katrina“ [-Hurrikan], und man hat nicht nur die Zerstörung der Umwelt, sondern, wie einige Schätzungen lauten, 100.000 Barrel [fast 16 Mio. Liter] ausströmendes Erdöl jeden Tag.

Nordyke: Es ist auch eine wirtschaftliche Katastrophe: für die Region ist es eine ökologische und eine ökonomische Katastrophe. Es muß irgendwie unter Kontrolle gebracht werden.

Mit dem gegenwärtig verwendeten Verfahren scheinen sie das Problem teilweise unter Kontrolle zu haben, doch es ist schwierig, herauszufinden, wie gut es wirklich funktioniert. Vielleicht sind es 10%, vielleicht 50%, die eingedämmt werden. Aber, selbst wenn es 100% wären, wäre es dennoch nur eine vorübergehende Lösung, denn es bedarf dort etwas, das selbst Hurrikanen und ähnlichen Phänomenen standhält.

Von den Entlastungsbohrungen erhofft man sich zunächst einmal eine Lösung. Sie werden in einer Entfernung von 1000 Metern oder mehr angesetzt und in einem schrägen Winkel vorangetrieben, so daß sie in ca. 5000 Metern Tiefe den Ölbohrkanal kreuzen, ihn anzapfen und der Ölfluß in den Entlastungskanal zur Oberfläche umgelenkt oder vielleicht der Ölfluß in dem außer Kontrolle geratenen Öhlbohrkanal gehemmt wird.

Sie können damit Erfolg haben oder auch nicht. Man hat das in der Vergangenheit schon getan, aber es ist schwierig. Und das brachte die Russen dazu, ihre Experimente und Projekte durchzuführen: Das erste Bohrloch, an dem sie es ausprobierten, war seit drei Jahren außer Kontrolle, und aus ihm strömte eine sehr große Menge Gas - Gas, nicht Öl, und nicht vom Meeresboden, sondern an der Erdoberfläche. Aber es brannte, und man konnte es aus einer Entfernung von 80 Kilometern sehen. Es war unübersehbar, mitten in der Wüste, deshalb gab es keine Umweltkatastrophe, aber es wurde eine sehr große Menge an Energie vergeudet. Das war das Problem. Sie versuchten, den Bohrlochs zu blockieren ohne die genaue Lage des ursprünglichen Bohrlochs zu wissen - ich weiß nicht, warum sie drei Jahre lang nicht imstande waren, diese Unterbrechung durchzuführen.

Schließlich kamen sie auf die Idee, eine nukleare Explosion in der Nähe des außer Kontrolle geratenen Bohrbrunnens durchzuführen. Das dichtete es ab. Das drückte das undichte Bohrloch zu und stellte es innerhalb von ca. 30 Sekunden ab. Und sie machten das noch weitere vier Male, dreimal mit Erfolg. Was den vierten Versuch betrifft, haben sie nie bekannt gegeben, warum er nicht erfolgreich war.

In keinem dieser Fälle war an der Erdoberfläche Radioaktivität nachweisbar. Wir sprechen hier über Explosionen, die in einer Tiefe von mehr als tausend Metern unter der Erdoberfläche stattfinden oder, im Fall des Golfs [von Mexiko], tausend Meter unter dem Meeresboden... Die Ölquelle selbst liegt in einer Tiefe von ca. 6000 Metern, man müßte also auf eine Tiefe von ca. 5000 Metern bohren, das wäre ungefähr 3000 Meter unter dem Meeresboden. Man braucht sich also im wesentlichen keine Sorge zu machen, daß Radioaktivität an der Oberfläche des Meeres freigesetzt werden könnte. Die einzige bestehende Gefahr, und darum muß man sich kümmern, besteht in den seismischen Auswirkungen. Wenn es in der näheren Umgebung weitere Bohrlöcher gibt - wovon ich nicht ausgehe - könnten sie dabei beschädigt werden, und es könnte zu einer kleinen Welle im Golf kommen. Davon gehe ich aber nicht aus - das ist gewiß etwas, das von vornherein berechnet werden kann, um zu sehen, in welchem Ausmaß das möglich wäre.

LPAC-TV: Würden wir im Fall von BP dem russischen Vorbild folgen, oder verfügen wir über eigene Studien über diese nuklearen Unterwasserexplosionen?

Nordyke: Von den russischen Experimenten ist nicht viel zu lernen. Sie machten es, und es funktionierte. Und es ist ziemlich einfach. Eines der schwierigen Probleme ist der Sprengsatz, der unter diesen Drücken und Temperaturen funktionieren muß. Wir haben Sprengsätze für das Rio-Blanco-Experiment entwickelt, die an die 500 bar bei 250 Grad aushielten... Wir haben also Entwürfe dafür, die verwirklicht werden könnten, aber wir brauchten dafür etwas Zeit.

LPAV-TV: Worum ging es beim Rio-Blanco-Experiment?

Nordyke: Rio Blanco war ein Gas-Stimulierungsexperiment, bei dem wir drei Explosionen von 30 Kilotonnen in einer Tiefe von ca. 1600, 1800 und 2100 Metern unter der Erdoberfläche in Colorado auslösten.

LPAC-TV: Wie bekommen wir den nuklearen Sprengsatz in diese Tiefe?

Nordyke: Man könnte vielleicht eine der Entlastungsbohrungen benutzen, wenn ihr Durchmesser groß genug ist. Ich glaube, der Durchmesser müßte nicht sehr groß sein. Der Sprengsatz des Rio-Blanco-Experiments hatte einen Durchmesser von ungefähr 20 Zentimetern, er war also ziemlich schmal. Die meisten dieser Bohrkanäle haben, glaube ich, einen Durchmesser von ca. 30 Zentimetern...

LPAC-TV: Was müßten wir im wesentlichen tun, um das durchzuführen? Wie bald könnten wir damit anfangen?

Nordyke: Erstens müsste man einen Sprengsatz herstellen, der dafür einsetzbar ist. Möglicherweise könnte man eine schon existierende Artilleriegranate oder ähnliches benutzen, aber ich glaube, es müßte eine hergestellt werden, die den Druck und die Temperatur in einer Tiefe von 5000 Metern aushält. Die möglichen seismischen Effekte auf die Region, in der sich das Bohrloch befindet, müßten, wie gesagt, sorgfältig studiert werden. Und man müßte die Entlastungsbohrungen untersuchen, um zu sehen, ob da etwas möglich ist. Wenn sie nicht groß genug sind, sagen wir nur 8 bis 15 cm, dann müßte ein neuer Kanal gebohrt werden. Das ungefähr sind die Vorbereitungen, deren es bedarf...

LPAV-TV: Scheinbar muß man dafür BP auf der Stelle weitgehend enteignen und eine Intervention der Regierung machen, um diese Lösung durchzuführen.

Nordyke: Nun, das wäre ganz gewiß ein von der Regierung zu kontrollierendes Projekt.

LPAC-TV: Richtig. Glauben Sie, daß die Wissenschaftler hier in Livermore oder in Los Alamos das durchführen könnten?

Nordyke: Nun, ich denke, Livermore hat auf diesem Gebiet die meisten Erfahrungen.

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