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Neue Solidarität
Nr. 12, 23. März 2011

„Wir müssen die Junior-Schöpfer sein!“

Bei seinem Internetforum am 10. März beantwortete Lyndon LaRouche auch zwei Fragen zur Funktionsweise der Realwirtschaft.

Moderatorin: Wir haben zwei Fragen (zum selben Thema) erhalten: eine aus Italien von Dr. Marcello Vichi, dem geistigen Vater des ursprünglichen Transaqua-Projektes. Und ironischerweise kam eine fast gleichlautende Frage von Manuel Frias aus Mexiko, einem der führenden Wasserexperten Mexikos, der ein sehr aktiver Befürworter von NAWAPA (Nordamerikanische Wasser- und Strom-Allianz) und PLHINO (Wasserplan für den Nordwesten Mexikos) ist. Beide sprechen den Fehler an, bei solchen Großprojekten eine Kosten-Nutzen-Analyse zu versuchen...

Er (Frias) schreibt: ,Lyn, ich gratuliere Dir noch einmal für dein umfassendes Wissen und deine zutreffende Voraussicht bei der Prognose der weltweiten wirtschaftlichen Ereignisse. Hinsichtlich der wichtigen, ehrgeizigen und notwendigen Projekte NAWAPA und PLHINO kam, als sie in Foren und Interviews präsentiert wurden, in meinem Land und sicher auch in eurem Land immer die gleiche Frage auf: Wie will man diese wichtigen öffentlichen Investitionsprogramme finanzieren?

Ich möchte gern, daß du deine Ansicht zu der Antwort, die ich immer auf diese Frage gebe, zu Protokoll gibst. Was ich immer sage, ist folgendes: Wenn alles im Universum und in der Natur auf Vervollkommnung zustrebt, dann muß auch das, was von der Menschheit geschaffen wird, in Übereinstimmung mit den universellen Gesetzen und Prozessen der Natur gebracht werden. Mit all dem Geld, das nach den Wirtschaftstheorien der Markt- und Geldanbeter ausgegeben wird, kann man keinen einzigen Tropfen Wasser erzeugen, keinen Milliliter Luft, keinen Lichtstrahl und keinen Liter Erdöl. Nur der Mensch widmet sich der Nutzung der Ressourcen und Reichtümer der Natur, um höhere Grade des Wohlstands und der Entwicklung zu erreichen.

Also, Lyn, stimmst Du damit überein, daß der größte Wert in einem Land nicht das Geld ist, sondern die Ressourcen und die Reichtümer der Natur, in dem Maße, wie sie durch die produktive Arbeit und die Kreativität der Einwohner dieses Landes vergrößert werden? Stimmst du damit überein, daß die Wirtschaft im Dienste der Menschheit stehen muß, und nicht - wie es heute der Fall ist - umgekehrt?

LaRouche: Nun, insgesamt ist das eine sehr gute Einstellung. Werden wir noch etwas konkreter, denn allzu oft scheitern Dinge an den Einzelheiten. In diesem Fall müssen wir ein Konzept anwenden, das ich in den letzten Jahren besonders hervorgehoben habe, damit wir die falsche Vorstellung vom individuellen Unternehmer abschaffen. Nicht, daß wir etwas gegen Unternehmer hätten, aber es muß Schluß sein damit, wie dieses Thema von allerlei rechtslastigen Fanatikern in Europa und in den Vereinigten Staaten und allgemein von den Briten mißbraucht wird.

Das Beispiel Karls des Großen

Nehmen wir ein Beispiel, das ich oft anführe: den Fall Karls des Großen.

Vor Karl dem Großen war die europäische Zivilisation, wie wir sie ums Mittelmeer herum kannten, weitgehend eine Seefahrtskultur. Man konnte zu einem gewissen Grade auch entlang der großen Flüsse Europas reisen, und auch ein Stück weit auf dem Nil, aber es gab keinen Ansatz für die Menschheit, das Territorium, das Binnenland beispielsweise Europas zu entwickeln.

Karl der Große tat eine ganze Menge revolutionärer Dinge, und er war wohl der erste Ökonom, den es in der europäischen Geschichte gegeben hat, in der Art, wie er die Dinge organisierte. Er beschloß nicht nur die Nutzung der Binnenwasserstraßen, der Flüsse auf dem europäischen Territorium - praktisch von der Grenze zu Spanien bis fast nach Polen, dieses ganze Gebiet. Er baute auch ein Netz von Kanälen, wodurch ein Wasser-Management-System im Binnenland entstand, das bis zum heutigen Tage als ein wesentlicher Teil des produktiven Potentials von Europa besteht.

Als dann Karl der Große starb, wurde sein Herrschaftsbereich in vieler Hinsicht kaputtgemacht, weil sein Reich damals in drei Teile geteilt wurde. Aber Karl der Große setzte einen Maßstab.

Als beispielsweise Europa und die Vereinigten Staaten ihr Gebiet erschlossen, gingen wir in den Vereinigten Staaten zunächst daran, die Flüsse auszubauen, und schufen Kanäle dazu. Mit anderen Worten, als wir die Erschließung unseres Territoriums zum Ohio und dann zum Mississippi vorantrieben, taten wir im wesentlichen das gleiche, was schon Karl der Große getan hatte. Wir bauten Kanäle, wie den Erie-Kanal und andere Kanäle, und dann führten wir die Eisenbahnen ein, angefangen mit der Reading-Eisenbahn. Diese Eisenbahnen führten anfangs entlang der Flüsse und Kanäle. Es war ein besseres Transportmittel, schneller, als es beispielsweise mit Kähnen und Binnenschiffen möglich gewesen wäre.

Transkontinentale Eisenbahnen

Die Änderung kam dann gegen Mitte des 19. Jahrhunderts, als wir eine Revolution machten, die uns die Briten bis heute nicht verziehen haben. Sie hassen uns aus vielen Gründen, aber dies ist einer der wichtigsten. Amerika setzte unter der Führung Abraham Lincolns mit Hilfe des Pionierkorps ein Projekt in Gang, das von der Militärakademie West Point stammte: Wir bauten die erste kontinentale Eisenbahn der Welt.

Mehr noch. Die Briten haßten das, weil dadurch das Territorium der Vereinigten Staaten als produktives Gebiet geeint wurde, aber dann kam auch noch unser „Schüler“ in Deutschland. Reichskanzler Bismarck, der über verschiedene Mittelsmänner von uns gelernt hatte, machte ab 1877 eine Revolution in Deutschland, eine Revolution der Technik, und auch die Idee wurde geboren, transkontinentale Eisenbahnen durch ganz Eurasien auszudehnen. Das haben die Briten Deutschland nie verziehen.

Denn wenn man das Binnenland erschließt, so wie mit dem Kanal- und Flußnetz unter Karl dem Großen, was wir in Amerika mit der ersten Entwicklung unseres Territoriums nachmachten, und dann mit dem Übergang zu einem transkontinentalen Eisenbahnnetz - damit konnten wir Fracht schneller, besser und tiefer ins Land bewegen, als man es mit der Seefahrt jemals tun konnte. Wir hatten also das Britische Empire, das auf der Herrschaft über die Meere beruhte, plötzlich durch die Idee des transkontinentalen Eisenbahnnetzes strategisch ausgehebelt. Man entwickelt das Territorium der Nationen durch Eisenbahnen - und dann schreitet man weiter fort - so wie die Dinge sich in China entwickeln, reden wir bald über Geschwindigkeiten von 1000 Meilen (ca. 1600 km) pro Stunde (einer Magnetbahn) in einer Röhre. Die Leute würden dann in einer Röhre mit einer gesteuerten Atmosphäre sitzen und mit 1500 km/h von einem Ort zum anderen reisen. Das dürfte wohl jedes andere verfügbare Verkehrsmittel schlagen, Flugzeuge eingeschlossen. Es gibt noch eine andere Methode, mit der ich mich in den achtziger Jahren befaßt habe, ein noch besseres System, das geplant war, um Astronauten in den Weltraum zu tragen (das „Sänger-Projekt“), aber es wurde nie realisiert. Aber dies hier ist das schnellste. Es ist das schnellste. Tausend Meilen in der Stunde sind das beste, was wir Ihnen auf absehbare Zeit anbieten können. Wir werden auch noch etwas Zeit brauchen, bis wir so weit sind.

Aber der Punkt ist: Das bedeutete das Ende des Britischen Empire, das Ende seiner maritimen Macht, einer ungeheueren Macht, wo die Macht des Geldes mit der realen Macht der Vormacht über die Seeschiffahrt verbundenen war - eine Macht, um den Großteil der Menschheit zu beherrschen. Und darum ging es. Das Empire konnte nur fortbestehen, wenn es verhinderte, daß wir in Europa und Nordamerika die Ressourcen im Inneren der Kontinente erschließen konnten. Nur die Seemacht in Verbindung mit der Macht des Geldes, der Kontrolle über unser weltweites Geldsystem, konnte uns in Sklaverei halten. Und indem wir uns durch dieses transkontinentale Eisenbahnnetz befreiten, öffneten wir die Tore. Das Empire war zum Untergang verurteilt!

Die Briten wurden sofort aktiv, indem sie als erstes für Bismarcks Entlassung sorgten. Das wurde von der britischen Monarchie betrieben, und das war der Ausgangspunkt, der uns den Krieg bescherte. Erst kam das Kriegsbündnis von Japan und Großbritannien gegen China, gegen Rußland usw., die ganze nächste Zeit über, bis hin in den sogenannten Ersten Weltkrieg. All das war ein Projekt dieser britisch-imperialen Reaktion auf das schnelle Transportsystem, das in Deutschland entworfen und von Rußland mit der Transsibirischen Eisenbahn als transkontinentales Bahnnetz gebaut wurde.

Das ist das Prinzip, an das wir uns heute halten sollten. Man muß das strategische Problem verstehen. Wir müssen verstehen, daß wir diese Projekte zwischen den Nationen entwickeln müssen, und zweitens müssen wir eine noch wichtigere Überlegung verstehen - manche nennen es „Infrastruktur“, was aber ein sehr schlechter Ausdruck ist, weil es Konnotationen hat, die zu einer Praxis verleiten, die nicht funktionieren kann. Wir müssen eine Plattform schaffen - deshalb verwende ich das Wort Plattform...

Der Mensch nutzt das Feuer

So beginnt beispielsweise die Geschichte der Menschheit auf diesem Planeten, als zivilisierte Menschheit, mit der Nutzung des Feuers. Kein Tier nutzt bewußt das Feuer. Wenn man herausfinden will, was ein Mensch ist, muß man nach Hinweisen auf Feuer suchen. Nur die Menschheit nutzt Feuer als Werkzeug der menschlichen Kultur. Alle anderen Gattungen von Lebewesen haben vor dem Feuer furchtbare Angst.

Wir brauchen die Konzentrationen bestimmter Rohstoffvorkommen auf - was wir als natürliche Rohstoffe bezeichnen, sind Produkte, die in früheren Zeiten von lebenden Prozessen auf diesem Planeten hinterlassen wurden, bevor wir eine gute Sauerstoffatmosphäre hatten. Wenn wir heute Bergbau betreiben, erhalten wir keine „vorbiologischen“ Formen von Erzen. Die Erze, die wir abbauen, sind durch lebende Prozesse dorthin gelangt. Wenn wir z.B. daherkommen und Eisen nutzen wollen, gehen wir in Gebiete, wo das Eisen konzentriert wurde durch die Aktivität lebender Prozesse, kleine abgestorbene Körper, die Eisen enthalten, weil sie sich davon ernährt haben.

Wenn man nun so ein Gebiet findet, wo sie gestorben sind, wie z.B. die Mesabi-Berge (Minnesota), dann baut man das Eisen dort ab, wo es konzentriert ist, dort, wo diese toten Körper diese Konzentrationen hinterlassen haben. Wenn wir nun immer mehr Eisen verwenden möchten, müssen wir immer weniger konzentriertes Eisen nutzen und das wird teurer. Deshalb müssen wir unsere Produktivität erhöhen. Wir müssen sozusagen Feuer einsetzen, wir gehen zu höheren Energieflußdichten über. So gingen wir vom Verbrennen von Holz als Verbesserung zur Holzkohle über, und dann weiter so die Leiter hinauf, bis hin zur Kernkraft und zur Kernfusion. Es ist das Schicksal der Menschheit, daß wir zu immer höheren Stufen der Kraftquellen übergehen müssen, weil die Erde kein fixes System ist. Die Erde wird ständig verändert. Wir brauchen Stoffe auf, und deshalb müssen wir das Verbrauchte ausgleichen und noch mehr tun, indem wir unsere Produktivkraft vergrößern. Und das bedeutet: mehr Feuer, oder höhere Formen des Feuers, mehr Gestaltung der Erde, mehr Gestaltung der Wassersysteme, mehr Gestaltung wachsender Regionen - solche Dinge. So muß man an diese Fragen herangehen.

Zusammenarbeit für die gemeinsamen Ziele

Dafür brauchen wir für den gesamten Planeten ein System der Zusammenarbeit zwischen souveränen Nationalstaaten, die beim Aufbau dieser höheren Plattformen der Technik zusammenarbeiten, um das auszugleichen, was wir verbrauchen, und auch zu Neuem, im Weltraum usw., voranzuschreiten. Da können die Grundpfeiler unserer Produktion nicht bloß irgendwelche Leute sein, die irgendwo kleine Firmen betreiben. Diese Leute werden die Gesellschaft nicht ändern, das tun diese großen Entwicklungen, die nur von der Regierung und Kombinationen von Regierungen organisiert werden können.

Man vereinbart, auf dem Planeten, in einem Land oder einem bestimmten Gebiet Verbesserungen der Voraussetzungen für die Produktion vorzunehmen. Wir tun das gemeinsam, weil es in unserem Interesse ist, daß die anderen in dieser Hinsicht ebenso voranschreiten wie wir selbst. So kommen wir zu den gemeinsamen Zielen der Menschheit, um die nächste Plattform zu schaffen, auf der die Produktion stattfinden wird - Technik usw., alles zusammen wird zu einer Plattform. Wir heben diese Plattform der Produktivität an, damit die Menschheit schneller vorankommt, als sie verbraucht. Dazu müssen die Menschen bei der Entwicklung dieser Plattformen der Produktivität zusammenarbeiten und verstehen, daß wir Kredit nutzen müssen, um diese Plattformen zu errichten, in Form von Technologien, die man verwendet, um die Dinge zu produzieren, die wir brauchen.

Ich würde also diese Änderung vornehmen. Denken Sie nicht bloß an eine einzelne Produktion oder ein einzelnes Gebiet, denken Sie sich einen dynamischen Prozeß, einen menschlichen Prozeß auf einem Planeten, wo wir das verbrauchen, was wir als natürliche Rohstoffe bezeichnen, die von irgendwelchen lebenden Kreaturen vor uns hinterlassen wurden, und das nicht unbegrenzt... Es wurde auf natürliche Weise von den toten Körpern lebender Prozesse hinterlassen.  Nun gehen wir zu immer höheren Formen der Kraft über - der Energieflußdichte, wie wir es nennen. Höhere Formen der Kraft. Und diese höheren Formen der Kraft und ihre Anwendung in der Organisation der Wasserinfrastruktur und von allem anderen: diese Dinge sind die Plattform, auf der die Produktion beruht und worauf der Fortschritt des Lebens beruht.

Diese Plattformen bilden dann die Grundlage. Das wird nicht von einzelnen geschaffen, sondern von Nationalstaaten, die wiederum mit anderen Nationalstaaten zusammenarbeiten, um diese Plattformen zu entwickeln. Alle diese Nationalstaaten haben wiederum ihre Projekte, allein oder in Zusammenarbeit mit anderen Nationen, Produktionsprogramme, die auf diesen stetigen Fortschritten in der Anhebung dieser Plattformen abhängen. Das ist es, was wir tun müssen.

Dafür muß man verstehen, daß die Menschheit eine Einheit ist. Die Bedeutung des „Wettbewerbs“ wird übertrieben. Bei der nationalen Identität geht es nicht um Wettbewerb, sondern um die Zusammenarbeit zwischen Völkern, deren Kultur verschieden ist, weil ein Volk sich nur in der Kultur seiner eigenen Kinder weiterentwickeln kann. Wegen dieser eigenständigen Kulturen brauchen wir souveräne Nationen.

Dann brauchen wir eine Zusammenarbeit zwischen diesen Nationen für die gemeinsamen Ziele der Menschheit. Dafür müssen wir das monetaristische System abschaffen, wir brauchen ein System fester Wechselkurse zwischen den Nationen, die dann gemeinsam auf die gemeinsamen Ziele der Menschheit hinarbeiten und all das in den anderen Nationen fördern, bei dem man sich einig ist, daß es für die Menschheit nützlich sind. Das ist es, was wir brauchen. Wir brauchen etwas mit mehr Biß als nur die Idee, etwas Gutes zu tun. Wir müssen wirklich revolutionär sein.

Monetäre contra physische Betrachtungsweise

Frage aus der sogenannten „Stanford-Gruppe“ von Ökonomen, die sich intensiv mit LaRouches wirtschaftswissenschaftlichen Konzepten befassen: Lyn, einige der jüngsten Ereignisse haben große Debatten unter uns ausgelöst, und wir wüßten gerne, was Du dazu denkst. Einige unserer Mitglieder haben an einem Bericht über die Kosten des Infrastrukturdefizits mitgearbeitet, der von der New America Foundation herausgegeben wurde. Sie haben in diesem Bericht bewiesen, daß die mangelnden Investitionen in die Infrastruktur Kosten für die Privathaushalte, die Unternehmen und sogar für die Regierung mit sich bringen, weil mehr Instandhaltung nötig ist, weil es Zeit kostet, weil die Ressourcen ineffizient genutzt werden. Tatsächlich kommen sie zu dem Schluß, daß dieses Versäumnis, in die Infrastruktur zu investieren, nicht nur wirtschaftlichen Fortschritt und Wachstum gehemmt, sondern sogar eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt hat.

Das hat für uns ein großes Problem aufgeworfen, denn auch wenn diese Schlüsse zweifellos richtig sind, haben einige von uns argumentiert, daß das ein völlig falscher Ansatz ist, weil das Problem aus der Sicht oder wenigstens innerhalb der Grenzen eines monetären Systems betrachtet wird, statt einem Kreditsystem. Auch die grundlegenden Fragen des wirtschaftlichen Wertes und des neuen Konzepts der Plattformen, das Du entwickelt hast, werden nicht aufgegriffen. Wir würden gerne wissen, was Du von deinem Standpunkt aus dazu sagst.

Das Argument, das einige von uns gegen diese Mitarbeiter der Studie vorgebracht haben, ist, daß diese Art der Bewertung an sich nicht nützlich ist, weil der wirtschaftliche Wert nicht mit diesen einzelnen Teilen einer Volkswirtschaft verbunden ist. Und das bringt uns zurück zu der Frage der Notwendigkeit eines physikalischen oder wissenschaftlichen Ansatzes für die Wirtschaftswissenschaft, worüber wir inzwischen seit Monaten diskutieren. Einige von uns sagten, die Messungen eines Materials haben mit der Definition der Eigenschaften dieses Materials an sich nichts zu tun, weil diese Dinge an und für sich keinen Eigenwert haben.

Das wird sehr viel klarer, wenn man es aus Sicht der Physik betrachtet, aber es ist auch sehr klar vom Standpunkt der Musik: daß nämlich in einer musikalischen Komposition die einzelnen Noten eigentlich keine besondere Bedeutung haben, und daß man die besten und die schlechtesten Kompositionen nehmen kann und darin sehr ähnliche Noten finden wird. Und das ist richtig.

Wir haben daher argumentiert, wegen der begrenzten Zeit und der begrenzten Mittel seien die Einzelteile es nicht wert, daß man groß darüber diskutiert, weil diese Teile uns nicht die Lösung liefern werden, sondern wir darüber diskutieren müssen, welche Zielrichtung die Wirtschaft insgesamt haben sollte. Wir müssen darüber reden, wo wir in drei Generationen sein wollen.

Praktisch macht es das ziemlich schwierig, wenn man mit Politikern redet, die fragen: „Wie zum Teufel soll ich das in ein Gesetz hineinschreiben?“ Aber andere argumentierten, wenn man wirklich über die Grundidee hinter der strikten Forderung nach der Wiedereinführung von Glass-Steagall reden will, wird man es eher in einer solchen Diskussion finden als irgendwo sonst. Wir könnten dazu noch mehr sagen, aber wir würden gerne Deine Gedanken dazu hören, weil wir uns sonst am Ende noch gegenseitig an die Gurgel gehen.

LaRouche: Da sind zwei Punkte, die ich hier sorgfältig entwickeln muß. Zunächst einmal stimme ich mit der Kritik, die in dieser Frage angesprochen wird, überein. Sie ist völlig richtig. Aber dann kommt das Problem: Wie funktioniert es richtig? Wir hatten kürzlich, am 10. Februar, eine Diskussion, die wir inzwischen in verschiedenen Formen veröffentlicht haben, und an diesem Gespräch hatte ich meinen Mitarbeiter Sky Shields beteiligt, in der Voraussicht, daß das an diesem Punkt wichtig sein würde. Ich spürte, daß die Zeit dafür reif war, und sagte, wir müssen ihn jetzt in diese Diskussion mit hineinholen.

Und seit dieser Zeit haben Sky und andere im Basement-Team einiges getan, um dieses Problem anzupacken. Wir haben es ja mit einem wirtschaftlichen Prozeß zu tun, einem realwirtschaftlichen Prozeß, der seinem Wesen nach immer tendenziell ein Verfall ist: Die Produktivität pro Kopf und pro Quadratkilometer sinkt ständig, wenn man mit der vorhandenen Technik arbeitet. Deshalb muß man die Produktivität auf ein höheres Niveau anheben, um den Verbrauch der Rohstoffe, die man bis dahin verwendet hat, auszugleichen. Und das bedeutet, man braucht ein Wissenschaftsprogramm als Motor.

Anti-Entropie: steigende Energieflußdichte

Man kann dies als die „Rate der Antientropie“ der Gesellschaft bezeichnen. Man kann die Charakteristik dieser Gesellschaft auf einen bewegten Punkt innerhalb eines laufenden Prozesses reduzieren. Die Bewegung des Punktes zeigt die Rate des Anstiegs der Produktivität, der realen Produktivität pro Kopf und pro Quadratkilometer, als Ausgleich für die Auszehrung des Bodens, der Rohstoffe usw. Für diesen Ausgleich muß man ein höheres Niveau effektiver Energieflußdichte erreichen - mit anderen Worten: Anti-Entropie. Deshalb darf man nicht versuchen, eine Volkswirtschaft nach irgendeinem fixen Maßstab, etwa Geldwerten oder dem Äquivalent davon, zu bewerten. Wenn man nach so einem Maßstab die gleiche Profitrate oder das gleiche Pro-Kopf-Einkommen hat, glaubt man vielleicht, das funktioniert, aber das tut es nicht, weil dieser Auszehrungsprozeß stattfindet, sobald man nicht anti-entropisch ist.

Man muß dies - und Sky und andere im Basement tun das - in Hinsicht auf den 62-Millionen-Jahre-Zyklus betrachten, den Zyklus des galaktischen Systems, von dem unser Sonnensystem bloß eine Randerscheinung ist. Unser Sonnensystem ist ein Randelement unserer Galaxis. Wir kreisen um sie herum, tanzen um den Rand der Galaxis, und dabei sind wir diesen Zyklen unterworfen. Das Leben auf der Erde ist der Wirkung dieses 62-Millionen-Jahre-Zyklus unterworfen. Und es gibt auch noch andere Zyklen, die da eine Rolle spielen, und ähnliche Faktoren.

Hier sind wir also auf der Erde, in unserem Sonnensystem, das bloß ein Anhängsel unserer Galaxis ist, und müssen versuchen, einen Weg zu finden, wie wir mit den Elementen des Untergangs, die in der Natur unserer Galaxis liegen, fertigwerden können. Wir brauchen schnelle Fortschritte im Umgang mit diesen Problemen, wie mit den Problemen, die sich direkt auf unserer Erde einstellen.

Es gibt also einen sich bewegenden Punkt, den Grad der Anti-Entropie, den man erreichen muß, um so etwas wie einen „Stillstand“ aufrechtzuerhalten. Wenn man den Effekt haben will, daß man stillsteht, dann muß man voranschreiten. Wenn man nicht voranschreitet, dann steht man nicht still, sondern man fällt zurück. Das ist also die Aufgabe, die sich stellt.

Nun, die Art, wie das hinsichtlich der „Plattformen“ läuft, ist: Die Plattform bildet die Grundstruktur, auf der man produziert. Mit anderen Worten, es gibt ein System von etwas, was man als Infrastruktur bezeichnen kann, aber tatsächlich es ist ein System der Organisation des Planeten. Und das kann man definieren, indem man zu höheren Ordnungen der Energieflußdichten übergeht. Das bedeutet, daß man von der Verbrennung von Holz über Kohle zu Erdöl und Erdgas usw. usf. voranschreitet. Heute haben wir keine nennenswerte Volkswirtschaft mehr, wenn sie nicht auf der Kernspaltung beruht.

Wir haben sogar den Punkt, wo die Kernspaltung für die Bedürfnisse der Menschen ausreicht, schon überschritten: Wir brauchen jetzt eine Kernfusionswirtschaft. Wir werden dann zu einer noch höheren Ordnung der Wirtschaft übergehen, wie das beispielsweise im Werk von (Bernhard) Riemann vorweggenommen ist. Wir werden zu höheren Ordnungen der Energieflußdichte übergehen, oder dem Äquivalent davon, d.h. einer höheren Qualität der Energie. Nicht die Anzahl der Kalorien, sondern die Anzahl der Wärmeeinheiten pro Quadratkilometer und die größere Intensität der Wärme, die größere Energieflußdichte, bestimmen letztendlich die Möglichkeit des Fortschritts.

Wenn man also Windmühlen baut, ist das menschenfeindlich, denn über Windmühlen sind wir längst hinaus. Das ist eine tote Vergangenheit! Geht zurück in die Steinzeit, dann seid ihr nahe dran. Wollt ihr eine Steinzeitexistenz und ein Steinzeitniveau der Bevölkerung und eine Steinzeitkultur - dann baut Windmühlen! Und Solarkollektoren sind nur eine noch kompliziertere Art, der Umwelt noch mehr Schaden zuzufügen. Solarkollektoren sind höchst nützlich, wenn man die Umwelt zerstören will. Man nennt sie „Umweltschützer“? Der Kohlendioxidverbrauch ist der wichtigste Teil des Fortschritts der Menschheit auf diesem Leben. Wenn man weniger Kohlendioxid will, muß man die Menschen umbringen.

Die Menschheit ist kein feststehendes System

Das ist der Punkt, zu dem man hingelangt und den ich hervorheben will: Das Entscheidende ist, die Menschheit ist kein feststehendes System, kein feststehendes mathematisches System der Wirtschaft, das funktioniert nicht so. Betrachten Sie die Geschichte des Lebens auf der Erde, wie sie unser Basement-Team zusammengetragen hat, gehen Sie zurück zu der Ebene vor dem Sauerstoff, zur Entstehung der mehrzelligen Organismen, zur Entwicklung der Charakteristik, die das Leben auf diesem Planeten jetzt braucht, um uns vor der Sonne zu schützen! Dieser Prozeß! Und dieser Prozeß war ein ständiger antientropischer Prozeß der Entwicklung, der jetzt einen Punkt erreicht hat, an dem Existenz bedeutet, daß man zu höheren Energieflußdichten übergehen muß. Das bedeutet, weg vom Erdgas als Basis - besonders Gase aus dem Mund von Liberalen -, hin zur Ebene der Kernkraft, der Kernspaltung, der Kernfusion und noch weitergehender Formen, von denen wir wissen, daß sie existieren, die noch um mehrere Größenordnungen stärker sind. Das ist es auch im wesentlichen, was uns Riemann schon vor langer Zeit gesagt hat.

Deshalb brauchen wir einen Maßstab, wie wir das Niveau der Plattform mit dem allgemeinen Niveau der Technik anheben, auf dem die Wirtschaft auf der Erde beruht.

Eine der Plattformen ist es, das Wasser unter Kontrolle zu bringen. Wasser ist ja einer der wichtigsten Bestandteile der Existenz auf diesem Planeten, insbesondere für das Leben. Dieses Wassersystem ist unsere Grundlage.

Insofern überrascht es nicht, daß die dringendste Reform, die wir vornehmen müssen, das NAWAPA-Projekt ist. Denn NAWAPA ist der Schritt, um die Nutzung des Wassers zum Wohl der Menschheit in ganz entscheidender Art und Weise zu steigern, indem wir die Kernkraft nutzen, um die NAWAPA-Pläne der Parsons Co. zu verwirklichen. Es geht um ein Projekt, für das nach ihren Schätzungen vier Millionen Menschen eingesetzt werden müssen. Wir kommen in unserer Schätzung - zusammen mit den Leuten aus diesem Sektor, mit denen wir gesprochen haben - auf die gleiche Größenordnung.

Das bedeutet auch, daß wir die Niederschlagsmuster in den Vereinigten Staaten verändern werden, einfach indem wir mehr Wasser erzeugen. Das zusätzliche Wasser pumpen wir durch das Kanalsystem. Wir verbrauchen es nicht, wir führen es nur durch die verschiedenen Stufen, die das Wasser normalerweise durchläuft. Wasser ist einer der am reichlichsten vorhandenen Stoffe für uns auf dem Planeten. Das führt zu einer Steigerung, bei der die Wüstenregionen der Vereinigten Staaten verschwinden, sie leben plötzlich wieder auf. Die Niederschläge auf der Erde infolge der Serie von Kreisläufen des Niederschlags, die die Feuchtigkeit erzeugt, wenn sie sich durch das Land bewegt, verändern den Charakter des Planeten!

Diese Region am Polarkreis, die wir dabei nutzen, ist so etwas wie der Nabel der Welt. Wenn man sich anschaut, wie die Landflächen des Planeten Erde angeordnet sind - die Landmassen Asiens, Südamerikas usw.: Sie sind konzentriert um den Nordpol. Der Nordpol ist ein hochinteressanter Ort, wir brauchen noch viel mehr Forschung dort oben. Wir brauchen mehr Einsichten, wie das Leben in diesem Gebiet funktioniert, um die Zukunft besser zu verstehen. Die Landgebiete der Erde haben sich nach Norden bewegt, sie liegen großenteils um den Nordpol angeordnet. Und wir werden in diesem Gebiet, in das wir gehen werden, die Konsequenzen für das Leben und andere Bereiche dort oben untersuchen, von denen wir wissen, daß es sie gibt, aber die bisher noch nicht untersucht wurden.

So muß man denken. Wir müssen darüber nachdenken, wie wir die Plattform organisieren, von der das Leben und Arbeiten auf dem Planeten abhängt, und wir müssen erkennen, daß wir auf immer höhere Ebenen steigen müssen. Wir können uns nicht zufriedengeben mit der Kernspaltung, sie reicht nicht mehr aus. Kernspaltung reicht nicht mehr aus, um den Bedarf der Menschheit zu decken. Wir brauchen die Kernfusion, die kontrollierte Kernfusion. Und wir werden darüber hinausgehen, zu etwas anderem, zu Materie-Antimaterie-Reaktionen, die wahrscheinlich noch um drei Größenordnungen stärker sind. Dieser Prozeß, mit unserer Fähigkeit, diese hohen Energieflußdichten zu beherrschen, ist der Weg, auf dem wir voranschreiten werden - in diesem Sonnensystem und darüber hinaus in dieser Galaxie.

Die Prozesse der Galaxie geistig beherrschen

Dabei gibt es so viel, was wir nicht wissen. Wir müssen hingehen und es erforschen. Und in den Schülern dieser Lehrer, die in Richtung dieser Errungenschaften entwickelt werden, liegt die Zukunft der Menschheit.

Es ist absolut richtig: Es ist die Plattform, die man errichten muß. Die Anwendungen der Technik, die diese Plattform möglich machen, sind die Mittel zur Verbesserung der Lebensbedingungen des Menschen auf diesem Planeten und darüber hinaus. Nach dem, was wir bisher untersucht haben, befinden wir uns bereits an diesem Punkt: Wenn man die Prozesse, die in unserer Galaxie ablaufen, nicht intellektuell beherrscht, dann weiß man auch nicht, was man mit unserem Sonnensystem anfangen soll - und letztendlich auch hier mit der Erde.

Wir müssen also für eine bessere Bildung sorgen, wir müssen diese Fragen aufgreifen und den entsprechenden Institutionen zuweisen. Wir brauchen Fortschritt, um zu entdecken, was unsere nächsten Errungenschaften sein werden, die alle bisherigen übertreffen. So muß man die Menschheit betrachten.

Wir müssen die Junior-Schöpfer sein.

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