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Neue Solidarität
Nr. 20, 14. Mai 2020

75 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs:
Was die Welt jetzt endlich lernen muß

Von Alexander Hartmann

Während diese Zeilen geschrieben werden, gedenkt die Welt des 8./9. Mai 1945 – dem Tag des Sieges über den Faschismus, mit dem vor 75 Jahren der Zweite Weltkrieg in Europa endete. Erst vor wenigen Tagen, am 25. April, erinnerten US-Präsident Donald Trump und der russische Präsident Wladimir Putin in einer Gemeinsamen Erklärung an das „Treffen an der Elbe“, das historische Treffen zwischen sowjetischen und amerikanischen Soldaten, die sich auf einer zerstörten Elbbrücke die Hände reichten, und sie beschworen darin zurecht den „Geist der Elbe“, der dieses Treffen prägte. In dieser Erklärung heißt es:

Leider war US-Präsident Franklin D. Roosevelt zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben. Er hatte seinerzeit wesentlich dazu beigetragen, das Kriegsbündnis mit Rußland zustandezubringen und gegenüber dem britischen Premierminister Winston Churchill betont, sein Kriegsziel sei es, die Welt von den „Methoden des 18. Jahrhunderts“, wie sie vom Britischen Empire praktiziert wurden, zu befreien. Roosevelts Nachfolger Harry Truman ließ sich (wie die meisten seiner Nachfolger) dazu bewegen, dem Fahrwasser des Britischen Empire wieder zu folgen.

In einem Beitrag zu einer Veranstaltung in Rußland, die dem Gedenken an das Treffen an der Elbe gewidmet war, kommentierte die Präsidentin des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, diese Entwicklung:

Zepp-LaRouche schloß: „Liebe Freunde, die gegenwärtigen Umstände mögen nicht unbedingt günstig für einen solchen ,neuen Handschlag’ zwischen Ost und West aussehen. Da sich die Krise jedoch in unmittelbarer Zukunft vertiefen wird, werden sich Veränderungen und Chancen ergeben. Der Sieg über den Faschismus vor 75 Jahren, der mit dem Leben so vieler tapferer Menschen bezahlt wurde, kann uns inspirieren, uns dieser neuen gewaltigen Aufgabe zu stellen. Ich danke Ihnen, und Gott segne Sie.“

Aufruf der „Blockfreien“

Die dringende Notwendigkeit der Zusammenarbeit, um die aktuellen Krisen zu überwinden, stand auch im Mittelpunkt der Gespräche der Kontaktgruppe der Blockfreien-Bewegung am 4. Mai. An der Online-Konferenz, die vom derzeitigen Vorsitzenden der Blockfreien-Bewegung, dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew, ausgerichtet wurde, beteiligten sich unter anderem UN-Generalsekretär Antonio Gutteres, der Direktor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, 40 Staatsoberhäupter aus Asien, Afrika, Europa und Lateinamerika, darunter die Staats- und Regierungschefs von Indien, Pakistan, Ägypten, Iran, Venezuela, Kuba und Indonesien, sowie der außenpolitische Repräsentant der Europäischen Union Josep Borrell, um über die Koordination und Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie zu diskutieren. Der 1961 gegründeten Blockfreien-Bewegung gehören insgesamt 120 Länder an, die meisten davon sind Entwicklungsländer.

Im Abschlußkommuniqué des Gipfeltreffens heißt es unter Punkt 11:

Offensive der „Kriegspartei“

Gerade weil die Eskalation der Krisen den Druck auf die Regierungen erhöht, ihre konstruktive Zusammenarbeit zu verstärken, eskaliert die neokonservative und neoliberale „Kriegspartei“ in der westlichen Welt ihre Bestrebungen, ganz im Sinne der alt-imperialen Maxime „teile und herrsche“ Keile zwischen Ost und West (und zwischen Nord und Süd) zu treiben, um insbesondere US-Präsident Trump auf Konfrontationskurs gegenüber Rußland und vor allem gegenüber China zu bringen. Wie Helga Zepp-LaRouche in ihrer Eröffnungsrede bei der Internetkonferenz des Schiller-Instituts am 25. April (siehe Neue Solidarität 19/2020) zu Recht betonte, wird dabei der Tonfall zunehmend „schriller“.

So gab US-Außenminister Mike Pompeo im letzten Monat nicht weniger als 90 Presseinterviews, in denen er China immer wieder mit völlig unhaltbaren Behauptungen und Verleumdungen angriff und in einem Bruch mit der jahrzehntelangen Unterstützung der US-Regierungen für die „Ein China“-Politik forderte, Taiwan in der WHO „und anderen UN-Gremien“ einen Beobachterstatus einzuräumen, was nur als gezielte Provokation interpretiert werden kann. Und während Präsident Trump in der zitierten Gemeinsamen Erklärung mit Rußlands Präsident Putin den „Geist der Elbe“ heraufbeschwört, hören wir erneut die schrille Stimme des US-Außenministeriums, das eine Erklärung herausgegeben hat, in der Rußland und die Sowjetunion angegriffen werden, weil sie nach dem Zweiten Weltkrieg „totalitäre Regime einsetzten“ – eine Erklärung, die von den Außenministern mehrerer mittel- und osteuropäischer Staaten, die eng mit dem Britischen Empire zusammenarbeiten, mitunterzeichnet wurde.

In einer Weltlage, in der die bestehenden und eskalierenden Krisen – insbesondere die COVID-19-Pandemie und die Zusammenbruchskrise des Finanzsystems – nur durch Kooperation aller Länder überwunden werden können, werden derlei Äußerungen und Vorstöße zu einer unmittelbaren Bedrohung für die Zukunft der Menschheit. Sie sind Ausdruck des geopolitischen Denkens und eben jener „Methoden des 18. Jahrhunderts“, die Franklin Roosevelt Winston Churchill vorgehalten hatte.

In ihrem Internetforum am 4. Mai betonte Helga Zepp-LaRouche: „Man sollte sich wirklich vor Augen halten, daß die Geopolitik im 20. Jahrhundert zwei Weltkriege verursacht hat. Wenn wir weiter in diese Richtung gehen, dann könnten wir jetzt einen Dritten Weltkrieg bekommen, auch mit thermonuklearen Waffen. Ich glaube nicht, daß irgendein Mensch nach einem solchen Krieg noch weiterleben will, denn viele, die studiert haben, wie ein thermonuklearer Krieg aussähe, sagen, daß die Menschen, die in den ersten Stunden sterben, noch Glück haben, verglichen mit denen, die es ein paar Wochen länger schaffen. Ich möchte die Menschen wirklich aufrütteln, damit diese Hetze gegen China aufhört! Und damit sie zur Vernunft kommen und zusammenarbeiten als einzige Option.“

Entscheidend wird sein, daß die Bürger diese Entwicklungen nicht bloß beobachten wie ein passiver Zuschauer, der abwartet, was Präsident Trump als nächstes tun wird. Betrachten Sie die Situation statt dessen mit den Augen von Franklin D. Roosevelt, der bei seiner Nominierung zum Präsidenten 1932 erklärte: