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Neue Solidarität
Nr. 29, 21. Juli 2016

„Ein Gürtel, eine Straße“ im weltweiten Kontext

Von Dr. Ren Lin

Ren Lin ist Dozentin am Institut für Weltwirtschaft der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften. Sie hielt auf der Berliner Konferenz des Schiller-Instituts den folgenden Vortrag, der aus dem Englischen übersetzt wurde.

Ich möchte zunächst dem Schiller-Institut meinen besten Dank abstatten, weil mich diese Konferenz nach Berlin zurückgebracht hat, denn ich kann sagen, „Berlin ist meine zweite Heimatstadt“. Hier in der Nähe ist meine Universität, die Freie Universität Berlin, und ich freue mich sehr, hier über „Ein Gürtel, eine Straße“ (One Belt, One Road, OBOR) sprechen zu können. Und ich möchte auch dem Publikum danken, daß Sie, auch wenn es hier zu heiß ist, doch aufmerksam zuhören.

Mein Hintergrund ist, daß ich mich mit der Globalisierung befasse, mit der wirtschaftlichen Integration, der regionalen Integration, etc., und mit OBOR, „One Belt, One Road“. Bevor ich mit meinen Vorträgen beginne, gebe ich immer gerne mein Forschungsergebnis an meine akademischen Freunde weiter, nämlich daß ein gemäßigtes Niveau der Globalisierung und Regionalisierung der wirtschaftlichen Entwicklung nützen würde. Aber als ich gestern aus dem Flugzeug kam und hörte, daß der „Brexit“ Erfolg hatte, da versetzte mir das einen Schock. Es schockierte mich und überraschte mich, denn ich begann mich zu fragen, ob meine bisherige Forschung falsch war? Dies ist etwas neues. Bedeutet es den Rückzug der Globalisierung? Bedeutet es, daß wirtschaftliche Integration und Zusammenarbeit nicht die richtige Lösung sind für die globalen Herausforderungen und Fragen, mit denen wir konfrontiert sind?

Aber ich will heute doch wieder für eine wirtschaftliche Integration wie OBOR argumentieren, und ich möchte die Bedeutung der wirtschaftlichen Kooperation zwischen den Ländern verteidigen, auch wenn wir mit dem Phänomen des Brexit konfrontiert sind. Es ist leicht zu verstehen, warum Länder die Integration anstreben, manchmal eine regionale Integration wie die EU, manchmal eine Integration in einer Gruppe über Länder und Regionen hinweg, wie OBOR, One Belt One Road. Das ist der Kampf gegen die stärkeren Herausforderungen, die uns die Globalisierung bringt. Und sie ist immer noch ein Teil der Globalisierung, möchte ich sagen. Es bedeutet viel, insbesondere für jene Länder, die weniger entwickelt sind oder sich in einer schweren wirtschaftlichen Krise befinden, gemeinsam und regional in einer Gruppe zusammenzuarbeiten. Es schützt sie vor stärkeren Konkurrenten von außen, aber auch vor nicht-neutralen Regeln, den unfairen Regeln und Vorschriften. Deshalb sollte es der Fokus sein, warum die wirtschaftliche Integration und „Ein Gürtel, eine Straße“ und die Zusammenarbeit wichtig und notwendig sind, und wie man sie verbessern und mit der Globalisierung koordinieren kann.

Neun Herausforderungen für die Welt

Bevor ich hier weiter argumentiere, möchte ich einige Hintergrundinformationen zu dem mitteilen, womit wir heute konfrontiert sind. Warum brauchen wir solche Projekte zur wirtschaftlichen Integration, wie OBOR? Und warum müssen wir gemeinsam und zusammen arbeiten?

Ich komme auf neun Herausforderungen, mit denen wir in dieser Welt konfrontiert sind:

Ich habe alle diese neun Schwierigkeiten, neun Herausforderungen erwähnt, aber es gibt sogar noch mehr. Sie können einfach darüber nachdenken und noch weitere finden. Wie gehen wir mit allen diesen Schwierigkeiten um? Wie können wir unsere gemeinsamen Erfahrungen mitteilen und für eine globale Lösung zusammenarbeiten, anstatt einer unilateralen Lösung?

Gegenmaßnahmen durch Kooperation

Ich möchte hier im zweiten Teil meines Vortrags mehrere generelle Gegenmaßnahmen vorschlagen, die wir in den Rahmen bzw. den Inhalt von OBOR - One Belt, One Road – stellen können:

Wenn wir alle diese Gegenmaßnahmen haben, geht es anschließend vor allem um Kooperation und Dialog. Eine Gruppenlösung und eine globale Lösung wäre sehr willkommen, weil wir, um mit globalen Fragen, globalen Schwierigkeiten umgehen zu können, eine globale Lösung brauchen, anstelle einer unilateralen.

Was tut China?

Nun, was hat China in den letzten Jahren geleistet? Wie Sie gesehen haben, hat China eine Menge zum Gemeinwohl und zur globalen Regierungsführung beigetragen. Und was sind die chinesischen Gegenmaßnahmen zur Koordinierung der zahlreichen Organisationen und zur besseren Förderung der wirtschaftlichen Integration und globalen Regierungsführung?

Hier ist meine persönliche Antwort: Zunächst einmal ist das entscheidende Wort „inklusive Institutionen“, was alle Institutionen ablehnt, die andere ausschließen. OBOR ist begleitet von der AIIB – der Asiatischen Infrastruktur-Investitionsbank -, die 2013 von China vorgeschlagen und Anfang 2016 offiziell eröffnet wurde, mit mehr als 57 Gründungsmitgliedern aus Asien, Europa, Afrika, Amerika und Ozeanien. Sie ist dazu bestimmt, die bestehenden globalen finanziellen Steuerungsmechanismen weiter zu verbessern und den finanziellen Bedarf der Länder zu berücksichtigen, beispielsweise den von Entwicklungsländern. Das ist der erste Schlüsselbegriff: „inklusive Institution“.

Der nächste, zweite, ist „inklusiver Integrationsplan“. 2016 trat China in seinen 13. Fünfjahresplan ein. Der 13. Fünfjahresplan ist klar darauf ausgelegt, sich aktiv an der globalen wirtschaftlichen Regierungsführung zu beteiligen, die makroökonomische Koordinierung zu stärken, die finanzielle Sicherheit zu fördern, wirtschaftliche Stabilität und Wachstum, ein ausgewogenes multilaterales Handelssystem, sozusagen eine „Win-Win-Situation“ und inklusive Entwicklung zu fördern. Die Umsetzung der Strategie der Freihandelszone wird beschleunigt, regionale umfassende wirtschaftliche Partnerschaften, Vereinbarungen, Verhandlungen wie RCEP [Freihandelsabkommen der ASEAN-Staaten], FTAAP [Freihandelsabkommen der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftskooperation] etc. werden gefördert. Das ist das zweite.

Die dritte: eine inklusive globale Agenda zu erreichen. Wenn wir über globale Fragen reden, über globale Regierungsführung, dann brauchen wir eine globale Agenda. China dient als vorsitzendes Land des G20-Gipfels, der noch stattfinden wird. Der siebte G20-Gipfel wird im September dieses Jahres in Hangszhou stattfinden. Und dieser Gipfel hat als Titel die „Vier I“. Wofür stehen diese „vier I“? Erstens, innovative (innovativ). Zweitens, invigorated (gestärkt). Drittens: interconnected (vernetzt), und schließlich, inclusive (inklusiv).

Und das wird und soll der Geist der ganzen OBOR-Initiative sein. Sie vereint mehrere Bereiche: das Wachstumsmodell der Innovation, sie verstärkt das wirtschaftliche Wachstumspotential und verbessert die globalen finanziellen Regierungsführungen, verstärkt die Konzentration auf die aufstrebenden und Entwicklungsländer, verstärkt die Fähigkeit, sich den Risiken zu widersetzen, die Handel und Investitionen zum globalen Wirtschaftswachstum mit sich bringen können, und achtet auf eine inklusive und vernetzte Entwicklung und die Beseitigung von Armut. All diese Inhalte sind vom Geist der Inklusivität und der Vernetzung getragen.

Mein letzter Punkt ist, daß OBOR eine Initiative ist. Warum müssen wir erwähnen, daß es eine Initiative ist? Es ist eine Initiative, weil sie kein abgeschlossener Plan ist, sondern ein offenes Projekt, das weitere Unterstützung und Ideen begrüßt.

Es besteht also eine große Nachfrage nach globalen öffentlichen Beiträgen. Nicht nur in China, sondern auch hier, in den Ländern Europas, in Amerika etc. sind wir alle mitverantwortlich für diese globalen Herausforderungen, mit denen wir heute konfrontiert sind. Wir brauchen eine globale Lösung, um mit globalen Fragen und Krisen umzugehen. Kein einzelnes Land sollte andere ausschließen.

Vielen Dank nochmals an das Schiller-Institut, und vielen Dank für diese Konferenz. Ich möchte Sie zu weiteren Kommentaren ermutigen und begrüße alle Vorschläge. Vielen Dank. (Applaus.)