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Neue Solidarität
Nr. 36, 2. September 2015

Wie das DDT-Verbot 70 Millionen Menschen tötete

Seit den 1940er Jahren wurde die Zahl der Todesopfer zahlreicher durch Insekten übertragener Krankheiten, insbesondere Malaria, durch die Anwendung des Insektizids DDT drastisch gesenkt. Überall auf der Welt gab es spektakuläre Resultate der Lebensrettung. 1946 gab es in Sri Lanka (der damaligen britischen Kolonie Ceylon mit einer Bevölkerung von 6,7 Mio. Menschen) 2,8 Mio. Malariafälle, und in jenem Jahr - vor dem Einsatz von DDT - allein 12.500 Todesfälle. Mit dem Beginn des massiven Einsatzes von DDT gegen die Moskitos sank die Zahl der neuen Malariafälle in dieser Inselnation bis 1963 auf nur noch 17 Fälle, nur ein einziger Todesfall war zu beklagen. Im US-Bundesstaat Georgia, wo Malaria früher weit verbreitet war, war sie bereits 1950 vollkommen ausgerottet, nachdem man 1945 begonnen hatte, DDT zu sprühen. Auch die Gewinne in der Landwirtschaft waren bedeuten, da DDT auch gegen Pflanzenschädlinge, Käfer, Zecken und andere Schadinsekten wirkte.

Die (früher eugenische) „Umweltschutz“-Bewegung ging mit fanatischem Eifer daran, dem ein Ende zu setzen, und sie hatte Erfolg. 1972 wurde der Einsatz von DDT in den Vereinigten Staaten auf Anweisung der Regierung verboten. 1976 erließ die Weltgesundheits-Organisation WHO ein internationales Verbot, in Form einer Empfehlung, auf den Einsatz von DDT zu verzichten. Auch wenn es den Nationen formell immer noch freistand, DDT einzusetzen, und die USA selbst immer noch DDT exportieren konnten, stiegen die Kosten, und die Hersteller stellten die Produktion ein.

Es gab weitere Hindernisse. So stoppten beispielsweise das Britische Außenamt und die US-Entwicklungshilfebehörde USAID ihre Unterstützung für Nationen, die DDT einsetzten. 1995 startete das Umweltschutzprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) eine internationale Kampagne für ein globales Verbot von DDT und einer Reihe weiterer verteufelter Chemikalien, was 2001 im der Stockholmer Konvention kulminierte, in der formell zum Verzicht auf den Einsatz von elf „langlebigen organischen Schadstoffen“ (persistent organic pollutants, POPs) aufgerufen wurde.

Infolge dieser Kampagne starben zwischen 1973 und 2014 den Statistiken der WHO zufolge weltweit rund 70 Millionen Menschen unnötigerweise an Malaria, Hunderte von Millionen Menschen litten unter den Folgen der Krankheit, die durch den Einsatz von DDT hätte vermieden werden können. Hinzu kommen die Opfer von Denguefieber, Chikungunya, West-Nil-Fieber und anderer Krankheiten, die durch Moskitos und andere Insekten übertragen werden und sich inzwischen weltweit immer weiter ausbreiten.

Heute leben nach Angaben der WHO schätzungsweise 3,3 Milliarden Menschen in Regionen, in denen sie von Malaria bedroht sind. 2014 wurden in 97 Ländern und Territorien Malaria-Ansteckungen gemeldet. 2013 starben weltweit 584.000 Menschen an Malaria, die Gesamtzahl der Erkrankten liegt bei fast 200 Millionen. 90% der Todesfälle treffen Afrika, vor allem Kinder unter fünf Jahren.

Die Geschichte des DDT

DDT - Dichlordiphenyltrichlorethan - wurde erstmals 1874 synthetisiert, aber seine Wirksamkeit gegen Insekten wurde erst 1939 von dem schweizerischen Chemiker Paul Hermann Müller nachgewiesen. Schon während des Krieges wurde DDT dann weithin eingesetzt, um Soldaten und Zivilisten vor Malaria und Typhus zu schützen. Nach dem Krieg gehörte es bald zu den führenden landwirtschaftlichen Pestiziden, und es wurde allgemein eingesetzt, um Läuse und andere Insekten zu bekämpfen. 1948 erhielt Müller für sein lebenserhaltendes Werk den Nobelpreis für Physiologie und Medizin.

Das gefiel den Entvölkerungs-Fanatikern überhaupt nicht. Prinz Philip bezog sich ausdrücklich auf das Beispiel Sri Lanka, als er 1981 in einem Interview DDT verurteilte:

In der Propaganda der Umweltschützer verwandelte sich DDT in einen „Schadstoff“, von dem behauptet wurde, er löse Krebserkrankungen bei Menschen, Tieren und Pflanzen aus. Das Buch Der stumme Frühling (Silent Spring) von Rachel Carson wurde zu einer Art Bibel der Umweltschützer, insbesondere für den Vorwurf der Schädigung der Fauna - obwohl diese Behauptungen wissenschaftlich völlig unbegründet waren. Das DDT-Verbot in den Vereinigten Staaten war eine der ersten Maßnahmen der Umweltschutzbehörde EPA, deren Gründung im Jahr 1970 selbst bereits ein bewußter Schritt zur grünen Unterwanderung der amerikanischen Institutionen war.

Das orchestrierte DDT-Verbot war Teil einer umfassenden Kampagne, mit der in den 1970er Jahren die Erforschung und Entwicklung sowie der Einsatz etlicher nützlicher Chemikalien in den USA blockiert wurde. Diese Ära ist der Beginn des „Monsanto-Syndroms“: Durch das „Gesetz zum Schutz der Artenvielfalt“ sowie eine Reihe weiterer Gesetze und Gerichtsurteile wurden erstmals - gegen alle Prinzipien und Präzedenzfälle der amerikanischen Geschichte - privaten Parteien Patentrechte auf Pflanzenarten zugebilligt, die gegen Chemikalien zur Unkraut oder Schädlingsbekämpfung resistent waren. Die meisten neuen Patente wurden für Lebensformen erteilt, die durch Genmanipulationstechniken verändert worden waren. Ganz wie beabsichtigt, lagen diese Patentrechte vor allem in den Händen eines kleinen Kartells bekannter Agrarchemie- und Saatgut-Unternehmen wie Monsanto, Cargill, Syngenta (dem Nachfolger von Ciba-Geigy, Sandoz und Novartis), DuPont, Bayer und einigen anderen. Gleichzeitig wurde die öffentliche Meinung bewußt durch dümmliche „Pro“- und „Contra“-Diskussionen manipuliert - für oder gegen Genmanipulationen, für oder gegen „Chemikalien“ aller Art, etc.

2006 hob die WHO das DDT-Verbot nach 30 Jahren auf. Aber bisher gab es keine Mobilisierung für den gezielten Einsatz von DDT oder die Entwicklung und den Einsatz von Ersatzstoffen, wo sich eine DDT-Resistenz entwickelt hat. Statt dessen läuft seit Jahren eine zynische Kampagne gegen den Einsatz von Chemikalien, und Gebernationen und Spender bestehen oft darauf, die Malaria lediglich dadurch zu bekämpfen, daß man Moskitonetze über die Betten spannt - eine Seuchenbekämpfung ganz auf der Linie der „angepaßten Technologien“, mit denen Afrika abgespeist wird, um seine Entwicklung zu verhindern. Auch wenn Moskitonetze die Sterblichkeit und die Zahl der Erkrankungen etwas reduzieren, ist die Malaria immer noch weit verbreitet und mörderisch. Diese Kampagne ist um so abstoßender, als sie im Namen der Wohltätigkeit geführt wird.

Marcia Merry Baker