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Neue Solidarität
Nr. 32, 5. August 2015

Der Südbalkan – ein Pulverfaß vor der Explosion!

Von Feride Istogu-Gillesberg

Feride Istogu-Gillesberg berichtet über ihre Eindrücke bei einer Reise durch Makedonien, Kosovo und Albanien.

Anfang Juli machte ich eine kanpp dreiwöchige Reise durch Makedonien, Kosovo und Albanien, und ich möchte hier gerne meinen Eindruck von der strategischen Lage in dieser Gegend des Balkans wiedergeben.

Der Balkan ist zur Zeit ein wichtiger Spielplatz der Kriegsfraktion in den USA und Europa für die Konfrontationspolitik gegen Rußland und die Politik der BRICS-Staaten. Die Region verbindet Nord und Süd, Ost und West, und was noch wichtiger ist, sie ist Europas Tor nach Asien. Der Weg zur Seidenstraße führt durch den Balkan, die sich von dort in verschiedenen Abzweigungen bis nach China erstreckt.

China hat schon jetzt unter anderem Verträge mit Albanien, Makedonien und Griechenland, um die alte Seitenstraße u.a. durch eine Eisenbahnverbindung wiederherzustellen. Zur Zeit wird die Korridorlinie 8 gebaut, eine Eisenbahnverbindung von der Adria bis zum Schwarzen Meer.

Makedonien

Meine Reise begann in Skopje, der Hauptstadt Makedoniens. Makedonien hat eine Bevölkerung von ca. zwei Millionen Einwohnern, mindestens 25% der Bevölkerung sind Albaner.

Ich war hauptsätzlich im albanischen Teil von Skopje. Leider ist die Hauptstadt geteilt in den ärmeren Teil, wo die albanische Bevölkerung lebt, und den Teil, wo die Makedonen leben. Diese Teilung ist charakteristisch für das ganze Land. Die Arbeitslosigkeit in Makedonien liegt bei 30%, was schon ein Problem ist, aber die Arbeitslosigkeit unter dem albanischen Teil der Bevölkerung ist fast doppelt so hoch. Das ist der Hauptgrund für die Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen. Im makedonischen Teil Skopjes wird viel gebaut und es entstehen schöne Gebäude im klassischen Stil, während im albanischen Teil nicht viel passiert.

Makedonien verfolgt eine Politik, die auf Entwicklung in Zusammenarbeit mit den BRICS-Nationen ausgerichtet ist, aber die Regierung muß im Interesse der Nation dafür sorgen, daß das ganze Land aufgebaut wird und Wohlstand für alle Bevölkerungsgruppen gleichzeitig geschaffen wird. Slawischer Nationalismus muß abgelöst werden durch eine humanistische Einigkeit der verschiedenen Nationalitäten.

Nach den Ereignissen in Kumanova, wo 14 Menschen erschossen wurden, zeigte sich, daß der Wille in der Bevölkerung besteht, das Land zusammenzuhalten: Zum ersten Mal gingen Albaner und Makedonen Seite an Seite auf der Straße, um für die Bewahrung der Einheit der Nation zu demonstrieren.

Das Land hat ein großes Potential, wenn es im Geiste von Nikolaus von Kues oder Helga Zepp-LaRouche die Gegensätze der verschiedenen Nationalitäten auf einer höheren Ebene vereint und die Würde aller respektiert. Die makedonische Regierung muß schnellstens eine Strategie der Integration entwickeln und umsetzen, denn sonst hat die Kriegsfraktion Material, um eine Farben-Revolution zu inszenieren. Das würde die Gefahr eines eskalierenden Bürgerkriegs im ganzen Südbalkan heraufbeschwören, denn neben den Spannungen mit den Albanern hat Makedonien auch Spannungen mit Griechenland. Die US-Unterstaatssekretärin Victoria Nuland war am 14. Juli in Skopje,  um unter anderem Verhandlungen über einen makedonischen NATO-Beitritt zu führen. Das Land soll aus der BRICS-Sphäre herausgelöst und Rußland so weiter isoliert werden.

Kosovo und Albanien

Während meines Aufenthalts hielt sich Victoria Nuland auch in Kosovo und in Albanien auf, was ebenfalls sehr beunruhigend ist. Nuland führte in Kosovo am 11. und 12. Juli Gespräche mit der Präsidentin, mit dem Premierminister, dem Vorsitzenden des Parlaments und mit Vizepremier Hashim Thaci. Obwohl man zuvor große Offenheit angekündigt hatte, drang kaum etwas an die Öffentlichkeit. Offiziell wurde nur bekannt, daß Nuland großen Druck auf die Regierung in Kosovo ausübt, um ein Sondergericht zu schaffen, das Kriegsverbrechen der (ursprünglich von den USA gegen Milosevic unterstützten - die Red.) UÇK in Kosovo verurteilen soll.

Frau Nuland ist offenbar auf den Balkan überaktiv, um ihn zu einem Pulverfaß zu machen, das jederzeit ganz nach Bedarf in die Luft gesprengt werden kann, um die Verbreitung der Wirtschaftsaufbaupolitik der BRICS-Nationen zu zerstören und Rußland zu konfrontieren. Dabei kommen ihr die ungelösten Probleme zwischen Serbien und Kosovo gerade recht.

Wir brauchen eine Politik, die eine Brücke baut zwischen Kosovo und Serbien. Wollte man Gerechtigkeit in Kosovo erreichen, dann müßte man in allererster Linie eine wirtschaftliche Zukunft schaffen, was jedoch im gesamten Balkan in den letzten 20 Jahren - vor allem von der EU - sabotiert wurde. In Kosovo hat Hashim Thaçi, Liebling von Frau Merkel, Nuland und der EU, die wirtschaftliche Zerstörungspolitik in den letzten 15 Jahren mitgetragen. Die Industrieproduktion wurde durch die Privatisierung und Globalisierung total ruiniert. Kosovo produziert kaum etwas, alles wird importiert, und die Bevölkerung hat keine Aussicht auf eine menschenwürdige Zukunft. Die Arbeitslosigkeit liegt offiziell bei 45%, ist aber tatsächlich viel höher. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt weit über 60%. Die wirtschaftliche Lage ist verzweifelt, deshalb flüchten viele Leute nach Deutschland. Selbst diejenigen, die Arbeit haben, können von ihrem Lohn nicht leben.

In Albanien ist die wirtschaftliche Lage ganz mit der in Kosovo zu vergleichen. Die Arbeitslosigkeit in Albanien liegt offiziell bei 30%, aber auch diejenigen, die arbeiten, können nicht davon leben. Viele Albaner im Ausland haben bisher ihre Familien unterstützt, aber die Wirtschaftskrise erlaubt ihnen das jetzt nicht mehr. Allein in Griechenland verloren mehr als 70.000 dort lebende Albaner ihre Arbeit. Selbst albanische Rentner, die jahrzehntelang in Griechenland gearbeitet haben und nach Albanien zurückgekehrten, sind sich ihrer Renten nicht mehr sicher. So starb z.B. ein Rentner in Athen an einem Herzanfall, als er dort seine 60 Euro Rente vom Geldautomaten holen wollte, aber kein Geld aus dem Automaten kam.

Die einzige Rettung für den Balkan ist eine wirkliche Aufbaupolitik, wie sie zur Zeit von den BRICS-Nationen durchgeführt wird, und die Umsetzung des Aufbauplans des Schiller-Instituts für Südeuropa, den Mittelmeerraum und Afrika. Wie schon gesagt, existiert bereits eine enge Zusammenarbeit zwischen China und den Balkanstaaten im Bereich der Infrastruktur. Albanien und China führen viele Verhandlungen, um das besondere Verhältnis zwischen diesen zwei Nationen auf die heutige Ebene der Neuen Seidenstraße anzuheben. China ist  Albaniens drittgrößter Handelspartner. Wir brauchen eine schelle Verbesserung der Wirtschaft in der ganzen Region, das ist die einzige Grundlage für politische Stabilität und dauerhaften Frieden.

Wenn der Westen vernünftig wäre und diese Politik untestützen würde,  könnte der Balkan seinem wahren Charakter gerecht werden - als Brücke zwischen Ost und West, Nord und Süd und als Verbindungsglied zwischen Katholiken, Orthodoxen und Moslems.

Feride Istogu-Gillesberg, Kopenhagen