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Neue Solidarität
Nr. 45, 10. November 2010

Schiller-Institut: Rettet den Tschadsee!

Von Portia Tarumbwa-Strid

Beim „8. Weltforum für tragfähige Entwicklung“ prallten die menschenfeindliche, grüne Ideologie und die Aufbauperspektive des Schiller-Instituts aufeinander.

Am letzten Oktoberwochenende gab es einen bedeutsamen Fortschritt im seit 1984 währenden Kampf des internationalen Schiller-Instituts um einen Dialog der Kulturen und für Infrastruktur-Großprojekte. In einem der ärmsten, durch Krieg und Hunger verheerten Länder der Welt, dem Tschad, fand in der Hauptstadt N’Djamena das „8. Weltforum für tragfähige Entwicklung“ statt. Es wurde gemeinsam von der französischen Regierung - über die Öko-Denkfabrik Passages-Adapes - und von der Regierung des Tschad veranstaltet und hatte mehrere tausend Teilnehmer aus Afrika, Europa und dem Nahen Osten. Auch das Schiller-Institut war bei dieser Konferenz vertreten, und so kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen der menschenfeindlichen grünen Ideologie und der Aufbauperspektive, wie sie das Schiller-Institut vertritt.

Von Anfang an war die faschistisch-grüne Weltsicht der europäischen Pseudowissenschaftler massiv präsent und beherrschte die Debatte: Infrastruktur-Großprojekte seien angeblich zu teuer und schadeten der Artenvielfalt. Aus diesen falschen ideologischen Gründen gab es auch keine Unterstützung für das Projekt, den Tschadsee durch die Umleitung des Ubangi, eines Nebenflusses des Kongo, wieder aufzufüllen. Prof. Roland Pourtier, der Vorsitzende der Vereinigung französischer Geographen, meinte sogar, der Malthusianismus dürfe kein Tabu mehr sein!

Der See selbst liegt ungefähr 100 km nordwestlich von N’Djamena an den Grenzen von Nigeria, Niger und Kamerun und ist Lebensgrundlage für 30 Millionen Menschen, von denen 20 Millionen unmittelbar vom Hungertod bedroht sind, wenn nichts für eine gesicherte Ernährung in der Region getan wird.

Das Problem ist die Austrocknung des Tschadsees. Vor vierzig Jahren bedeckte er eine Fläche von 25.000 km2, heutzutage ist er auf weniger als 10 Prozent dieser ehemaligen Fläche geschrumpft und umfaßt nur noch 1500 km2. Die Auswirkungen des Verschwindens des Sees als Haupteinnahmequelle (Fischerei) für die Menschen war einer der Hauptdiskussionspunkte auf der Konferenz. Doch anstatt über Wasserzufuhr im großen Maßstab, wie beim Transaqua-Projekt vorgesehen, zu reden, wurde der Bevölkerungszuwachs für einen gestiegenen Druck auf die „Ökosysteme“ verantwortlich gemacht. Daraus erwuchs die Forderung, den See zu einem internationalen Protektorat zu machen, um das verbleibende Wasser zu schonen.

Ein Blick in die Straßen N’Djamenas hätte allerdings schon ausreichen sollen, um auch die hartherzigsten grünen Faschisten zu erweichen. Ökosysteme, Biodiversität und Balzverhalten von Vögeln beiseite - das Elend der Bewohner des Tschad konnte einem das Herz brechen. Fließendes Wasser oder Elektrizität fehlen völlig, und jeder Haushalt ist darauf angewiesen, sich jeden Tag aufs neue Gas- und Wasserkanister zu kaufen. Alle nur denkbaren Arten von Insekten kriechen durch die Straßen, während die Menschen versuchen, ihr mageres Auskommen dadurch zu verbessern, daß sie am Straßenrand von Fliegen übersätes Gemüse, Fisch oder billigen Schmuck verkaufen. Kinder in von älteren Mitgliedern der Familie abgelegter Kleidung treiben sich in den staubigen Straßen herum und sammeln leere Plastikflaschen. Zur Schule gehen sie nicht.

Jeder, der seine sechs Sinne auch nur in etwa beieinander hat, muß verstehen, daß hier etwas sehr Grundsätzliches nicht stimmt: Dieses wunderbare Volk, das in diesem Land lebt, das dreimal so groß ist wie Deutschland und über reiche Rohstofflagerstätten mit Erdöl, Uran, Eisenerz und Bauxit, um nur einige zu nennen, verfügt, wurde zur Armut verdammt. Es gibt einfach keinen Grund für diese Beleidigung der menschlichen Würde, wenn nicht die tieferliegenden Implikationen des umweltschützerischen Anliegens sichtbar werden - was auf der Konferenz geschah.

Konfrontation zwischen Europa und Afrika

Die Konferenz hatte zwei Teile. Am Wochenende des 30.-31. Oktober fand der wissenschaftliche Teil mit sechs verschiedenen Sitzungen statt. Am Montag, dem 1. November, veranstaltete man den politischen Teil des Forums, an dem die Staatsoberhäupter von Senegal, Nigeria, der Zentralafrikanischen Republik, Libyen und des Gastgeberlands Tschad teilnahmen. Weitere afrikanische Länder waren mit hochrangigen Delegationen vertreten.

Die meisten europäischen Wissenschaftler, vor allem aus Frankreich und Deutschland, waren davon überzeugt, daß große Kanalprojekte, wie die wegen der Erschöpfung des Grundwassers im Tschadseegebiet von der Tschadbecken-Kommission (CBLT) vorgeschlagene Umleitung von Teilen des Ubangi und Schari, der Umwelt schaden würden. Dagegen standen die afrikanischen Wissenschaftler, die sich darüber beschwerten, daß ausgerechnet jetzt die alte Debatte über den Nutzen von Wassertransfer neu aufgerollt wird, während die Hungerkrise ein sofortiges Handeln erfordert. Die einzige dauerhafte und praktikable Lösung bestehe darin, die großen, ungenutzten Wassermengen des Einzugsbereichs des Kongo zu verwenden.

Die Vizepräsidentin des Schiller-Instituts aus Deutschland, Portia Tarumbwa-Strid, war eingeladen, in der abschließenden Diskussionsrunde des wissenschaftlichen Teils einen Vortrag zu halten. Die Runde stand unter dem Motto „Die Zukunft des Sees und Chancen für tragfähige Entwicklung“. Alle anderen Redner sprachen über die globale Erwärmung, unbeirrt davon, daß diese These der vom Menschen verursachten Erwärmung durch die großen Skandale im Umfeld des Kopenhagener Weltklimagipfels im letzten Jahr als Schwindel entlarvt worden war. Endlos wurden dieselben Behauptungen über Artenschutz und „gefährliches“ Bevölkerungswachstum wiederholt. Niemand erwähnte auch nur, daß die Bevölkerungszunahme in der Region des Tschadsees nicht zuletzt auf Zuwanderung beruht, weil Menschen aus den umliegenden Ländern sich durch die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Sees einen höheren Lebensstandard erhoffen.

Tarumbwa-Strid stellte zu Beginn ihres Beitrags den globalstrategischen Rahmen der Zusammenbruchskrise des Weltfinanzsystems dar: „Afrika steht heute an einem Scheideweg der Geschichte, und es ist unmöglich, politische Entscheidungen irgendwelcher Art für Afrika zu treffen, ohne den globalstrategischen Zusammenhang zu berücksichtigen. Denn nach 39 Monaten in der internationalen Finanzkrise hat die Entscheidung von Regierungen in aller Welt, enorme Geldmengen zu drucken, um Spekulanten, die mit hochriskanten Spekulationen Geld verloren, zu retten, zu einer Situation geführt, wo die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderklafft, und es ist nicht hinnehmbar, daß es so viele Milliardäre gibt, während heute mehr als eine Milliarde Menschen auf der Welt hungert.

Drei Viertel der Menschen, die mit weniger als einer Mahlzeit am Tag überleben müssen, leben in Afrika, und hier besteht ein unmittelbarer Zusammenhang mit der Zunahme der Warenspekulation, insbesondere mit Nahrungsmitteln, durch die der Preis von Grundnahrungsmitteln auf ein Niveau gestiegen ist, das nur noch mit dem im Jahr 2008 vergleichbar ist, als in mehr als 40 Ländern, meist im Entwicklungssektor, deswegen Unruhen ausbrachen.“

Es war der einzige Vortrag, in dem die Weltfinanzkrise angesprochen wurde. Den Teilnehmern fielen fast die Augen aus dem Kopf. Aber während sich die Mienen der Europäer verhärteten, konnten die afrikanischen und arabischen Delegationen ihre Freude kaum verhehlen. Dies verstärkte sich noch, als Tarumbwa-Strid im weiteren Verlauf NAWAPA und die Eurasische Landbrücke als Grundlage für eine realwirtschaftliche Entwicklungsperspektive beschrieb, die in Afrika für die kommenden 50-100 Jahre mit dem Transaqua-Projekt verbunden ist. Sie stellte fest: „Durch die Umleitung von 100 Mrd. m³ Wasser aus den Flüssen des Kongo-Beckens und die Zuführung dieses frischen Wassers in den Tschadsee könnte Wasser, das ansonsten ungenutzt in den Atlantik abfließen würde, bis zu 6800 km² Land bewässern und eine gesicherte Nahrungsmittelversorgung für fast 100 Millionen Menschen schaffen.“

Dann zeigte sie, daß Transaqua erst durch die Entwicklung eines kontinentalen Magnetbahnnetzes und den Einsatz von Kernkraftwerken der 4. Generation in Nuplex-Städten verwirklicht werden kann.

Dies hob sich dermaßen von den anderen Beiträgen ab, daß Dutzende von Teilnehmern anschließend zu ihr kamen, um das französischsprachige Dossier „Afrika - die Zeit ist reif für Großprojekte“ sowie eine DVD mit Beiträgen über das weltweite Aufbauprogramm des Schiller-Instituts auf Englisch, Französisch und Arabisch zu erhalten.

Die italienischen Teilnehmer der Konferenz kannten das Transaqua-Projekt bereits und freuten sich sehr, daß endlich jemand diesen Vorschlag auf den Tisch gebracht hat. Es zeigte sich, daß eine Ministerin aus der Zentralafrikanischen Republik sich in ihrem Vortrag auf Transaqua konzentrieren wollte, wovon man ihr jedoch abgeraten hatte. Ein Ingenieur aus Nigeria, der schon am Vortag die Frage aufgeworfen hatte, warum denn das Transaqua-Projekt nicht auf der Tagesordnung stehe, war so froh über ihren Beitrag, daß er ein Treffen seiner Delegation mit ihr organisierte, um weiter darüber zu diskutieren.

Er erklärte, er sei einer der ersten Ingenieure gewesen, der Transaqua bei seiner eigenen Regierung angesprochen und sie gebeten hatte, an die anderen Regierungen heranzutreten, um ein Abkommen über diese Frage herbeizuführen. Er war sogar überrascht gewesen, als Präsident Mobutu Sese Seko 1987 dem Projekt zustimmte, denn es schien, als würde der Traum Wirklichkeit werden. Leider wurde Bonifica - die italienische Ingenieursfirma, von der der Transaqua-Vorschlag stammte - nach einem Regierungswechsel aufgelöst, während die übrigen Europäer ihnen erklärten, das Projekt sei zu teuer. Deshalb beschloß man, ein kleineres Projekt durchzuführen, bei dem Wasser aus dem Ubangi in den Schari umgeleitet wird.

Am dritten Tag, dem letzten der Konferenz, fand der politische Teil des Forums statt, an dem fünf Staatsoberhäupter teilnahmen: die Präsidenten Abdulaye Wade (Senegal), Goodluck Jonathan (Nigeria), Francois Bozize (Zentralafrikanische Republik), Muammar Gaddafi (Libyen) und Idriss Deby (Tschad).

Während des Vortrags von Präsident Wade fielen jedoch eine Viertelstunde lang die Lichter aus - und das, obwohl sie Solarstrom-Generatoren verwendeten! Das ganze Trara um die „grüne“ Energie wurde noch lächerlicher, als ein neunjähriges Mädchen eine Rede über die Übel der vom Menschen gemachten globalen Erwärmung rezitierte, was vom Publikum mit Sympathie und Applaus aufgenommen wurde.

Dann zeigten sich jedoch die üblen Absichten hinter der ganzen Show. In der Abschlußerklärung der Minister wurde angekündigt, daß sie das Thema der Rettung des Tschadsees bei dem bevorstehenden Gipfeltreffen in Cancun/Mexiko ansprechen würden - um finanzielle Unterstützung von der übrigen Welt dafür zu erhalten, den Tschadsee zu einem internationalen Schutzgebiet für die Artenvielfalt zu erklären!

Es gelang uns, bei der Pressekonferenz davor zu warnen und erneut die Realität auf den Tisch zu bringen. Sebastién Périmony von der französischen Präsidentschaftskampagne Jacques Cheminade 2012 fragte Deby nach dem Bankrott des Weltfinanzsystems. Es sei paradox, daß diesen Regierungen ständig das Geld für Entwicklung fehle, aber gleichzeitig anderswo bankrotte Banken Billionen von Dollars erhielten - nicht das fehlende Geld sei also das Problem, sondern das System. Périmony fragte Deby, ob er für eine große Lösung sei, wie die vom Schiller-Institut auf dem Seminar vorgestellte, um mit dem Transaqua-Projekt die Realwirtschaft zu entwickeln.

Deby sprach in seiner Antwort sehr schön über zukünftige Generationen, sagte aber nichts zur Krise. Wade antwortete auf die gleiche Frage, er habe während der Immobilienkrise in der Financial Times geschrieben, die Bankenrettungspolitik sei der falsche Weg. Aber dann fiel er zurück in die übliche grüne Mentalität und meinte, der Mensch dürfe beim Tschadsee nicht soviel in die Natur eingreifen usw.

Die Idee der Gestaltung der Biosphäre wurde aber von ernsthaften Teilnehmern, besonders den Delegationen aus der Zentralafrikanischen Republik und Kongo-Brazzaville, mit denen später separate Treffen stattfanden, sehr positiv aufgenommen. Ihnen gefiel die Idee, daß die meisten Teile Westeuropas, die heute entwickelt sind, eben nicht im natürlichen Zustand belassen wurden, sondern der Mensch vielmehr ganz bewußt eingegriffen hat, um Bäume, Bauten, Fabriken, Kraftwerke und Züge in Regionen zu bringen, sie einst öde oder sumpfig gewesen waren - wie z.B. das Ruhrgebiet.

In weiteren Gesprächen am Rande der Konferenz zeigte sich, daß die LaRouche-Bewegung, die Glass-Steagall-Mobilisierung und Cheminade bei den anwesenden Amerikanern und Franzosen gut bekannt waren. Die Deutschen waren vehement gegen Großprojekte und leugneten sogar, daß es eine Hungerkrise in Niger und Tschad gibt.

Die Tatsache, daß an der Konferenz keine Delegationen aus Rußland, China oder Indien teilnahmen, war einer der Gründe, warum die Europäer große Infrastrukturprojekte verteufeln konnten. (Und das wiederum ist einer der Gründe, warum das von LaRouche vorgeschlagene Vier-Mächte-Bündnis zwischen den USA, Rußland, China und Indien notwendig ist, um die Vision des Schiller-Instituts für einen Dialog der Kulturen durch große Infrastrukturprojekte als Mittel des weltweiten wirtschaftlichen Wiederaufbaus zu verwirklichen.)

Da eine Lösung der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise nicht von Europa ausgehen wird, wird es für uns in Europa um so wichtiger, die menschenfeindliche, grüne Ideologie zu bekämpfen, der es wichtiger ist, Würmer und Insekten zu retten, als Menschen.

Ich möchte zum Schluß noch einen jungen Mann aus N’Djamena zitieren, den wir kurz vor unserer Abreise aus dem Tschad trafen. Er sagte: „Wir brauchen jetzt eine radikale Lösung! Und ihr habt recht: Wir können uns nur mit Kernkraft befreien. Ohne Energie können wir gar nichts tun, und wir sind keine Kinder, die mit Technologie nicht umgehen können.“

Auch er wartet darauf, daß wir diesen Kampf gewinnen!

Lesen Sie hierzu bitte auch:
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