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Neue Solidarität
Nr. 19, 6. Mai 2009

Wissenschaftskonferenz in der Ukraine:
Fruchtbarer Boden für LaRouches Ideen

Eine Delegation der LaRouche-Bewegung besuchte Anfang April die Ukraine und nahm dort in Kiew u.a. an einer wissenschaftlichen Konferenz über die „Physische Wirtschaft“ teil.

Zwei Vertreter der LaRouche-Bewegung wurden in der Ukraine begeistert aufgenommen als Redner einer Konferenz mit dem Titel: „Physische Ökonomie: Forschung, Methode und die globale Mission der Ukraine“, die am 9. April an der Kiewer Nationalen Wirtschafts-Universität (KNEU) stattfand. Inmitten des weltweiten wirtschaftlichen Zusammenbruchs und unmittelbar nach dem kläglichen Scheitern des Londoner Gipfeltreffens der G-20-Staaten, die es versäumten, etwas gegen diese Krise zu unternehmen, und als Gäste eines großen europäischen Landes mit 46 Millionen Einwohnern, das von vielen bereits als „gescheiterter Staat“ abgeschrieben wird, traf unsere Delegation sowohl bei der Konferenz am 9. April als auch bei kleineren Seminaren und privaten Gesprächen mit Politikern, Wissenschaftlern, politisch aktiven jungen Menschen und anderen Bürgern der Ukraine sowie Gästen aus Rußland auf ernsthafte Versuche, innovative Wege zur Lösung der nationalen und weltweiten Systemkrise zu definieren. Diese Versuche sind mit der Hoffnung verbunden, daß aus den Vereinigten Staaten künftig besseres kommt, als es derzeit der Fall ist.

Die Qualität dieser Diskussionen stand in scharfem Gegensatz zum Erscheinungsbild der ukrainischen Politik seit der von George Soros veranstalteten „Orange-Revolution“ im Dezember 2004. In diesem Zeitraum von weniger als viereinhalb Jahren gab es nicht weniger als drei Parlamentswahlen, vier Regierungen, ständige Reibereien zwischen Präsident Viktor Juschtschenko und Premierministerin Julia Timoschenko und ein Abgleiten in eine Wirtschaftsdepression insbesondere im Osten der Ukraine, da die Exportmärkte für die Stahlproduktion des Landes zusammengebrochen sind.

Ende 2008, nachdem ihre Exporteinnahmen eingebrochen waren, wandte sich die Ukraine an den Weltwährungsfonds, um einen 16-Mrd.$-Kredit zu erhalten. Wie zu erwarten, waren daran eine Reihe von Bedingungen geknüpft, etwa das Einstellen ausländischer Berater für finanzpolitische Entscheidungen - wofür die Blackstone-Gruppe des George Soros ausgewählt wurde - und das Zusammenstreichen der Regierungsausgaben, einschließlich der Renten. Während unsere Delegation in der Ukraine war (vom 8.-15. April), weigerte sich das Parlament, die Werchowna Rada (Oberster Rat), den Haushaltskürzungen zuzustimmen, die der IWF als Bedingung für die Freigabe der letzten kleinen Tranche des Kredites verlangt hatte, sodaß Timoschenko die Kürzungen per Dekret in Kraft setzte.

Es war der richtige Moment, um sich im Gegensatz hierzu auf die grundlegendsten und mächtigsten Ideen zu konzentrieren, die je in der Ukraine entstanden sind, die Ideen von Wladimir I. Wernadskij (1863-1945), Mitglied u.a. der wissenschaftlichen Akademien Rußlands und der Ukraine. Die wichtigsten Beiträge der LaRouche-Bewegung zu der Konferenz am 9. April waren daher Lyndon LaRouches Papier „Das Prinzip des Geistes“ (vgl. Seite 9) und ein Aufsatz von Sky Shields vom „Keller-Team“ der LaRouche-Jugendbewegung, „Schöpferische Vernunft als Grundprinzip der Physik“ (siehe Neue Solidarität 44/2008). Beide Aufsätze werden in der Dokumentation der Konferenz in englischer Sprache und z.T. auch ins Russische übersetzt, abgedruckt werden. Die Delegation der LaRouche-Bewegung bestand aus Sky Shields und der Autorin, die als EIR-Journalistin und langjährige Repräsentantin von LaRouche und des Schiller-Instituts in Nord- und Zentraleurasien an der Konferenz teilnahm.

Die entscheidende Rolle Muraniwskijs

Die Konferenz über die „Physische Ökonomie“ wurde von der KNEU und der 1995 gegründeten Wissenschaftlichen Sergej-Podolinskij-Gesellschaft veranstaltet. Der Vorsitzende der Podolinskij-Gruppe, Prof. Wolodimir Schewtschuk, hatte schon 2001 bei einer Konferenz des Schiller-Instituts in Bad Schwalbach erklärt: „Unsere Gesellschaft entstand und entwickelt sich Hand in Hand mit dem Schiller-Institut." Schewtschuk führt die Ideen und Forschungsgegenstände der Podoliskij-Gesellschaft auf die Wiederbelebung der Aufmerksamkeit für Podolinskijs Schriften durch den russischen Wissenschaftler und Industriepionier Pobisk Kusnezow und den berühmten ukrainischen Dissidenten der Sowjet-Ära, Mikola Rudenko zurück, die inzwischen beide verstorben sind.

Der entscheidende Impuls kam jedoch von dem inzwischen ebenfalls verstorbenen Prof. Taras Muraniwskij, dem in der Ukraine geborenen und in Moskau ansässigen Ökonomen, der das Schiller-Institut in Moskau von 1993 bis zu seinem Tode im Jahr 2000 leitete. Nur zwei Jahre vor seiner Geburt, 1933, war es während der Kollektivierung der Landwirtschaft zu einer schrecklichen Hungerkatastrophe gekommen, die Millionen Menschen in der Ukraine, in Moldawien und im Süden Rußlands das Leben kostete. Muraniwskij war überzeugt, daß die Ideen von Lyndon LaRouche und Wernadskij den Schlüssel zu einer harmonischen Entwicklung Rußlands und der Ukraine als Schwesternationen darstellen. Unermüdlich warb er in Rußland und in der Ukraine für LaRouches „Wissenschaft der physischen Ökonomie“, und schrieb zahllose Artikel, in denen er argumentierte, daß die besten Initiativen im Denken Podolinskijs, Wernadskijs und anderer Mitarbeiter des letzteren bisher am weitesten in LaRouches Werk realisiert seien.

Podolinskij (1850-1891), eine halbe Generation älter als Wernadskij, beeinflußte das Denken des letzteren über die Biosphäre und die Wissenschaft der Biogeochemie, insbesondere durch Podolinskijs Studien der energetischen Charakteristika des pflanzlichen Lebens. Heutige Podolinskij-Spezialisten, von denen einige bei der Kiewer Konferenz gesprochen haben, legen großen Wert auf Podolinskijs Polemik mit Karl Marx über die Theorie des Wertes der Arbeit, gegen die Podolinskij einwandte, daß das Sonnenlicht durch das pflanzliche Leben einen Prozeß darstelle, der „zu mehr als 100% wirksam ist“, wie es Kusnezow formulierte, also neuen Wert erzeuge. Ein Zweig der Podolinskij-Schule argumentiert deshalb sogar, Podolinskij sei insofern eine Fortsetzung der Physiokratischen Schule von Quesnay u.a., als er zu den „Gaben der Natur“ die „Gaben der Sonne“ hinzugefügt habe. Tatsächlich veranlaßte die Auseinandersetzung mit Kusnezow über die quantitative Behandlung der „Energie“ Lyndon LaRouche dazu, statt des Begriffs „Negentropie“ (negative Entropie) den Begriff „Antientropie“ zu verwenden, in dem Versuch, jene Form der Veränderung und der Schaffung neuen Wertes, wie sie typischerweise durch das menschliche Denken herbeigeführt wird, zu bezeichnen.

Muraniwskij argumentierte jedoch immer, Podolinskijs wichtigste Schrift sei dessen Aufsatz „Die menschliche Arbeit und ihre Beziehung zur Verteilung der Energie“ (1880), der seiner Meinung nach in Richtung von LaRouches Sicht des historischen Anstiegs der Energieflußdichte der menschlichen Wirtschaftsprozesse durch technologische Fortschritte deutete. „Wie LaRouche“, schrieb Muraniwskij 1993, „analysiert Podolinskij die wirtschaftlichen Prozesse in ihrem untrennbaren Zusammenhang mit der Entwicklung der Energiesysteme (sowohl natürlicher als auch solcher, an denen Technologien beteiligt sind). Insbesondere betont er: ,Die Produktivität der menschlichen Arbeit wird deutlich vergrößert durch die Nutzung dieser Arbeit zur Transformation niedrigerer Energiezustände zu höheren; beispielsweise, indem er Arbeitsvieh züchtet, Maschinen konstruiert, usw.’“

In der Ukraine wird „Physische Wirtschaft“ studiert

Der Ausdruck „Physische Wirtschaft“ wurde erst durch LaRouche international wieder eingeführt, vor allem durch sein bekanntes Buch „Was Sie wirklich über die Wirtschaftswissenschaft wissen sollten“, das 1984 auf englisch und deutsch erschien und 1993 in Russisch und Ukrainisch herauskam. Außerdem wurde der Ausdruck bekannt durch einen Aufsatz von LaRouche aus dem Jahr 1994, „Physische Wirtschaft und die erkenntnistheoretische Basis alles menschlichen Wissens“ (s.a. EIR, Ausgaben vom 25. Februar, 4. und 11. März 1994), welchen Muraniwskij im Jahre 1997 als Buch mit dem Titel „Physische Ökonomie“ auf Russisch veröffentlicht. An der Kiewer Universität KNEU erfreut sich das Fach „Physische Ökonomie“ steigender Popularität. Hier werden vor allem das Erbe von Podolinskij und Wernadskij, sowie die Schriften Rudenkos über „Physische Ökonomie“ gelehrt.

Die Sprecher der Konferenz am 9. April zeigten, daß LaRouches Wirtschaftslehre in der Ukraine wirklich in der Tiefe verstanden wird und er hier als Autorität auf diesem Gebiet gilt. Zum Beispiel titulierte die Professorin für „Geschichte der Ökonomie“ an der KNEU, Ljudmila Worobjowa, die in ihrer Doktorarbeit ein Kapitel Larouches ökonomischen Veröffentlichungen widmet, ihren Vortrag „S. Podolinskijs Energietheorie und die Physikalische Ökonomie von Lyndon LaRouche“. Und Oberst a.D. Alexander A. Ignatenko, der Wissenschaftsexperte des Regional-Museums von Krementschuk, zitierte in seiner Präsentation „Die Entwicklung der Podolinskijschen Ideen in Wernadskijs Werk“ LaRouches genaue Vorhersagen der Wirtschaftskrise, um die Aufgaben der Ukraine und der gesamten Menschheit in der jetzigen Krise aufzuzeigen, nämlich „die Frage, was wir wissen sollten und was wir schaffen sollten, um zumindest eine Hoffnung haben zu können in einer Zeit, in der die Menschheit wahrhaftig kosmisch transformiert und niedergedrückt wird, weil die gesamte Welt in eine globale Finanz- und Wirtschaftskrise geraten ist, genauso, wie Lyndon LaRouche es bereits 1983 vorhergesagt hat. Dies zeigt auch, daß die herkömmlichen Wirtschaftsmodelle nicht mehr funktionieren“.

Die Konferenz wurde von Anatoli Pawlenko, Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Rektor der Universität KNEU eröffnet. Er kündigte die Gastredner aus Rußland, China, den Belarusländern an, sowie auch die Delegation der LaRouche Bewegung aus den USA. Ein weiteres Mitglied der Akademie der Wissenschaften, der Physiker Igor Juchnowskij, verlas dann eine Grußbotschaft von Präsident Juschtschenko, der die Konferenz als einzigartig lobte und ihr seine Unterstützung ihrer Vorschläge versicherte. Juchnowskij hielt auch eine der ersten Reden, in denen er die Dringlichkeit betonte, neue Initiativen in Gang zu setzen, um den Kollaps der ukrainischen Industrie und Landwirtschaft rückgängig zu machen. Eine seiner begeisternden Ideen, die er erwähnte, waren die Projekte eines Teams ukrainischer Physiker, neue Exportmärkte ausfindig zu machen und so den Stahlmarkt wieder aufzubauen. Die systemische Natur der Krise kam aber erst in der Rede von Schewtschuk, dem Leiter der Podolinskij-Gesellschaft, richtig zur Sprache, der betonte, daß man mit einigen Einzelaktionen der Krise nicht Herr werden könne. Er rief dazu auf, sich auf die universellen Ideen von Wernadskij zurückzubesinnen, vor allem seine Unterteilung in abiotische, lebendige und kognitive Ebenen der Existenz in der Welt, welche ein unsterbliches Geschenk der ukrainischen Wissenschaft zur Lösung aller Probleme darstellt, mit welchen die Menschheit konfrontiert sein mag. Schewtschuk schlug vor, Ziel der Konferenz sollte es sein, ein Paket neuer Initiativen zu erarbeiten und dies dem Präsidenten der Ukraine zu übergeben, quasi als Grundstein für die engere Zusammenarbeit mit anderen Ländern.

Nach einer weiteren Rede des Vizepräsidenten der KNEU, Prof. Sergei Stepanenko, kam die Reihe an die LaRouche-Delegation. Ich verlas die russische Übersetzung von LaRouches Grußadresse, „Wissenschaft und Gesellschaft heute“ (siehe S. 7) und zeigte Ausschnitte der Internetkonferenz vom 21. März mit russischer Simultanübersetzung, in der LaRouche den jüngsten Aufsatz des amerikanischen Wirtschaftswissenschaftlers James Galbraith diskutiert und die letzten politischen Entscheidungen, die alle auf verrückten und falschen Axiomen und den bisherigen Erfahrungen der heute lebenden Menschen beruhen, verurteilt. Diese Ausschnitte zeigen die Notwendigkeit echten wissenschaftlichen Denkens, welche er bereits in seinem Aufsatz „Das geistige Prinzip“ anspricht. Ich hatte genug Zeit, um auch die Endpassage von LaRouches Konferenzpapier zu zitieren über die Frage „Was ist Realität?“, sowie eine Stelle aus dem mittleren Abschnitt, wo er die Aufnahme von Wernadskijs Ideen in den USA in den politischen Entscheidungen von F.D. Roosevelt hervorhebt: „Das Entscheidende an Wernadskijs Errungenschaften war das zeitliche Zusammenfallen mit Franklin Roosevelts Entscheidung für den physikalisch-wissenschaftlichen Fortschritt, praktisch eine Wissenschaft der physischen Ökonomie. Aus diesem Grunde wurde seine Politik von den britisch initiierten faschistischen politischen Meinungen unter Roosevelts Gegnern wie John Maynard Keynes and Präsident Harry S Truman bekämpft.“

Ein Höhepunkt dieses Nachmittags war der Vortrag von Sky Shields von der LaRouche-Jugendbewegung (LYM), der die Methoden darstellte, welche die LYM vor allem durch die Arbeit des von ihm geleiteten „Basement Teams“ entwickelt hat, um die jetzige Krise zu lösen (Shields Rede finden Sie auf dieser Seite).

Es kann sein, daß nicht allen Konferenzteilnehmern wirklich die Bedeutung dieser Rede klar wurde, vor allem, welche Herausforderung sie für das heute allgemein akzeptierte reduktionistische Denken darstellt. Nicht nur das, auch eine große Herausforderung an die Methoden der „Systemanalyse“ welche heute in Rußland und der Ukraine sehr verbreitet ist und die zwar vorgibt, gegen Reduktionismus eine Alternative zu bieten, aber in Wirklichkeit echtem vernunftbestimmtem, ideenproduzierendem Denken genauso feindlich gegenübersteht.

In der Schlußsitzung schlug Professor Stepanenko die Formulierung einer Konferenz-Resolution vor, die die Grußworte der Gründerin des Schiller-Instituts, Frau Helga Zepp-LaRouche, welche die Autorin ebenfalls vorgetragen hatte, einschließen sollte. Sie drückte darin die Hoffnung aus, das eine von dieser Konferenz verfaßte Resolution in der Situation, in der alle anderen Regierungen nur mehr Geld in die schwarzen Löcher des kaputten Systems werfen, eine wohltuende Wirkung haben werde, indem sie Lösungen auf der Basis der Physischen Ökonomie vorschlage.

Man könnte zum Beispiel sagen: „Die Teilnehmer der Konferenz haben den systemischen Charakter der Weltfinanz- und Wirtschaftskrise erkannt und rufen Wissenschaftler, Staatsmänner und Bürger aller Nationen auf, nach Lösungen zu suchen, die auf der Basis der physischen Ökonomie eines Leibniz, Hamilton, Carey, List, Mendelejew, Podolinskij, Wernadskij, und LaRouche basieren!“

Von der Schwarzen Erde zum Kosmos

Da LaRouche in seinem Grußwort an die Konferenz auf die historische Stärke der ukrainischen Landwirtschaft und ihrer Wissenschaft hingewiesen hatte, waren wir sehr erfreut, daß wir Gelegenheit hatten, die zentral gelegene Poltawa-Region zu besuchen, die etwa 300 km von Kiew flußabwärts am Lauf des Dnjeprs liegt. In der zweitgrößten Stadt der Region, Krementschuk, führten Wernadskij und sein Lehrer Dokutschajew in den 1890er Jahren Bodenuntersuchungen durch, und in dieser Zeit entwickelte Wernadskij seine Konzepte der Biosphäre und der Noosphäre.

Wir reisten durch das riesige Gebiet der sog. „Schwarzen Erde“, dem weltweit fruchtbarsten Boden für  Landwirtschaft. Wie die reichen Böden von Iowa liegen sie dort, wo die Eisdecke während der letzten Eiszeit am weitesten vorgedrungen war, im Becken eines früheren Binnenmeeres.

Aus dem Tschernosjom (Schwarzerde) kamen wir dann in Wernadskijs Noosphäre: Wir besichtigten das Regional-Museum von Krementschuk. Hier, im historischen Herzen der Ukraine, besiegte Peter der Große den Hetman Masepa (Schlacht von Poltawa 1709), der im Großen Nordischen Krieg an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert mit den Schweden verbündet war. Der Sieg Peters des Großen setzte der Unabhängigkeit der Ukraine ein Ende. Das Regionalmuseum ist nach den gleichen Prinzipien organisiert wie das Staatliche geologische Wernadskij-Museum in Moskau, das LaRouche schon 2001 besichtigt und seither immer wieder erwähnt hat.

Die Besichtigung des Museums begann im Keller, dessen Exponate das Paläolithikum und die noch älteren geologischen Formationen und die ersten Hinweise auf die menschliche Kultur in dieser Region behandeln. Dann durchwandelten wir die verschiedenen Entwicklungsstufen der ukrainischen Kultur und ihre Kämpfe und ihre verschiedenen Formen der sozialen Organisation, u.a. eine bewegende Ausstellung über den Großen Patriotischen Krieg, wie hier der Zweite Weltkrieg genannt wird. Diese Region wurde damals völlig dem Erdboden gleichgemacht, 97% aller Gebäude wurden zerstört.

Das Obergeschoß des Museums ist dann jedoch der Raumfahrt gewidmet. Oberst Ignatenko, der uns durch das Museum führte, ist nicht nur ein Wernadskij-Experte, er ist auch der Biograph des ukrainischen Raumfahrt-Wissenschaftschaftlers, Ingenieurs und Visionärs Kondratjuk, der in den zwanziger Jahren eine Abhandlung über die interplanetare Raumfahrt verfaßte. Darin schlug Kondratjuk vor, das Gravitationsfeld der Himmelskörper - also der Planeten, des Mondes etc. - zu nutzen, um ein Raumfahrzeug zu beschleunigen. Als die Amerikaner dann in den sechziger Jahren daran gingen, zum Mond zu fliegen, gab es verschiedene Pläne, etwa, auf geradem Wege dorthin zu fliegen, um so wenig Treibstoff wie möglich zu verbrauchen. Aber ein Wissenschaftler der NASA wurde beauftragt, alles zu studieren, was jemals über potentielle Formen interplanetarer Flüge geschrieben wurde, und in der Bibliothek des Kongresses befand sich dieses Buch von Kondratjuk. Und man hielt sich an seinen Vorschlag: Für den Flug zum Mond wurde diese ukrainische Flugbahn verwendet.

Die Darstellung dieser Geschichte durch den Museumsdirektor mit seinem Stolz und seiner Leidenschaft für diese wissenschaftliche Tradition der Ukraine faßte die Kernidee der Gespräche zusammen, die unsere Delegation im Lauf dieser Woche hatte. Wir hörten Diskussionen über Technologien, die von Plänen zur Stromerzeugung im Schwarzen Meer bis hin zur Nutzung ukrainischer Magnetschwebe-Techniken in Afrika reichten. Sogar unser Führer im Museum des Reaktorunfalls von Tschernobyl begann seinen Vortrag mit der Feststellung, daß es keine Alternative zur Kernkraft gibt.

Unter anderem sprachen wir mit Vertretern der Stadt Krementschuk (die mehr über Präsident Franklin D. Roosevelts Bankenreorganisation wußten als viele ihrer amerikanischen Zeitgenossen), Gymnasialschüler, Parteiaktivisten und politische Analysten. Berichte über die Vorträge der LaRouche-Delegation bei der Konferenz der KNEU und der Podolinskij-Gesellschaft erschienen auf der Internetseite der von der Ökonomin Natalja Vitrenko geführten Progressiven Sozialistischen Partei der Ukraine, unter einer Überschrift, die LaRouche sinngemäß zitierte: „Die Ökonomen, die uns in dieses Durcheinander gebracht haben, sollten den Mund halten“. Die Demokratische Volksliga der Jugend berichtete auf ihrer Internetseite enthusiastisch über die Übereinstimmung ihres eigenen Programms, in dem die Führungsrolle und Kreativität der Jugend im Mittelpunkt steht, mit dem, was Sky Shields über die Aktivitäten der LYM berichtet hatte. Am 24. April veröffentlichte der Politische Klub von Glawred das vollständige Transkript einer Podiumsdiskussion mit den beiden LaRouche-Vertretern, die am 13. April in diesem Club stattgefunden hatte. Darin wurde der gleiche Ausschnitt aus LaRouches Internetforum vom 21. März gezeigt und ein mündlicher Bericht über das erstattet, was LaRouche in seinem Forum vom 11. April über die dringende Notwendigkeit gesagt hatte, die Verhaltens-Ökonomen um Larry Summers und Peter Orszag aus der Regierung zu entfernen und die USA wieder auf den Weg von FDR und LaRouche zu bringen.

Rachel Douglas

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