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Neue Solidarität
Nr. 12, 20. März 2013

Zwei Jahre nach Fukushima: Was haben wir daraus gelernt?

Am 11. März war der zweite Jahrestag des gewaltigen Erdbebens (Stärke 9,0 auf der Richterskala) und des dadurch ausgelösten Tsunamis an der Ostküste Japans nördlich von Tokio. An jenem Tag starben mindestens 15.870 Menschen - fast alle infolge des Tsunamis, der bis weit ins Land hinein spülte und Straßen, Fahrzeuge, Gebäude und Menschen mit sich riß. Nur zwei Menschen starben im Kernkraftwerk Fukushima - es waren Mitarbeiter, die bei Wartungsarbeiten von der Flutwelle überrascht wurden und ertranken, bevor das Kraftwerk ausfiel und Radioaktivität freigesetzt wurde.

Wie unseren Lesern zweifellos bekannt ist, löste die Naturkatastrophe eine gewaltige Welle irrationaler Propaganda gegen die Kernkraft aus - allen voran die Regierung Merkel, die sich kopfüber in den „Ausstieg“ stürzte und verlangte, daß alle anderen Nationen ihrem Beispiel folgen sollten. Die Medien in aller Welt verbreiteten haarsträubende Schauermärchen über angeblich drohende massenhafte Todes- und Krankheitsfälle infolge der freigesetzten Radioaktivität.

Was wissen wir heute? Zwei maßgebliche Studien - eine von der japanischen Regierung und eine von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstellt - kamen jüngst zu dem gleichen Schluß: „Die vorhergesagten Risiken sind gering und es werden keine gegenüber dem Normalwert erhöhten Krebsraten erwartet.“

Die japanischen Wissenschaftler fanden eine durchschnittliche Strahlendosis von weit unter 1 Millisievert (mSv). Nach den „allgemein anerkannten“ (jedoch fehlerhaften) statistischen Modellen für geringe Strahlendosen stiege bei einer Dosis von 1 mSv das Krebsrisiko von 3500 auf 3502 erwartete Fälle im Lauf der Lebenszeit von 10.000 Personen. Die höchste, tatsächlich gemessene wirksame Strahlendosis lag bei nur 1,07 mSv. Die Hintergrundstrahlung aus natürlichen Quellen wie z.B. Radongas liegt typischerweise bei 2-3 mSv pro Jahr, die Strahlung aus medizinischen Anwendungen wie z.B. Röntgenuntersuchungen der Brust oder einer CT-Untersuchung des Herzens beträgt 0,1 bzw. 16 mSv.

Am ersten Jahrestag des Tsunamis schätzte die Amerikanische Gesellschaft für Gesundheitsphysik laut einem Bericht der führenden britischen medizinischen Zeitschrift The Lancet, daß das Krebsrisiko „für diejenigen, die in Fukushima Strahlung ausgesetzt waren, um 0-0,02%, und das Risiko, an dieser Krankheit zu sterben, um 0,01% steigen wird“. Bei den etwa 100.000 Menschen, die in Fukushima und Umgebung evakuiert wurden, wäre demnach mit 2 zusätzlichen Krebsfällen und 1 Todesfall durch Krebs zu rechnen - selbst nach diesem statistischen Strahlungsmodell, in dem die in Wirklichkeit gesundheitsfördernde Wirkung geringer Strahlungsdosen nicht berücksichtigt ist.

Tatsächlich gab es jedoch etliche Todesfälle durch „das psychologische Trauma im Zusammenhang mit der Evakuierung und die Verschlimmerung chronischer Leiden wie Lungen- und Herzkrankheiten“. Diese Evakuierungen, die der damalige Premierminister Naoto Kan aufgrund der Medienhysterie anordnete - er hätte beinahe den gesamten Großraum Tokio mit 30 Millionen Einwohnern evakuieren lassen -, waren unnötig rücksichtslos und überhastet.

Weniger Schilddrüsen-Anomalien in Fukushima

Eine weitere Studie des japanischen Umweltministeriums, die Anfang März veröffentlicht wurde, ergab, daß Kinder aus der Präfektur Fukushima, die bei dem Unfall radioaktiver Strahlung ausgesetzt waren, „deutlich seltener Schilddrüsen-Anomalien wie kleine Zysten oder Knoten aufweisen“ als die Kinder einer nicht verstrahlten Kontrollgruppe.

Die Regierung der Präfektur Fukushima läßt etwa derzeit 360.000 Kinder und junge Erwachsene, die zur Zeit des Unfalls vor zwei Jahren unter 18 Jahren waren, mit Ultraschallgeräten auf Auffälligkeiten der Schilddrüsen untersuchen. Bis Januar lagen die Testergebnisse von etwa 133.000 Personen vor, bei denen in 41,2% der Fälle Zysten mit einer Größe von bis zu 2 cm und Knoten bis zu einer Größe von 5 mm in der Schilddrüse festgestellt wurden.

Die Medien - wie z.B. die Kernkraft-feindlich eingestellte Tageszeitung Asahi Shimbun - berichteten über das Ergebnis dieser Untersuchungen typischerweise mit Überschriften wie „Mehr als 40% aller Kinder in der Präfektur Fukushima zeigen Schilddrüsen-Auffälligkeiten wie kleine Zysten oder Knoten“, und viel mehr erfuhren die Leser meistens nicht.

Weil man für diese Untersuchung neuere, empfindlichere Geräte als bisher verwendet hatte, ließ das Umweltministerium daraufhin, um Vergleichsdaten zu erhalten, auch in drei anderen, weit von Fukushima entfernten Städten 4365 Kinder im Alter zwischen 3 und 18 Jahren mit Ultraschallgeräten der gleichen Bauart und nach den gleichen medizinischen Standards untersuchen. Bei diesen Untersuchungen wurden bei 56,6% dieser Kinder ähnliche Auffälligkeiten (Zysten bis 2 cm und Knoten bis 5 mm) festgestellt. Größere Zysten und Knoten, die weitere medizinische Untersuchungen erforderten, wurden bei 1,0% der Kinder gefunden, aber nur bei 0,6% der Kinder aus der Präfektur Fukushima.

Man kann fragen, wie bedeutsam diese „Auffälligkeiten“ sind, wenn sie bei der Mehrheit der normalen Kinder festgestellt werden, aber man kann sich denken, daß die Schlagzeilen der Medien beim Leser als Eindruck das Gegenteil von dem hinterlassen, was die Studie tatsächlich besagt. Es wäre zu begrüßen, wenn diese Studie endlich zu einer öffentlichen Debatte über die Hormesis - die positive Wirkung geringer Strahlungsdosen auf die menschliche Gesundheit - führen würde.

Konkret müssen aus dem Tsunami, der zum Ausfall im Kernkraftwerk Fukushima führte, verschiedene logische (nicht ideologische!) Lehren gezogen werden. Erstens sollte man vorrangig in Forschungen investieren, um zukünftig Erdbeben und Tsunamis vorhersagen zu können. Zweitens müssen wir schleunigst neue Generationen der Kerntechnik entwickeln, die inhärent sicher und leichter zu handhaben sind, wie z.B. Hochtemperaturreaktoren, statt uns weiter auf die 40 Jahre alte Technik der Siedewasserreaktoren, wie in Fukushima, zu verlassen. Und drittens müssen wir in neue Technologien investieren, um das stillgelegte Kernkraftwerk zu säubern.

eir