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Aus der Neuen Solidarität Nr. 24/2008

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Weg mit der WTO! Nahrungsmittelproduktion verdoppeln!

Der folgende Text ist Teil der Kampagne der LaRouche-Jugendbewegung (LYM), des LaRouche Political Action Committee und der BüSo im Vorfeld der Konferenz der Welternährungsorganisation (FAO) am 3.-5. Juni in Rom. Das gesamte Memorandum mit allen Graphiken kann auch in englischer Sprache von folgender Internetseite heruntergeladen werden: http://www.larouchepac.com/files/pdfs/080530_food_policy.pdf.

Einleitung

Jedem ist inzwischen klar, daß die Welt vor einer Nahrungsmittelkrise steht, deren Ursache der jahrzehntelange ungezügelte Freihandel und die jüngsten verrückten Auswüchse mit dem Biotreibstoff sind. Wir haben jedoch nicht jahrelang Zeit, um darüber zu debattieren, ob sich die Irrwege der Globalisierung bereinigen lassen werden oder nicht. Fest steht: Je weiter die Globalisierung voranschreitet, desto größer wird die Gefahr für die Zivilisation. Die jetzige Nahrungsmittelverknappung ist die bewußte Folge des Freihandels, eines Systems, das nach wie vor von den Kanonenbooten des britischen Weltreichs erzwungen wird. Die heutigen Kanonenboote nennen sich beschönigend „Handelsvereinbarungen“, „Schuldenrestrukturierung“ und „Auflagen“.

Es bleibt nur kurze Zeit, daß die politisch Verantwortlichen dieser Welt genug Rückgrat entwickeln, um die Welthandelsorganisation (WTO) abzuschaffen und die Nahrungsmittelproduktion zu verdoppeln. Das ist die Politik der BüSo und des LaRouche Political Action Committee (LPAC), welche der Wirtschaftswissenschaftler Lyndon LaRouche der FAO-Konferenz am 3.-5. Juni 2008 in Rom und allen Nationen dieser Welt zur Beschlußfassung vorgelegt hat. Die Vorsitzende der BüSo und des internationalen Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, hat Anfang Mai zu einer weltweiten Mobilisierung für eine solche Politik aufgerufen. Inzwischen liegen von vielen Staatsmännern Erklärungen und erste Schritte zur Überwindung der Nahrungsmittelkrise vor. Doch nur LaRouches Herangehensweise spricht explizit die wirklichen Ursachen des Problems an.

Auf der „Hungerweltkarte“ der FAO sind inzwischen 2 Mrd. Menschen in 82 Ländern erfaßt, die sich nicht ausreichend ernähren können. Hungerunruhen sind in bisher 37 Ländern ausgebrochen, und die Preise schießen weiter in die Höhe. Das ist nur der Gipfelpunkt einer Entwicklung, die in nicht allzu ferner Vergangenheit einsetzte. In der unmittelbaren Nachkriegszeit bestand noch für alle Grund zum Optimismus: Der Faschismus war besiegt, und US-Präsident Franklin Roosevelt hatte das Bretton-Woods-System begründet, das stabile wirtschaftliche Bedingungen für langfristige Entwicklung schaffen sollte. Industrie und Landwirtschaft prosperierten, und politische Freiheiten wurden in vielen Nationen möglich, wo die Imperien Europas dies bisher verhindert hatten. Mit Programmen wie dem Marshallplan, Atome für den Frieden und der „Grünen Revolution“ entstand eine Dynamik zur Erzeugung von Nahrungsmitteln, Frischwasser, Energie und Transportmöglichkeiten, die das Potential hatte, den Lebensstandard aller Menschen auf der Erde deutlich anzuheben.

In diesem Memorandum legen wir eine Analyse der gesamten Nahrungsmittelerzeugung von 1970 bis 2007 vor, die deren völlige Unzulänglichkeit angesichts des Bevölkerungswachstums aufzeigt. Es waren Projekte angedacht, mit denen der gesamte heutige Nahrungsmittelbedarf hätte gedeckt werden können, wenn sie verwirklicht worden wären. Außerdem legen wir eine Strategie für Nahrungsmittelsicherheit vor, die sofort das Hungerproblem abwenden könnte, sowie für eine langfristige Allianz zwischen den vier Großmächten Rußland, China, Indien und USA.

Die jüngste Geschichte

Es folgt eine Momentaufnahme eines Teils der Welt im Jahre 1970, kurz vor dem schicksalhaften August 1971, als US-Präsident Nixon das Bretton-Woods-System auflöste und so den Prozeß der Globalisierung in Gang setzte, der die Weltwirtschaft in ein Spielkasino verwandelte. Ein weiteres paradigmatisches Ereignis war der erste „Erdtag“ am 22. April 1970, an dem Prinz Philip die gegen Wissenschaft und Entwicklung gerichtete Umweltbewegung in Gang setzte, die sich vor allem gegen die friedliche Nutzung der Kernenergie richtete. Heute wird immer deutlicher, daß die Kernkraft die einzige Energiequelle ist, mit der der wachsende Energiebedarf weltweit gedeckt werden kann, und jeder, der gegen deren Nutzung ist, einem Völkermord Vorschub leistet.

Einen guten Einblick in die Lage geben Statistiken über die Nahrungsmittelerzeugung, etwa die gesamte Getreideerzeugung von 1970 bis heute, wobei man bei 0,6 Tonnen pro Person und Jahr von einer idealen Versorgung ausgehen kann. Wie Tabelle 1 zeigt, ist die pro Person verfügbare Nahrungsmittelmenge von 1970 bis 1990 immer weiter angestiegen, nimmt danach wieder ab und fällt im Jahre 2000 unter den Stand von 1980.

Tabelle 1: Weltgetreideproduktion 1970-2007

Jahr

1970

1980

1990

2000

2007

Produktion
(Mrd. t)

1,079

1,565

1,969

2,077

2,082

Weltbevölkerung
(Mrd.)

3.707

4.446

5.272

6.070

6.600

Weltproduktion
pro Kopf (t)

0,292

0,348

0,372

0,341

0,315

(Wünschenswert sind 0,6 t/Jahr pro Kopf.

Andere Betrachtungen machen diese Statistiken noch dramatischer, denn die Nahrungsmittel verteilen sich keineswegs so gleichmäßig auf die Menschen, wie es die Zahlen erscheinen lassen. Wie bereits erwähnt, sind laut FAO 2 Mrd. Menschen unterversorgt. Zweitens, da Getreide auch als Viehfutter dient, können sich viele, die es wollten oder bräuchten, bei der heute erzeugten Menge nicht mit tierischem Eiweiß ernähren. Drittens, diese Zahlen berücksichtigen nicht jene Nahrungsmittelmengen, die verderben oder als Reserve und als Saatgut zurückgehalten werden. Der Umstand, daß Getreide nicht für alle Menschen Grundnahrungsmittel ist, ändert nichts an der Tendenz, daß die tägliche Kalorienaufnahme weit unter das ideale Niveau und für viele unter das Existenzminimum fällt. Eine Verdoppelung der Nahrungsmittelproduktion wäre nur der Ausgangspunkt einer geeigneten Reaktion auf die Krise.

Was ist der Grund dafür, daß die Nahrungsmittelversorgung soweit absinken konnte? Der Freihandel und seine Institutionen GATT und WTO. 1984 wurde im GATT die „Uruguay-Runde“ landwirtschaftlicher Reformen begonnen, die 1995 in der Gründung der WTO gipfelte. Unter deren Diktat wurden Nahrungsmittelsicherheit, Artenvielfalt und Selbstversorgung abgebaut, während eine immer kleinere Zahl multinationaler Getreidekartelle, darunter ADM, Cargill und Bunge, ihre Vorherrschaft nach dem Vorbild der britischen Ostindiengesellschaft immer weiter ausbaute. Der Zusammenbruch der Sowjetunion 1989-90 hatte die Möglichkeit eröffnet, die industrielle Entwicklung im früheren Ostblock auszuweiten, aber statt dessen wurden diese Nationen durch „Schocktherapie“ und Freimarkt-Reformen zugrunde gerichtet. Und noch heute will die WTO trotz Unruhen und Verknappungen mit der Doha-Runde fortfahren, die der Nahrungsmittelselbstversorgung endgültig den Garaus machen würde.

Reale Entwicklungsschritte

Zum anderen Teil des wirtschaftlichen Bildes gehören die sich in der Planung befindlichen Infrastrukturprojekte, die die Herstellung und Verteilung von Nahrungsmitteln fördern würden, sowie Projekte, die die Rohstoffbasis ganzer Kontinente verändern könnten. Es folgen einige Beispiele, die für jede Region der Welt kennzeichnend sind.

1. Wasserprojekte auf dem amerikanischen Kontinent

Schon lange liegen Pläne vor für die „Nordamerikanische Wasser- und Strom-Allianz“ (NAWAPA), die in Verbindung mit den Wasserregulierungsplänen für den Nordosten (PLHINO) und für die Golfküste (PLHIGON) in Mexiko einen Aufschwung der Agrarproduktion in Nordamerika bewirken würde.

Die Nordamerikanische Wasser- und Energieallianz (NAWAPA) ist ein von der Ralph M. Parsons Co. entworfenes Wasserwirtschaftsprojekt, mit dem Frischwasser aus Alaska und Kanada in die wasserarmen Gegenden Kanadas, der USA und Mexikos umgeleitet werden soll. In den offiziellen Unterlagen des US-Kongresses wurden 1964 bereits 369 Einzelprojekte aufgeführt. Mit mehreren Staudämmen wird dabei Wasser aus verschiedenen Flüssen in Alaska und im kanadischen Yukon aufgefangen, das ansonsten ungenutzt ins Arktische Meer abfließen würde, und über Kanäle, Tunnel, Seen, Staudämme und Rohrleitungen nach Süden über die Rocky Mountains und nach Osten über die Great Plains sowie über einen Kanal durch das südliche Kanada zum Lake Superior geleitet. NAWAPA war dazu ausgelegt, für 100 Jahre Wasserkraft, landwirtschaftliche Bewässerung, schiffbare Kanäle auf dem gesamten Kontinent, sauberes Wasser für belastete Böden und Seen sowie eine ausreichende Wasserversorgung für den Kontinent bereitzustellen. Die Kosten wurden ursprünglich auf 80 Mrd. $ geschätzt. Nach der 2008 neuaufgelegten Version bietet NAWAPA noch weitere Vorteile.

Doch da ein so umfangreiches wasserwirtschaftliches Projekt nicht umgesetzt wurde, sind inzwischen die Hauptgrundwasserquellen in den USA weitgehend erschöpft, etwa das Ogallala-Grundwasserreservoir, von dem 44.000 Hektar bestes Agrarland in den USA abhängig sind.

Noch ehrgeiziger ist „NAWAPA-Plus“, ein auf 30 Jahre angelegtes Projekt, das NAWAPA mit zwei großen wasserwirtschaftlichen Vorhaben in Mexiko verbindet: Dem Wasserplan für den Nordwesten (PLHINO) und für den nördlichen Golf (PLHIGON). Beide Projekte wurden bereits in den 60er und 70er Jahren erdacht und ausgearbeitet. Der heutige Plan basiert auf den Entwürfen des mexikanischen Ingenieurs Manuel Frias Alcaras. Nord-, Mittel- und Nordwestmexiko, wo 77% der Bevölkerung leben, verfügt über 32% des vorhandenen Wassers, während die kleineren südöstlichen Landesteile 68% des Wassers, aber nur 23% der Bevölkerung haben. PLHINO sieht vor, den Abfluß von fünf Flüssen an Mexikos zentraler Pazifikküste aufzufangen und über Kanäle, Dämme, Tunnel und Pumpstationen in den Yaqui-Fluß im Norden umzuleiten. Der größte Teil des Wassers soll für die Bewässerung in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Die Gesamtkosten werden bei einer Bauzeit von 10 Jahren auf 10 Mrd. Dollar veranschlagt. PLHIGON wurde entworfen, um die regelmäßigen Überschwemmungen in Tabasco zu verhindern, Wasserkraftanlagen zu bauen, die Grundwasserleiter aufzufüllen und Frischwasser an der mexikanischen Golfküste nördlich bis zur texanischen Grenze und westlich in die Mitte und den Norden Mexikos  zu leiten - in das Gebiet der Großen Amerikanischen Wüste. Durch diese Maßnahmen könnten 1,5 Mio. Hektar Land für die landwirtschaftliche Nutzung zurückgewonnen werden.

Aber anstatt gemeinsam am Aufbau ihrer Nationen zu arbeiten, bestimmen sich die Beziehungen zwischen Kanada, den USA und Mexiko durch das Freihandelsabkommen NAFTA. Am schlimmsten in dieser Lage ist das Schicksal der mexikanischen Einwanderer, die eigentlich Wirtschaftsflüchtlinge in den USA sind. 20 % von ihnen hatten Arbeit in der Bauindustrie gefunden, die jetzt nach dem Platzen der Immobilienblase darniederliegt. Hunderttausende von Einwanderern werden jetzt nach Mexiko zurückgebracht - doch was sollen sie dort? Die mexikanische Wirtschaft ist durch den Freihandel zerstört worden, und die genannten Infrastrukturprojekte wären die einzige Lösung, um dringend erforderliche sinnvolle Arbeit zu schaffen. Das gilt nicht nur für Mexiko, sondern für alle Länder.

2. Südamerika

Der Vorschlag, die drei großen südamerikanischen Flußsysteme (Amazonas, Orinoko und Rio de la Plata) miteinander zu verbinden, liegt seit dem 18. Jahrhundert auf dem Tisch, als Alexander von Humboldt als erster diese hochkomplexen Flußsysteme vermessen und verschiedene Kanalsysteme vorgeschlagen hat. Ihr Bau würde das Innere Südamerikas leichter zugänglich machen und die Landflächen der Region entwickeln helfen, wobei in Brasilien und Peru ein produktives Dreieck entstehen könnte.

Die Briten haben mit ihrem veralteten Freihandelssystem nicht nur dafür gesorgt, daß diese Projekte in den siebziger Jahren nicht verwirklicht wurden, sondern seit dem 19. Jahrhundert haben sie die Völker Südamerikas auf den Stand von Tieren degradiert, mit der klaren Absicht, daß sie nie den Status ihrer Nachbarn in Nordamerika erreichen sollten.

3. Werkzeugmaschinen aus Europa

Europa ist geographisch günstig gelegen und war in den siebziger Jahren wirtschaftlich entwickelt genug, um Kapitalgüter und Know-how in die ganze Welt zu liefern. In Frankreich wurde ein System entwickelt, um Komponente für Kernkraftwerke am Fließband zu produzieren. Zwischen 1977 und 1993 entstanden so 3,4 KKW pro Jahr. 1976 vereinbarte Deutschland mit Brasilien den Bau von acht Kernkraftwerken; anschließend kam es zu ähnlichen Abmachungen mit dem Iran und anderen Entwicklungsländern. Das Gebiet, das Nordfrankreich, Belgien, Deutschland, die Tschechische Republik und Österreich umfaßt, verfügt über die höchste Dichte industrieller Infrastruktur und Produktivkraft. Erforderlich hierfür sind gut ausgebildete Fachkräfte und die Motivation, das zu produzieren, was die unterentwickelten Länder brauchen.

In Europa ist immer noch moderne Produktionstechnologie konzentriert, aber es gibt auch Maastricht und jetzt den Lissabon-Vertrag. Dadurch hat sich Europa selbst die Fesseln des britischen Freihandels und rein monetärer Zentralbanksysteme angelegt, die eine enorme Bremse für Kapitalinvestitionen bedeuten. Da die Politik des IWF ein Ende großer Infrastrukturprojekte in den Entwicklungsländern bedeutet, läßt dadurch auch die Nachfrage nach Hochtechnologieexporten aus Europa nach und schwächt die europäische Wirtschaft weiter. Eine bemerkenswerte Ausnahme ist China, das eine moderne Infrastruktur aufbauen will und sich bereits an Deutschland gewandt hat, um die Magnetschwebetechnologie des Transrapid zu retten. Deutschland leidet außerdem unter einer schweren Geistesstörung namens Umweltschutz, die die Weiterentwicklung der Kernenergie und der Magnetbahntechnik unterdrückt. Nur so ist auch Kanzlerin Merkels Bemerkung zu verstehen, daß Indien für die Nahrungsmittelkrise verantwortlich sei, da die Menschen dort jetzt zwei Mahlzeiten täglich essen wollten.

4. Oasenplan für den Nahen Osten

In der Geschichte ist der Nahe Osten immer wieder das Opfer brutaler geopolitischer Spiele gewesen, welche die Entwicklung in dieser Region in britischen imperialen Händen ließ. Innere Unruhen haben die wirtschaftliche Entwicklung wiederholt zurückgeworfen. Das hat dazu geführt, daß das ganze Potential der strategischen Lage und der Bevölkerung der Region gar nicht ausgeschöpft wurde. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, hat Lyndon LaRouche 1975 seinen Oasenplan vorgeschlagen und zur Errichtung einer Internationalen Entwicklungsbank (IWB) zur Finanzierung solcher Projekte aufgerufen.

Nach diesem Plan sollten mit Mitteln der IWB schnelle Bahnverbindungen zur Anbindung von Afrika, Asien und Europa und mit Hilfe nuklearer Meerwasserentsalzung Wasserprojekte gebaut, der Suezkanal erweitert und neue Wasserentwicklungskorridore eröffnet werden. Im Mittelpunkt des Projekts stand der Vorschlag, das Mittelmeer und das Tote Meer über ein System von Kanälen und Tunneln miteinander zu verbinden.

Das Osloer Friedensabkommen vom September 1993 sah Wirtschafts- und Wasserprojekte in der Region entsprechend dem Oasenplan vor, wodurch Tausende von Arbeitsplätzen hätten geschaffen und weite Landstriche fruchtbaren, trockenen Landes kultiviert werden können. Leider haben die Konflikte der letzten Jahrzehnte dieses Potential zerstört. LaRouche sagte auf einer Konferenz am 26. Mai 2002: „Die Herstellung und Verteilung von Frischwasser, die mit der Rolle des Erdöls eng verbunden ist, ist die unverzichtbare Grundlage für eine friedliche und politisch stabile innere Entwicklung der Nahostregion... Ohne ausreichende Bereitstellung von Wasser wird es keinen Frieden geben.“ Angesichts der Ernährungskrise ist LaRouches Oasenplan für die Entwicklung des Nahen Ostens wichtiger denn je.

5. Ein kontinentales Schienennetz für Afrika

Auch diese Pläne für die Erschließung des afrikanischen Kontinents durch den Bau von Eisenbahnen sind schon mindestens 30 Jahre alt.

Afrikas derzeitiges Eisenbahnnetz ist das Erbe des Kolonialismus. 1978 beauftragte Lyndon LaRouche ein Team der Fusion Energy Foundation damit, in einer Studie die Grundvoraussetzungen für die Industrialisierung des Kontinents zu definieren. Das vorrangigste Element, das in der Studie betont wurde, war der Bau eines transkontinentalen Schienennetzes, das die Entwicklung der inneren Regionen und die Anbindung wichtiger Küstenstädte erlaubte. Die Vorschläge stützten sich auf Pläne und Studien, die afrikanische Regierungen und Organisationen bereits vorgelegt hatten. Während einige Länder wie China und Japan mit Afrika an Entwicklungsprojekten arbeiten, um - wie sich der japanische Ministerpräsident Fukuda ausdrückte - „Schulter an Schulter mit der afrikanischen Bevölkerung voranzuschreiten“, schafft die alte koloniale Nemesis, das britische Weltreich, politische und wirtschaftliche Instabilität - nach wie vor sehr konkret, wie sich am britischen Vorgehen gegen die Regierung Mugabe in Simbabwe zeigt.

6. Wasserprojekte in China

Der Jangtse hat historisch in China ungeheure Schäden angerichtet, wenn er im Durchschnitt alle zehn Jahre über die Ufer trat. Der ursprüngliche Plan für einen Staudamm für den Jangtse geht bereits auf Sun Yat-sen zurück. Tschiang Kai-tschek ließ in den vierziger Jahren die Möglichkeit eines Dammprojekts prüfen, und amerikanische Experten der Tennesse Valley Authority rieten zum Bau des Drei-Schluchten-Damms. Nachforschungen, Konferenzen und Pläne folgten, und 1970 begann China mit dem Bau erster Hilfsdämme. 1992 entschied sich die chinesische Regierung endgültig für den Drei-Schluchten-Damm, und die Bauarbeiten begannen 1994. Endgültig fertig soll der Damm 2011 sein und wird dann 30 Mrd. Dollar gekostet haben. Er ist riesig. Er ist das größte einzelne Kraftwerk auf der Welt und hat bereits mehr als 1/5 des Stroms erzeugt, der notwendig ist, um seine Kosten zu decken. Der Bau dieses riesigen Projekts verschafft China einen wirksamen Hochwasserschutz, Wasserkraft, ein System von Schleusen, das den Fluß flußauf schiffbar macht sowie einen Wasserspeicher und ein Kanalsystem, um Wasser in den sehr trockenen Norden Chinas zu leiten.

7. Verkehrswege in Südostasien

Die Hauptschiffahrtsroute durch Südostasien verläuft durch die Straße von Malakka, die dadurch zunehmend verstopft ist. Eine thailändische Ölfirma hat Anfang der siebziger Jahre eine Studie für einen Kanal und einen Tiefwasserhafen durch den Isthmus von Kra angefertigt. Diese Studie unterschied sich von früheren Plänen dadurch, daß man einen Durchstich für einen Kanal auf Meereshöhe ohne Schleusen wählte, so daß selbst Supertanker ihn mit normaler Geschwindigkeit durchfahren könnten. Auch erwog man Aushubmethoden mit nuklearen Sprengsätzen. Die Häfen an beiden Seiten des Kanals sollen zu Industriezonen ausgebaut werden, wozu auch die Öl- und Gasvorkommen im Golf von Thailand benutzt werden könnten. So erhielte Thailand einen eigenen Schiffbau, Schwerindustrie und umfangreiche Produktionsanlagen für Kapitalgüter. Mit den konventionellen Baumethoden der siebziger Jahre wurde die Bauzeit auf 10-12 Jahre geschätzt. Kämen nukleare Sprengungen zum Einsatz, ließen sich Zeit und Kosten um 40% senken. Das Lawrence Livermore Laboratory fertigte 1974 detaillierte technische Berichte über den Einsatz nuklearer Sprengverfahren für das Projekt an und Schlug außerdem vor, daß in den Industriezonen Anlagen zur Isotopentrennung und Lasertechnik aufgebaut werden sollten.

Unter dem deregulierten Weltfinanzsystem war die Modernisierung Thailands nicht möglich. Heute ist die Landeswährung ein Spielzeug für milliardenschwere Spekulanten wie George Soros, der 1997 den thailändischen Baht ruinierte. Auch andere asiatische Länder wurden in einen riesigen Pool für billige Arbeitskräfte verwandelt.

Wären diese und andere Projekte verwirklicht worden, wäre der Bedarf an Nahrungsmitteln längst gedeckt.

Unsere Politik

Führende Nationen der Welt beginnen die ernüchternde Realität zu ahnen, daß die jetzige Nahrungsmittelkrise nicht der zufällige Nebeneffekt einer wohlmeinenden, aber dennoch destruktiven Wirtschafts- und Agrarpolitik, sondern eine vorsätzliche und geplante Politik des Völkermords ist. Das bleibt solange unverständlich, bis man erkennt, daß das jetzige globale Finanzsystem am Ende ist. Besonders jene Länder, die in letzter Zeit von drastischen Nahrungsmittelverknappungen und gewaltsamen Unruhen betroffen waren, müssen sich jetzt gegen die hyperinflationären Wirkungen dieser globalen Krise verteidigen, indem sie ihre Souveränität gegenüber dem globalisierten britischen Freihandelssystem geltend machen und bei der Nahrungsmittelproduktion umgehend unabhängig werden. Das ist die Politik der internationalen LaRouche-Bewegung.

Ausgehend von solchen ersten Schritten besteht die nächste Verteidigungslinie gegen das britische Raubtiersystem im Aufbau souveräner Volkswirtschaften. Das heißt, eine wirkliche Selbständigkeit kann und darf nur im Rahmen funktionierender gesamter Volkswirtschaften erfolgen. Das läßt sich durch LaRouches Vorschlag eines neuen Bretton Woods und eines Vier-Mächte-Abkommens für langfristige Kooperation zwischen den Nationen erreichen, so daß auch die weniger entwickelten Nationen ihre grundlegende Wirtschaftsentwicklung beschleunigen können, worauf jede Nation ein Recht hat. In solchen Abkommen müssen feste Wechselkurse vereinbart werden, um die dringend erforderlichen Kapitalinvestitionen vor spekulativen Angriffen zu schützen. Ziel ist es, den Lebensstandard jedes Bürgers in den betreffenden Nationen durch die Förderung der produktiven und intellektuellen Entwicklung zu steigern. Hierfür müssen wirtschaftliche Entwicklungen physisch und nicht statistisch oder rein finanziell betrachtet werden. Das betrifft die „harte“ Infrastruktur, Technologien mit hohen Energieflußdichten, besonders im Bereich der Kernenergie, sowie eine zunehmende Facharbeiterausbildung für produktive Arbeitsplätze im Gegensatz zu Billigjobs im Dienstleistungsgewerbe.

Das ist die vordringliche langfristige Mission für die Welt.

Im folgenden werden wir zeigen, 1. was unmittelbar getan werden kann, um die jetzt notleidenden Nationen zu ernähren, und 2. welche Nationen LaRouches Aufruf zur Bildung strategischer Wirtschaftsallianzen gegen das britische System bereits aufgegriffen haben, damit Sie, die Leser, sich diesem Kampf anschließen können.

Den Hunger sofort beseitigen

Über 800 Mio. Menschen sind kurz vor dem Verhungern, weswegen sich niemand mehr hinter Statistiken und Zahlen verstecken kann; es muß sofort gehandelt werden, um die Nahrungsmittelkrise abzumildern. Folgende Punkte müssen schnell und effektiv beschlossen werden, um den Weg zum Aufbau eines funktionierenden Wirtschaftssystems zu ebnen:

  1. Alle Länder müssen sofort alle Beziehungen mit britischen Freihandelsorganisationen wie WTO und NAFTA abbrechen.
  2. Jede Produktion und staatliche Hilfen für Biokraftstoffe müssen sofort aufgegeben werden. Bauen wir statt dessen lieber Nahrungsmittel an!
  3. Regierungen müssen Schutzmaßnahmen ergreifen: faire Preise für landwirtschaftliche Produktion auf Grundlage des Garantiepreis-Prinzips, niedrige Zinsen für Investitionen in Infrastruktur- und Landwirtschaftsprojekte sowie Schutzzölle auf die Ein- und Ausfuhr von Gütern.
  4. Sprengung der Warenhandelskartelle, die den Nahrungsmittelmarkt beherrschen; besonders jene, die unrechtmäßig Pflanzen- und Saatgutpatente halten.
  5. Staatliche Beihilfen an die Bauern für überteuerte Treibstoffe, Düngemittel und andere Betriebsmittel.
  6. Ein sofortiges Moratorium auf alle landwirtschaftlichen Schulden und auf die Zwangsversteigerungen von Bauernhöfen.
  7. Rückgewinnung aller potentiellen Anbauflächen, um sie sofort wieder in den Anbau einzubeziehen.
  8. „Grüne“ Praktiken, mit denen aus angeblichen Umweltgründen der Landwirtschaft Wasser zur Bewässerung entzogen wird, müssen sofort unterbunden werden; statt dessen muß eine Zusammenarbeit für Meerwasserentsalzung und andere wasserwirtschaftliche Projekte einsetzen.
  9. Alle Länder müssen sich verpflichten, im Notfall jede erdenkliche Nahrungsmittelhilfe bereitzustellen.
  10. Die Regierungen müssen Maßnahmen ergreifen, um die Einrichtung/Wiedereinrichtung von Nahrungsmittel- und Getreidereserven für Notsituationen einzuleiten.
  11. Schließlich muß in kürzester Zeit eine Überprüfung der internationalen Getreide- und Nutztierbestände durchgeführt werden.

Zusätzlich zu den obigen Punkten muß sichergestellt werden, daß Überschußländer alles Notwendige unternehmen, um soviel Grundnahrungsmittel anzubauen wie möglich, um die Welt zu ernähren. Historisch gelten die folgenden sechs Nationen als die „Kornkammer“ der Welt: Vereinigte Staaten, Kanada, Argentinien, Südafrika, Frankreich und Australien.

Mitmachen oder sterben!

Rußland, Indien und China haben bereits eine strategische Allianz gegen die britischen Imperialinteressen gebildet. Es wäre von höchster Bedeutung, daß sich auch die Vereinigten Staaten dieser Allianz als Hauptteilnehmer anschließt. Auch alle anderen Länder auf der Welt wären gut beraten, sich diesem neu bildenden Machtblock anzunähern. Denn eine solche Allianz ist das beste Mittel, um sicherzustellen, daß sich das britische Imperium nicht einzelne Länder vornehmen kann, die die Verantwortung auf sich nehmen, den am meisten bedürftigen Nationen etwa in Afrika zu Hilfe zu kommen.

Wenn sich eine solche Prinzipiengemeinschaft weiter herausbildet, ließe sich das landwirtschaftliche Entwicklungspotential in Afrika umsetzen. China hilft bereits mit seinem Saatgut-Forschungszentrum Chongqing Seed Corp., 300 Hektar Land in Zentralafrika für den Reisanbau zu erschließen, und errichtet zehn weitere Agrarzentren auf dem Kontinent. Indien hat seine deutliche Absicht bekundet, seine jetzige Kreditvergabe an Afrika zu verdoppeln, damit die landwirtschaftliche Produktion erhöht werden kann. Und Japan hat auf einer internationalen Konferenz, an der 52 afrikanische Regierungen teilnahmen, Maßnahmen verlangt, um die heutige Reiserzeugung in den kommenden zehn Jahren auf 14 Mio. Tonnen zu verdoppeln.

So lobenswert diese Anstrengungen sind, entscheidend ist, zu betonen, daß es der amerikanische Ökonom Lyndon LaRouche war, der bereits vor über einem Jahr die Vereinigten Staaten dazu aufgerufen hatte, sich mit Rußland, China und Indien zu dem gemeinsamen Zweck der Abschaffung des britischen Kolonialsystems zusammenzuschließen. Der erste Schritt dahin müßte sein, das bankrotte internationale Finanzsystem einem staatlichen Konkursverfahren zu unterziehen. Mit der Autorität dieser vier strategischen Mächte müßte dann ein neues Bretton-Woods-Systems in der Tradition von Präsident Franklin Roosevelt errichtet werden, d.h. eine Rückkehr zu festen Wechselkursen und damit der Möglichkeit einer langfristigen weltweiten Entwicklung. Die Bestrebungen Rußlands, Chinas, Indiens und Japans, Afrika zu helfen, sind Ausdruck von Überlegungen, die politischen Initiativen von Lyndon LaRouche zu übernehmen.

Ansonsten bliebe den meisten Ländern nur übrig, sich selber durchzuschlagen, dabei aber zwangsläufig in den Klauen des britischen Weltreichs zu enden. Das gleiche geschah bereits im 18. Jahrhundert, als die britische Ostindiengesellschaft Indien unterwarf und die versklavten Menschen zum Anbau von Opium zwang, das dann nach China gebracht wurde. Das geistige Potential Chinas wurde auf diese Weise zerstört, und als sich die chinesische Regierung gegen den weiteren Opiumhandel wehrte, griffen die Briten zu ihren alten nachdrücklichen Methoden der Kanonenbootdiplomatie, um sämtliche chinesische Häfen für das Opium zu öffnen - alles im Namen des „Freihandels“. Hätte London so schalten und walten können, wenn es damals eine strategische Allianz gegen die britische Oligarchie gegeben hätte?

Fest steht jedenfalls: 1. London hat bis heute sein inhumanes Menschenbild nicht aufgegeben, und 2. angesichts des nahenden Untergangs ihres Imperialsystems wird London keinen souveränen Nationalstaat tolerieren, der die Tradition von US-Präsident Franklin Roosevelt wiederbelebt, sondern lieber die ganze Welt mit sich in den Abgrund reißen.

Jetzt handeln

Die laufenden Ereignisse haben uns in eine katastrophale Lage gebracht, in der Sie, die politisch Verantwortlichen, nach den von uns hier dargestellten Richtlinien handeln müssen. Es ist möglich, die weltweite Nahrungsmittelproduktion massiv zu erhöhen, und es ist möglich, die notwendige Infrastruktur aufzubauen, um dieses Ziel zu erreichen, so daß jedes Land auf dieser Welt mit Freuden die von ihnen produzierten Güter bereitstellen kann, um nicht nur 7 Mrd., sondern über 50 Mrd. Menschen zu ernähren, die bald auf dieser Erde leben werden. Es ist Zeit, das antike koloniale Modell zu zerstören, das auf den britischen Inseln herrscht. Die Oligarchie hat keinen Platz mehr auf unserer Erde. Die Landstriche dieser Welt müssen von einer Gemeinschaft souveräner nationalstaatlicher Republiken regiert werden, die sich den gegenseitigen Nutzen aller zum Vorbild nimmt. Es ist Zeit, daß das britische Weltreich und die Idee von Imperien insgesamt verschwinden. Auf Grundlage des von Lyndon LaRouche vorgeschlagenen Vier-Mächte-Abkommens müssen wir sofort damit beginnen, ein neues Bretton Woods zu errichten und die Weltnahrungsmittelproduktion zu verdoppeln. Wir können den Menschen ein prosperierendes Leben sichern, wenn wir keine Angst haben.

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- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)

 

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