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Neue Solidarität
Nr. 35, 30. August 2018

Wirtschafts-Nachrichten

Kurswechsel der US-Zentralbank ist Auslöser der türkischen Finanzkrise

Schon im Frühjahr warnte die Neue Solidarität, wenn die Zentralbanken versuchten, das Liquiditätspumpen der Quantitativen Erleichterung (QE) zu beenden, würde das System zusammenbrechen. Wir zitierten den früheren BIZ-Chefökonomen William White, der auf die „vielen Bruchstellen” im System hinwies, und wir erinnerten an Lyndon LaRouches berühmte Kollapsfunktion. Genau dies geschieht nun mit der türkischen Finanzkrise.

Der Rubel und die Türkische Lira gehören zu wichtigen Währungen, die jetzt abstürzen. Der Hintergrund ist die riesige, hochanfällige globale Blase minderwertiger Unternehmensschulden, die sich im Zuge des verantwortungslosen Gelddruckens der Zentralbanken im Laufe eines Jahrzehnts angehäuft haben. Von den 75 Bio.$ Unternehmensschulden weltweit, die ein Rating haben, steht mehr als die Hälfte auf Ramsch-Niveau oder nur eine Stufe darüber. Die Zinserhöhungen in den USA haben den Fluß des „Carry Trade” aus den Schwellenländern umgekehrt, und der steigende Dollar macht diese Unternehmensanleihen unbezahlbar.

Im Falle der Türkei geht es um 337 Mrd.$ in Dollar ausgewiesene Unternehmensschulden – vor allem, weil die Regierung entschieden hatte, ihren Wirtschaftsaufbau statt über öffentlichen Kredit über die Finanzmärkte zu finanzieren. Ein Großteil dieser Unternehmensschulden (180 Mrd.$) sind kurzfristig und gefährdet.

Allerdings sind die türkischen Staatsschulden extrem niedrig, unter 30% des BIP, es bleibt also viel Spielraum für Interventionen. Die Lira ist seit Jahresanfang immer mehr abgerutscht, und die dramatischen Einbrüche nach den Ankündigungen der US-Zölle verschärfen dies.

Die Türkei hat Möglichkeiten, sich vor Kapitalflucht und Spekulationsattacken zu schützen. Die ersten Maßnahmen der Zentralbank waren auch einigermaßen wirkungsvoll, und der Kredit über 15 Mrd.$, den Katar versprochen hat, hat die Lage definitiv verbessert. Aber ähnlich wie bei der griechischen Finanzkrise 2008 wackeln nun die großen europäischen Banken. Insbesondere spanische und französische Banken halten hohe Summen an türkischen Unternehmensschulden, allein die spanischen 80 Mrd.€. Und es gibt noch mehr Währungen von Schwellenländern – die ironischerweise „aufstrebende Märkte” genannt werden – und vielleicht sogar einigen europäischen Staaten, die wegen des stärkeren Dollars in Not geraten.

* * *

Chinas Behörden dämmen Spekulation weiter ein und stärken Realwirtschaft

Chinas nationales Statistikamt gab am 14. August bekannt, daß die Volkswirtschaft weiterhin gut läuft, auch wenn es einige problematische Bereiche gibt – u.a. eine geringe Verlangsamung des Wachstums der Infrastrukturinvestitionen, die in den ersten sieben Monaten 2018 nur um 5,5% stiegen, verglichen mit 6% im Zeitraum Januar-Juni.

Doch die Industrieproduktion stieg im Juli gegenüber dem Vorjahr um 6%; besonders stark waren Hochtechnologie (+11,6%), Anlagenbau (+9%) sowie aufstrebende strategische Industrien (+8,6%). Auf diese Sektoren des Programms „Made in China 2025“ zielen die beschlossenen und angedrohten neuen Zölle der USA.

Gleichzeitig will der Staat die spekulativen Finanzgeschäfte weiter eindämmen und die produktive Wirtschaft besser finanzieren. Dazu heißt es laut Xinhua im Bericht der Zentralbank für das zweite Quartal 2018: „Die umsichtige Währungspolitik des Landes wird weiter neutral gehalten und weder zu strikt noch zu locker sein.“ Die Bank bekräftigt auch, daß sie die strukturell fremdfinanzierten Geschäfte weiter einschränken und den „harten Kampf“ zur Vermeidung von Systemrisiken weiterführen wird.

Darüber hinaus erklärte die Bankenaufsicht (CBIRC) am 11. August, sie ermutige Banken dazu, „die Finanzausstattung zu erhöhen, um den Finanzierungsbedarf der Realwirtschaft zu decken“. Die Institute sollten „die gegenwärtigen günstigen Bedingungen, wie reichliche Liquidität und sinkende Kreditkosten, voll und ganz nutzen, um ihre finanzielle Unterstützung für die Realwirtschaft zu steigern.“ Die Banken seien angewiesen worden, die Finanzierung im Bau befindlicher Projekte sicherzustellen und mehr Finanzierung für schwache Bereiche der nationalen Infrastruktur bereitzustellen. Zudem sollten die Banken faule Kredite abschreiben, um „mehr Raum für die Erhöhung der Kreditvergabe zu schaffen“.