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Neue Solidarität
Nr. 47-48, 21. November 2012

Statt Krieg und Chaos: Eine Vision für die Zukunft schaffen

Von Helga Zepp-LaRouche

Helga Zepp-LaRouche eröffnete ihr Internetforum zur aktuellen Weltlage am 11. November 2012 mit der folgenden Rede.

Guten Tag für unsere Zuschauer in Europa und guten Morgen für die Menschen auf der anderen Seite des Atlantiks.

Ich veranstalte dieses Live-Internetforum, weil die Menschheit in tödlicher Gefahr ist und weil wir derzeit eine strategische Krise haben, die weit über alles hinausgeht, was sich die meisten Menschen vorstellen können. Wenn man alle Aspekte berücksichtigt, dann gibt es, um bloß die wichtigsten Elemente der Krise zu nennen, eine systemische Krise des Finanzsystems, das dabei ist, zu zerfallen, jedenfalls in der transatlantischen Region; es gibt eine militärische strategische Krise, was, wie ich aufzeigen werde, bedeutet, daß wir möglicherweise schon sehr, sehr dicht vor dem Dritten Weltkrieg stehen; und schließlich - und das ist wahrscheinlich die zugrundeliegende Ursache für all das - gibt es eine sehr tiefgehende kulturelle und moralische Krise. Und all das verstärkt sich gegenseitig.

Für jeden denkenden Menschen, der sich die Welt betrachtet, sollte wohl klar sein, daß die Zivilisation dabei ist, mit voller Fahrt „vor die Wand“ zu fahren. Und deshalb brauchen wir dringend eine Diskussion über den Paradigmenwandel, der die Art und Weise, wie wir an die Dinge herangehen und mit ihnen umgehen, vollkommen ändern kann.

Der Zweck dieses Internetforums ist es, einen bereits bestehenden Dialog zwischen intelligenten und wohlmeinenden Menschen in aller Welt weiter fortzuführen und eine konkrete Änderung vorzuschlagen und zu realisieren, die sofort in die strategische Diskussion eingeführt werden muß. Dieses Internetforum soll außerdem demonstrieren, daß es sehr praktische Alternativen gibt, und ein für allemal diese absurde Aussage widerlegen, diesen Lieblingssatz von Frau Merkel, die immer wieder sagt, ihre Politik sei „alternativlos“.

Denn es gibt eine Alternative. Es ist sehr nützlich, sich an das zu erinnern, was mein Ehemann Lyndon LaRouche in der vergangenen Woche gesagt hat. Als die ganze Wahlhysterie in den Vereinigten Staaten noch auf einem Höhepunkt war und die Menschen alles mit den Augen der Parteipolitik - ob sie zu diesem Club gehören oder jenem - betrachteten, sagte er: „Denkt nicht über das nach, was am Dienstag, am 6. November, geschieht; wartet nur bis zum Ende der Woche, dann werdet ihr sehen, wie die Realität sich durchsetzt.“ Und tatsächlich sind schon jetzt, nur fünf Tage nach dem Wahltag in den USA, globale Veränderungen im Gang, und das bedeutet, daß wir uns schon jetzt in einem ganz anderen Universum befinden als noch vor einer Woche.

Die großen Veränderungen

Nur drei Tage nach der Wahl trat General Petraeus, der Chef der CIA, zurück. Der vorgeschobene Grund ist eine von ihm eingestandene außereheliche Affäre, aber es könnte mehr dahinter stecken. Denn inzwischen ist klar geworden, daß das FBI seit dem Frühjahr gegen Petraeus ermittelte, aber aus offensichtlichen Gründen wurde beschlossen, Petraeus im Amt zu halten und den Skandal vor der Wahl nicht bekannt werden zu lassen. Das hat möglicherweise zu schwerwiegenden Problemen für die nationale Sicherheit geführt, und das muß untersucht werden.

Aber noch viel wahrscheinlicher ist, daß die Entlassung oder der Rücktritt von General Petraeus mit dem zu tun hat, was man inzwischen „Bengasigate“ nennt, nämlich dem Skandal um die Ermordung von Botschafter Stevens und drei weiteren Mitarbeitern der amerikanischen Botschaft [in Bengasi/Libyen] am 11. September, also vor acht Wochen. Und dieses Bengasigate, die Umstände dieses Zwischenfalls, hat Senator McCain inzwischen „viel schwerwiegender als Watergate“ genannt, denn in der Watergate-Affäre hatten die beteiligten Leute kein Blut an den Händen.

Nun, dieses Bengasigate ist eine sehr, sehr große Sache, aber die zweite sehr dramatische Veränderung in den letzten Tagen ist, daß der russische Verteidigungsminister und der Chef des russischen Generalstabes ersetzt wurden und dort eine umfassende Reorganisation der Streitkräfte und der Rüstungsindustrie stattfindet.

Unmittelbar nach dem Wahltag in den Vereinigten Staaten beschloß der britische Premierminister Cameron - mit Obamas Unterstützung - eine militärische Eskalation gegen die Regierung Assad in Syrien durch die Bewaffnung der Rebellen - eine Politik, die sehr leicht zu einer Konfrontation mit Rußland und China führen kann und sehr leicht einen großen Krieg auslösen kann. Und das Abfeuern einer Rakete von Seiten der Syrer auf die Golanhöhen, angeblich als Vergeltung für Granaten, die schon seit mehreren Tagen von dort geflogen kamen, zeigt ebenfalls, was für ein Pulverfaß der Nahe Osten tatsächlich ist.

Viertens haben wir sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Europa eine absolut brutale Sparpolitik, eine mörderische Sparpolitik, und nach dem großen Sturm Sandy, der wichtige Teile von New York und New Jersey zerstört hat, stellte sich heraus, daß die Fähigkeit, dies zu reparieren, gar nicht mehr existiert, und daß die stolze Stadt New York zum Teil in eine Lage gebracht wurde, wie sie in Haiti, in der Dritten Welt herrscht.

In Griechenland, Italien, Spanien, Portugal, wo von der Troika - oder besser „Destroika“, wie sie jetzt genannt wird - Kürzungen durchgesetzt wurden, steigt die Sterberate, und in der Eurozone und in den Vereinigten Staaten stehen das Finanz- und Bankensystem und die Volkswirtschaften vor dem Zusammenbruch, entweder durch einen kettenreaktionsartigen Kollaps oder durch die berüchtigte Politik des „Quantitative Easing III“, was nur ein anderer Ausdruck für Gelddrucken ist. Und das macht nicht nur Bernanke, sondern auch die EZB.

Nun, die Kombination all dieser Dinge sollte jedem sagen, daß wir uns in einer absolut explosiven Lage befinden, die außer Kontrolle geraten könnte, noch während wir hier reden bzw. während ich rede und Sie zuhören.

Der Rücktritt von Petraeus

Betrachten wir nun zunächst den Rücktritt von General Petraeus. Das ist eine sehr wichtige Entwicklung, und der Geist wird nicht mehr in die Flasche zurückkehren. Denn alle Versuche, die Angelegenheit [Bengasigate] zu vertuschen, werden nicht funktionieren, denn es wurden zu viele Menschen dabei verletzt bzw. getötet. Es wird viele Anhörungen im Kongreß und im Senat geben, schon ab dem 13., also in zwei Tagen, und das wird am 15. im Repräsentantenhaus und im Senat weitergehen. Die erste Runde dieser Anhörungen wird hinter verschlossenen Türen stattfinden, und auch wenn es gewisse Hinweise darauf gibt, daß man das vorhat, ist es doch sehr unwahrscheinlich, daß es gelingt, die Wahrheit über das, was dort tatsächlich vor sich geht, zu unterdrücken.

Nun, das ist eine sehr große Sache, denn wie ich schon sagte; das FBI hat schon im Frühjahr begonnen, die E-Mails von General Petraeus und anderes zu untersuchen, und angesichts der Tatsache, daß er die Affäre mit dieser Journalistin hatte - einer in West Point ausgebildeten Amerikanerin - und daß er all diesen E-Mail-Verkehr hatte, hätte er vermutlich schon vor Monaten zurücktreten sollen, denn das war vermutlich bereits eine Verletzung der nationalen Sicherheit.

Alles deutet darauf hin, daß Obama wollte, daß dieser Skandal nicht vor der Wahl bekannt wird, und offensichtlich steckt noch sehr viel mehr dahinter. Aber selbst wenn die Wahrheit erst bekannt wird, wenn alle diese Untersuchungen im Kongreß voranschreiten, sind einige Umstände doch schon bekannt.

Zum einen ging es um sehr wichtige politische Fragen, denn es ist inzwischen von einem großen Teil des amerikanischen Militärs und der amerikanischen Geheimdienste und natürlich auch von Beobachtern in aller Welt anerkannt, daß die ganze Politik zur Bekämpfung von Al-Kaida, der Krieg gegen den Terrorismus, die Politik der Regimewechsel, der Einsatz von Drohnen - daß diese Politik vollkommen fehlgeschlagen ist. Selbst wenn man der inneren Logik der amerikanischen Interessen folgt, ist das Ergebnis ein absolutes Trümmerfeld.

Es gibt z.B. Leute in den Streitkräften und in den Geheimdiensten, die erkannt haben, daß der Drohnenkrieg genau das Gegenteil bewirkt - er hat nämlich zu einer vermehrten Rekrutierung von Al-Kaida-Mitgliedern geführt, und es war insbesondere General Petraeus, der für die sogenannte „Militarisierung der CIA“ verantwortlich war. Und das hat natürlich den Haß auf die Vereinigten Staaten verstärkt und offensichtlich auch viele, viele unschuldige Opfer gefordert.

Diese Politik des Drohnenkrieges hat den Tod von vielen Zivilisten herbeigeführt, mindestens ein Fünftel dieser unschuldigen Zivilisten waren Kinder. Insgesamt wurden fast 5000 Menschen getötet. Derzeit werden deshalb Anklageschriften für ein Absetzungsverfahren gegen Präsident Obama vorbereitet, denn das war vollkommen gesetzwidrig: Keine Anklage, kein gerichtliches Verfahren, und derzeit läuft auch bei den Vereinten Nationen eine Untersuchung wegen dieser Verbrechen. Und diese Lage wird natürlich noch dadurch verkompliziert, daß es jetzt in Ägypten, Tunesien, der Türkei und möglicherweise vielen anderen Ländern Regierungen der Moslembruderschaft oder der Moslembruderschaft nahestehende Regierungen gibt.

Bengasigate

Nun, darum geht es offensichtlich in dieser Bengasi-Geschichte. Die Regierung Obama und Obama persönlich, vor allem aber Susan Rice, haben noch zwei Wochen nach dem Terroranschlag vom 11. September [2012] behauptet, dies habe nichts mit Al-Kaida zu tun, sondern es seien spontane Demonstrationen gegen dieses islamfeindliche Video gewesen. Aber zu diesem Zeitpunkt war bereits vielen Stellen bekannt, daß das gar nicht der Fall war. Die Frage, die man jetzt stellt, lautet: Warum wurde am 11. Jahrestag des 11. September [2001], nachdem seit Monaten klar war und Botschafter Stevens mehrere Berichte geschrieben hatte, in denen er um eine Verstärkung der Sicherheitsmaßnahmen gebeten und gewarnt hatte, daß die Lage insgesamt ziemlich außer Kontrolle gewesen sei - warum hat man nichts getan, um die Sicherheit zu verstärken? Und als alle anderen Institutionen, wie die britische Botschaft, das Rote Kreuz und andere, Bengasi wegen dieser unerträglichen Lage verlassen hatten - warum behielt man da das US-Konsulat und die CIA-Station, die etwa zwei Kilometer vom Konsulat entfernt war?

Warum wurde eine private britische Sicherheitsfirma eingesetzt, die Berichten zufolge unbewaffnetes Personal hatte, und warum reagierte man nicht darauf, als diese Mitarbeiter warnten, es stehe ein Terroranschlag bevor? Warum wurde 20 Minuten nach dem Anschlag, als er bekannt war und E-Mails an das Weiße Haus, das Außenministerium und das Pentagon geschickt worden waren - warum wurde nichts getan, um dem Botschafter und den drei anderen Amerikanern Hilfe zu schicken?

Es gab in der Nähe eine CIA-Station mit Sondereinsatztruppen, die für diese Dinge ausgebildet sind, es gab Verstärkungsteams in Rota in Spanien, auf Sizilien, in Bahrain. Warum wurden sie nicht eingesetzt?

Wenn es wahr ist - und das ist es wahrscheinlich -, daß Drohnen über dem Konsulat flogen, die Videoaufnahmen live ins Weiße Haus und an andere Orte schickten - warum wurde nichts getan? Warum hat Präsident Obama am nächsten Tag immer noch diese Geschichte verbreitet, daß es sich um spontane Demonstrationen gehandelt habe?

Ich meine, eine der Erklärungen könnte sein, daß sich seine gesamte Wahlstrategie darauf stützte, daß er Bin Laden getötet habe, daß er Al-Kaida ausgeschaltet habe, daß er ein starker Mann in Bezug auf die Sicherheit sei - und daß er nicht wollte, daß dieses Bild ruiniert würde.

Aber inzwischen scheint es, als ob da noch mehr dahinter steckt. Denn wir bzw. unsere Kollegen in den Vereinigten Staaten von EIR, vom Executive Intelligence Review, erhielten schon am 12. September, also am Tag nach dem Anschlag, Berichte, daß dieser Anschlag von Ansar Al-Scharia, dieser mit Al-Kaida verbundenen Terrorgruppe verübt wurden und daß diese eine starke Präsenz in Libyen und insbesondere in Bengasi hätte.

Nun ist es sehr wahrscheinlich, daß diese Operation [der USA in Bengasi] etwas mit den Waffenlieferungen zu tun hatte, die aus Libyen nach Syrien laufen, und daß es mit der Verstärkung des terroristischen Teils der syrischen Opposition zu tun hatte. Eine Bemerkung, die diese Lage treffend zusammenfaßt, war ein sarkastischer Kommentar von Präsident Putin, der sagte: „Wenn man sich die Leute ansieht, die in Syrien operieren, dann könnte man einfach das Gefängnis in Guantanamo öffnen, diese Leute herauslassen und bewaffnen, und sie nach Syrien schicken, denn es sind die gleichen Typen.“

Das Wall Street Journal und der Daily Telegraph haben angedeutet, daß das US-Konsulat in Bengasi ein Deckmandel für verdeckte Missionen der CIA gewesen ist und daß es bei dieser ganzen Operation um Waffenlieferungen an die syrische Opposition ging. Am kommenden Mittwoch oder Donnerstag [14.-15.11.] sollte General Petraeus vor dem Repräsentantenhaus und dem Senat unter Eid darüber aussagen. Er wird auch wahrscheinlich um eine Aussage nicht herumkommen, denn der republikanische Abgeordnete Peter King, der den Heimatschutz-Ausschuß im Repräsentantenhaus leitet und auch Mitglied des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus ist, sagte, daß er nun etwas später aussagen müsse, weil er definitiv im Mittelpunkt dieser Vorgänge stand und mehr dazu auszusagen habe als irgend jemand sonst.

Deshalb wird der Geist nicht wieder in der Flasche verschwinden.

Das Scheitern der Blair-Doktrin

Dies ist eine ganz, ganz große Sache. Denn es geht dabei um das Scheitern der Politik der „Regimewechsel“, die von Bush Senior und den Neokons begonnen wurde, als die Sowjetunion 1990 auseinanderbrach.

Sie erinnern sich vielleicht, daß damals, als die Sowjetunion zusammenbrach, die Möglichkeit für eine wirkliche Friedensordnung im 21. Jahrhundert bestand. Aber leider kamen damals in den Vereinigten Staaten mit der Regierung Bush Senior die Neokons mit ihrer Doktrin vom „Neuen Amerikanischen Jahrhundert“ auf. Das war im Grunde die Idee, daß man nun, nachdem der Hauptfeind nicht mehr existiert, die ganze Welt der Herrschaft eines anglo-amerikanischen Empires auf der Grundlage der Sonderbeziehung zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten unterwerfen würde.

Ein Auswuchs dieser schrecklichen imperialen Politik war die Blair-Doktrin. Blair hielt 1999 in Chicago diese furchtbare Rede, in der er erklärte, die Ära des Westfälischen Friedens sei zu Ende, die UN-Charta, die die nationale Souveränität der Nationen garantiert, sei im Wesentlichen erledigt. Von nun an gebe es die „Verantwortung zum Schutz“, wie man diese Politik später nannte, um mit „humanitären Interventionen“ in aller Welt und unter dem Vorwand von Menschenrechtsverletzungen und ähnlichen Dingen gegen eine Liste von Schurken und Schurkenstaaten vorzugehen. Und das war es im Grunde, was zu der gegenwärtigen Serie von Katastrophen führte.

Man sollte sich daran erinnern, daß Blair, der Autor dieser Politik, die jetzt von der Regierung Obama übernommen wurde, auch der Autor der Lügen war, die uns den zweiten Golfkrieg bescherten. Er spielte eine entscheidende Rolle dabei, das Memorandum des MI-5 zu verfassen bzw. verfassen zu lassen, in dem es hieß, Saddam Hussein habe Verbindungen zu Al-Kaida, was eine Lüge war; daß der Irak Massenvernichtungswaffen habe, was ebenfalls eine Lüge war; daß diese Waffen binnen 45 Minuten jede Stadt auf dem Globus erreichen könnten, was sich alles als unwahr herausstellte. Und Blairs Politik stellt nicht nur ein Kriegsverbrechen dar, sondern sie hat zu einem völligen Scheitern der Politik der Vereinigten Staaten und leider des Westens insgesamt geführt, jedenfalls derer, die sich an Elementen dieser Politik beteiligt haben.

Die Politik des Regimewechsels und des Mordes oder der Exekution Saddam Husseins bedeutete, daß dieses Land in die Steinzeit zurückgebombt wurde. Wir stehen jetzt unmittelbar vor einem umfassenden Religionskrieg zwischen den Sunniten und den Schiiten im Irak.

Wenn man dann nach Afghanistan schaut: Dieser Krieg, bei dem man sich auf Artikel 5 des NATO-Vertrages berief, hätte angesichts dessen, was wir heute über die wahren Umstände des ursprünglichen, des ersten 11. September wissen, wahrscheinlich gar nicht stattfinden dürfen, und wenn man sich die heutige Lage in Afghanistan anschaut, so ist das ebenfalls ein vollkommener Fehlschlag. Die afghanischen Auszubildenden, die demnächst für die Sicherheit im Land sorgen sollen, wenden sich nun immer mehr ab und töten ihre Ausbilder, was ja nicht gerade ein Beweis für den Erfolg dieser Politik ist.

Der Krieg gegen Libyen war ein Angriffskrieg, keine „humanitäre Intervention“, wie Obama behauptete - wahrscheinlich, um die Menschen in den Vereinigten Staaten zum Narren zu halten und um es zu vermeiden, zum Kongreß gehen und die Erlaubnis des Kongresses für einen Krieg einholen zu müssen. Denn die Gründerväter Amerikas hatten gute Gründe, warum sie entschieden, daß nur der Kongreß einen Krieg erklären kann, und kein einzelner Mann wie der Präsident, und daß man dazu die Zustimmung des Kongresses braucht. Obama umging das, indem er ihn zu einer „humanitären Intervention“ erklärte. Und damit brachte er auch Rußland und China dazu, sich im UN-Sicherheitsrat neutral zu verhalten.

Nun, das war Rußland und China offensichtlich eine Lehre, und im Fall von Syrien sind sie nicht länger neutral, sondern sie haben ganz klar ihr Veto eingelegt, als es um Operationen gegen Syrien ging. Als es zu dem bestialischen Mord an Gaddafi kam, war klar, daß dies Teil einer ganzen Kampagne war, die demnächst auf Syrien, den Iran, Rußland und China ausgeweitet werden sollte.

Sehen wir die Lage in Libyen heute an! Das Land ist vollkommen zerstört, ein Land, das unter Gaddafi vielleicht kein humanistisches war, aber wie auch der Irak unter Saddam und wie man auch deutlich in Syrien sieht: in allen diesen Ländern waren die Bedingungen unter diesen sogenannten Diktatoren weit besser als heute. In Libyen herrschen jetzt Stammeskriege, es gibt eine viel stärkere Präsenz und Macht von Al-Kaida und ähnlichen Gruppen. Und man sehe diese sogenannte Opposition in Syrien an. Die wahre Opposition gibt es, aber die zieht Präsident Assad immer noch dem vor, was jetzt in Form der von Katar und Saudi-Arabien finanzierten Salafisten- und Al-Kaida-Kräfte ins Land kommt.

All das muß untersucht werden, und dabei muß ein Argument berücksichtigt werden, das Senator Bob Graham vorgebracht hat, der die gemeinsame Kommission des Repräsentantenhauses und des Senats leitete, die den 11. September [2001] untersuchte und einen Bericht darüber erstellte. Von diesem Bericht stehen 28 Seiten bis zum heutigen Tage immer noch unter Geheimhaltung, weil sie die Rolle Saudi-Arabiens betreffen. Und wenn man irgend etwas über diese Region weiß, dann ist das die entscheidende Spur, um wirklich herauszufinden, wie Saudi-Arabien und die Briten ihre imperiale Herrschaft über die amerikanische Politik, aber auch über die europäische Politik ausüben.

Die Gefahr eines Dritten Weltkrieges

Nun, die Absicht von Premierminister Cameron und Obama - und man sollte dabei beachten, daß Blair derzeit militärischer Berater Obamas ist - ist es, die Rebellen zu bewaffnen und die Bestrebungen zum Sturz von Assad zu verstärken oder nach dem Wunsch der türkischen Regierung eine Flugverbotszone in Syrien einzurichten. Wenn es dazu kommt - und wir stehen kurz davor -, dann könnte das nur mit militärischen Mitteln durchgesetzt werden. Und angesichts der Tatsache, daß die Türkei ein Mitglied der NATO ist, hätten wir sehr wahrscheinlich sofort einen Konflikt mit Rußland und China, der sehr schnell zum Dritten Weltkrieg führen könnte.

Man muß das gesamte Bild betrachten, um zu verstehen, warum ich sage, daß wir sehr dicht vor dem Dritten Weltkrieg stehen. Es ist die erklärte Absicht des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu, die Nuklearanlagen des Iran anzugreifen. Hat der Iran Atomwaffen? Ich glaube nicht. Und das ist auch die Meinung des National Intelligence Estimate, der Gesamteinschätzung aller amerikanischen Geheimdienste, die erst kürzlich ihre Feststellungen von 2007 bestätigten, daß der Iran sein militärisches Nuklearprogramm, sein Atomwaffenprogramm, schon 2003 eingestellt hat und daß er es bis heute nicht wieder aufgenommen hat.

Aber wenn man sich heute in die Lage des Iran versetzt, der von Atommächten umgeben ist - Rußland, China, Indien, Pakistan und Israel, von dem es heißt, daß es 200 bis 400 Atomraketen hat -, dann wird verständlich, warum er nach Einschätzung aller informierten Kreise danach strebt, so schnell wie möglich in der Lage zu sein, Atomwaffen zu entwickeln. Aber er betreibt kein Atomwaffenprogramm. Das ist ein sehr wichtiger Unterschied. Aber man geht davon aus, daß im Fall eines Angriffs auf den Iran das Nuklearprogramm des Iran nicht vollständig zerstört würde und daß der Iran dann, vielleicht mit einer Verzögerung von einem oder zwei Jahren, tatsächlich so schnell wie möglich Atomwaffen entwickeln würde. Aber das ist etwas ganz anderes, als wenn der Iran schon jetzt ein Atomwaffenprogramm betreiben würde.

Wenn es nun zu einem solchen israelischen Angriff käme, dann wäre dies der Dritte Weltkrieg. Das ist die Ansicht aller Nahostexperten und strategischen Analytiker. Und der einzige Grund, warum es dazu bisher noch nicht gekommen ist, ist der, daß es im US-Militär bei den Vereinigten Stabschefs, im israelischen Militär und in den israelischen Geheimdiensten - dem Mossad und dem Schin Bet - Leute gibt, die absolut dagegen sind, weil sie wissen, daß dies nicht nur zur Zerstörung Israels führen würde, sondern wahrscheinlich zum Dritten Weltkrieg. Einige Leute sprachen davon, daß dies die ganze Region auf 100 Jahre zerstören würde. Aber wir sind nur um Haaresbreite davon entfernt.

Es besteht diese Absicht Netanjahus, das hat er selbst sehr oft gesagt. Und nun kommt folgendes hinzu: Es läuft ein großes Manöver, an dem fast 5000 Soldaten beteiligt sind. 3500 amerikanische Soldaten und 1000 israelische Soldaten nehmen an diesem Manöver teil, das sich „Austere Challenge 2012“ nennt. Dabei werden Luftangriffe simuliert, um die „Interoperabilität“ der Luftabwehrkräfte zu stärken, und es kommen US-Schiffe der Aegis-Klasse zum Einsatz, eine Schlüsselkomponente der Raketenabwehrsysteme, die die USA und die NATO aufbauen und die von Rußland und China entschieden abgelehnt werden. Dieses Manöver begann am 21. Oktober und es läuft immer noch.

Seit einigen Tagen findet auch ein riesiges Manöver an den umstrittenen Inseln des Pazifiks statt, an dem amerikanische und japanische Truppen beteiligt sind. Das sind 50.000 Soldaten, und die chinesische Regierung hat bereits erklärt, daß sie dies als eine Provokation betrachtet, schon allein wegen der großen Zahl.

Dann muß man betrachten, was die Haltung gegenüber Rußland und China ist. Als die alte Regierung Bush 1990 die Politik der Regimewechsel begann, die nur in den acht Jahren unter Clinton unterbrochen war, herrschte ganz klar eine Lage, in der die Osterweiterung der NATO von Rußland und China als Einkreisungspolitik betrachtet wurde.

Der neue Generalstabschef Rußlands, General Gerassimow, hat das Raketenabwehrsystem der USA und der NATO, das derzeit in Polen, Tschechien und Spanien aufgebaut wird, ganz klar als inakzeptabel bezeichnet. Vor einigen Monaten wies er bei einer Konferenz in Moskau darauf hin, daß der Raketenabwehrschild sich gar nicht gegen den Iran richtet, sondern die Zweitschlagsfähigkeit des russischen strategischen Arsenals ausschalten und dadurch das strategische Gleichgewicht zerstören würde. Und deshalb, sagte Gerassimow damals, könne dies zum Einsatz von Kernwaffen in Europa selbst führen.

Wenn man nun alle diese Situationen betrachtet - die Lage um Syrien und die Türkei, die Tatsache, daß dieser Konflikt sich bereits in den Libanon ausweitet, der Aufbau des Raketenabwehrschildes, bei dem man die russischen Äußerungen darüber nicht einfach als „für den internationalen propagandistischen Gebrauch“ bezeichnen kann, wie es einige, meiner Meinung nach unverantwortliche Politiker im Westen tun. Das ist ernst gemeint! Dann gibt es diese Manöver, und zu alledem herrscht eine sehr gespannte Lage, in der sich vor allem Blair und Cameron dafür einsetzen, diese Kriege auszuweiten. Und all das bedeutet, daß wir uns am Rande des Dritten Weltkriegs befinden.

Wenn es dazu käme, dann würde es aller Wahrscheinlichkeit auch zum Einsatz von thermonuklearen Waffen kommen, und es liegt in der Natur dieser Waffen, daß sie alle gleichzeitig eingesetzt würden, und das kann innerhalb von etwa anderthalb Stunden zur Auslöschung der Menschheit führen.

Hurrikan Sandy zeigt den Bankrott

Nun, wie ich schon zu Anfang sagte, dies ist eine Krise, die alle Vorstellungen überschreitet. Denn sie geht einher mit der Eskalation der Finanzkrise in der transatlantischen Region. Das Bankensystem der Vereinigten Staaten und das Bankensystem Europas wären ohne den ständigen Zustrom aus den Rettungspaketen schon längst völlig bankrott.

Wenn man betrachtet, was derzeit in den Vereinigten Staaten geschieht, nach dem Wirbelsturm Sandy: Dort sind immer noch Hunderttausende von Menschen in New York und New Jersey ohne Heizung, ohne Strom, ohne Benzin. Die Menschen sind in den Hochhäusern - 20 Stockwerken hohen Gebäuden - gefangen, wo es für ältere Menschen nicht leicht ist, sich durch stockdunkle Korridore 20 Stockwerke hinabzutasten und eine Meile weit zu laufen, um sich Nahrungsmittel und Wasser zu beschaffen, sodaß die Menschen inzwischen langsam wirklich in Panik geraten. Und es sterben immer noch Menschen!

Als der Sturm kam, sagte mein Ehemann Lyndon LaRouche sofort: Das wird niemals wieder aufgebaut werden, denn es ist kein Geld da, und man würde dafür riesige Summen benötigen!

Um so etwas zu verhindern, müßte man Sturmflut-Schutzwehre bauen, die vielleicht 6 Mrd.$ kosten würden. Es gab vor drei Jahren dafür einen Vorschlag eines holländischen Unternehmens, aber aus Spargründen hat man sich dagegen entschieden. Nun gibt es Schäden in Höhe von 60 Milliarden oder 100 Milliarden Dollar, aber es ist kein Geld da - und auch keine Ersatzteile! Wenn man beispielsweise die New Yorker U-Bahn wieder instandsetzen wollte, dann gibt es die Produktionskapazitäten dafür gar nicht mehr.

Betrachten wir noch einige weitere Zahlen zum übrigen Bild der Wirtschaft der Vereinigten Staaten: 43 Millionen Amerikaner sind auf Lebensmittelmarken abgewiesen. Das ist sicher keine kleine Zahl - es entspricht ungefähr der Hälfte der Bevölkerung Deutschlands! Ziehen Sie also eine Linie durch das Land - meinetwegen durch das Rhein-Main-Gebiet, dann würden alle Menschen nördlich oder südlich dieser Linie von Lebensmittelmarken leben. Jeder siebte Amerikaner hängt davon ab.

Bis Ende des Jahres werden die Bundesschulden der USA auf 16,8 Billionen Dollar anwachsen. Diese Summe ist unter der Regierung Obama um 6 Billionen Dollar angewachsen. Die Pro-Kopf-Verschuldung der USA ist um 35% höher als die von Griechenland, und sie ist höher als die von Italien, Spanien, Portugal oder Frankreich.

Die einzige Antwort auf diese Lage ist eine mörderische Sparpolitik, und das ist es, was Obama jetzt angekündigt hat, was die amerikanischen Gewerkschaften dazu veranlaßt, denselben Obama, den sie noch vor fünf Tagen gewählt haben, zu bekämpfen und überall zu demonstrieren.

Diese Politik wird nun auch Griechenland aufgezwungen, das eine Jugendarbeitslosigkeit von 58% hat. In Spanien liegt sie bei 55%. Nun verlangt die Troika - oder besser Destroika - weitere Kürzungen, bevor die nächste Tranche des Rettungspakets ausbezahlt wird. Sie verlangen Kürzungen bei den Gehältern und Renten von 10, 20 oder 30%, sie wollen Krankenhäuser schließen, sie wollen die Krankenversorgung beschneiden. Und so werden Menschen umgebracht!

Nun, die EU in ihrer gegenwärtigen Form - darüber sollte man sich keine Illusionen machen - ist nur ein weiterer Ausdruck der Blair-Politik. Damit meine ich: Wenn die Blair-Doktrin darin besteht, die nationale Souveränität abzuschaffen und die Ära des Westfälischen Friedens zu beenden, dann ist das einzige Ziel dabei, den Bankrott eines bankrotten Finanzsystems zu verzögern. Und das ist es, was wir jetzt sehen: Sie verbinden eine barbarische, mörderische Austerität mit „Quantitative Easing III“ und, wie Draghi von der EZB sagt, „was immer notwendig ist, um den Euro zu retten“, und das führt schon kurzfristig - und damit meine ich wirklich kurzfristig - zu einer Hyperinflation in der transatlantischen Region, wie 1923. Und wie wir in Deutschland aus den Erfahrungen unserer Familien wissen, ist Hyperinflation die brutalste Form der Enteignung.

Es gibt eine Lösung

Nun, ich könnte dieses Bild noch weiter ausführen, aber lassen wir es dabei bewenden. Es gibt eine Lösung. Sie erfordert natürlich einen fundamentalen Paradigmenwandel und eine völlige Abkehr von der üblichen Politik. Wir müssen zurückkehren zum Prinzip des Westfälischen Friedens, dem vollkommenen Respekt vor der nationalen Souveränität. Wir müssen die Idee der humanitären Interventionen und der supranationalen Bürokratien zurückweisen.

Für Europa bedeutet das, daß wir die EU-Verträge von Maastricht bis Lissabon vollkommen kündigen müssen. Wir müssen zu nationalen Währungen zurückkehren und wir müssen gleichzeitig ein globales Glass-Steagall schaffen, und damit meine ich ein wirkliches Glass-Steagall-Gesetz, wie es Franklin D. Roosevelt durchgesetzt hat, und nicht irgendeine verwässerte Version wie den „Ringzaun“ der Vickers-Kommission oder die Volcker-Regel, die für die Spekulationen der Banken Schlupflöcher lassen, die so groß sind wie Scheunentore. Wir brauchen eine vollkommene Trennung der Banken, sodaß der Staat nur die Geschäftsbanken schützt, während die Investmentbanken ohne Steuergelder auskommen müssen und keinen Zugriff auf die Spareinlagen der Geschäftsbanken haben.

Wenn das nun bedeutet, daß dann die meisten dieser Investmentbanken Insolvenz anmelden müssen, dann ist das eben so! Aber dieser Teufelskreis, daß ein kleiner Kreis von Spekulanten refinanziert wird, die dabei immer reicher werden, während die Masse der Bevölkerung in den Vereinigten Staaten und Europa in eine Lage wie in der Dritten Welt gestürzt wird - das muß aufhören! Es gibt keine legitimen Gründe, diese Politik auch nur eine Minute länger fortzusetzen!

Es gibt eine Lösung, nämlich, zu einem Kreditsystem in der Tradition Alexander Hamiltons, des ersten Finanzministers der Vereinigten Staaten, zurückzukehren, zur Methode der Nationalbank, und Kredite für die reale Produktion zu vergeben. Nun, zugegeben, es wird ein wenig holprig sein, es wird nicht ohne eine kurze Zeit von Problemen abgehen. Aber es ist kein Vergleich zur Hyperinflation, die alle Ersparnisse der Bevölkerung aufzehren und schon kurzfristig zum Chaos führen würde. Wenn selbst Helmut Schmidt, der eigentlich ein Befürworter dieser Politik ist, warnt, daß ein Bürgerkrieg und eine Revolution in Europa ausbrechen könnte, dann kann ich nur sagen: Genau das würde schon kurzfristig geschehen, denn wenn es zur Hyperinflation kommt oder zu einem unkontrollierten Zusammenbruch, dann werden die Menschen durchdrehen, weil sie keine Zukunft und keine Hoffnung haben!

Aber wenn man eine ordentliche Neuordnung durchführt, die EU-Verträge von Maastricht bis Lissabon kündigt, zur nationalen Kontrolle über die eigene Währung und die Wirtschaft der Nation zurückkehrt und dann beginnt, die Realwirtschaft wieder aufzubauen, dann gibt es keinen Grund, warum das Wirtschaftswunder, das Deutschland in der Nachkriegszeit mit Hilfe des Marshallplans und der Kreditlinien der Kreditanstalt für Wiederaufbau vollbrachte, nicht auch an jedem anderen Ort der Welt nachgemacht werden könnte.

Globaler Aufbau

Für die Vereinigten Staaten bedeutet das, daß wir NAWAPA brauchen, das bisher größte Wasserregulierungsprojekt in der Geschichte, das vollkommen fertig in der Schublade liegt. Schon vor langer Zeit wurden für den Kongreß Machbarkeitsstudien durchgeführt, und wir haben es zu „NAWAPA 21“ aktualisiert.

Für Europa brauchen wir die Verlängerung der Weltlandbrücke durch den Mittelmeerraum nach Afrika. Und wir brauchen definitiv eine völlig andere Herangehensweise für den Nahen und Mittleren Osten.

Es muß nämlich für die ganze Region, einschließlich Zentralasiens und der Golfregion, sofort ein Plan für wirkliche wirtschaftliche Entwicklung angepackt werden! Wir brauchen Infrastrukturkorridore, die den Anschluß zur Weltlandbrücke in Rußland, China und anderen Ländern herstellen, wir brauchen Verkehrswege, die diesen Teil der Welt mit Asien und Europa verbinden. Und vor allem brauchen wir riesige Mengen an Trinkwasser. Denn wenn man mit einem Flugzeug über diese Region fliegt, von der Sahelzone über die Sahara und die Arabische Halbinsel bis Zentralasien, wo ebenfalls ein gewaltiger Wassermangel herrscht - dort ist nur Wüste!

Es ist eine lächerliche Absurdität, daß für jeden Dollar, den die Menschen in dieser Region verdienen - ich rede hier nicht von den Scheichs, sondern von der allgemeinen Bevölkerung -, 50 Dollar für militärische Dinge ausgegeben werden. Ist das nicht verrückt? Sollten wir nicht lieber eine Vereinbarung mit Rußland, China, Indien, dem Iran und hoffentlich einigen europäischen Ländern schaffen, hoffentlich auch mit den Vereinigten Staaten, damit Frieden in dieser Region geschaffen werden kann?

Mein Institut, das Schiller-Institut, arbeitet derzeit an einem umfassenden Entwicklungsplan für die gesamte Region - von Zentralasien über den Iran, den Irak und die Golfstaaten bis Syrien, Israel, Palästina und Ägypten und zur Türkei. Die gesamte Region soll dabei als ein einziges, zusammenhängendes Gebiet betrachtet werden, um einen Plan für die wirtschaftliche Entwicklung auszuarbeiten, so wie man Westeuropa oder bestimmte Teile der Vereinigten Staaten, die zu entwickeln sind, betrachten würde. Und es gibt keinen Grund, warum diese Region nicht durch eine gemeinsame Entwicklungsstrategie aufgewertet werden kann. So kann man für die Region eine höhere Ebene schaffen, so daß alle diese Länder oder viele Kräfte in ihnen, die heute umgebracht werden oder sich gegenseitig in ethnischen, religiösen oder anderen Konflikten abschlachten, sagen können, daß es möglich ist, einen Frieden in dieser Region zu schaffen, wenn sie vereinbaren, für ein höheres Ziel zusammenzuarbeiten.

Das Schiller-Institut wird also demnächst dazu einen Plan vorlegen, und ich möchte alle Menschen, die bei diesem Forum zuhören, einladen, uns zu kontaktieren und bei der Umsetzung dieses Programms mitzuhelfen. Man kann diese Region derzeit nur als „Arena des Dritten Weltkriegs“ bezeichnen, weil sie wie der Balkan vor dem Ersten Weltkrieg eine Region ist, in der es viele historische Allianzen und Konflikte gibt, die sofort in Gang kämen und zu einem großen Krieg führen würden, und das muß sofort geändert werden. Diese Region kann eine wirtschaftlich prosperierende Region werden, die von einer Politik des „Friedens durch Entwicklung“ geleitet wird.

Nun, wie ich schon sagte, wenn wir die großen Mächte, die Nachbarstaaten, Rußland, China, Indien, den Iran, hoffentlich einige Europäer und hoffentlich auch die Vereinigten Staaten ins Boot holen können, dann werden wir schon sehr bald in einer ganz anderen Lage sein, da bin ich mir sicher, und dann besteht Hoffnung. Wir müssen an diesem Punkt, wo wir vor der möglichen Auslöschung der Zivilisation stehen, das Paradigma ändern, und wir müssen aufhören, in den Begriffen angeblicher geopolitischer Interessen und der destruktiven Ausweitung des Krieges zu denken, denn das eine absolut bösartige Politik! Diese Politik des Regimewechsels mit dem Versuch, eine Regierung nach der anderen zu stürzen, ist bösartig und muß sofort gestoppt werden!

Statt dessen müssen wir auf die gemeinsamen Ziele der Menschheit blicken. Wenn wir diese Änderung nicht schaffen, dann wird sich wahrscheinlich zeigen - nur daß dann niemand mehr da ist, um das zu beobachten -, daß wir nicht intelligenter waren als die Dinosaurier, die vor rund 65 Millionen Jahren ausgestorben sind.

Strategische Verteidigung der Erde

Betrachten wir nun einen anderen Bereich, in dem die gemeinsamen Ziele der Menschheit absolut dringlich sind: In unserem Universum gibt es in den verschiedenen Galaxien Milliarden von Asteroiden und Kometen, die durch den Weltraum fliegen. Viele wurden bisher noch nicht entdeckt, bei den meisten wissen wir nicht, wo sie sich befinden, aber sie können verheerende Konsequenzen haben. Wir alle haben Bilder beispielsweise vom Mond gesehen, wo man die Krater sieht, die von solchen Kometen oder Asteroiden aufgeworfen wurden. Vor etwa 250 Millionen Jahren traf ein Asteroid unseren Planeten und löste eine tödliche Kettenreaktion von Ereignissen aus: Tsunamis, Vulkanausbrüche, giftige Flüssigkeiten entstanden, und das führte zum Aussterben von 98% aller Gattungen.

Vor 65 Millionen Jahren traf ein anderer Asteroid die Erde, nahe der Küste Mexikos, mit einer Wucht, die 200.000 mal größer war als unser gesamtes Kernwaffenarsenal, löste Schockwellen rund um die Erde aus und verursachte eine gigantische Staubwolke. In diesem Zusammenhang verschwanden etwa 70% aller damaligen Gattungen und starben aus.

Der bisher letzte große Einschlag war 1908 an der Tunguska in Sibirien, wo ein Asteroid oder Komet explodierte, bevor er die Erde traf. Trotzdem war die Wirkung stärker als der Ausbruch des Vulkans Mount St. Helen. Er war relativ klein, aber er verursachte einen Krater von der Größe des Großraums New York.

Anfang dieses Jahres flog ein Asteroid an der Erde vorbei - er traf uns Gott sei Dank nicht -, aber es zeigt sich nun, daß er zurückkehrt. Er wird am kommenden 13. Februar erneut an der Erde vorbeifliegen, in einer Entfernung von nur 24.000 km - das ist, wenn man das Universum insgesamt betrachtet, keine große Entfernung. Er hat einen Durchmesser von nur 30 Meter, aber wenn er die Erde treffen würde, wäre der Krater so groß wie eine Kleinstadt.

In den letzten 60 Jahren haben wir in unseren Kenntnissen über unsere und andere Galaxien enorme Fortschritte gemacht. Die Theorie der Kometen wurde weiterentwickelt, wir haben Teleskope und Sonden konstruiert, die wir in den erdnahen Weltraum schicken können, und wir verfügen über ein größeres, tieferes Verständnis der Umlaufbahnen und der chemischen Zusammensetzung dieser Asteroiden und Kometen.

Jetzt ist es die absolute Priorität, sie rechtzeitig zu entdecken, damit wir genug Vorwarnzeit haben, um Mittel zu entwickeln, mit denen wir sie neutralisieren und ihre Richtung ändern können. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie dies geschehen kann, aber alle diese Dinge sind noch nicht erprobt, und man muß in Hinsicht auf die Nebenwirkungen extrem vorsichtig sein. Bisher gibt es noch keine verläßliche Methode.

Wenn man darüber einmal nachdenkt, so hat die Menschheit allen Grund zu fürchten, daß wir irgendwann das gleiche Schicksal erleiden werden wie die Dinosaurier. Auch wenn man sagen kann, daß diese Kometen immer eine neue Evolution und ein neues qualitatives Niveau der Evolution ausgelöst haben, was die Gattungen angeht - nachdem die Reptilien durch eine große Extinktion weitgehend beseitigt waren, entwickelten sich die Dinosaurier, nachdem die Saurier ausstarben, entwickelten sich die Warmblüter und Säugetiere. Aber ich denke nicht, daß wir uns darauf verlassen können, daß sich nach unserem Aussterben eine intelligentere Gattung entwickeln wird. Das Universum wird wahrscheinlich dafür sorgen, aber ich denke nicht, daß das für uns akzeptabel ist.

Die Menschheit muß also die Fähigkeit entwickeln, mit den Bedrohungen aus dem Weltraum fertigzuwerden.

Schon lange, bevor ernsthafte Schwierigkeiten mit der Sonne entstehen - was vielleicht schon viel eher als in zwei Milliarden Jahren der Fall sein wird -, sollten wir in der Lage sein, unser Denken über unsere Bedeutung auf dem Planeten neu zu definieren, und wir sollten die gemeinsamen Bedrohungen und gemeinsamen Ziele der Menschheit bestimmen und wie beim Vorschlag der SDE - der Strategischen Verteidigung der Erde - zusammenarbeiten. Und das heißt, Rußland und China nicht auszuschließen, sondern mit einzuschließen. Wir sollten gemeinsam Forschung und Entwicklung betreiben gegen die Bedrohung durch Asteroiden und Kometen, für Frühwarnsysteme gegen Vulkanausbrüche und Erdbeben. Das sind Dinge, die wir im Grunde gemeinsam betreiben sollten.

Es gibt durchaus Grund zum Optimismus. Denn als kürzlich der Marsrover Curiosity landete, verschaffte dies uns erstmals die Perspektive, für die zukünftigen Änderungen, auf die wir uns jetzt konzentrieren müssen, den Mars einzubeziehen. Wir haben einen Beobachtungspunkt auf dem Mars - zugegebenermaßen mit einer 14minütigen Verzögerung, bevor die Signale, die von der Erde dorthin gesandt werden, dort ankommen. Aber von nun an können wir diesen Marsrover und weitere zukünftige Rover und andere Instrumente benutzen, um die Beziehungen im Sonnensystem zu erfassen und jene Gebiete zu studieren, wo die Asteroiden und Kometen sehr dicht sind, beispielsweise das Gebiet zwischen Mars und Venus. Wir müssen herausfinden, wo diese Felsbrocken sind, was ihre Umlaufbahn ist und welche von ihnen die Erde bedrohen. Wir dürfen uns nicht länger als kleine Leute hier auf dem Planeten betrachten, die in den Weltraum hinaufschauen, sondern wir können die Dinge vom Mars, von der Erde, vom Mond und bald auch von anderen Orten aus betrachten.

Das bedeutet, daß wir über das Universum auf ganz andere Art und Weise nachdenken können. Es bedeutet einen qualitativen Sprung in unserer Denkweise. Wir können den Bereich der Sinneswahrnehmungen, des bloßen Verlassens auf die Sinneswahrnehmungen als Mittel der Erkenntnis, verlassen. Wir können anfangen, das Universum als komplexe Komposition universeller Prinzipien zu betrachten, und in der Geschichte der Wissenschaft und der klassischen Kunst war es schon immer so, daß die gesamte Palette der bis dahin bekannten, bestehenden Prinzipien neu definiert wird, wenn man ein qualitativ neues Prinzip einführt.

Wir sind nun in einer Lage, wo wir entweder den Weg weitergehen, auf dem wir uns jetzt befinden, oder wir machen einen Sprung und gehen über zu den gemeinsamen Zielen der Menschheit und erreichen das, was der große deutsch-amerikanische Wissenschaftler Krafft Ehricke den „extraterrestrischen Imperativ“ nannte.

Er prägte diesen Ausdruck, um die notwendige nächste Phase in der Evolution der Menschheit zu bezeichnen: Das Leben auf dem Planeten entwickelte sich zunächst in den Ozeanen, kam dann mit Hilfe der Photosynthese aufs Festland in Form der Vegetation, bis dann an einem bestimmten Punkt der Evolution der Mensch auftrat. Die Menschen lebten zunächst nur an den Mündungen von Flüssen oder in Küstenregionen, bevor sie, nachdem sie Infrastruktur entwickelten, expandieren und immer mehr Landgebiete besiedeln konnten - ein Prozeß, der noch nicht abgeschlossen ist, denn es gibt große Teile der Welt, die noch nicht durch Infrastruktur erschlossen sind. Aber daß dann die bemannte Weltraumfahrt der notwendige nächste Schritt in der Evolution des Menschen sein muß, das war Krafft Ehrickes Idee. Der extraterrestrische Imperativ bedeutet auch, daß die Menschen vernünftig werden und den Naturgesetzen folgen müssen, denn sonst kann man nicht in den Weltraum fliegen und dort überleben.

Ich denke, wir sind jetzt an dem Punkt angekommen, wo wir uns entweder sozusagen zusammenreißen und aufhören, Konflikte durch Krieg zu lösen, denn das droht zu unserer Vernichtung zu führen. Wir müssen die Ära des Infantilismus, der geopolitischen Kriege, als eine Jugendsünde hinter uns lassen und als Menschheit erwachsen werden.

Den Kulturpessimismus überwinden

Nun gibt es noch einen dritten Aspekt dieser zivilisatorischen Krise, den ich anfangs schon erwähnt habe: Das ist die moralische Dekadenz der westlichen Kultur, und es ist der tiefe, tiefe kulturelle Pessimismus, der die meisten Menschen erfaßt hat. Wenn man die Menschen auf der Straße bittet, bei der Umsetzung solcher Pläne, wie ich sie hier erwähnt habe, zu helfen, dann ist die Antwort, die man bekommt, gewöhnlich: „Man kann ja doch nichts ändern“ oder: „Der Mensch ist eben böse.“ Die Menschen leiden unter einem tief verwurzelten Kulturpessimismus, und das kommt natürlich vom Wertewandel der letzten 40 Jahre.

Vergleichen Sie nur, wie die Menschen heute die Dinge wahrnehmen und über sie denken, mit dem kulturellen Optimismus, der in der Periode des Apollo-Programms existierte. Wenn man damals Kinder oder Jugendliche fragte: „Was willst du einmal werden, wenn du erwachsen bist?“, dann sagten viele: „Ich will ein Astronaut werden, ich will ein Ingenieur werden, ich will dieses oder jenes werden.“

Heute sind - bei einer Jugendarbeitslosigkeit von z.B. 58% in Griechenland - viele junge Menschen nicht beschäftigungsfähig, weil ihnen die Motivation fehlt, zu lernen. Viele mittelständische Firmen stellen Lehrlinge ein, entlassen sie aber schon nach ein paar Wochen wieder, weil sie einfach nicht arbeiten wollen und nicht arbeiten können. Wenn man die Jugendkultur betrachtet, die in vielen Fällen eine bestialische Kombination aus Pornographie und Gewalt ist und das Ergebnis einer Degeneration von Generation zu Generation in den letzten 40 und vielleicht noch mehr Jahren, diesen völligen Mangel an Mitgefühl, den völligen Egoismus, Beinahe-Autismus vieler Kinder und Teenager, nun, dann kann man nicht bestreiten, daß wir ein großes Problem haben. Denn wenn die junge Generation der am meisten gefürchtete und gefährlichste Teil der Gesellschaft ist, dann ist etwas tödlich falsch gelaufen.

Wenn man dann im Gegensatz dazu für einen Moment betrachtet, mit welchem Enthusiasmus die Landung von Curiosity gerade von jungen Menschen in aller Welt begrüßt wurde, die, auch wenn sie natürlich noch nicht alle wissenschaftlichen Prinzipien kennen, die dabei ins Spiel kommen, trotzdem eine Reaktion zeigten: „Mensch, da ist ja eine Zukunft, da ist etwas da draußen, da ist noch etwas, was man entdecken kann und wofür es sich zu lernen lohnt.“

Diese Idee, daß es eine Zukunft gibt, ist absolut wichtig: Denn der einzige Weg, wie die Menschheit die Auslöschung vermeiden kann, ist ein verändertes Selbstverständnis einer immer größeren Zahl von Menschen, weg von der unmittelbaren Befriedigung der Sinne im Hier und Jetzt, der Maximierung der Lust und dem Vermeiden von Schmerz, und eine Veränderung der Identität, um wahrhaft kreative Menschen zu werden.

Diese Kreativität, die Leidenschaft, neue universelle Prinzipien in der klassischen Kunst und in der Naturwissenschaft zu entdecken und die Gesetze des Universums zu studieren, ist nur möglich, wenn man eine Vision für die Zukunft hat; wenn man eine Vision vom Menschen im Weltraum hat, einem Menschen, der die Durchbrüche in der Weltraumforschung nützt, um die Probleme auf der Erde zu lösen, weil das der einzige Weg ist, wie sie gelöst werden können, und der dies als eine Richtschnur zur Gestaltung der Gegenwart verwendet.

Schluß mit dem grünen Paradigma!

Wenn es klar ist, daß die Menschheit in diesem Universum nur überleben kann, indem sie zu immer höheren Stufen der wissenschaftlichen Erkenntnis und zu höheren Stufen der Energieflußdichte übergeht, ist es dann nicht ein Verbrechen, diese Wissenschaften und Entwicklungen nicht voranzutreiben und das grüne Paradigma nicht vollkommen zu verwerfen? Denn das grüne Paradigma bedeutet per Definition, daß der Mensch niemals die Gefahren meistern wird, die uns aus dem Weltraum drohen, weil dazu alle diese Wissenschaften und Technologien mit hohen Energieflußdichten notwendig sind, die so verrückten Ideen wie denen von Herrn Schellnhuber und seinem Plan zur „Dekarbonisierung“ der Weltwirtschaft zum Opfer fallen sollen! Wenn man in die Richtung dieses grünen Paradigmas geht, dann wird die Menschheit nicht überleben! Das mag vielleicht kein so schneller Tod sein wie der durch einen Atomkrieg, aber es wird ein langsamer Tod sein, denn uns werden alle die wissenschaftlichen Mittel aus der Hand genommen, die wir brauchen, um unser Überleben zu sichern.

Betrachten wir das in der Perspektive: Die Menschheit gibt es erst seit kurzen 7 Millionen Jahren - das ist eine sehr, sehr kurze Zeit. Die schriftlich überlieferte Geschichte reicht nur 5000 Jahre zurück! Die ernsthafte Erforschung des Weltraums begann erst in den letzten 100 Jahren, und wir haben erst vor etwa 50 Jahren angefangen, Teleskope und Sonden in den Weltraum zu schicken.

Stellen Sie sich einmal vor, wir wechseln jetzt die Gangart, wir sagen Nein zum grünen Paradigma, sagen Nein zu den geopolitischen Kriegen, und konzentrieren uns statt dessen auf die gemeinsamen Ziele der Menschheit, konzentrieren uns auf jene Wissenschaften und Technologien und die klassischen Formen der Kunst, die wirklich menschlich sind. Überlegen Sie, wie die Menschheit dann in 1000 Jahren aussehen würde.

Nun, wir werden qualitative Sprünge machen, die noch sehr viel größer sein werden, viel schöner und begeisternder als alle Entwicklungen, die wir seit der Steinzeit gemacht haben. Wenn man einen Menschen aus der Steinzeit gefragt hätte, wie die Menschenwelt im Jahr 2012 ausschauen wird, dann hätte er vermutlich ziemlich dumm dreingeschaut. Und wenn man heute die gleiche Frage stellt: „Wie wird die Menschheit im Universum, im Weltraum, in tausend Jahren aussehen?“, dann würden die meisten Menschen wahrscheinlich ähnlich reagieren. Aber das bedeutet nicht, daß es nicht trotzdem die wahre Natur des Menschen ist, die kreative Gattung im Universum zu sein, die einzige Gattung, die diese Gefahren meistern kann und die einzige unsterbliche Gattung auf diesem Planeten und vielleicht noch weit darüber hinaus werden kann.

Wenn wir überleben werden, dann nur, indem mehr und mehr Menschen anfangen, wie klassische Künstler und wie Naturwissenschaftler zu denken. Wir müssen diesen Paradigmenwandel herbeiführen und wir brauchen eine Diskussion darüber, denn das ist es, was derzeit auffallend fehlt. Als es zur Kubakrise kam, gab es eine gewaltige Diskussion, in den Medien, unter den Politikern. John F. Kennedy warnte, wenn es zum Einsatz von thermonuklearen Waffen käme, dann wären die Menschen, die in den ersten fünf Minuten sterben, zu beneiden im Vergleich mit denen, die erst Wochen später sterben.

Heute gibt es eine solche Diskussion nicht, obwohl die Gefahr noch sehr viel größer ist. Als es Anfang der achtziger Jahre zur Krise um die Mittelstreckenraketen kam, die SS-20 und die Pershing II, waren Hunderttausende von Menschen auf den Straßen und warnten, daß dies zur Auslöschung der Zivilisation führen könnte, weil diese Waffensysteme auf „Launch on Warning“ [Abfeuern bei Alarm, extrem kurze Vorwarnzeit] eingestellt waren.

Heute haben wir praktisch überall „Launch on Warning“, aber es gibt keine Diskussion, obwohl jeder sehen kann, daß wir absolut dicht vor unserer eigenen Zerstörung stehen.

Wir brauchen eine Diskussion über diese Gefahren, weil die Menschen davon wissen müssen und darüber nachdenken müssen, um eine begründete Entscheidung zu treffen, daß sie das nicht wollen - aber nicht nur das. Wir müssen auch über die Alternativen diskutieren: daß es keinen Grund in dieser Welt gibt, warum wir nicht zu Glass-Steagall zurückkehren können, zu einem Kreditsystem, zum Wiederaufbau der Realwirtschaft, zu wissenschaftlichen Durchbrüchen, zu einer humanistischen klassischen Kultur. Und wir brauchen eine Diskussion darüber! Wir können nicht bloß zusehen, wie unsere Zivilisation vor die Wand fährt, und nichts dagegen unternehmen.

Und das ist mein Appell an Sie.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Menschheit auf dem nuklearen Pulverfaß – Sind wir intelligenter als die Dinosaurier?
- Neue Solidarität 44/2012
Eine Vision für die Zukunft der Menschheit
- Neue Solidarität 40/2012
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Stellungnahmen und Reden der BüSo-Vorsitzenden
- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)