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Neue Solidarität
Nr. 24, 14. Juni 2018

Italiens neuer Finanzminister ist ein Chinafreund

Cinitalia ist das offizielle Magazin des jetzt zur China Media Group gehörigen Senders China Radio International in italienischer Sprache und es ist das einzige Magazin, das italienische und chinesische Institutionen miteinander verbindet. Global Broadcasting Times (gbtimes) ist eine ursprünglich ebenfalls staatliche, aber inzwischen private Mediengruppe, die in China und zwölf weiteren Ländern arbeitet. Am 2. Juni sprachen wir mit Giovanni Cubeddu, dem Direktor von Cinitalia und Vizepräsidenten für Entwicklung von gbtimes, um seine Einschätzung der Ansichten Beijings über die neue italienische Regierung zu erfahren (im Programm dieser neuen Regierung wird China nicht erwähnt).

Im Verlauf des Gesprächs kamen wir auch auf den neuen Wirtschafts- und Finanzminister Giovanni Tria zu sprechen. Tria sei ein Mensch, der mit seinen Fähigkeiten und seiner ausgewogenen Sichtweise zweifellos einen positiven Beitrag zu den bilateralen Beziehungen mit China leisten werde, sagte Cubeddu. Tria war als Dekan der Wirtschaftsfakultät der Universität Tor Vergata in Rom für die Beziehungen zur Volksrepublik China zuständig. Tria habe in dieser Funktion hervorragende Arbeit geleistet und für die Universität in Kooperationsprojekten auf nationaler und Provinzebene gute Verbindungen zu China aufgebaut.

Nicht minder wichtig ist, daß Italien nun einen Minister hat, der Chinesisch versteht und spricht – und zwar nicht nur die Sprache, sondern auch die Denkweise. Vor allem hat Tria Erfahrungen mit den wichtigen Feinheiten im Umgang mit der chinesischen Nomenklatura. In den letzten Tagen wurde in den Medien berichtet, Tria habe wie viele andere seiner „Achtundsechziger“-Generation in seiner Jugend Sympathien für den Maoismus gehegt. Viel wichtiger ist jedoch, daß Tria heute einen klaren Blick dafür hat, welche Haltung sein Land gegenüber China einnehmen sollte, und das sehr konkret und kreativ. Er weiß, wie wichtig es ist, in koordinierter Weise auf allen Ebenen vorzugehen (wir Italiener sagen, fare sistema), wenn man auf den chinesischen Markt gelangen will. Er wird internationale Wirtschaftsförderung betreiben, damit italienische Universitäten und Firmen in einem übergreifenden Rahmen und mit kluger staatlicher Unterstützung der Marke „Made in Italy“ wieder zu ihrem angemessenen Ansehen in China verhelfen. Und nicht zuletzt werde diese Verbindung zwischen der akademischen Welt und der Wirtschaft auch für das Hochschulmodell, das Tria für Italien vorschlägt, von großem Nutzen sein.

An der Universität Tor Vergata entwickelte Tria insbesondere Beziehungen zur chinesischen Küstenprovinz Zhejiang und schuf das, was er als das „Zhejiang-Modell“ bezeichnet. Ein Beispiel für diese Kooperation in jüngster Zeit war ein Treffen mit einer Delegation des Zhejiang-Instituts für Verwaltung, das im Rahmen einer Vereinbarung zwischen der Universität Tor Vergata und dem chinesischen Institut am 10. November 2017 in Rom stattfand. Bei dem Treffen standen zwei Themen im Mittelpunkt: „Kooperation und Forschungsaktivitäten“ und „Die Seidenstraße: Kooperation zwischen China und Italien in Wirtschaft und Handel“. Ein weiteres Beispiel war ein Treffen mit einer Delegation der Landwirtschaftlichen Universität Südchina der Provinz Guangdong am 10. Mai 2017 in Rom, bei dem eine Vereinbarung über kulturelle und wissenschaftliche Zusammenarbeit geschlossen wurde.

Cubeddu zufolge haben solche Vereinbarungen zwischen Tor Vergata und Zhejiang weitergehende Bedeutung. So ist Zhejiang die Provinz, aus der die meisten der in Italien lebenden Chinesen stammen. Es ist auch ein großes Wirtschaftszentrum – der größte Internethändler der Welt, Alibaba, hat seinen Sitz in der Provinzhauptstadt Hangzhou. Und nicht zuletzt ist sie die Wiege der Kommunistischen Partei Chinas (KPC), was angesichts der bevorstehenden Hundertjahrfeier der Partei 2021 nicht unwichtig ist. Chinas Präsident Xi verbrachte wesentliche Jahre seiner politischen Karriere in der KPC, von 2002 bis 2007, in dieser Provinz.

Man könne von Tria als Kabinettsmitglied erwarten, daß die Regierung soviel Vorteil wie möglich aus Chinas Gürtel- und Straßen-Initiative zieht – und zwar „typisch chinesisch“, sehr konkret und präzise. Cubeddu ist überzeugt, daß der neue Wirtschaftsminister dafür bestens qualifiziert ist. Außerdem werde Italien in China durch Botschafter Ettore Francesco Sequi vertreten, einen exzellenten Diplomaten, der wisse, wie man in China die Liebe zu Italien wecken kann, wie man innovative Joint Ventures entwickelt und wie man chinesische Investoren nach Italien holen kann, die nach erfolgversprechenden Investitionsmöglichkeiten suchen.

Am Ende des Gesprächs sagte Cubeddu, im Programm der neuen italienischen Regierung werde die Aufmerksamkeit gezielt auf die Südküsten des Landes, auf den Mittelmeerraum und den Nahen Osten gelenkt. In dieser Region, an der China immer größeres Interesse zeigt, müsse Italien endlich wieder aktiv seine Aufgaben wahrnehmen.

Claudio Celani