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Aus der Neuen Solidarität Nr. 44/2007

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Dialog über die Projekte der Eurasischen Landbrücke

An die Vorträge von Hal Cooper, Dr. Markku Heiskanen und Dr. Nino Galloni schloß sich eine Diskussion an, aus der wir hier Auszüge bringen.

Frage: Wie lang ist eigentlich die gesamte Strecke von Italien über die Straße von Messina nach Sizilien und dann nach Tunesien?

Galloni: Von Mazara del Vallo im Westen Siziliens bis nach Capo Bona in Tunesien sind es übers Meer 138 km. Bis Messina im Osten Siziliens sind es 270 km. Die Brücke zwischen Messina und Reggio di Calabria ist weniger als drei Kilometer lang; früher, als ich noch jünger war, bin ich diese Strecke geschwommen.

Der Unterwasser-Tunnel nach Süden ist Luftlinie 138 km lang; die tatsächliche Länge ist insgesamt 150 km, denn der Tunnel kommt bei den vier künstlichen Inseln, von denen wir sprachen, jedes Mal wieder an die Oberfläche.

Frage: Was ist die größte Wassertiefe?

Galloni: Es sind fast 60 m, also nicht sehr tief.

Frage: Das ähnelt in mancher Hinsicht der Beringstraße. Man hat eine längere Verbindung, eine ähnliche Wassertiefe und einen zweigleisigen Eisenbahntunnel - ist es das, was geplant ist?

Galloni: Ja, genau.

Die Lage in Kanada

Frage: Hallo, ich bin Rob Ainsworth von der kanadischen LaRouche-Jugendbewegung. Wir waren kürzlich in Alberta unterwegs, um die Leute dort für das Beringstraßenprojekt zu gewinnen. Deshalb könnte ich noch einiges über die Lage vor Ort berichten, was die Kanadier darüber denken. Der offizielle Standpunkt der kanadischen Regierung zum Beringstraßenprojekt ist, daß es nicht existiert. Das wird sich ändern müssen, aber bei denen, die dort jetzt an der Macht sind, ist wohl auch nichts anderes zu erwarten.

In der Bevölkerung herrscht indes eine große Offenheit dafür, und wir haben festgestellt, daß die Menschen extrem begeistert sind. Zum ersten Mal ist etwas in Sicht, was das ganze Land um eine Mission vereinigen kann.

In Nordalberta wird der Bau von zwei 1100-MW-Reaktoren geplant, die Hal Cooper bereits erwähnt hat. Gleichzeitig soll zwischen Edmonton und Calgary, den beiden größten Städten der Provinz, eine Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke entstehen, die natürlich direkt an den Beringstraßentunnel und die damit verbundenen Eisenbahnen anschließen würde. Das ist also die Lage dort.

Wir erleben derzeit eine große Wende im ganzen Land hin zur Kernkraft. In Ontario werden jetzt acht neue Kernkraftwerke gebaut, und auch an der Ostküste sollen einige entstehen.

Was denken Sie über die Lage dort und darüber, wie sich das auf das übrige Kanada auswirken könnte? Im übrigen gibt es noch eine andere Option, nämlich eine Bahnstrecke direkt zur Stadt Churchill zu bauen - die man dann vielleicht in Roosevelt umbenennen sollte.

Cooper: In meiner Machbarkeitsstudie habe ich diesen Verkehrskorridor untersucht, der von The Pas an der Grenze von Manitoba in den Süden von Fort McMurray führt. Angesichts all der Entwicklung, die dort stattfindet, ist das ein bedeutender Korridor. Überdies gibt es dort Teersände, Schwerölvorkommen, die sich entlang der Grenze von Alberta und Saskatchewan bis nach Montana hinziehen.

Ich bin froh, daß die Idee der Kernkraft Fortschritte macht, denn es wird nicht genug Erdgas geben. Aber Sie haben gar nichts über die geplante Pipeline vom Delta des MacKenzie River bis hinunter nach Fort McMurray gesagt. Haben Sie dazu eine Prognose? Wird sie kommen?

Ainsworth: Das wird sich zeigen. Ich weiß es nicht.

Cooper: Mein Eindruck ist, daß die First Nations [die indianischen Ureinwohner] dort oben im Deltagebiet sehr für das Erdgas sind, während die anderen weiter südlich sagen: „Diese Pipeline wird nur über unsere Leichen gebaut.“ Sie können sich nicht einigen. Der Eindruck, den ich hatte, ist: Verlaßt euch nicht darauf, daß die Pipeline überhaupt gebaut wird - es sei denn, man führt sie über Yukon. Sehen Sie das auch so?

Ainsworth: Ja. Wir werden jedenfalls einige kulturelle Fragen behandeln müssen, wie Herr LaRouche bereits sagte, hinsichtlich dessen, was den Eingeborenen in ideologischer Hinsicht angetan wurde, und ganz allgemein mit der Umweltschutzideologie in Kanada.

Cooper: Imperial Oil führt sich jedenfalls, da werden Sie mir zustimmen, wie „imperiales Öl“ auf.

Ainsworth: Jedenfalls ist die Stimmung in der Bevölkerung sehr positiv, sie sind viel fortschrittlicher. Und das interessante an den Leuten in Alberta ist, daß sie das Gefühl haben, etwas aufzubauen.

Cooper: Ich habe keinen Zweifel daran. Wenn man einen Weg fände, mit dem Einkommen, das dort erwirtschaft wird, einige dieser Projekte zusammenzubringen, würden sie auch gebaut, denn Alberta - ich bin sicher, daß ist auch Ihre Erfahrung - ist eine einzige riesige Boomzone. Sie werden es nicht glauben, aber es wurde jetzt ein Flugdienst eingerichtet, der jeden Morgen Menschen aus Edmonton nach Fort McMurray und abends wieder zurück bringt, die dort arbeiten! Sie fliegen zur Arbeit, denn in McMurray gibt es praktisch keine Wohnungen.

Die Entwicklung des Maghreb und die Briten

Frage: Ich komme aus Deutschland und habe eine Frage an Dr. Galloni. Sie sprachen über die Verbindung zwischen Sizilien und Tunesien, und über die Verbindung zwischen Spanien und Marokko. Ich möchte Sie fragen, wie Sie das Problem des Konflikts in der Westsahara und der Polisario sehen, und wie dies die Entwicklung der Maghreb-Region beeinträchtigt?

Galloni: Ich muß an meine Familie denken, wenn ich Ihnen antworte... Mein Großvater, der wie ich Antonino hieß, ging nach Kairo, um dort bei Verwandten zu studieren. Als er Anfang des letzten Jahrhunderts durch die Straßen von Kairo ging, war er sehr wütend über die englischen Kolonialherren, die mit Panzern auf den Straßen herumfuhren und gegen das Volk kämpften. In meiner Familie herrscht also seit hundert Jahren eine antienglische Einstellung, weil mein Großvater sein Leben lang davon erzählt hat.

Bedenken Sie, wie viele Menschen unter noch Schlimmerem leiden, verwundet werden, zu Märtyrern wurden - nicht wegen guter Dinge, denn das Schlimmere kommt immer von schlechten Dingen. Aber gleichzeitig gab es Jahrhunderte der Zusammenarbeit zwischen den Mittelmeergebieten und Italien, vor allem zwischen Sizilien und Nordafrika. Die Araber sagen z.B.: „Sizilien ist das einzige islamische Land ohne Krieg.“ Das ist natürlich ein Witz, aber es gibt eine Grundlage dafür, über Zusammenarbeit und Brüderlichkeit nachzudenken. Wir haben das Ziel, uns in unserem Leben für Solidarität, Brüderlichkeit und wirtschaftliche, kulturelle und soziale Kooperation einzusetzen.

Natürlich ist beides möglich: Krieg in jeder Form - wirtschaftlicher, militärischer, physischer, atomarer oder was immer - oder Zusammenarbeit und friedliche Ziele. Das ist meine Antwort auf Ihre Frage.

Wirtschaftliche Schizophrenie

Frage: Was ist der Status der Pläne für einen Tunnel unter der Straße von Gibraltar zwischen Spanien und Marokko? Geht es irgendwie voran damit? Denn Machbarkeitsstudien sind ja durchgeführt worden.

Galloni: Der Status des Projektes ist, daß es von der spanischen Regierung bewilligt wurde, aber noch ganz am Anfang ist. Das Problem dieser Infrastrukturbauten - ich meine die Brücke von Messina, den Tunnel zwischen Sizilien und Tunesien und die Marokko-Brücke oder -Tunnel - ist die Finanzierung: Wenn nicht verstanden wird, daß diese Mittel heute aufgebracht werden können, wenn man die Einnahmen aus ihrem Betrieb einkalkuliert, dann ist es unmöglich, diese Gelder aufzutreiben.

Die Wirtschaft ist völlig schizophren: Auf der einen Seite gibt es die Derivate und eine riesige Finanzspekulation - im Wert 60mal größer als die Produktion der Welt. Auf der anderen Seite ist kein Geld verfügbar, wenn es um vernünftige Investitionen geht oder darum, den Menschen Brot zu kaufen. Das ist die Schizophrenie unserer Wirtschaft.

Frage: Sie sprachen vor allem über die Hauptbahnstrecken. Wie lassen sich diese großen Verkehrskonzepte auf lokaler Ebene und in den Regionen umsetzen? Wie wird das organisiert? Denn man muß ja von den Hauptverkehrsadern, den Entwicklungskorridoren, auch die lokale Ebene bis zu den Dörfern erreichen.

Heiskanen: Das ist Alltagsgeschäft. Im Fall von Finnland sagte ich Ihnen, daß der westliche Hauptteil des Transsibirischen Korridors bis Finnland führt, und dort sind sehr große Auslieferungszentren und eine Reihe von Unternehmen entstanden.

Das sind natürlich finnische Unternehmen, aber es gibt auch koreanische und chinesische Unternehmen, die sich um die Fracht kümmern. Deshalb dauert es meistens nur ein paar Stunden, wenn ein Container - etwa von Samsung, einem der Großkunden - mit Fernsehern, Computern usw. in einer Stadt namens Kuovola eintrifft, bis sie auf LKWs umgeladen sind, und diese LKWs bringen die Güter dann nach Rußland und natürlich auch an ihre Zielorte in Finnland. Das funktioniert, es funktioniert sehr gut.

Das Bahnfrachtvolumen ist zwar etwas zurückgegangen, aber hier gelten die Gesetze der Logistik: Wenn die Tarife der Schiffahrtslinien geringer sind, erreichen die gleichen Produkte aus Südkorea und China den russischen Markt über die finnischen Häfen.

Elke Fimmen, Moderatorin: Wir haben heute eine Menge wichtiger Konzepte gehört, die realisiert werden müssen. Offensichtlich konnten wir nicht alle Projekte vorstellen, die wichtig sind und bereits diskutiert werden. Ich möchte in diesen Zusammenhang nur die Kampagne des Schiller-Instituts in Dänemark für den Bau einer Magnetbahn über den Kattegat erwähnen, die dort wirklich eine gewaltige politische Diskussion ausgelöst hat.

Aber ich denke, heute ist auch deutlich geworden, daß ein politischer Kampf notwendig ist, um in der Zeit, wo das Finanzsystem zusammenbricht, eine neue Zukunft der physischen Wirtschaft aufzubauen, in deren Mittelpunkt nicht nur die Steigerung der Produktivität, sondern auch die Idee des Menschenbildes steht, das eigentlich die wichtigste Ressource der Wirtschaft ist.

Technologischer Fortschritt und die Idee einer kulturellen Renaissance müssen Hand in Hand gehen, wie dies auf unserer Konferenz deutlich wurde.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Die strategische Bedeutung der Verbindung durch Eisenbahnkorridore
- Neue Solidarität Nr. 44/2007
Skandinavien und die Eurasische Landbrücke
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