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Neue Solidarität
Nr. 8, 23. Februar 2011

„Unternehmen Oase“

Von Lyndon LaRouche

Seit den siebziger Jahren fordert Lyndon LaRouche immer wieder einen „Oasenplan“ für den Nahen Osten. Die folgenden Auszüge stammen aus einem Aufsatz, der auf deutsch im Juli 1990 in der Neuen Solidarität erschienen ist.

Eine politische Lösung im Nahen Osten muß notwendi­gerweise, wenn sie Erfolg haben soll, an wirtschaftliche Zusammenarbeit und den gemeinsamen Nutzen gekoppelt sein. Der Frieden muß sich auf die vitalen gemein­samen Interessen aller Völker im Nahen Osten gründen. (...)

Die einzige Methode, um eine Volkswirtschaft in Schwung zu bekommen und die Voraussetzungen für eine breitangelegte wirtschaftliche Zusammenarbeit zu schaf­fen, liegt darin, die heute noch beliebten Wucherpraktiken mittelalterlicher Finanz­häuser durch ein nationales Bankwesen zu ersetzen, das sich an der Forderung des güterproduzierenden Gewerbes orientiert, so wie es sich in den Vereinigten Staaten unter Alexander Hamilton und in Europa durch die Arbeit Friedrich Lists und gleich­gesinnter Denker bewährt hat.

Die Regierung kann problemlos Kredit schöpfen, wenn die Gelder in nationale Investitionen fließen, die grundsätzlich solide sind, etwa in große Infrastrukturprojekte.

Genauso wie die arabischen Länder die große Zahl Jugendlicher, die auf den Ar­beitsmarkt strömen, nicht ohne produktive Wirtschaftserweiterung ausbilden und anstellen können, so kann auch Israel ohne umfangreiche Umstellung seiner Infra­struktur den Zustrom neuer Bürger nicht verkraften - es ist wirtschaftlich einfach nicht machbar. In Israel kann das Wirtschaftsproblem nicht einfach durch den Bau neuer Wohnungen gelöst werden; das Land braucht neue Infrastruktureinrichtungen wie Verkehrswege, Energie- und Wasserversorgung usw.

Bei Israel und Jordanien fallen einem sofort Projekte wie das schon vor Jahren angeregte Entwicklungsprogramm für das Tote Meer ein, das über einen Kanal mit dem Mittelmeer verbunden werden soll. Dadurch würden industrielle und technolo­gische Anstrengungen gebündelt, und es entstünde ein Anziehungspunkt etwa für den Bergbau und metallverarbeitende Industriezweige. Im Rahmen der Bemühungen um Trinkwassergewinnung und Energieerzeugung - Kernenergie - als Grundlage eines Wirtschaftsbooms für die ganze Region würden auch ganz neue Industrien ent­stehen, deren Produkte den Menschen von Jordanien und dem Toten Meer bis herab zum Golf zugute kämen.

Die Herstellung eines in dieser Gegend so wertvollen Guts wie Trinkwasser mit Hilfe des Hochtemperaturreaktors wäre eines der naheliegendsten Vorhaben. Das könnte der Anfang einer Begrünung des Nahen Ostens in noch größerem Umfang sein, als es in Ägypten vor Jahren eingeleitet wurde. Der zunehmende Wasserman­gel in allen Ländern der Region macht ein solches Unterfangen um so dringlicher. Durch Kooperationsabkommen zur wirtschaftlichen Entwicklung könnte eine Gruppe regionaler Kräfte zusammen mit ausgewählten Partnern aus dem Norden eine ge­waltige Dynamik in Gang setzen: gemeinsame Wirtschaftsinteressen, auf die politi­sche Vereinbarungen gegründet werden könnten.

Es gibt noch einen anderen Aspekt, den der „Oasenplan“ für den Nahen Osten berücksichtigen muß, denn wenn wir keine rationalen Lösungen anbieten können, die die Wunder der Wissenschaft und des technologischen Fortschritts nutzen, kann die Folge nur der Ausbruch von Massenwahnsinn sein. Wenn die rationale Welt den Verzweifelten nicht zur Hilfe kommt, dann werden sie Trost und Stärke in der Irra­tionalität suchen.

Im Rahmen des gleichen Plans könnte endlich das schon seit mehr als 120 Jahren als Plan existierende Projekt einer Hochgeschwindigkeitsbahnlinie zwischen Dakar und Dschibuti verwirklicht werden, wodurch die Zukunftsperspektive der Sahelzone, des nördlichen Afrika und der Länder südlich der Sahara nachhaltig beeinflußt würde. Es wäre der Beginn, das Unmögliche möglich zu machen: die Ausdehnung der Wüste zu stoppen und einen Entwicklungsprozeß in Gang zu setzen. Die Einleitung großer Was­serprojekte in Afrika, etwa die vernünftige Nutzung der großen Niederschlagsmengen in Zaire für die nördlich gelegenen Länder, wäre eine der Aufgaben. Auch wenn solche Projekte die Möglichkeiten des Nahen Ostens allein übersteigen, gehören sie doch zu der Gesamtidee, unter der diese Vorhaben angegangen werden müssen.

Zusammengefaßt läßt sich sagen, daß wir solche wirtschaftlichen und politischen Lösungen als Alternative zu jenen malthusianischen und neumalthusianischen For­meln brauchen, die dem Nahen Osten von den Supermächten als sogenannte Frie­denspläne aufgedrängt werden. Alles andere bedeutet für alle Betroffenen die Hölle. Und jene Gruppierungen im Nahen Osten, die diese Alternative ablehnen und die anglo­amerikanisch-sowjetische Ordnung akzeptieren, wird das gleiche Schicksal ereilen wie jene Heerführer, deren Truppen im Morast des Dreißigjährigen Kriegs versanken.

Die Tatsache, daß das heutige Finanzsystem konkursreif ist, schafft die Möglich­keit für eine Alternative in Form eines Hamiltonischen Nationalbankwesens. Wenn wir genügend Entschlußkraft zeigen, dann werden alle Menschen guten Willens ernsthaft an dem „Oasenplan“ für den Nahen Osten mitarbeiten und diesen Plan zur Grundlage einer politischen Lösung des Nahostkonflikts machen. Langfristig ist er die einzige Alternative zu einem „Dreißigjährigen Krieg“ und einem langen finsteren Zeitalter im Nahen und Mittleren Osten.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Das erweiterte NAWAPA-Projekt: Die Möglichkeiten für Afrika
- Neue Solidarität 43/2010
DOSSIER: Großprojekte für den Wiederaufbau der Welt
- Neue Solidarität Online