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Neue Solidarität
Nr. 36, 5. September 2019

Selbst bei Beibehaltung der Kernenergie:
CO2-Reduktion bleibt Völkermord

Parallel zu der eskalierenden Propagandakampagne um den angeblich menschengemachten Klimawandel wird immer häufiger die Kernenergie – und sogar die Kernfusion – als Voraussetzung für die CO2-Reduktion ins Spiel gebracht.

Die LaRouche-Bewegung hat stets nachdrücklich die Entwicklung und den Einsatz der Kern- und Fusionsenergie befürwortet, doch würde jeder Versuch, den Ausbau der Kernenergie mit einer Politik der CO2-Reduktion zu koppeln, Hunderte Millionen Menschen zu unnötigem Leid und frühem Tod verurteilen.

Die weltweiten Produktionskapazitäten für Kernkraftwerke sind erschreckend unzureichend, und die Entwicklung der Kernfusion dürfte selbst bei einem Crashprogramm noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Um den Ausbau der erforderlichen Produktionskapazitäten für die Kernenergie und Kernfusion zu beschleunigen, muß der Einsatz von Kohle und Erdgas noch gesteigert werden.

Jegliche CO2-Reduktion – selbst bei Förderung der Kernenergie – wäre für den Wachstumsbedarf der Welt verheerend.

Der heutige Stand weltweit

2012 entsprach der globale Stromverbrauch einer Durchschnittsleistung von 2500 Gigawatt (GW). Aus Kohle und Erdgas stammte die meiste weltweite Energiegewinnung: 60% oder 1500 GW. Wasserkraft lieferte 15% (375 GW), die Kernenergie 10% (250 GW) und die „Erneuerbaren“ 8% (200 GW).

Nach Berechnungen von EIR können mit den bestehenden Fertigungskapazitäten für Kernkraftwerke derzeit nur 30 GW Kernenergie pro Jahr hinzukommen.1 Das heißt, nach heutigem Stand würde es 50 Jahre dauern, um alle bestehenden Kohle- und Gaskraftwerke durch Kernkraft zu ersetzen.

Ein massiver Ausbau der Produktionskapazitäten für Kernkraftwerke ist dringend erforderlich. Es wäre jedoch verheerend, diese erweiterten nuklearen Produktionskapazitäten mit einer Ersetzung von CO2-emittierenden Energiequellen (Kohle und Erdgas) zu verbinden. Vielmehr müssen die bestehenden Kohle- und Gaskraftwerke erhalten (und sogar erweitert) werden, und die neuen Kernkraftwerke müssen die CO2-emittierenden Energiequellen ergänzen.

Erschreckende Energiearmut

Nach Angaben der Internationalen Energieagentur hat ein Siebtel der Weltbevölkerung – 1,1 Mrd. Menschen – keinen Zugang zu elektrischem Strom. Auf einzelne Länder umgerechnet, haben derzeit 3 Mrd. Menschen in 34 Ländern einen katastrophal niedrigen Stromverbrauch – im Durchschnitt eine Leistung von weniger als 100 Watt pro Kopf. 2045 werden in diesen 34 Ländern 4,5 Mrd. Menschen leben.

Was ist erforderlich, um diese Länder aus der Energiearmut zu befreien?

1990 betrug die Energieflußdichte in China 60 Watt pro Kopf. 25 Jahre später hatte China seine Energieflußdichte auf 450 Watt pro Kopf nahezu verachtfacht (während auch die Bevölkerung um 20% anwuchs). Derzeit produziert China seinen Strom zu 65% aus Kohle und 20% aus Wasserkraft (5% sind Wind- und 4% Kernenergie).

Damit die 34 energiearmen Länder den gleichen Zuwachs an Stromverbrauch pro Kopf bekommen,  wie es China zwischen 1990 und 2015 erreicht hat, müssen bis 2045 zusätzliche 2000 GW Stromerzeugung geschaffen werden.

Was wäre in den nächsten 25 Jahren vordringlicher – mit Kernkraft 1500 GW bestehender Kapazität von Kohle- und Gaskraftwerken zu ersetzen, oder Kernkraftwerke zu nutzen, um in den ärmsten Ländern dieser Erde 2000 GW neue, zusätzliche Stromerzeugung zu ermöglichen? Die derzeitigen Fertigungskapazitäten reichen noch nicht einmal für letzteres Ziel aus, ganz zu schweigen von beiden.

Zudem sind die 2000 GW, die es den 34 energiearmen Ländern ermöglichen würde, ein entsprechendes 25jähriges Wachstum der Energieflußdichte wie in China zu erreichen, bei weitem nicht ausreichend, um den weltweiten Gesamtbedarf zu decken.

Eine globale Perspektive

Ein Minimalziel für den globalen Stromverbrauch bis 2045 sind 10.000 GW, das Vierfache des Standes von 2012 (2500 GW) – auch wenn dies noch weit unter dem liegt, was Lyndon LaRouche für die Verwirklichung eines Mond-Mars-Programms gefordert hat. Der Weltenergierat schätzt im Vergleich dazu den weltweiten Stromverbrauch bis 2050 auf 6000 GW. Die Differenz von 4000 GW bedeutet, daß Hunderte Millionen (wenn nicht Milliarden) Menschen frühzeitig sterben und unnötig leiden müssen.

Da es eine enge Korrelation zwischen der Kindersterblichkeit und der Energieflußdichte (Energie pro Kopf) eines Landes gibt, läßt sich beispielsweise schätzen, daß 90 Mio. Kinder bis 2045 unnötigerweise sterben werden, wenn es den 34 energiearmen Ländern nicht ermöglicht wird, ein mit China vergleichbares 25jähriges Energiewachstum zu erreichen.

Das ist ein warnendes Beispiel für den Preis der CO2-Reduktion: 90 Mio. Menschenleben werden enden, bevor diese Menschen überhaupt eine Chance hatten, sich dazu zu äußern.

In einigen Generationen wird der Kohle- und Erdgasverbrauch im Rahmen einer globalen Energiewirtschaft mit Kernkraft und Fusionsenergie natürlicherweise abnehmen, doch jedes politische Mandat, die CO2-Reduktion unnatürlich zu beschleunigen (selbst wenn sie von zusätzlicher Kernkraft begleitet wird) ist gleichbedeutend mit Völkermord.

eir


Anmerkung

1. Ramtanu Maitra, „Mass Production of Modular Nuclear Reactors To Industrialize Developing Countries Until Fusion Power Comes Online,” EIR, Vol. 45, No. 46, Nov. 16, 2018.