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Aus der Neuen Solidarität Nr. 39/2004

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LaRouche über Brzezinskis "islamische Terroristen" im Kaukasus

Im August 1999 zettelten nach Dagestan einsickernde "islamistische" Extremisten dort, im russischen Teil des Kaukasus, einen Aufstand an, der offenbar das Ziel hatte, die Auflösung der Russischen Föderation einzuleiten, statt dessen jedoch den zweiten Tschetschenienkrieg auslöste. Die Akteure waren keine organisch gewachsenen Freiheitskämpfer, sondern terroristisch-paramilitärische Kräfte, die in den 70er Jahren von besessenen westlichen Geopolitikern wie Zbigniew Brzezinski aufgebaut und nach dem Abzug der Sowjets aus Afghanistan in eine global operierende Terrorstreitmacht verwandelt wurden.

Am 10. September 1999 gab Lyndon LaRouche der Moskauer Zeitschrift Russian Analytical Review (RAR) dazu ein Interview. Deutsche Auszüge erschienen unter dem Titel "Die strategischen Implikationen des Dagestankrieges" in Neue Solidarität Nr. 42/1999.

RAR: Was geschieht in Dagestan?

LaRouche: Die Operation in Dagestan gegen Rußland heute orientiert sich am "Großen Spiel" der britischen Monarchie im Transkaukasus und Zentralasien im 19. Jh. Es werden viele Methoden und Operationsschauplätze benutzt, die das Britische Empire schon seit den Tagen Benthams und Palmerstons bis in die Frühzeit der Sowjetunion wiederholt gegen Rußland benutzt hat. Der wesentliche Unterschied zwischen damals und heute liegt in der Bedeutung von Erdöl, Erdgas und anderen Rohstoffen der Region.

RAR: Was sind die Gründe für diesen Konflikt?

LaRouche: Es geht zurück auf die Entscheidung von Thatcher und Bush in den Jahren 1989-1991, die Sowjetunion zu zerstören und Rußland bis zur völligen Hilflosigkeit auszuplündern und aufzulösen. Gelenkt wird dies von der britischen Monarchie, doch auch andere Nationen und Kreise sind beteiligt, darunter Kreise um die Präsidentschaftskandidaten George W. Bush jr. und Al Gore in Amerika. Daß die Operationen gerade jetzt in diese Phase gehen, ist ein Ausdruck des weit fortgeschrittenen Prozesses der Desintegration des Weltfinanzsystems.

RAR: Was hat es möglich gemacht, daß die tschetschenischen Kämpfer nach Dagestan eindringen konnten?

LaRouche: Schon seit dem Krieg in Nagornyj-Karabach lief die Entwicklung darauf zu. Die Absichten der von London gesteuerten anglo-amerikanischen Kreise waren seit 1992-93 klar absehbar. Nur gewisse Vorbereitungen und das Abwarten eines günstigen Moments verzögerten den Angriff, bis mit dem Ende des jüngsten NATO-Krieges gegen Jugoslawien die Voraussetzungen erfüllt waren...

RAR: Welchen Einfluß hat der Islam in Dagestan und im Kaukasus heute? Halten Sie den "islamischen Fundamentalismus" für real? Gibt es einen Unterschied zwischen der islamischen Zivilisation und dem "islamischen Fundamentalismus"?

LaRouche: Der "islamische Fundamentalismus", wie ihn Zbigniew Brzezinski und sein Untergebener Samuel Huntington definieren, war eine Erfindung des britischen Außenministeriums unter Jeremy Bentham und Palmerston im 19. Jh. für die Operationen gegen Rußland. Daß Amerikaner wie Henry Kissinger, Brzezinski und Huntington diese Politik übernahmen, geht auf den Einfluß des Arabien-Büros des britischen Außenministeriums unter Sir John Bagott Glubb Pasha und Bernard Lewis in der Nachkriegszeit zurück. Brzezinskis und Huntingtons Aktivitäten begannen mit dem Treffen von David Rockefellers Trilateraler Kommission 1975 in Tokio und mit Huntingtons Aufsatz über die "Krise der Demokratie" - der Quelle für die Gründung der Stiftung "National Endowment for Democracy", für Huntingtons Buch Kampf der Kulturen von 1993 und für Brzezinskis Buch Die einzige Weltmacht.

Brzezinski und Huntington sind heuchlerische Rassisten. Sie unterstützen den "islamischen Fundamentalismus" nicht, sondern benutzen ihn als strategisches Kanonenfutter...

RAR: Welches Drehbuch wollen die tschetschenischen Rebellen der russischen Seite aufzwingen?

LaRouche: Das britische Außenministerium wird, wie üblich, zwei oder mehr Optionen für ihre strategische Operation gegen Rußland im Transkaukasus und Zentralasien haben. Seine bevorzugte Option ist die Aufsplitterung Rußlands in ein Konglomerat von Kleinstaaten. Falls Rußland aber diese Option verhindern kann, setzt das Foreign Office auf ein Rußland mit einem "autoritären" Herrscher, der freundliche Beziehungen zu London pflegt, aber gegen die USA und China ist...

Ansonsten sind die tschetschenischen Kämpfer in Dagestan schlicht britische Marionetten und nur eines von vielen Instrumenten, die in der Region Transkaukasus-Zentralasien eingesetzt werden.

RAR: Ihre Prognose für die weitere Entwicklung?

LaRouche: Das Entscheidende in der gegenwärtigen globalstrategischen Lage ist der Prozeß der Desintegration des Finanzsystems. Als diese Tatsache den relevanten anglo-amerikanischen und anderen Kreisen 1998 (im Gefolge der "Asienkrise" von 1997) bewußt wurde, gab es in der allgemeinen Strategie Londons und anderer einen tiefgreifenden Wechsel.

Vor allem wollen sie China, Rußland und Indien daran hindern, einen Block kooperierender asiatischer Nationen zu bilden, dem sich andere Länder anschließen würden. Ein solcher Block ließe Asien den Schock eines allgemeinen weltweiten Finanzzusammenbruchs besser verkraften, und er wäre mächtig genug, mitzuentscheiden, welche Finanz-, Währungs- und Wirtschaftsordnung aus den Ruinen des ausgelöschten IWF-Systems hervorgehen soll.

RAR: Wie sollte die Politik der russischen Regierung im Kaukasus heute aussehen, damit kein zweites Kosovo entsteht?

LaRouche: Die Antwort liegt in einer Kombination aus militärischen und ökonomischen Maßnahmen. Ob Rußland mit Unterstützung der betroffenen Bevölkerung in der Region Frieden schaffen kann, hängt davon ab, ob es überzeugende Beweise dafür liefert, daß es gewillt und fähig ist, die Lebensbedingungen in diesen Staaten deutlich zu verbessern.

Gerade das, was die verrückte NATO nach dem Ende ihrer Bombardements auf dem Balkan versäumt hat, nämlich eine allgemeine Entwicklung in Gang zu setzen, muß zum Kern einer strategischen Sicherheitspolitik für den Transkaukasus werden. Notwendige militärische Sicherheitsmaßnahmen sind dann durchführbar, wenn Rußland sein derzeit brachliegendes ökonomisches Potential für Wachstumsprogramme auch im Transkaukasus mobilisieren kann...

Rußland verfügt immer noch über ein enormes Wirtschaftspotential. Wenn die russische Führung den Standpunkt übernähme, daß sie Opfer eines anhaltenden Krieges ist, mit dem man ihre Nation so oder so zerstören will, könnte man den Willen aufbringen, die bestehenden Ressourcen des Landes für ein allgemeines Aufbauprogramm zu mobilisieren. Da diese Bedrohung sich nicht nur gegen Rußland und die Staaten der ehemaligen Sowjetunion richtet, sondern auch gegen viele andere Länder Eurasiens einschließlich China und Indien, ist das Potential für ein Wiederaufbauprogramm selbst aus relativ armen Ländern enorm...

 

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