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Neue Solidarität
Nr. 26-27, 28. Juni 2018

Zentralbanken drosseln Liquidität,
„Junkies“ auf den Märkten reagieren panisch

Schon die ersten vorsichtigen Schritte der Zentralbanken, das Liquiditätspumpen (Quantitative Erleichterung, QE) zu drosseln, entfesseln eine Dynamik, die mit einer Kernschmelze des Finanzsystems enden kann. Die steigenden Zinsen in den USA ziehen Kapital aus Schwellenländern an, gleichzeitig drohen durch die Verringerung der Liquiditätszufuhr Bankrottwellen bei mehreren Kategorien von privaten und Unternehmensschulden.

Die Krise der Schwellenländer ist besonders dramatisch in Argentinien, und jetzt trifft es auch Brasilien, dessen Währung seit Jahresbeginn um 15% gegenüber dem Dollar gefallen ist.

Was wir in diesem Nachrichtenbrief schon oft betont haben – daß die Zentralbanken in einem Dilemma gefangen sind –, zeigten die Entscheidungen der amerikanischen Federal Reserve (Fed) und der Europäischen Zentralbank (EZB) letzte Woche. Als die Fed zweimal die Zinsen in einer festgelegten Bandbreite erhöhte – zuletzt am 13. Juni auf 1,75-2,00% –, wurde beide Male sehr schnell die Obergrenze erreicht. Der Mittelwert der neuen, höheren Zinsbandbreite ist der Zins, den Banken auf ihre bei der Fed geparkten Reserven erhalten, aber diesmal diente dies nicht wie sonst üblich als Obergrenze für die „Fed Rate“ (kurzfristige Kreditzinsen zwischen Banken). Dies ist ein Zeichen für Liquiditätsmangel auf den Kreditmärkten.

Die professionellen Beobachter gehen deshalb davon aus, daß die Fed ihren Wertpapierbesitz, der durch QE auf 4,5 Bio.$ anschwoll, doch nicht wie geplant durch Verkäufe auf 2,0-2,5 Bio.$ senken wird, sondern daß sie bei etwa 3,5-3,7 Bio.$ die Bremse ziehen wird. Warum? Die Fed-Verkäufe ziehen Liquidität ab, und darin sieht man nun ein Problem für die in Schieflage geratenen Märkte für hochverzinste Unternehmensschulden, Schulden von Entwicklungsländern usw.

Anders als die Fed hat die EZB Wertpapiere zum Fälligkeitstermin immer wieder umgeschuldet, und sie bleibt bei dieser Politik. Bei der letzten Sitzung am 13. Juni beschloß der EZB-Rat eine Drosselung der Wertpapierkäufe (Asset Purchase Program) von monatlich 40 auf 15 Mrd.€ bis September und auf null bis zum Jahresende. Allerdings gab die EZB klar zu verstehen, daß die Zinsen mindestens bis Sommer 2019 nicht steigen werden.

Da das Finanzsystem ständig frische Liquidität braucht wie ein Drogensüchtiger seine Dosis, kann schon eine sehr geringe und langsame Drosselung der Liquidität einen Schock und letztlich einen Kollaps auslösen. Während man allgemein ängstlich darauf blickt, was mit den Staatsanleihen-Märkten passiert, wenn die EZB in sechs Monaten ihre Käufe beendet, kommt eine Erhebung von Bank of America (BoA) und Merrill Lynch zu dem Schluß, daß die größte Gefahr für die deutschen Banken besteht. Der Grund ist, daß die QE-Politik über den Kauf von Staats- und Firmenanleihen indirekt die Preise für Wertpapiere aller Art bestimmt, auch für Hochrisiko-Papiere. Wenn die Intervention der Zentralbank endet, nähern sich die Preise automatisch dem Marktwert an, und die wahren Risiken in den Bankbilanzen werden sichtbar. BoA zufolge haben die deutschen Banken den höchsten Bestand an hochriskanten, hochverzinsten „Ramschpapieren“ und setzen sich damit dem größten Risiko aus.

eir