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Aus der Neuen Solidarität Nr. 7/2005

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Ein zweiter Westfälischer Friede für die kommende eurasische Welt

Von Lyndon LaRouche
- 6. Teil -

Im vorangegangenen Teil befaßte sich LaRouche mit der Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika als Vorhaben, eine in jeder Hinsicht, vor allem aber wirtschaftlich souveräne Verfassungsrepublik zu schaffen, die in Europa selbst bisher nicht zustande kam.


Der Begriff der "Kraft"
Wernadskij: drei Absichten

Die physische Wirtschaft als solche

Der Begriff der "Kraft"

Der Begriff einer Kraft im Sinne der Methode der Pythagoräer und Platons ist nicht zu trennen von der Auffassung des Unterschieds zwischen einem Menschen und einem Menschenaffen. Diese Unterschiede und ihre unmittelbare Bedeutung lassen sich wie folgt zusammenfassen.

Der Begriff einer Kraft, in dem Sinne, wie ihn z.B. die Pythagoräer als Nebenprodukt ihrer astronomischen Praxis (der Sphärik) verwenden, bezeichnet eine Besonderheit im Verhaltenspotential des entwicklungsfähigen Menschen, das ihn von den Menschenaffen abhebt. Kraft ist hier in Kürze folgendermaßen definiert:

Unsere Sinneswahrnehmungen sind keine unmittelbaren Abbilder der Wirklichkeit, die wir erfahren. Unsere Sinnesorgane sind Teil unseres biologischen Apparats, der unserem lebenden, erkenntnisfähigen System seine Reaktionen auf Stimulationen durch die äußere Welt übermittelt. Es ist zunächst diese Reaktion der Sinnesorgane, die uns anregt, nicht die wirkliche Welt. Was der sozial entwickelte Geist des einzelnen Menschen als Sinneswahrnehmungen erhält, ist also bestenfalls seine geistige Deutung der Wirkung einer Begegnung unserer biologischen Sinnesorgane mit der Welt um uns. Wir bekommen also keine Antwort, sondern eine Frage, die wir beantworten müssen. Mit anderen Worten: Unsere sinnlichen Wahrnehmungen der Welt außerhalb unserer Haut und von Schmerz und Lust in uns sind Schatten, die die Wirklichkeit auf unseren sterblichen, biologischen Sinnesapparat wirft.

Platon in seinem berühmten "Höhlengleichnis" im Staat und der Apostel Paulus in 1. Korinther 13 haben es so veranschaulicht: Was wir zu sehen glauben, ist vergleichbar mit den Schatten, die der Schein eines Feuers auf die unregelmäßige Oberfläche der Wände im Inneren einer Höhle wirft.

Um die wirkliche Welt um uns herum zu erkennen, müssen wir einen weiteren Schritt tun, denn sonst verwechseln wir die Sinneswahrnehmungen mit dem, was sie ausgelöst hat, den Fußabdruck mit dem Fuß. Mit Hilfe der gleichen Methoden, die man in der Experimentalphysik verwendet, um die Wahrheit herauszufinden, müssen wir herausfinden, welche Dinge diese Schatten werfen.

Diese Suche nach der verborgenen wahren Bedeutung hinter diesen Schatten der Sinneswahrnehmung führt den Menschen zu Entdeckungen zweierlei grundverschiedener Art.

Zunächst stößt man auf die folgende Art von Problem: Sobald wir geboren sind, müssen wir etwas aus dem Strom von Sinneswahrnehmungen machen, der scheinbar aus der Welt auf den Säugling einströmt. Nach und nach stimmt das Kind in seinem Geist diesen Strom von Wahrnehmungen aufeinander ab und bildet sich so daraus eine Welt sinnlich wahrgenommener Dinge. Der Geist "sieht" dann diese Objekte in Form dessen, was bei diesem komplexen Vorgang der "Verdauung" des Stroms der Sinneswahrnehmungen herauskommt. In dieser Form sind das tatsächlich geistige Gegenstände - Objekte, die der Geist erzeugt, wenn der Mensch versucht, mit der Sinneswelt um sich herum fertigzuwerden.

So sieht z.B. der gesunde Geist eines Säuglings seine Eltern nicht bloß als eine Art mathematisches Abbild auf einem digitalen Computerbildschirm. Er nutzt die gesammelten Erfahrungen der Arbeit aller seiner Sinne, um Dinge auszumachen, die er mit dem in Verbindung bringt, was er schließlich als funktionelle Beziehung zu "Mutter", "Vater" usw. bezeichnet. Bei einem gesunden, funktionierenden Geist kommt das Endergebnis nicht einfach aus jeder einzelnen Art wiederholter Erfahrung. Es wirkt immer das gesamte Universum der Erfahrungen des kindlichen Geistes. Bei einem geistig gesunden Kind ist das Bild von Vater oder Mutter, wie es in jeder beliebigen Situation erscheint, nicht zu trennen von der Idee (Vorstellung) der Eltern; diese Idee der Beziehung zu den Eltern ist nicht bloß durch Sinneseindrücke definiert, sondern durch die Werte, die das Kind mit dem Gefühl der Beziehung zu ihnen verbindet. Das Gefühl der Beziehung ist primär, und das Subjekt und die damit verbundenen Erfahrungen sind Prädikate. Man gelangt nicht nur zur Idee der Mutter, man verbindet dies auch mit einem Namen, den Menschen benutzen, um mit dieser Mutter oder über sie zu sprechen.

Aber diese Sache mit der Wahrnehmung der funktionellen Beziehungen zwischen Dingen, die man sich aus den einströmenden Sinneswahrnehmungen erzeugt, hat beim Menschen - anders als z.B. bei den Menschenaffen - noch eine andere Seite. Der menschliche Geist ist auch in der Lage, eine weitere Klasse von Objekten zu entdecken, zu der das gehört, was wir "universelle Naturprinzipien" nennen.

Für diesen Bericht über die Herausforderungen der eurasischen Kultur müssen wir nur diesen Teil der Geistesdinge berücksichtigen, die "universellen Naturprinzipien". Das sind Dinge, die nicht als Sinnesobjekte auftauchen, sondern als geistige Gegenstände, welche die Wissenschaft in die Klasse der universellen Naturprinzipien einordnet, die mit der Methode des entscheidenden Experiments definiert sind.29 Beispielhaft sind die experimentellen Methoden, mit denen Johannes Kepler seine Entdeckung des Prinzips der universellen Gravitation bewies (siehe auch die Animationen auf www.larouchepac.com). Dazu gehören auch die Dinge, die Empiriker in der Mathematik zu unrecht "imaginär" nennen, die im Rahmen eines stetigen Prozesses der konstruktiven Geometrie auftreten - etwa der Konstruktion, mit der Platons Freund Archytas das Problem der Verdoppelung eines Würfels löste.

Die Vorgänge, die zur Entdeckung universeller Naturprinzipien führen, sind von einer qualitativ (d.h. absolut) höheren Gattung als die Vorgänge der Wahrnehmung und Begriffsbildung bei den Tieren. Sie gehören zu einer Klasse, die Wernadskij mit der Unterscheidung zwischen der Noosphäre und der Biosphäre verbindet. Um dies für unsere Zwecke an dieser Stelle zu erklären, ist ein kurzer geschichtlicher Überblick über die folgenden Wegmarken des wissenschaftlichen Fortschritts vom Altertum bis in die neuere Zeit notwendig.

Schon die Wissenschaft des alten Griechenland kannte die Klasse von Prinzipien, die uns heute als universelle Naturprinzipien experimenteller Methoden bekannt sind - durch Männer wie Thales, die Pythagoräer, Platon und Aristarch von Samos, der mehr als ein Jahrhundert nach Platons Tod bewies, daß die Erde um die Sonne kreist, sowie Eratosthenes, der schon im 3. Jh. v.Chr. den Umfang der Erde maß, indem er die Schatten des Sonnenlichts an zwei verschiedenen Orten auf einer Nord-Süd-Achse in Ägypten miteinander verglich. Eratosthenes, der übrigens auch mit der astronomischen Methode der "tiefen Brunnen" die Entfernung zwischen Alexandria und Rom maß, war ein führendes Mitglied der Platonischen Akademie, obwohl er den größten Teil seines Erwachsenenlebens als einer der angesehensten Männer seiner Zeit in Ägypten wirkte. Er war auch Briefpartner des berühmten Archimedes von Syrakus.

Eine weitere Figur des alten Griechenland, der Pythagoräer Archytas von Tarent, ein Freund und Mitarbeiter Platons, ist in der Wissenschaft u.a. dadurch bekannt, daß er - wie oben erwähnt - eine Methode fand, einen Würfel mit keinen anderen Mitteln als rein geometrischer Konstruktion genau zu verdoppeln. Dieser Fall, Archytas' Verdoppelung des Würfels, ist außerordentlich wichtig für die Definition der Experimentalwissenschaft, wie sie die alten Griechen auf der Grundlage von Entdeckungen, die bis in die Zeit vor dem Bau der Großen Pyramide von Giseh in Ägypten vor etwa 5000 Jahren zurückreichen, entwickelt hatten.

In der ersten Hälfte des 16. Jh. befaßten sich im neuzeitlichen Europa der italienische Mathematiker Cardanus und andere wieder mit Archytas' Verdoppelung des Würfels und anderen bemerkenswerten Bemühungen von Wissenschaftlern des Altertums. Als sie versuchten, für die geometrische Konstruktion algebraische Werte anzugeben, stießen die Mathematiker auf das, was Leibniz' Feinde im 18. Jh. als "unmögliche" oder "imaginäre" (eingebildete) Zahlen bezeichneten. Der Fehler der führenden europäischen Mathematiker des 18. Jh., allen voran d'Alembert, Euler und Lagrange, in der Frage dieser "imaginären" Zahlen war der Anlaß für Gauß' revolutionäre Widerlegung der empiristischen Methoden von d'Alembert, Euler und Lagrange (stillschweigend eingeschlossen auch der späteren Methoden von Cauchy u.a.) in seiner Dissertationsschrift aus dem Jahr 1799, in der Gauß seine erste Definition des Fundamentalsatzes der Algebra darlegt.

Auf diese Verbindung zwischen Altertum und Neuzeit hinzuweisen, ist deswegen wichtig, weil Gauß' vernichtender Angriff auf die methodischen Fehler von Euler & Co. dazu führte, daß Leibniz' Prinzip des Infinitesimalkalkulus, das auch als das Leibnizsche Prinzip der universellen kleinsten Wirkung bekannt ist, neu bestätigt wurde. Die Erforschung von Problemen dieser Art, wie sie Gauß und andere hausragende Männer wie Abel, Dirichlet und Riemann beschrieben, löste das wichtigste der grundsätzlichen Probleme der modernen Naturwissenschaft und damit auch der modernen Wirtschaftswissenschaft. Gegenstand dieser Reihe aufsteigender Entwicklungen war die notwendige wissenschaftliche Bedeutung des Begriffs "komplexer Bereich".

Aus Gründen der oben allgemein angedeuteten Beschränkungen der einfachen Sinneswahrnehmung gehören die Dinge, die mit Recht als einzigartige, durch Experimente definierte universelle Naturprinzipien eingestuft werden - wie Keplers Entdeckung der universellen Gravitation, Leibniz' Entdeckung der tieferen physikalischen Bedeutung der Kettenlinie und die damit zusammenhängende Frage des natürlichen Logarithmus - zu einer Klasse physikalisch wirksamer, universeller Naturprinzipien, deren Vorhandensein sich nicht unmittelbar mit den Sinnen erfassen läßt. Wir stoßen also in der Experimentalphysik universellen Naturprinzipien, die sich im Experiment nicht wegleugnen lassen, die man aber nicht sinnlich mathematisch darstellen kann. Das ist die physikalische Bedeutung - im Gegensatz zu jedem versuchten kartesischen Herangehen - des mathematischen komplexen Bereichs aller experimentell vorhandenen Funktionen.

Den Gipfel dieser Überlegungen der größten antireduktionistischen Wissenschaftler Europas im 17.-19. Jh. bildete etwas, was man am besten als eine Riemannsche, antieuklidische - nicht bloß nichteuklidische - physikalische Geometrie betrachtet. Dies ist die mathematische Physik, die man benötigt, um die Zielsetzungen von Wernadskijs Behandlung der Biosphäre und der Noosphäre zu verwirklichen. Wernadskijs Neuformulierung des Problems, das er Noosphäre nennt, ist der angemessene Standpunkt, um meine Entdeckungen und verwandte Arbeiten im Bereich der Leibnizschen Wissenschaft der angewandten physischen Wirtschaft darzulegen.

Wenn man über die hier gerade zusammengefaßte geschichtliche Entwicklung der Wissenschaft nachdenkt, gelangt man unmittelbar zum richtigen Verständnis der Bedeutung der Kräfte in der ägyptischen sowie voraristotelischen, klassischen griechischen Physik. Diese Bedeutung von "Kraft" unterscheidet Johannes Keplers Entdeckung der universellen Gravitation von der "Stoß-mich-zieh-mich"-Lehre von Empirikern wie Galileo und der kartesischen Strömung allgemein. Kepler zeigte zum Verhältnis zwischen der Umlaufbahnen von Erde und Mars, daß man die Ursache der Bewegungen des Planeten nicht durch eine stetige algebraische Funktion definieren konnte, weil die Bewegung entlang der elliptischen Bahn von drei verschiedenen Faktoren vorgegeben ist: die stets ungleichmäßige Bewegung des Planeten auf seiner vorgegebenen Bahn; die Singularität, die darin zum Ausdruck kommt, daß ein Beobachter auf der Erde eine scheinbare Rückwärtsschleife des Mars sieht; und die Tatsache, daß die Umlaufgeschwindigkeit stets dem Prinzip "gleiche Flächen, gleiche Zeiten" entspricht - daß die Fläche, welche die Verbindungslinie zwischen dem Planeten und der in einem der beiden Brennpunkte der Bahnellipse stehenden Sonne innerhalb einer gegebenen Zeitspanne überstreicht, immer gleich groß ist. Keplers weiter ausgearbeitete Behandlung des Prinzips der Gravitation im Sonnensystem wurde später noch schlagender bewiesen, als Gauß für den Asteroiden Ceres nachwies, daß der Asteroidengürtel auf einer von Kepler berechneten Umlaufbahn liegt - der Überrest eines zerplatzten Planeten, der einst zwischen den Umlaufbahnen von Mars und Jupiter gelegen hatte.

Dies bringt uns zu einem entscheidenden Punkt der Astronomie und anderer Zweige der Naturwissenschaft, der ein entscheidendes Prinzip jeder kompetenten physischen Wirtschaftswissenschaft darstellt: Für Kepler war die universelle Gravitation, wie sie in der Umlaufbahn eines Planeten zum Ausdruck kommt, keine mathematische Formel in reduktionistischer Kinematik, sondern eine Absicht des Schöpfers. Kepler greift damit, wie Leibniz nach ihm, das Vorbild der alten ägyptischen Astronomie, die vor dem Bau der großen Pyramide in Giseh begann, wieder auf - und zwar auf eine erstaunlich einsichtsvolle Art.

In der europäischen Wissenschaft der Neuzeit konnte man die volle Bedeutung dieses Punktes nicht ganz erfassen, bis 1854 die Habilitationsschrift erschien, die der Welt die wesentlichen Grundlagen einer antieuklidischen Geometrie lieferte: Über die Hypothesen, welche der Geometrie zugrundeliegen.30 Mit einem Schlag fegte Riemann die formalen Definitionen, Axiome und Sätze aller formalen Euklidischen und nichteuklidischen Geometrien weg. Ohne das hätte die moderne Lehrbuchmathematik den Schülern und Studenten kein kompetentes Verständnis davon vermitteln können, warum der Begriff des "universellen Naturprinzips" nichts mit den mathematischen Formeln der Reduktionisten zu tun hat, sondern im Sinne der Kräfte bei den Pythagoräern oder der Absicht bei Kepler aufzufassen ist.

Ein universelles Naturprinzip im Sinne von Keplers Vorstellung der "Absicht" ist eine Art von Gedanke oder Idee, die alle Begriffe apriorischer Definitionen, Axiome und Sätze aus der Praxis der Naturwissenschaften verbannt. Erst wenn wir alle solchen Annahmen der Reduktionisten verbieten, wie Riemann dies tut - als Fortsetzung der Stoßrichtung des Werkes von Männern wie Nikolaus von Kues, Leonardo, Kepler, Leibniz sowie ganz unmittelbar, in den ersten beiden Abschnitten seiner Habilitationsschrift, Gauß' Erklärung der allgemeinen Prinzipien der Krümmung - , erst dann ist es überhaupt möglich, die klassische, ägyptisch-pythagoräisch-platonische Vorstellung der Kräfte zu einem angemessenen Ausdruck in der modernen Wissenschaft im allgemeinen und einer physischen Wirtschaftswissenschaft im besonderen zu bringen.31

Wernadskij: drei Absichten

Ein universeller wissenschaftlicher Geist, der russisch-ukrainische Wissenschaftler W.I. Wernadskij - ein Schüler des großen Mendelejew, der neben zahlreichen anderen Leistungen auch Vater der russischen Kernspaltungstechnik ist - , führte die Wissenschaft Rußlands (und der Ukraine) mit seiner experimentell strengen Entdeckung des gemeinsamen Prinzips der Biosphäre und Noosphäre, wie er sie nannte, zu den Grundprinzipien der klassischen, voraristotelischen Wissenschaft des Thales, der Pythagoräer und Platons zurück.32

Wernadskij wurde wie sein zeitweiliger Professor Mendelejew als physikalischer Chemiker in der russischen Tradition ausgebildet, die über Peter den Großen auf die Freiberger Akademie in Sachsen zurückgeht, und die Arbeiten der Kreise um Louis Pasteur aus Frankreich machten ihn auf die Biosphäre aufmerksam. Anders als Ludwig Boltzmanns Schüler Erwin Schrödinger, der völlig danebenlag, als er versuchte, "Leben" als Vorgang aperiodischer Kristallisation zu erklären,33 definierte Wernadskij das Universum nach der Methode Bernhard Riemanns als einen Bereich, der durch drei unterschiedliche, aber vielfach ineinander wirkende Prinzipien erzeugt wird: nämlich das abiotische, das lebende und das noetische (das schöpferische Prinzip, das den menschlichen Geist von allen anderen Lebensformen unterscheidet).

Mit anderen Worten, Wernadskij definierte mit seiner Methode der entscheidenden Laborexperimente das Universum als Zusammenwirken dreier allgemeiner Formen von universellen Naturprinzipien, von denen zwei übergeordnet sind: das Prinzip des Lebens und über ihm das Prinzip der schöpferischen Vernunft des Menschen (und Gottes); somit ist der Mensch im Unterschied zu den Tieren als Ebenbild Gottes definiert. Für Wernadskij u.a. sind diese drei Prinzipien, so nach den strengsten Maßstäben der Experimentalphysik geordnet, demnach vielfach ineinander wirkende, universelle Naturprinzipien: ein ausdrücklich Riemannsches Universum.

Als wollte er verhindern, daß naive Menschen sich Hals über Kopf in einen verrückten Mystizismus stürzen, präsentiert Wernadskij diese Sicht des fortschreitenden Entwicklungsprozesses der Organisation des physischen Universums auf dem sprichwörtlichen "festen Boden" der Belege des Vorgangs der Entstehung, Ansammlung und Funktionsweise der Fossilien.34

Die Lebensgeschichte unseres Planeten schreibt sich vor allem in der sich wandelnden Zusammensetzung des Wachstums dreier Klassen von Fossilien: erstens Material, das durch "anorganische" Vorgänge entstanden ist, seit das ursprüngliche Material der Erde vom ausgestrahlten Plasma der jungen Sonne ausgestoßen wurde und sich das an der Erdumlaufbahn "fraktional destillierte" Material zu Erde und Mond verdichtete (wie es Gauß zufolge in einem Keplerschen Sonnensystem geschehen sein muß). Zweitens Material, welches sich als Fossilien des Lebens angesammelt hat, eingeschlossen die Ozeane und die Atmosphäre. Drittens Material, das sich infolge des Wirkens des menschlichen Geistes (im Gegensatz zu Fossilien irgendwelcher lebenden Prozesse) angesammelt hat.

Wenn heute selbst viele gut ausgebildete Wissenschaftler gewöhnlich nicht fähig sind, die offensichtlichen Absichten der größten Wissenschaftler der bekannten Geschichte zu verstehen - ich erlebte diese hinderliche geistige Schwäche sogar bei einigen begabten Wissenschaftlern, die in den 70er und 80er Jahren mit meiner wohlbekannten Fusion Energy Foundation zusammenarbeiteten - , dann läßt sich das darauf zurückführen, daß sie die mangelhaften, aber weithin gelehrten Annahmen der empiristischen und positivistischen Lehre von Euler, Lagrange, Cauchy & Co., ohne die man auch heute noch keinen Doktortitel oder andere Hochschulabschlüsse bekommt, oft geradezu hysterisch verteidigen. Die Natur dieser Schwäche wurde deutlich, wenn man verglich, wie herausragend einige dieser Wissenschaftler im Experiment waren, und wie sie manchmal auf geradezu erbärmliche Weise versuchten, ihre experimentellen Erfolge mathematisch an der Tafel zu erklären.

Allerdings war ein solches Verhalten von Wissenschaftlern, die sich mit diesen anerzogenen formalistischen Gewohnheiten selbst behinderten, offensichtlich eine viel ehrenvollere Dummheit als das völlig verrückte Geschwätz der typischen angesehenen Ökonomen und anderer von heute - insbesondere der gegenwärtigen Generation von Volkswirtschaftlern, die in den letzten gut 40 Jahren die Wirtschaftspolitik der Vereinigten Staaten bestimmt hat. Diese Leute, wie z.B. die sprechpuppenartigen Anhänger Robert Mundells, sind offensichtlich noch verrückter, noch gründlicher und gefährlicher verdummt als selbst die geistig sterilsten sowjetischen Volkswirtschaftler der Plechanow-Kautsky-Bucharinschen Schule der "objektiven Geschichtstheorie".

Um den entscheidenden Punkt meines Gedankenganges endgültig zu beweisen, denke man an Heraklit. Könnte Heraklit das gesagt haben? Wenn ja, was könnte er damit gemeint haben? Ist unsere Antwort auf diese Fragen bloße Annahme, oder gibt es eine Methode, mit der wir zeigen können, daß diese Aussage, wie Platon sie verstand, in der einmaligen Art und Weise gültig ist, wie wir das sonst einer experimentell beweisbaren Entdeckung eines universellen Naturprinzips zubilligen? (Mein entsprechendes Motto lautet: Stelle niemals eine mutige Behauptung zu einem umstrittenen Punkt in einer Prinzipienfrage auf, wenn du nicht bereit bist, die Einwände der "üblichen Verdächtigen" unter deinen Möchtegernkritikern zunichte zu machen.)

Was die Antwort auf die Frage zu Heraklit betrifft, haben wir zwei wesentliche Ausgangspunkte für einen Beweis, daß Heraklit dies tatsächlich gesagt hat: daß der ihm zugeschriebene Ausspruch auf jeden Fall mit Platons Bloßstellung der eleatischen Schule von Parmenides & Co. übereinstimmt und daß Platons Verteidigung der Heraklit zugeschriebenen aphoristischen Aussage mit den Argumenten und den experimentellen Erfolgen der Pythagoräischen Schule genau übereinstimmt.

Bemerkenswert ist auch als weiterer Bezugspunkt, daß Platons Sicht der Bedeutung von Heraklits Aussage mit Philos späterem Angriff auf die epistemologisch untaugliche Theologie des Aristoteles übereinstimmt.35 Der Punkt ist in allen diesen Fällen, daß die Schöpfung des Universums keine abgeschlossene Wirkung ist, wie es bei der betrügerischen aristotelischen Methode des Claudius Ptolemäus unterstellt wird, sondern ein fortdauernder Vorgang. Ein universelles Naturprinzip ist keine mathematische Projektion der Erzeugung einer mathematisch vorausberechneten, abgeschlossenen Wirkung innerhalb eines aprioristischen, aristotelisch-euklidischen Bereichs; es ist vielmehr eine ständig universell wirkende, fortgesetzte Kraft der Veränderung, wie Keplers Entdeckung der universellen Gravitation zeigt.

Von diesem Standpunkt aus muß man die Annahmen, die dem Amerikanischen System der Politischen Ökonomie zugrundeliegen, verstehen und, nunmehr im Weltmaßstab, umsetzen.

Die physische Wirtschaft als solche

Ein wirklich wissenschaftliches Verständnis von Wirtschaft beruht darauf, zuerst und vor allem die physische Wirtschaft zu betrachten, ohne Geld oder dessen Ableitungen als funktionellen Faktor zu berücksichtigen. Gegen den ganzen heute üblichen Unsinn, der an den Hochschulen und in den Lehrbüchern als Volkswirtschaft gelehrt wird, muß man das besonders betonen. Im Gegensatz zu dem albernen Geschwätz in Die Theorie der Spiele und das wirtschaftliche Verhalten von Neumanns und Morgensterns36 findet man beispielsweise eine selbstevidente Funktion des Geldes nicht im wirklichen Universum, sondern nur in den Folgen der Wirklichkeitsferne gewisser verwirrter oder sogar kranker Köpfe.

Das ursprüngliche Amerikanische System der Politischen Ökonomie beruhte vor allem auf dem Einfluß von Leibniz auf die führenden Kreise um den Wissenschaftler und Staatsmann Benjamin Franklin, der in der Mitte des 18. Jh. u.a. die Grundlagen der industriellen Revolution in England schuf.

Dabei stellte sich zunächst eine Schwierigkeit, auf die mich der inzwischen verstorbene Historiker Graham Lowry 1983 hinwies, als er und seine Frau mich besuchten: Es gab zwar eine Fülle an Belegen für Leibniz' Einfluß auf die Entwicklung des besten amerikanischen Denkens, das die Grundlage für die Amerikanische Revolution und unser Wirtschaftssystem bildete, aber die ursprüngliche konkrete Verbindung zu den führenden Kreisen in Nordamerika war noch nicht eindeutig ausgemacht. Diese Verbindung mußte in der Regierungszeit der englischen Königin Anne liegen, in Leibniz' großem Netz von Verbindungen auf den Britischen Inseln und auf dem Kontinent. Lowry stellt in seinem Buch die Forschungen vor, die ihn zur Entdeckung des wichtigsten Teils der Antwort auf die Frage führten.37 Spätere historische Forschungen, auch auf dem europäischen Kontinent, haben unser Wissen über die Einzelheiten dieser Verbindungen inzwischen noch stark vermehrt.

Die verbreitete, entweder verlogene oder einfach nur unwissende Meinung über die Grundlagen des Verfassungsdenkens im Amerika des 18. Jh. stützt sich auf die kindische Annahme, die Wurzeln Nordamerikas lägen praktisch ausschließlich in den weltanschaulichen Produkten der anglo-holländischen, liberalen Ideologien des späten 17. und des 18. Jh. Verstärkt wurde dieser Fehler noch durch die populistischen und marxistischen Strömungen in der zweiten Hälfte des 19. Jh. und im 20. Jh., welche die Geburt der britischen liberalen Volkswirtschaftslehre fast bis zur Schwelle von Abrahams Wohnhaus in Ur (oder wahrscheinlicher zum Turm von Babel) zurückverlegen.

So führt der arrogante Esel und Bertrand-Russell-Anhänger John von Neumann die Geburt der Wirtschaft auf die einsamen Gedankenspiele von Daniel Defoes Romanfigur Robinson Crusoe zurück, der angeblich das erste Handelsgeschäft der Welt abschloß, als er auf der einsamen Insel einen Ausgestoßenen namens "Freitag" traf. Marx, ausgebildet im Britischen Museum unter David Urqhart vom Foreign Office - Urqhart hielt Lord Palmerstons Netz der Anhänger von Giuseppe Mazzinis Bewegung "Junges Europa" zusammen - , wurde mit nichts gründlicher gefüttert als mit den Lehren der verschiedenen Mitarbeiter der Benthamschen Haileybury-Schule der Britischen Ostindiengesellschaft. Die marxistische Ökonomie war nie etwas anderes als eine Unterabteilung dieser Ausgeburt des britischen Außenamtes, doch brav folgte die Masse der sog. Marxisten und anderer, die im Gegensatz zu der außergewöhnlichen Rosa Luxemburg nichts Nennenswertes darüber wußten, daß es auch außerhalb der Grenzen der britischen politischen Glaubenslehre Volkswirtschaft gab.

So wird, unter Mithilfe der Bande der Systemanalytiker aus Cambridge, in den Hallen und Latrinen der akademischen Welt heute noch so getan, als gäbe es die Ideenwelt außerhalb der legendären weltanschaulichen Auseinandersetzung zwischen britischen Konservativen und britischen Linken einfach gar nicht - außer für bevorzugte Kreise, die außerhalb der Hörweite der "etablierten" Presse über diese verbreitete Dummheit wissend in sich hinein lachen. Die mystischen Kriege "rechts gegen links" sind das sprichwörtliche A und O dessen, was in öffentlichen Bedürfnisanstalten und anderswo als gängige Weisheit über Politik und Wirtschaft gilt. Alles andere könnte ja die leichtgläubigen Einheimischen verwirren. Was heute in den meisten akademischen und politischen Zirkeln der Welt üblicherweise gelehrt und geglaubt wird, steht geistig etwa auf einer Ebene mit den schlechtesten Science-Fiction-Groschenromanen. Wie der Zusammenbruch der "IT-Blase" in den Vereinigten Staaten im Jahr 2000 allen denjenigen, die es schon vorher hätten besser wissen müssen, bewiesen haben sollte, kann man eine Gesellschaft, deren Universitätsabsolventen die wirtschaftlichen Ansichten John von Neumanns und seiner Opfer ernstnehmen, nicht als völlig normal betrachten.

Man kann also die Dummheit der gegenwärtigen Regierung Bush in der Wirtschaftspolitik (neben vielen anderen Bereichen) nicht allein den Insassen dieser besonderen Anstalt vorwerfen. Selbst wenn man berücksichtigt, daß gute Waren aller Art mit Gewalt aus den Auslagen der Märkte genommen wurden, sagt die Ware, die von der öffentlichen Meinung offenbar bevorzugt wird, durchaus etwas über den gegenwärtigen Geisteszustand dieser Öffentlichkeit aus.

Der Gedanke, Geld "verdiene" der Realwirtschaft einen Gewinn, indem es sozusagen einfach nur herumliegt, ist ein Beispiel für die Art schierer Selbsttäuschung, mit der gängige Überzeugungen das, was einst die größte und stolzeste Gesellschaft von Produzenten auf der Welt war, die USA, systematisch in den Ruin treiben. Diese Illusion paßt zu dem Gerücht, organisiertes Verbrechen bringe der örtlichen Wirtschaft, die es beraubt, einen Gewinn.

Tatsache ist, daß selbst die geistig entwickeltste Gattung von Menschenaffen, wenn es keine Menschen auf der Erde gäbe, in der ganzen Zeit der wiederkehrenden Eiszeiten in den letzten zwei Millionen Jahren zu keinem Zeitpunkt eine lebende Bevölkerungszahl von mehr als einigen Millionen erreicht haben könnte. Merkwürdigerweise zählen wir aber heute mehr als sechs Milliarden Menschen auf diesem Planeten. Warum betrug die menschliche Bevölkerung auf der Erde noch im 14. Jh. nicht mehr als etwa ein Zehntel davon? Weil der Stand der angewandten Technik in dem Jahrhundert - als die Bevölkerung Europas im damaligen Finsteren Zeitalter um insgesamt rund 30 Prozent einbrach - kein deutlich höheres Niveau zuließ. Der Unterschied zwischen Mensch und Menschenaffe liegt in der Schöpferkraft des menschlichen Geistes - jener Kraft, die nicht in gespartem, investiertem oder sonstigem Geld zum Ausdruck kommt, sondern in dem, was Wernadskij die Noosphäre nennt.

Daß Geld überhaupt notwendig ist, folgt aus der Tatsache, daß die Schöpferkraft der menschlichen Gattung als völlig souveräne, noetische Kraft im Geist des einzelnen besteht. Es schwebt keine schöpferische Intelligenz in den Lücken zwischen den Menschen frei herum, und man kann sie auch nicht aus Computern herausholen. Das Geld dient auch nicht im wesentlichen als Mittel des Handels zwischen Menschen. Die wichtigste Funktion des Geldes in einer modernen Gesellschaft ist es, mittel- bis langfristige physische Kapitalinvestitionen in die Verbesserung der produktiven Arbeitskraft der Gesellschaft zu bilden.

Besserwisser, die das ABC der Realwirtschaft nicht kennen, glauben, "Kapital" bedeute finanzielles Kapital. Wirkliches Kapital ist aber physisches Kapital (Realkapital), dessen Bedeutung nach Maßstäben zu definieren ist, die mit Geld unmittelbar nichts zu tun haben.

Ein Beispiel, das ich in etlichen anderen Veröffentlichungen betont habe: Wenn die Vereinigten Staaten der Welt wieder einen lange vernachlässigten, nützlichen Dienst tun sollen - eine echte Aufgabe, die sie am Ende des letzten großen Krieges übernommen hätten, wenn Präsident Franklin Roosevelt nicht vorher gestorben wäre - , dann müssen wir jetzt dem dringenden Bedarf der Menschen in Regionen wie Asien nachkommen. Sie brauchen nach langer Verzögerung die schnelle Lieferung technischer Verbesserungen der Lebensbedingungen und der Produktionsmittel, damit die breite Einwohnerschaft Asiens in spätestens zwei Generationen (50 Jahren) ein wirklich selbsttragendes Entwicklungsniveau erreicht. Dazu muß man Mittel an der vordersten Front des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts in aller Welt mobilisieren, in Europa, Nord- und Südamerika und in Asien selbst.

Einen großen Teil davon müssen Europa und die USA beitragen. Die Kultur Europas und Nordamerikas muß sich auf diese Aufgabe einstellen; so müssen wir uns u.a. das Ziel setzen, Arbeitskräfte auszubilden, die mit spätestens etwa 25 Jahren, also nach einem Vierteljahrhundert, die Kompetenz für eine wissenschaftliche oder vergleichbare Tätigkeit erlangen. Das bedeutet praktisch eine 25 Jahre dauernde Investition in die künftige Produktivkraft der amerikanischen und anderen Bevölkerung.

Tatsächlich sind alle wichtigen Kapitalzyklen Zyklen der Lebensdauer physischer Kapitalverbesserungen, und gemessen werden sie am Verhältnis der Lebensdauer der physischen Investitionen zu dem Vierteljahrhundert, das notwendig ist, um einen qualifizierten Wissenschaftler oder vergleichbaren Fachmann hervorzubringen.

Einen sinnvollen Begriff des Gewinns und seiner Funktion erhält man demnach aus der Wachstumsrate der Produktivität der Nationen und ihrer Arbeitskräfte durch wissenschaftlich-technischen Fortschritt - eingeschlossen die Auswirkungen von Investitionen in den aufgeschobenen Verbrauch in Form von Investitionen in das Realkapital der wirtschaftlichen Grundinfrastruktur und bestimmter Unternehmen.

Diese Verhältnisse lassen sich am besten definieren, wenn man von Wernadskijs Auffassung der physischen Wirtschaft oder einem neo-Leibnizschen Ansatz der physischen Wirtschaft ausgeht. In Leibniz' Werken zur Wirtschaft ist nichts, was nicht die Bedeutung des Wernadskijschen Denkens für die heutige Welt schon vorwegnähme. Daher gibt es auch keine Widersprüche zwischen Wernadskijs Herangehensweise an die Wirtschaft und dem Bericht des amerikanischen Finanzministers Alexander Hamilton an den Kongreß Über die Frage der Manufakturen im Jahr 1791. Weg mit dem Betrüger und Plagiator Adam Smith, weg mit dem üblen Jeremy Bentham und seiner Truppe! Schickt Karl Marx zurück auf die Schulbank, damit er zur Abwechslung einmal echte Wirtschaftswissenschaft lernt. Die Verbindung Leibniz-Wernadskij, ausgehend vom Begriff der physischen Wirtschaft, ist die glückliche Zukunft unserer Welt.

Wir müssen unseren ganzen Planeten und zunehmend auch unser Sonnensystem bewirtschaften. Wir müssen uns um einen steigenden Anteil der abiotischen Fossilien an der Gesamtmasse des Planeten kümmern. Wir müssen uns um ein besseres Verhältnis der Fossilien und des aktiven Teils der Biosphäre zum gesamten Planeten und zum Bereich der abiotischen Fossilien kümmern. Und schneller als alles übrige müssen wir die Menge der fossilen Produkte der Noosphäre vermehren.

Dazu müssen wir die Schöpfung und den Umlauf des Geldes regulieren - schließlich war die protektionistische Tradition in den USA zu allen Zeiten die Grundlage großer Verbesserungen der Arbeitsproduktivkräfte in der amerikanischen Volkswirtschaft. Was Präsident Franklin Roosevelt und seine Regierung taten, als sie die USA mit protektionistischen Maßnahmen vor dem Zusammenbruch bewahrten, der auf Hoovers Wiederwahl unweigerlich gefolgt wäre, waren keineswegs Neuerungen, die unserer ursprünglichen Verfassung widersprochen hätten, sondern Änderungen (zum Teil aus der Not heraus improvisierte), wie sie von Anfang an gängige Praxis unserer Republik hätten sein sollen. Das war die Absicht der Verfassung, zu deren Verwirklichung nur unter den feindseligen Bedingungen, die den USA durch den gefährlichen Wahnsinn in Europa ab Juli 1789 aufgezwungen wurden, die Voraussetzungen und der Wille fehlten.

Geld ist ein Idiot, der Idioten mehr anzieht als irgendetwas anderes. Deshalb muß man das Geld regulieren, damit es seiner Aufgabe gerecht wird, notwendige Bildung von Realkapital zu fördern - physische Verbesserungen der Produktivkräfte der Arbeitskraft durch technischen Fortschritt und schnelles realwirtschaftliches Wachstum, insbesondere Wachstum der produktiven Arbeitskraft durch wissenschaftlichen und kulturellen Fortschritt. Der Gedanke, Geldverleih sei eine "natürliche Quelle" des Gewinns einer Volkswirtschaft, ist Wucher, eine gefährliche Geisteskrankheit, deren Verbreitung verhindert werden muß; verhindern muß es die einzige Stelle, der es überhaupt erlaubt sein sollte, Geld zu schöpfen: die Regierung einer souveränen Republik.

wird fortgesetzt


Anmerkungen

29. Inzwischen werden einige Leser bereits auf eine im Hintergrund lauernde Frage gestoßen sein, auf die ich erst an späterer Stelle dieses Berichts eine umfassende Antwort geben kann. Wenn das Erkennen des menschlichen Geistes - wovon wir ausgehen müssen - Riemann u.a. zufolge mit der besonderen Bedeutung des Begriffs Geistesmasse verbunden ist, stellt sich die Frage: Wie kann eine nur lebende Gattung der Biosphäre Dinge erkennen, die im Bereich der Noosphäre liegen? Offensichtlich betrachten wir diese nicht als Produkte der gleichen Biologie, die auch auf nichtmenschliche Lebewesen anzuwenden ist. Tatsächlich existieren sie in dem Teil von uns, der der Noosphäre angehört, und in Begriffen der Schatten, die die Noosphäre auf den untergeordneten Bereich, die Biosphäre, wirft. Wir kennen das, was diese Schatten wirft, durch die Wirkung, die es erzeugt. Dieses Verständnis und dieser methodische Ansatz ist das Wesen der dialektischen Methode Platons. Den Vorgang der Erkenntnis (den noetischen Prozeß) des menschlichen Geistes kann nur der menschliche Geist verstehen.

30. Bernhard Riemann, "Über die Hypothesen, welche der Geometrie zu Grunde liegen", in: Bernhard Riemanns gesammelte mathematische Werke.

31. Insbesondere für den Wissenschaftler ist es wichtig, daß man meinen Gedankengang zu diesem Punkt als die Absicht hinter dem berühmten Aphorismus des Heraklit annimmt; dies spiegelt sich insbesondere in Platons Angriff auf die Eleaten in seinem Dialog Parmenides wider. Man sollte auch erkennen, daß Riemann dies meint, wenn er von "Hypothesen" spricht - es entspricht der Absicht in dem Sinne, wie ich den Begriff hier im Zusammenhang mit der Bedeutung der Kräfte verwende. Es ist auch die stillschweigend eingeschlossene Bedeutung des Angriffs des Philo von Alexandria auf die Theologie des Aristoteles. Und es widerlegt den berühmten Faustschen Aphorismus: "Im Anfang war die Tat." In Wahrheit, in der Riemannschen antieuklidischen Geometrie, war im Anfang "die Absicht", das ewig Schöpferische, das die Pythagoräer "Kraft" nannten. Dies ist das wesentliche Grundprinzip der physikalischen Wirtschaftswissenschaft, wie Leibniz, Wernadskij und ich sie verstehen.

32. Siehe Lyndon LaRouche, The Economics of the Noosphere, a.a.O.

33. Erwin Schrödinger, Was ist Leben?, München 1999.

34. Dies ist der Rahmen, um aufzuzeigen, warum die russischen und anderen Wissenschaftler, die Wernadskijs Erbe weiterführen, besser als alle anderen geeignet sind, der ganzen Welt Arbeitsmethoden zu liefern, um die notwendigen Pläne zur erfolgreichen langfristigen Nutzung der natürlichen mineralischen Rohstoffe der Welt zu erstellen. Solche Bereiche der weltweiten politischen Planung Leuten zu überlassen, welche die Bedeutung des Erbes von Mendelejew und Wernadskij zur Vorstellung der Noosphäre nicht verstanden haben, würde die menschliche Gattung mit Sicherheit in eine Katastrophe führen. Wie ich schon bei meinem Vorschlag für die spätere Strategische Verteidigungsinitiative Präsident Reagans vom 23. März 1983 gegenüber entsprechenden Stellen der Regierung Reagan und anderen betonte, wäre es - auch heute noch - ein tragischer Fehler, Rußlands wissenschaftliche Fähigkeiten am jämmerlichen Mißerfolg der sowjetischen Wirtschaft zu messen.

Die marxistische Ideologie des sowjetischen Systems - insbesondere die sog. "objektive", doch letztendlich tödliche Abneigung der Reduktionisten gegen Platons "idealistische" Methoden - machte zwar insbesondere aus der sowjetischen Zivilwirtschaft einen Trümmerhaufen. Aber die fähigsten Wissenschaftler Rußlands, die der Methode nach definitiv platonische Idealisten sind, waren trotz widriger Arbeitsbedingungen den westlichen Wissenschaftlern und deren nach wie vor an europäischen und amerikanischen Universitäten gängigen Methoden sehr oft, und wie es schien, "instinktiv" überlegen. Wenn heute ein Akademiker nicht versteht, was Gauß' Angriff auf das Unvermögen von d'Alembert, Euler und Lagrange in seiner Schrift aus dem Jahr 1799 für die Physik und für die Wirtschaftswissenschaft bedeutet, dann ist das ein schlagender Beweis dafür, daß der Betreffende auf dem Weg zu seinem Universitätsabschluß "Gehirnwäschern" in die Hände gefallen ist.

35. Einige Theologen, die mangelhaft in wissenschaftlicher Methode ausbildet sind, mögen gegen meine hier vorgebrachte Behauptung einwenden, sie beruhe stillschweigend auf einer "gnostischen" Grundannahme. Das wäre ein Fehler der Art, wie er auf die Indoktrinierung mancher Theologen in der Lehre der Reduktionisten zurückzuführen ist, die in Wirklichkeit selbst gnostisch ist: Sie verteidigen diese gnostische Lehre, indem sie, genau wie diejenigen, gegen die sich Philos Angriff richtete, den Schöpfer außerhalb des wirklichen Universums ansiedeln.

36. 3. Auflage, 1953.

37. A.a.O.

 

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