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Neue Solidarität
Nr. 14, 4. April 2012

Wie man lernt, erhaben zu denken

Im Anschluß an ihren einleitenden Vortrag, den wir in der vergangenen Woche abgedruckt haben, beantwortete die BüSo-Bundesvorsitzende Helga Zepp-LaRouche bei dem Internetforum am 17. März zahlreiche Fragen von Zuschauern. Wir haben davon drei Fragen ausgewählt, die ganz grundlegende Aspekte der menschlichen Identität in unserer Welt betreffen.

Moderator: Dies ist eine hervorragende Gelegenheit, Europa besser kennenzulernen. Deshalb möchte ich die folgende Frage einbringen, die uns aus Belgien erreicht hat. Und zwar schreibt Guillaume Dubost, Vorsitzender von Agora Erasmus, einer befreundeten Organisation: „Grüße aus Belgien! Seit eineinhalb Jahren herrscht hier politische Krise, um überhaupt eine Regierung zu bilden, und es sieht so aus, als wäre der Widerstand gegen die Austerität, gegen die Sparpolitik, sehr, sehr geschwächt. Es gab zwar durchaus gewählte Vertreter, die gegen Rettungspakete und für das Trennbankensystem in beiden gesetzgebenden Kammern Vorschläge eingebracht haben, und zwar schon vor zwei Jahren, aber das war keine wirklich öffentliche Kampagne; sie verschwendeten im Grunde ihre Kraft, und man erkennt, daß die belgische Bevölkerung gewissermaßen auch aufgegeben hat. Es gibt praktisch keinen Widerstand mehr.

Nichts desto trotz, Friedrich Schiller schreibt in seiner Geschichte vom Abfall der Niederlande, daß es die Leute in diesem Gebiet im 16. Jahrhundert geschafft haben, sich von imperialer Herrschaft zu befreien, auch wenn sie es später nicht schafften, eine starke Republik zu errichten. Diese Revolte war damals mit Sicherheit auch Resultat einer langen Entwicklung humanistischer Kultur, z.B. durch die Schwestern und Brüder des Gemeinsamen Lebens, aus dem u.a. Erasmus und Mercator hervorgingen und die sicherlich auch die Unterstützung von Nikolaus von Kues hatten. Diese Geschichte und Kultur wiederzubeleben, scheint mir absolut entscheidend, um der Situation heute begegnen zu können. Ich möchte gerne wissen, was Sie uns über die Rolle von klassischer und wissenschaftlicher Kultur in der Entwicklung von politischer Führung sagen können, die wir heute brauchen. Vielen Dank.“

Helga Zepp-LaRouche: Ich denke, das ist letztlich das Allerentscheidendste. Wenn Sie Schillers „Abfall der Niederlande“ erwähnen, so denke ich, daß das eine seiner interessantesten Schriften überhaupt ist und eine Langzeitwirkung hatte. Friedrich Schillers Schwager Ludwig von Wolzogen zum Beispiel hat in seiner Jugend diese Schrift studiert und dann später als Militär eine Strategie für die Niederwerfung Napoleons in Rußland entwickelt. Und zwar hat er studiert, wie sich die Niederlande von Spanien befreien konnten, und hat daraus das Konzept einer langen Verteidigungslinie entwickelt. Ihm war klar, daß man Napoleon nicht durch eine Direktkonfrontation besiegen konnte, sondern man mußte ihn in die Weiten Rußlands locken, um ihn dort durch einen Abnutzungskrieg zu besiegen.

Bekanntermaßen kam Napoleon im November [1812] in Moskau an, und es fing an zu schneien. Dann haben die Russen Moskau angezündet, um den Plan Napoleons zunichte zu machen, dort sein Winterquartier aufzuschlagen, Futter für die Pferde zu bekommen usw. Alles wurde niedergebrannt, das Futter und alle Nahrungsmittel weggeschleppt, so daß Napoleon umkehren mußte, worauf er überhaupt nicht vorbereitet war. Auf dem Rückzug haben ihn die russischen Truppen dann von hinten angegriffen, und in einigen entscheidenden Schlachten wurde das riesige napoleonische Heer auf eine ganze Handvoll Soldaten reduziert. Die preußischen Reformer, zu denen Ludwig von Wolzogen auch gehörte, haben Napoleon dann in den Freiheitskriegen in Deutschland endgültig besiegt.

Das ist mir eingefallen, als jetzt das Mitglied der russischen Akademie der Wissenschaften, Jewgenij Welikow einen erschütternden Vorschlag gemacht hat, nämlich potentiell eintreffende Atombomben, die auf Rußland gerichtet wären, durch Abfangraketen in der Anflugbahn zu vernichten, wobei es jedoch zu einer atomaren Explosion über russischem Territorium kommen würde. Nur so könnte verhindert werden, daß Atomsprengköpfe direkt auf russischem Territorium auftreffen.

In diesem Zusammenhang war mir die alte russische Taktik wieder eingefallen, als Moskau abgebrannt wurde, um zu verhindern, daß Napoleon sich dort breit machen konnte. Um das Vaterland zu verteidigen, war man bereit, wichtige Dinge zu opfern, aber so Freiheit und Souveränität zu bewahren. Das war im übrigen dieselbe Methode, mit der auch Hitler im Zweiten Weltkrieg besiegt wurde.

Diese Art von Kenntnis der Geschichte und Kenntnis der großen Literatur hat manchmal eine Langzeitwirkung, die die großen Bögen der Geschichte verdeutlichen. Ich denke, wir brauchen wirklich weise politische Führer, die sich in der großen klassischen Kultur auskennen, und nicht Leute, die nur an ihren Wahlkreis denken oder die Büttel der Finanzoligarchie sind, wie das fast für alle gegenwärtigen Regierungen in Europa der Fall ist, die es in fast fünf Jahren Finanzkrise nicht geschafft haben, die Reregulierung der Finanzmärkte durchzusetzen.

Wir brauchen eine Bewegung von der Basis, die sagt, wir müssen zu den Wurzeln unserer Kultur zurückkehren. Wir müssen das rückgängig machen, was die Umerziehung nach dem Zweiten Weltkrieg zerstört hat. In Deutschland wurden die Menschen dadurch stark von ihrer Kultur abgeschnitten. Dazu diente einerseits die Frankfurter Schule, wenn man an die Schriften von Adorno oder Walter Benjamin denkt, die ganz bewußt versuchten, die klassische Kultur zu zerstören, und andererseits natürlich der Kongreß für Kulturelle Freiheit, der mit massiven Operationen, durch Regietheater, durch Vermischung von klassischer Musik mit schrecklicher atonaler, moderner Musik versucht hat, ganz Europa von der klassischen Kultur abzuschneiden.

Es ist ganz klar, daß wir aus dieser Krise nur durch eine völlig andere Axiomatik des Denkens wieder herauskommen. Das bedeutet u.a. eine viel stärkere Orientierung an den Naturwissenschaften, d.h. es darf nicht vielfältige, dumme Meinungen ohne wirkliches Wahrheitskriterium geben, sondern wir müssen wieder zu einem naturwissenschaftlichen Denken kommt, das nachvollziehbare, universelle Prozesse als Basis hat. Universelle physikalische Prinzipien können in Europa, in China, in Afrika verstanden werden, d.h. sie basieren auf einer Rationalität des Denkens, das mit den Gesetzen des Universums und natürlich mit den gleichen Prinzipien der großen klassischen Kunst in Übereinstimmung ist - der klassischen Musik, der klassischen Dichtung, natürlich auch der klassischen Bildhauerei oder der klassischen Architektur, aber vor allem Musik und Dichtung, worin auch die gleichen kulturellen Prinzipien nachvollziehbar sind. Musik ist bekanntermaßen eine universelle Sprache, aber das gleiche gilt auch für die nationalen Dichtungen.

Dort müssen die Menschen wieder hinkommen, um zu verstehen, daß dort die Befreiung liegt. Wenn vor allem die Jugend feststellt, wie sie um das, was ihre Menschlichkeit repräsentiert, durch einen Kult der Häßlichkeit betrogen wird, daß die gesamte Jugendkultur ein einziges Sammelsurium von Schrecklichkeiten ist, wo sich Lady Gaga völlig pervers mit Fleischlappen bekleidet oder Black Gothic satanische Musik zum Fetisch macht und alle Bereiche der Schönheit, die in der klassischen Kultur liegen, verschüttet werden.

Wir müssen es schaffen, daß sich junge Menschen wieder mit der klassischen Kultur auseinandersetzen, daß sie verstehen, warum die Oligarchie ein Interesse daran hat, sie mit diesem anderen Mist vollzustopfen und das auch noch als Freiheitskampf bezeichnen.

Ich bin absolut optimistisch, daß dann z.B. die deutschen Lieder, wie sie von Schubert, Mozart, Beethoven oder anderen komponiert wurden, die Seele genauso beflügeln werden, wie es z.B. die Spirituals für die Bürgerrechtsbewegung in Amerika getan haben. Wenn wir junge, engagierte Menschen finden, die verstehen, daß die Menschenwürde, klassische Kultur und Kreativität etwas miteinander zu tun haben, dann werden sie keine Lust mehr haben, sich im Interesse einer oligarchischen Elite verheizen zu lassen. Dann kann es eine Revolution für eine Renaissance geben, wie sie nach dem 14. Jahrhundert passiert ist. Wir leben heute in einem dunklen Zeitalter, doch ein goldenes Zeitalter, wie die italienische Renaissance des 15. Jahrhunderts, ist in erreichbarer Nähe.

„Haben wir nicht schon genug Probleme hier auf der Erde zu lösen?“

Moderator: Die folgende Frage ist von sehr vielen Leute gestellt worden, und man hört sie auch immer wieder. Sie ist relativ einfach. Sie lautet wie folgt: „Haben wir nicht genug Probleme auf der Erde? Warum sollen wir in den Weltraum? Ich bin der Erde und der Natur stark verbunden und kann mir nicht vorstellen, daß das Leben auf dem Mars schön ist. Können wir das überhaupt beherrschen, oder ist es vielleicht Anmaßung?“

Helga Zepp-LaRouche: Ich denke, es ist anmaßend, zu meinen, wir könnten hier bleiben, ohne uns darüber Gedanken zu machen, in welchem Universum wir leben.

Die Astronauten und Kosmonauten, die kürzlich von der ISS-Raumstation zurückkamen, haben auf einer Pressekonferenz den Punkt gemacht, daß die Erhebung des menschlichen Geistes zu anderen Planeten und das Erforschen des Universums, d.h. den Blickwinkel von außerhalb des Planeten auf die Erde zu richten, die Voraussetzung ist für ein fortgesetztes Überleben der menschlichen Gattung. Etwas witzig meinten sie dann, das Problem, warum die Dinosaurier ausgestorben sind, sei gewesen, daß sie es verpaßt hätten, rechtzeitig ihre DNA auf anderen Planeten anzusiedeln.

Das ist absolut richtig. Ich glaube, die meisten Menschen rennen dem täglichen Leben hinterher, sie gehen zum Bäcker, gehen zur Arbeit, fahren mit dem Bus und schauen mehr auf den Boden als in den Himmel. Die meisten Leute gucken fast nie ans Firmament und überlegen, welche Sternbilder es gibt, wie unsere Galaxie aussieht, oder was die Position der Erde in der Galaxie und das Verhältnis unserer Galaxie zu anderen Galaxien ist.

Es gibt Milliarden von Galaxien. Die Idee, daß wir als kleine Menschheit auf einem kleinen Planeten so tun könnten, als wäre das alles nicht da, ist eine völlig falsche Vorstellung. Wir sind mit kosmischen Herausforderungen konfrontiert, die wir verstehen müssen. Im Augenblick sind wir meilenweit davon entfernt, das zu können.

Lange Zeit haben die Leute gedacht, die Möglichkeit, ein Asteroid könnte die Erde treffen, sei ein esoterisches Problem, das nur ein paar Leute, die an Ufos glauben, oder andere Spinner beschäftigt. In neuen wissenschaftlichen Veröffentlichungen heißt es jedoch, daß sich z.B. für das Jahr 2013 schon wieder ein relativ großer Asteroid auf einer Bahn befindet, der die Erde treffen kann. Wenn das passiert, dann sind wir weg. Das muß man sich völlig klar machen. Wenn in dreißig oder in fünfzig Jahren ein Asteroid kommt, müssen wir in der Lage sein, z.B. eine Rakete ins Weltall zu schicken, die entweder durch ein atomare Explosion oder irgend eine andere Aktivität die Bahn dieses Asteroiden ein klein wenig verändert; dann wird dieser Asteroid nach dreißig bis vierzig Jahren an der Erde vorbeifliegen. Daß das bisher noch nicht passiert ist und wir noch nicht umgekommen sind, ist gut, aber es gibt begründete Annahmen, daß frühere solche Einschläge zum Massenaussterben auf der Erde beigetragen haben.

Wir sind die einzige Gattung, die mit der Vernunft der Kreativität in der Lage ist, solche Fragen überhaupt zu denken. Die Dinosaurier hatten so kleine Köpfe und waren mit ihren riesigen Körpern den ganzen Tag damit beschäftigt, zu fressen, und kamen deswegen gar nicht auf diese Idee. Wir müssen uns aber als menschliche Gattung Gedanken machen, wie wir mit diesen Herausforderungen umgehen.

Warum soll es nicht möglich sein, den Mars wohnlich einzurichten? Wenn man sich überlegt: In der geplanten russischen Stadt Umka [1000 km vom Nordpol entfernt] sollen einmal über 5000 Ingenieure und Wissenschaftler arbeiten. Diese Stadt wird vollkommen überdacht sein, ist also völlig von der unwirtlichen Umwelt abgeschlossen sein; innen drin wird es Vegetation und Gemüseanbau geben, Blumen werden blühen, die Menschen werden sich wohlfühlen, und das ist nur ein erster Schritt. Man kann später größere Städte bauen, und vielleicht kann man auf anderen Planeten auch eine Atmosphäre schaffen.

Die Vorstellung, daß schon alles erfunden sei, ist völlig absurd. Wir stecken noch in den „Embryoschuhen“, wir befinden uns noch in der embryonalen Phase der Entwicklung der Menschheit.

Wenn man überlegt, wie wenige Menschen wirklich kreativ sind, wie wenige Menschen so wie Beethoven, Einstein, Schiller waren; - es wird niemals einen zweiten Schiller geben, aber wenn alle Menschen eine Entwicklungsstufe erreicht haben, wo sie das gesamte Wissen der Entwicklung des Universums in qualitativen Schritten in ihren eigenen Geist aufgenommen haben, und das ist möglich, dann wird ein menschliches Genie nicht eine Ausnahme sein, sondern der Normalzustand; jeder wird ein Gebiet finden, auf dem er etwas zum menschlichen Wissen beitragen kann. Dann werden sich die Menschen wieder vollkommen anders aufeinander beziehen.

Wenn man den Briefwechsel zwischen Schiller, Goethe, Humboldt. Körner, oder Gauß und seinen Zeitgenossen oder Planck, Einstein u.a. liest, dann sieht man, auf welchem Niveau diese Menschen miteinander kommuniziert haben. Das kann wieder der Normalzustand werden. Dann ist eine Explosion von Kreativität denkbar. Dann wird man auf unsere Zeit zurückblicken und sagen, daß die Menschen damals gerade einmal über die Steinzeit hinausgekommen waren und nur ganz wenige Menschen eine Idee hatten, was es heißt, kreativ zu sein.

Die Idee, daß wir schon am Ende sind, ist eine völlig falsche Idee. Das ist das Resultat der unseligen Propaganda, daß das Universum begrenzt sei. Das Universum kann sich unendlich weiter entwickeln, aber auch die menschliche Kreativität. Das ist toll. Das ist eine total andere Sicht der Welt als die, die normalerweise in Deutschland gang und gäbe ist.

Wie kann ein ,kleiner Mann’ in die Weltgeschichte eingreifen?

Moderator: Die folgende Frage bietet sich einfach an, weil sie sich jeder stellt, ob er schon aktiv an diesen Veränderungen mitarbeitet und mitkämpft oder ob er noch an der Schwelle dazu ist, sich dafür zu entschließen. Die Frage erreichte uns von einem unserer BüSo-Mitglieder in Baden-Württemberg. Sie schreibt: „Ich spreche jeden Tag mit vielen Menschen über die notwendigen Veränderungen, die jetzt weltweit in der Politik passieren müssen, und bekomme immer wieder zu hören, sie selbst seien ja so klein, unbedeutend. Wie kann eine ,so kleine Person’ die Menschheitsgeschichte heute in eine andere Richtung lenken und was für eine Ausbildung benötigt man dafür?

Helga Zepp-LaRouche: Wir haben viele Beispiele dafür, daß es in historischen Krisenmomenten nie die Massen waren, die die Geschichte veränderten, sondern daß es immer eine kleine Gruppe von Menschen ist, die Konzepte hat, die Ideen hat, die die Zukunft definiert, und dann so interveniert, daß die Geschichte vorangetrieben wird. Das war bei der italienischen Renaissance so, das war bei der Amerikanischen Revolution so, das war in vielen Situationen so, wo es tatsächlich Forschritt gegeben hat. Immer war es das Resultat der kreativen Leistungen einzelner Personen.

Wir haben in dieser Organisation im Moment z.B. einen italienischen Taxifahrer als Mitglied, der eine ganze Widerstandsbewegung gegen die Technokraten-Regierung von [Ministerpräsident] Monti anführt. Wir haben in Frankreich eine Situation, wo auch eine relativ kleine Anzahl von Leuten das schier Unfaßbare geschafft hat, daß nämlich Jacques Cheminade tatsächlich Präsident von Frankreich werden kann.

Alle diese Beispiele zeigen, daß es nur darauf ankommt, den Entschluß zu fassen, daß man das will. Es ist letztlich eine Frage der moralischen Entscheidung. Natürlich kann man sich dahinter verbergen: „Ich bin ja nur ein kleiner Mensch, ich kann nichts machen“, aber das ist nur eine Rationalisierung dafür, daß man nichts tun will.

Immerhin ist diese Organisation - die BüSo, das Schiller-Institut als internationale Organisation oder die Menschen, die sich im weitesten Sinn der LaRouche-Bewegung zugehörig verstehen - die Hoffnung, die diese Zivilisation heute hat. Dadurch, daß wir vierzig, fünfzig Jahre lang an diesen Konzepten gearbeitet haben, daß wir alternative Entwicklungspläne für jeden Teil der Welt ausgearbeitet haben, ist eine Situation entstanden, wo wir in gewisser Weise eine Schattenregierung sind, die bereit steht für den Augenblick, wo das oligarchische System zerbricht.

Ich habe eine unheimlich optimistische Idee, daß wir gewinnen, daß wir innerhalb von relativ kurzer Zeit die Geschichte in eine andere Richtung drehen können. Denn das, was wir sagen, stimmt mit den Gesetzen des Universums überein, und die menschliche Kreativität ist das, was die Entwicklung im Universum vorantreibt.

Nikolaus von Kues hat gesagt, der Schöpfergott hat das Universum geschaffen. Seitdem der Mensch da ist, führt der Mensch die Rolle des Schöpfungsprozesses im Auftrage Gottes fort. Je mehr man über das Universum nachdenkt, je mehr man mit Kepler erkennt, wie phantastisch das Universum organisiert ist, desto mehr erkennt man, daß es einen gütigen Schöpfer geben muß.

Die sogenannte Aufklärung und zuvor schon der Aristotelismus und andere Tendenzen haben den Menschen davon abgebracht, diese Verbindung zum Schöpfungsprozeß in sich zu lokalisieren. Die Tradition, die von Platon, über Augustinus zu Bonaventura und Nikolaus von Kues führte, ging immer davon aus, daß der Mensch seine eigentliche Identität in der Beziehung zum Schöpfergott und dem Schöpfungsprozeß findet.

Das ist es, worüber wir alle nachdenken müssen. Dann ist man als Einzelindividuum nicht „in diese Welt geworfen“ - im Sinne Heideggers, der diese ekelhafte Philosophie des Geworfenseins erfunden hat, weswegen er auch die Nazis toll fand. Wir sind nicht geworfen, wir sind nicht kleine Individuen, die zufällig irgendwo gelandet sind, sondern wir sind mit einer göttlichen Schöpfungskraft ausgestattet - jeder von uns.

Diese göttliche Schöpferkraft in sich zu lokalisieren, zu studieren, zu entwickeln, das kann man auf vielfältige Weise tun. Z.B. indem man klassische Gedichte versteht, die etwas ganz Kostbares sind. Schiller hat über klassische Gedichte gesagt, daß es fast ausschließlich die lyrischen Gedichte sind, die den zerstreuten und zertrennten Menschen wieder zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügen.

Man kann sich an der klassischen Kunst entwickeln. Man kann in einen Chor eintreten. Man kann seine Stimme entwickeln. Man kann alle möglichen Dinge tun. Plötzlich stellt man fest, ich kann meine Lebensplanung völlig ändern. Ich kann aufhören, meine Zeit zu verschwenden, ich werde für mich selbst definieren, welche Wissensgebiete ich mir erschließe. Man kann zu jedem Zeitpunkt seines Lebens beschließen, seine innere Entwicklung, seine innere Stimme der Eigenbestimmung voranzutreiben, und sich sagen, ich will das und ich muß das, damit ich meinen Beitrag leisten kann und die menschliche Gattung durch meine Aktivität einen Schritt vorankommt.

Wenn man das macht, dann lernt man, erhaben zu denken. Dann nimmt man seine physische Existenz nicht mehr so wichtig, man wird nicht sofort zum Sklaven, sobald die erste Bedrohung kommt, sondern man lernt, sich Ideen und Idealen zuzuwenden, die, wie Schiller sagen würde, unser eigenes flüchtiges Schicksal an die große Kette der Generationen der Menschheit knüpfen. Man wächst, wenn man das tut.

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