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Neue Solidarität
Nr. 8, 22. Februar 2018

„Can do it“-Optimismus statt Zukunftsangst

Buchbesprechung. „Chinas neue Seidenstraße: Kooperation statt Isolation – der Rollentausch im Welthandel“, Wolf D. Hartmann, Wolfgang Maennig, Run Wang, FAZ-Verlag, Dezember 2017.

Mitten in die sich belebende und zunehmend kontrovers geführte Debatte um die von China vorgeschlagene „Belt & Road“-Politik fällt das im FAZ-Verlag erschienene Buch zum Thema „Chinas Neue Seidenstraße“. Darin wird schon auf den ersten Seiten verdeutlicht, daß sowohl die bereits geschaffene wirtschaftliche Realität als auch die vom 13. Fünfjahresplan vorgelegte Entwicklungsstrategie in allen signifikanten Bereichen, wie Informationstechnik, Robotik, Luft- und Raumfahrt, modernste Schnellbahntechnik, E-Mobilität als auch Biotechnologie und modernste Landwirtschaftstechnik, eine Herausforderung ungewöhnlicher Art darstellt. „Es geht um ein Jahrhundertprojekt, für das es nach Auffassung vieler keine historischen Vorbilder in der Geschichte gibt.“ (S. 47)

Da die Initiative alle Staaten zwischen Europa und Asien anspreche und selbst die maritimen Verbindungen bis zum Verband der Südostasiatischen Nationen (ASEAN) einschließe, wünschen sich die Autoren eine objektive Auseinandersetzung mit dem chinesischen Entwicklungsmodell, die in Europa und Deutschland bisher fehle. Chinas Belt-and-Road-Initiative stehe für ein Modell, „das sowohl in Europa als auch in den USA mehr verdient, als skeptisch behandelt zu werden“.

Dabei wird sehr richtig herausgehoben, daß die neue Charakteristik auf Kooperation statt Konfrontation setze. Nicht nur wurden die Errungenschaften dieses Modells für weite Teile Chinas selbst zur Realität, sondern sie setzten bereits in der Vergangenheit auf den friedlichen Aufbau der Wirtschaftsbeziehungen zu den Nachbarn Zentralasiens.

Es wird mehrfach und deutlich hervorgehoben, welches die Kernpunkte der von Xi Jinping 2013 in Astana (Kasachstan) formulierten außenpolitischen Ziele sind:

Herausgestellt wird zu Recht, daß auch der finanzielle Rahmen der Entwicklungsstrategie die Ungewöhnlichkeit unterstreicht. China habe „schon lange kritisch auf die Weltbank und andere global agierende Finanzierungsinstitute geschaut und dann einen für viele, insbesondere die USA doch überraschenden und unerwarteten Schluß gezogen: Die Gründung der Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB).“

Von Anfang an sei die Bank trotz manchen Zweifels und Widerspruch auf riesiges Interesse gestoßen, weil sie das Ziel riesiger Infrastruktur-Projekte nicht nur in Aussicht stellt, sondern längst zu deren Verwirklichung übergegangen ist. „Die Führung in Peking verspricht sich davon einen größeren wirtschaftlichen Austausch mit seinen Nachbarn bis Afrika, dem mittleren Osten und Europa, aber vor allem ein weltweit neues Entwicklungsmodell für friedliche Beziehungen zum gegenseitigen Nutzen.“ (S. 36) Und nicht zuletzt solle die Initiative auch privaten Anlegern neue Chancen bieten.

Zum Thema Umwelt- und Energiepolitik erfährt der von westlichen Medien verwöhnte Leser, daß China nicht zu den Ländern gehöre, in denen Diskussionen um die Ursachen und Folgen des Klimawandels geführt werden, sondern daß China „eigene technologisch basierte Wege unter Einschluß der Kernkraft geht... China plant eine kontinuierliche Steigerung des Energieangebots. Bis zum Jahr 2030 will die Staatsführung 5500 kWh pro Kopf und Jahr erreichen und diesen Wert bis 2050 auf 8500 erhöhen. Damit befände man sich dann an der Schwelle zu den 25 bestversorgten Ländern der Erde.“ (S. 93)

Will man Superlativen der Digitalisierung bestaunen, gibt es wohl keine bessere Idee, als den Besuch moderner chinesischer Städte. Zwei ganze Kapitel sind der wirtschaftlichen Entwicklung in China gewidmet, von Alibaba über Baidu, der Neuausrichtung ganzer Branchen, aber auch der vielfältigen Probleme.

Zu bemängeln wäre hier, daß zum Thema soziale Strukturen und Menschenrechte dem Leser so ziemlich alles zugemutet und mit Fußnoten versehen ist, was es an Berichterstattung in den letzten zwanzig Jahren gegeben hat, vieles veraltet, vieles widersprüchlich, wie z.B. ein angeblich schwach ausgebildetes Innovationsvermögen der Chinesen oder der schon x-fach vorausgesagte Zusammenbruch des Modells.

Was das Buch lesenswert macht, ist der Ausblick und die Aufforderung an Europa, seine „lauwarme“ Reaktion zu verlassen und sich konstruktiv mit der Belt-and-Road-Initiative auseinander zu setzen. Dazu werden zwei Quellen empfohlen:

Das Buch schließt mit einer emphatischen Aufforderung, sich an dieser Entwicklungsperspektive zu beteiligen, der sich bereits 100 Länder und 30 Anrainerstaaten angeschlossen haben.

Aber die Aufforderung geht nicht nur an Europa, sie geht auch an die USA. „Viele Ökonomen sehen die Beziehungen von China zu den USA als eine Symbiose der beiden größten Volkswirtschaften... Die Infrastruktur der USA könnte mit chinesischem Kapital und Know-how schneller auf Vordermann gebracht und modernisiert werden als von den USA allein...“

Bevor der Abschnitt über die Geschichte der Seidenstraße folgt, heißt es abschließend:

Und: „Von besonderer Bedeutung wird es sein, eine optimistische Sichtweise auf die Zukunft zu entwickeln und den Paradigmenwechsel in der Weltwirtschaft zu forcieren. Hierzu wäre der klassische ‚Can do it’-Optimismus der Amerikaner von großem Nutzen statt verbreiteter Zukunftsangst und pessimistischer Sichtweisen auf das Wachstum und Weltklima.“

Andrea Andromidas