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Aus der Neuen Solidarität Nr. 18/2007

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Die historischen Wurzeln des grünen Faschismus

Von Helga Zepp-LaRouche
- Teil 3 -

Der folgende Aufsatz von Helga Zepp-LaRouche erschien erstmals vor 25 Jahren in leicht gekürzter Form in der Neuen Solidarität und wenig später in einem Massenpamphlet der Europäischen Arbeiterpartei. Wir drucken ihn aus aktuellem Anlaß in den mehreren Folgen ab.

Von F. G. Jünger zu Eppler

Falls es noch eines Beweises bedurft hätte, daß die Grünen in faschistischen Fußstapfen marschieren, dann würde man auf die moderne Identität der Argumentation Friedrich Georg Jüngers in Perfektion der Technik, geschrieben 1939, und Robert Jungks Der Atomstaat hinweisen.

Was F.G. Jünger in diesem Buch von sich gibt, ist allerdings klinisch interessant. Er warnt vor den gefährlichen Illusionen, die sich mit dem technologischen Fortschritt verbänden. Genauso äußern sich auch alle Grünen nach ihm, bis zu Peccei, der erst kürzlich beschwor, die Wissenschaft könne nicht „magisch“ alle Probleme lösen. Magisch nicht aber rational.

Jünger ist nicht eben originell, wenn er bestreitet, daß die Wissenschaft etwas mit der Schöpfung von Reichtum zu tun habe, er wiederholt lediglich die abgedroschenen Argumente der Physiokraten, die für die Ostindien-Kompanie nachträglich die Rechtfertigung für die Ausbeutungsmethoden des britischen Kolonialismus zu liefern hatten. Vom wissenschaftlichen Standpunkt sind Jüngers Ansichten geradezu hanebüchen. So behauptet er, daß alle Arbeitsprozesse entropisch seien: „Auch der kleinste technische Arbeitsvorgang verbraucht mehr Kraft, als er hervorbringt. Wie sollte also durch die Summe dieser Vorgänge ein Überfluß geschaffen werden?“

Nun, wir schlagen vor, daß Leute, die so denken, auch konsequent sind und Gras mit Hilfe von Erzklumpen essen, anstatt scheinheilig doch die Ergebnisse der Technik in Anspruch zu nehmen. Oder besser gar nicht mehr essen, weil so nach ihrer „Theorie“ Kraft gespart werden kann.

Bei Jünger haben alle anderen abgeschrieben, direkt oder indirekt, Jungk oder Gruhl (in Gruhls Ein Planet wird geplündert sind ganze Passagen über den „Raubbau an der Natur“ schamlos geklaut). Vierzig Jahre vor Erhard Eppler und Jimmy Carters Global 2000 schrieb Jünger:

„Sie (die Technik) verräuchert die Luft, verpestet das Wasser, vernichtet die Wälder und Tiere. Sie führt einen Zustand herbei, in dem die Natur ,geschützt' werden muß vor dem rationalen Denken...“42

Woher der Wind weht, wird deutlich in der nächsten Passage:

„Er (der Techniker) ruiniert den Fabrikanten durch Erfindungen, die nicht vorauszusehen sind. Das Wohl und Wehe des Kapitalisten ist ihm so gleichgültig wie das des Proletariats. Es geht ihm weder um Renten und Zinsen, noch um die Lebenserhaltung...“43

Das ist eine zutiefst antikapitalistische, monetaristische Haltung, die für den Faschismus charakteristisch ist. Und das Zauberwort, die heilige Kuh der Oligarchen, ist ausgesprochen: der technologische Fortschritt ruiniert die Zinsen!

Ansonsten strotzt das Buch nur so von monetaristischen Gemeinplätzen, die wie alle Argumente der Oligarchen nichts sind als billige Zwecklügen, so z.B., daß die fortschreitende Technik schuld wäre an der Inflation! Genau denselben Unsinn verzapft der Internationale Währungsfonds (IWF) gegenüber den Entwicklungsländern, die ihre Industrialisierung in Angriff nehmen wollen.

Einerseits kommt Jünger nicht umhin zuzugeben, daß das „technische Denken rational“ ist, andererseits spricht er von den „dämonischen Zügen in der Technik“. Für ihn ist also offensichtlich Rationalität etwas Schreckliches. Er versteigt sich soweit zu behaupten, daß Betriebsunfälle mit fortschreitender Technik dermaßen zugenommen hätten, daß sie die Häufigkeit kriegsmäßiger Menschenverluste erreicht hätten. Es sind wohl mehr Leute bei der Bärenjagd umgekommen als im Labor.

Die anfangs aufgestellte These, daß die Vertreter der „konservativen Revolution“ Elitisten übelster Sorte sind, finden wir bei Jünger so bestätigt:

„... müssen wir erkennen, daß technischer Fortschritt und Massenbildung Hand in Hand gehen ... Der technische Fortschritt ist dort am kräftigsten, wo die Massenbildung am fortgeschrittensten ist... Sie (die Masse, HZL) ist das brauchbarste, geschmeidigste Material für den Techniker, dessen Arbeitspläne ohne sie gar nicht durchzuführen wären... Wir verbinden mit dem Begriff der Masse Vorstellungen der Schwere, des Druckes und der Abhängigkeit. Vulgarisierung.“44

Für den Oligarchen ist eine gebildete Masse viele, immer gebildetere Menschen eine Horrorvorstellung; weil sie seine privilegierte elitäre Stellung als Oligarch, der lieber über ungebildete Massen herrscht, beendet.

Genau aus dem gleichen Grund ist für die konservative Revolution die Idee eines auf technologischem Fortschritt beruhenden republikanischen Nationalstaates schrecklich. Friedrich Hielscher, ein „konservativer Revolutionär“ aus dem Jünger-Kreis forderte deshalb die Auflösung der Nationalstaaten in „Stämme“ und „Landschaften“. Eine andere Untergliederung der „konservativen Revolution“, die „Paneuropa-Union“ Otto von Habsburgs, fordert denn auch konsequent die Schaffung eines „Europas der Regionen“. Es dürfte wiederum nicht mehr überraschen, wenn nun Linkssozialisten die strikte Dezentralisierung der Nationalstaaten fordern und militant die „Autonomiebestrebungen“ aller möglichen Minoritäten unterstützen. Ebenfalls wenig überraschend ist die Tatsache, daß aus dieser Ecke die entwickelten Nationalsprachen zugunsten regionaler Dialekte und Slangs kritisiert werden. Bedeutender und gefährlicher ist der pathologische Haß, den der „Club of Rome“ der Idee des Nationalstaates entgegenbringt. Typisch ist die Rede Pecceis vor dem „Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse“ (IIASA) im Herbst 1981, in der er den Bankrott des Nationalstaats verkündete und ihn als Haupthindernis einer globalen Kurskorrektur hin zu einer „neuen Weltordnung“ bezeichnete.

Das Siemens-Problem

Daß Peter von Siemens als Chef eines Unternehmens, das immerhin fast den gesamten Kernenergiebereich der Bundesrepublik kontrolliert und schon als „Staat im Staat“ bezeichnet worden ist, ein Anthroposoph ist, wäre an sich schon bedenklich genug.

Die Bürger müssen dringend darüber aufgeklärt werden, was sich hinter der angeblich harmlosen Fassade von Reformhäusern und Waldorfschulen verbirgt: die Schriften Rudolf Steiners, eines fanatischen Kultisten. Steiner glaubte nicht nur an die Wiedergeburt des Menschen, er forderte die Anbetung Luzifers! Das alleine wäre zwar aufschlußreich, aber doch die Privatsache des Herrn Siemens. Leider ist dem nicht so.

Armin Mohler hat seine Thesen zur „konservativen Revolution“ nicht etwa in jugendlichem Leichtsinn geschrieben, sondern denkt auch heute als Chef der „Siemens-Stiftung“ im wesentlichen genauso. Dies wird aus einer Mohler-Broschüre deutlich, die jetzt vom Verband Deutscher Elektroniker (Bezirksverband Nordbayern) als „Argumentationshilfe“ verschickt worden ist.

In der Broschüre Der Traum vom Naturparadies45 spricht Mohler etwas pathetisch von der „Öko-Klage“, die den Sturm auf die Bastionen der öffentlichen Meinung schon gewonnen habe. Das stellt er einfach dahin, ja sagt sogar, daß eine Weltanschauung, die eine derartige Stellung erreicht habe, „von außen“ kaum mehr angezweifelt werde, sondern nur noch „von innen ... Wenn Siemens wirklich ein Unternehmen wäre, das den technologischen Fortschritt fördern wollte, was sollte Mohler daran hindern, die ökologische Bewegung „von außen“ anzugreifen?

Also, 1981 „kritisiert“ Mohler die grüne Bewegung „von innen“ und wiederholt im wesentlichen seine früheren Thesen, daß der Aufstieg der „Öko-Klage“ mit der Entchristlichung der modernen Welt zusammenhinge. Bemerkenswert ist höchstens, daß sich Mohlers Vorstellung vom Christentum hier sehr „von außen“ darstellt. Die neuplatonisch-augustinische Tradition kennt er offensichtlich nicht.

Für den, der Mohlers „konservative Revolution“ von 1949 kennt, ist es höchst aufschlußreich, daß er die ökologische Ideologie eine „Erlösungslehre“ nennt, sie also im Hinblick auf seine früheren Bemerkungen Kulten gleichsetzt. Er skizziert sogar den Weg „von Rousseau zur jetzigen Öko-Klage“, über die Zwischenstation Romantik. „So wird die Natur' nach dem Muster der Urpflanze zu einer Art personaler Entelechie, an der man sich versündigen kann wie an einer Dame“46. Die Vergleiche werfen zugleich ein interessantes Licht auf das Phantasieleben des Herrn Mohler.

Nach dieser kurzen Einführung erfolgt nun die eigentliche Kritik „von innen“. Mohler läßt die Katze aus dem Sack: die neue Jugendbewegung habe einen vergessenen „strengen Zuchtmeister“ „Gründervater“ Friedrich Georg Jünger. Er sei der Jugendbewegung weit voraus gegangen, so daß das von ihm Formulierte zu einem lässig gehandhabten, anonymen Gut werden konnte. Jünger habe aber schon alles besser und straffer formuliert.

Die „Kritik“, die Mohler an den Grünen übt, beschränkt sich darauf, daß sie sich ein unvollständiges Denkmodell zurechtgezimmert hätten, in dem es nur einmal, ganz am Anfang, Schöpfung gab und seither nur noch Vernichtung. Dagegen setzt Mohler die „Conditia humana“, das Eingespanntsein zwischen Geburt und Tod, zwischen Neuschöpfung, die sich immer wieder ereignet, und Vernichtung, die ebenfalls wiederkehrt. Und schon sind wir, auch wenn Mohler sich da vorsichtig ausdrückt, wieder beim Jojo-Prinzip der „Ewigen Wiederkehr des Gleichen“.

Wenn eine Organisation, die mit fortgeschrittener Technik zu tun hat, ihren Mitgliedern nichts besseres als eine solche „Argumentationshilfe“ anbietet, so ist das bestürzend. Was Mohler hier macht, ist typisch für den Modus operandi des Club of Rome: es wird eine Scheindebatte aufgebaut, wer nun der bessere „Grüne“ sei, der „rechte“ Jünger oder die „linken“ Ökologen. Daß beide „von außen“, von der Vernunft her, Quacksalber sind, das hätte gesagt und bewiesen werden müssen. Aber, wie Mohler im Nachwort zur Neuauflage seiner „Konservativen Revolution“ von 1971 sagt, die neue Jugendbewegung sei eben ganz in der Nähe der „konservativen Revolution“, und dies überrasche ihn nicht, sondern bestätige nur die „Zwangsläufigkeit“ solcher Vorgänge. Jojo auch hier.

Woher aber kommt es, daß jemand, der doch als Chef der Stiftung eines Unternehmens, das sich vorwiegend mit Technologie befaßt, Zugang zu modernen wissenschaftlichen oder nicht nutzt? Ist der Siemens-Stiftung denn nicht bekannt, daß inzwischen in vielen wissenschaftlichen Bereichen auch empirisch der Nachweis erbracht ist, daß das Universum auf negentropische Weise, und nicht nach dem Jojo-Verfahren organisiert ist (dies ist inzwischen bewiesen für die Plasmaphysik, die Biologie, die Astrophysik und den vormenschlichen Evolutionsprozeß) und daß deshalb und aus vielen anderen Gründen immer höhere Energiedichten und Ordnungszustände im Produktionsprozeß notwendig sind, wenn nicht eine drastische Herabsetzung der zu unterhaltenden Bevölkerungszahl, Völkermord, die Folge sein soll?

Warum meint Herr Mohler, nur „von innen“ argumentieren zu können?

Es lohnt sich noch einmal, zur „konservativen Revolution“ Mohlers zurückzukehren, in der er das von einem gewissen Schauwecker verfaßte Buch Deutsche allein von 1931 zitiert. Schauwecker schreibt dort, die Welt des Fortschritts könne nur mit ihren eigenen Waffen geschlagen werden:

„Denn diese Zeit ist nur wert, vernichtet zu werden. Aber um sie zu vernichten, muß man sie zuerst genau kennen. Sonst erliegt man ihr... Man mußte die Technik völlig unterwerfen, indem man sie bis ins letzte durchformte. Dann war sie kein Problem mehr, sondern eine Selbstverständlichkeit, über die man nicht mehr staunte. Die Bewunderung des Apparates, das war das Gefährliche. Er verdiente gar keine Bewunderung, er mußte nur benutzt werden. Mehr nicht.“47

Und Mohler fügte ohne Pause hinzu:

„Diese Worte Schauweckers zeigen, daß die Nationalrevolutionäre dasselbe tun wie die Anhänger des Fortschritts und es doch völlig anders meinen.“48

Nun, warum hat Siemens in vielen Bereichen unter Ausnutzung des Patentrechts eine Situation geschaffen, wo wirklicher technischer Fortschritt, etwa im Postwesen, blockiert ist, weil niemand an Siemens vorbei kommt? Oder, warum z.B. ist Siemens jetzt gegen den Ausbau des Hochtemperaturreaktors? Oder woher rührt das augenfällige Scheitern der Firma Siemens im Bereich fortgeschrittenster Computersysteme?

Die Arroganz der Oligarchien

Jedesmal, wenn sich Oligarchen sicher sind, daß sie bereits gewonnen haben, geben sie offen zu, daß sie die wirklichen Führer dieser Bewegung sind. So schlug der Präsident des italienischen „World Wildlife Fund“, Fulco Protesi, im November 1981 in einem Interview mit der italienischen Zeitung Il Mondo vor, daß entweder der Vorsitzende des Club of Rome, Peccei, oder Buzzati Traverso, der Präsident der „Societe Europeen de Culture“, Vorsitzender einer neuen ökologischen Massenpartei in Italien werden sollte. Die Wahl zwischen Peccei und Traverso, das wäre die Wahl zwischen Nato-Geheimdienst und der Global 2000-Fraktion der US-Administration oder einer äußerst einflußreichen „geistigen“ Elitevereinigung der alten venezianischen Oligarchie. Beide stellen lediglich verschiedene Knotenpunkte im selben Netzwerk dar.

Ein solcher Knotenpunkt früher in der Geschichte war der Kreis um die Zeitschrift Die Tat.

Unter dem Begriff „Tatkreis“ faßt man jene Gruppe von einflußreichen deutschen Intellektuellen („konservativen Revolutionären“) zusammen, die sich ab 1908 um den Verleger Eugen Diederichs sammelten und die Monatsschrift Die Tat als Organ anti-christlicher, geopolitischer, mystisch-arischer und später offen faschistischer Bewegungen aufbauten. Diederichs selbst war Herausgeber der von Karl Haushofer gegründeten Zeitschrift für Geopolitik, die den späteren „Drang nach Osten“ geistig vorbereiten half und zu deren Mitarbeitern auch der Vater des heutigen hannoverschen SPD-Vorsitzenden Peter von Oertzen, Friedrich Wilhelm von Oertzen, zählte.

In der Entwicklung der Tat lassen sich etwa drei Phasen kennzeichnen: Von der Gründung der Zeitschrift durch die beiden Mitarbeiter des nationalen Nietzsche-Archives in Weimar, Ernst und August Horneffer, im Jahre 1908 bis etwa 1914 dominierten Artikel über die „neuchristliche“ Bewegung im Rahmen der von Diederichs massiv geförderten „Jugendbewegung“. Die Horneffer-Brüder forderten ein neues „Christentum der Tat“, das im wesentlichen eine Abkehr vom christlichen Humanismus und ein Hinwenden zum Mystizismus und zur Theosophie der Anthroposophen Rudolf Steiners bezeichnete.

Diese Politik wurde nach dem Ende des Ersten Weltkrieges durch die Tat fortgesetzt und über den erwähnten antitechnologischen Philosophen Romano Guardini auch in die katholische Kirche hineingetragen. Ab 1928 erlebte Die Tat einen radikalen Schwenk hin zur faschistischen Massenbewegung, als Hans Zehrer, Giselher Wirsing und Ferdinand Fried die Zeitschrift kauften. Die Tat wurde bis 1932 mit einer stark profaschistischen, geo-politischen Ausrichtung zum meistgelesenen Monatsblatt der Weimarer Zeit ihre Auflage übertraf noch jene der Weltbühne.

Wichtig ist auch, daß die Horneffer-Brüder in Verbindung zur berüchtigten Thule-Gesellschaft standen. Zur Gruppe um Die Tat gehörte ebenfalls Karl Jaspers, der Doktorvater des jetzigen niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht, der einem anderen Mitglied des „Club of Rome“, Eduard Pestel, zum Ministerposten verhalf. Man sollte nicht vergessen, daß es Albrecht war, der die Wiederaufarbeitungsanlage von Gorleben verhinderte, niemand anderes als er selbst war der Grund für die „politische Undurchsetzbarkeit“ dieses Projekts. Karl Jaspers war schließlich der Mentor Armin Mohlers, nachdem Mohler kurzfristig als Schweizer Bürger (!) bei der SS um Aufnahme ersucht hatte, und bevor er bei Ernst Jünger Sekretär wurde.

Wenn man sich an die von der „konservativen Revolution“ selbst gegebenen Definitionen hält, werden viele Zusammenhänge deutlich. Dann wundert es einen nicht, daß ein angeblich so „linker“, radikal „grüner“ Politiker wie der FDP-Ministerialdirektor im Innenministerium Mencke-Glückert einerseits mit einem milde ausgedrückt extrem „konservativen“ Institut wie der ,,European Cultural Foundation“ und andererseits mit ebenfalls milde ausgedrückt so extrem „linken“ Kreisen wie dem Pressedienst Demokratische Initiative (PDI) Kontakte unterhält. Im PDI wiederum arbeiten neben Robert Jungk („Der Atomstaat“) auch solche Freunde der Berliner Hausbesetzer-Szene wie Ingeborg Drewitz, die wohl nicht zufällig als eine Expertin für die romantische Bewegung des 19. Jahrhunderts gilt.

Robert Jungk wiederum arbeitet mit Mencke-Glückert über die „Futures Group“ zusammen, eine der übelsten Denkfabriken in den USA, die sich darauf spezialisiert hat, Führungskräfte aus dem Management und der Politik die sogenannte ,,Delphi-Methode“ beizubringen. Damit ist in Anlehnung an das griechische Orakel von Delphi die Fähigkeit gemeint, mit Hilfe der Medien und durch angebliche „konträre“ Positionen für die Öffentlichkeit eine Scheindebatte zu erzeugen, die vergessen lassen soll, daß die Realität ganz anders aussieht.

Eine weitere Spezialität der „Futures Group“ ist die geistige und psychologische Konditionierung mittels Computer-Simulationen. Die Zielgruppen bei solchen „Lehrgängen“ sind neben Führungskräften aus Wirtschaft und Politik vor allem Repräsentanten von Staaten der Dritten Welt. Den Lehrgangsteilnehmern werden Computer-Simulationen vorgesetzt, die auf den systemanalytischen Modellen des „Club of Rome“ oder Global 2000 basieren. Dabei geht es entsprechend nur um den scheinbar unüberbrückbaren Gegensatz Überbevölkerung/Ressourcenbegrenzung. Man erlaubt nun dem Lehrgangsteilnehmer innerhalb des vorgegebenen Programms natürlich die Variablen zu verändern. Man zeigt dabei großes Verständnis für die „ethischen Bedenken“ bezüglich der Reduzierung der Bevölkerung. Das Spiel endet natürlich damit, daß jede „positive Veränderung“ der Variablen das Überbevölkerungs-/Ressourcenbegrenzungs-Problem nur verschärft und den Kursteilnehmer völlig demoralisiert.

Die „Bewegungen“ heute

Um zu der Anfangsthese zurückzukommen: Das Unheil kann nur abgewendet werden, wenn in Deutschland und anderen Teilen der Welt ideengeschichtlich aufgearbeitet wird, worin die Wurzeln des Faschismus lagen und was seine geistige Nachgeschichte ist.

An anderer Stelle haben wir ausführlich entwickelt, was die wirtschaftstheoretischen Grundlagen des Faschismus sind. Auch die Gefahr, daß führende Finanzkreise heute auf die Weltwirtschaftskrise mit faschistischer Wirtschaftspolitik reagieren wollen, ist hinlänglich dokumentiert. Hier sei nur angemerkt, daß ohne ein neues Weltwährungssystem zur Finanzierung breiten Technologietransfers zur Industrialisierung der Dritten Welt als Kriegsvermeidungsstrategie keine wirkliche Lösung gefunden werden kann.

Was die subjektive Seite, die Gefahr faschistischer Massenbewegungen anbetrifft, so ist die ideengeschichtliche Betrachtung unerläßlich, weil nur so verhindert werden kann, daß derselbe Wolf in einem neuen, anders gefärbten Schafspelz auftaucht.

Wenn man den Begriffsapparat, der hier zu entwickeln versucht wurde, auf die Gegenwart anwendet, so wird deutlich, wo das faschistische Potential liegt. Die Kennzeichen sind, und das ist kein „deutsches“ Problem, der Kult des Irrationalismus, der Angriff auf das wissenschaftliche Denken, das Nietzsche die „sokratische Fragestellung“ genannt hat. Weitere Kennzeichen sind, daß der Irrationalismus organisierte Formen annimmt und daß seine Anhänger versuchen, Andersdenkenden diesen ihren irrationalen Willen mit Gewalt aufzuzwingen.

Von diesem Standpunkt kann man sagen, daß Terrorismus generell faschistisch ist, wie ja im übrigen in Italien durch den „P-2“-Skandal bewiesen wurde: die faschistische Internationale kontrolliert „rechten“ und „linken“ Terrorismus durch die logistische Unterstützung der Mafia gleichermaßen.

Faschisten, gleichgültig welcher Nationalität und welcher Zeit sie zugehören, lehnen die Vervollkommnungsfähigkeit des Menschen ab. Sie haben diese oft die „Diktatur der Vernunft“ genannt. Was sie wollen, ist das dionysische, existentialistische Ausleben von Gefühlen, das ungestörte Befriedigen von „Bedürfnissen“ auch auf Kosten der anderen.

Wenn man diese Geisteshaltung vom neuplatonischen oder christlichen Standpunkt betrachtet, also von der Dreiteilung des menschlichen Bewußtseins in sinnliche Begierde, Verstand und Vernunft, dann entspricht dieser unterste Zustand, christlich betrachtet, der Sünde oder, vom humanistischen Standpunkt aus gesehen, extremer Infantilität, die sich in organisierter Form im Faschismus manifestiert.

Wenn ein Zweijähriger seine sinnliche Begierde ausleben will, dann ist das normal und erfordert die liebevolle Erziehung durch die Eltern. Wenn aber angebliche Erwachsene denselben Geisteszustand ausdrücken, dann sind sie geistig unterentwickelt. So ist es kein Zufall, daß diese infantilen Erwachsenen, wenn sie mit einer komplexen Realität in Berührung kommen, die ihre infantilen Phantasien stört, paranoisch reagieren.

Paranoia, die wilde Furcht über die Unzulänglichkeit des eigenen Ichs, ist ein sehr wichtiges Merkmal des Faschismus Paranoia über die innere Leere, gemischt mit dem „grünen Eiter des Ekels“, der im dionysischen Rausch überwunden werden muß. Paranoia ist die ganz normale Konsequenz, wenn Vernunft und Ratio abgelehnt werden.

Es ist höchst aufschlußreich, daß im Tavistock-Institut, dem Londoner Institut für psychologische Kriegsführung, Studien über das Phänomen des „US-Cowboys“ als psychologischem Typus angestellt wurden und dabei die nicht überraschende Tatsache herauskam, daß das Hauptcharakteristikum des „Cowboys“ seine Paranoia ist. Normales Nebeneinander oder Miteinander ist unmöglich, der Cowboy muß entweder „on top“ sein, oder jemand ist „on top of him“.

Diese paranoide Form, die leider schon lange die amerikanische Außenpolitik bestimmt, kann unter einer ungünstigen strategischen Konstellation zum Krieg führen, weil das Realitätsprinzip ausgeschaltet ist und alles nur noch von diesem Aspekt „who is an top“ betrachtet wird,

Die Idee, daß Faschismus in den USA nicht möglich sei, ist dort zwar weit verbreitet, doch leider völlig falsch. Einmal abgesehen von bestimmten, offen Völkermord propagierenden Teilen der letzten Administration, siehe Global 2000, ist Amerika schon zu einem erschreckenden Grade eine „verkabelte Gesellschaft“. Der durchschnittliche Fernsehkonsum von fünf Stunden pro Tag pro Kopf hat mehr als alles andere dazu beigetragen, jegliches Realitätsgefühl zu vertreiben und eine paranoide Grundstimmung in der Bevölkerung zu erzeugen. Goebbels’ Propaganda-Apparat mit Volksempfänger und „Ufa“ wird vom heutigen US-Fernsehen bei weitem in den Schatten gestellt.

Wenn die Aussteiger-„Freaks“ in Amerika eine Neuauflage der Weimarer Gegenkultur und Jugendbewegung darstellen, dann ist der zur Zeit sehr von der Unterhaltungsindustrie geförderte „Country-and-Western“-Kult eine Neuauflage der „Völkischen Bewegung“. Der Country-and-Western-Cowboy-Kult ist nicht nur eine Banalisierung menschlicher Gefühle auf ein extrem niedriges Niveau, er hat auch durchaus Elemente jener „Blut-und-Boden“-Ideologie, die sich in einer kultischen Beziehung zur „Scholle“ ausdrückt.

Nachdem die Unterhaltungsmafia, die im übrigen eng mit der Drogenmafia verwoben ist, in den letzten Jahren das frustrierte Mainstream-Amerika als Gegenreaktion zur Rockwelle zur Besinnung auf eine „wirklich amerikanische Kultur“, nämlich den Cowboy-and-Western-Schmalz getrimmt hat, ist jetzt eine neue Phase eingeleitet worden. Nachdem Amerikas Jugend schon weitgehend durch Rock, Disco und Drogen korrumpiert ist, soll jetzt auch noch dem Rest der Bevölkerung der Glauben an den „American Way of Life“ ausgetrieben werden, das heißt, der Glauben an die unbegrenzte Fähigkeit, durch technologischen Fortschritt die Probleme der Welt zu lösen. Langsam wird der Cowboy-Kult mit der „grünen“ Bewegung fusioniert, und zu diesem Zweck brachte die New York Times kürzlich eine rührende Geschichte über den jungfräulichen amerikanischen Westen, der vor der bösen Industrie geschützt werden müsse.

Die Weihnachtsbotschaft 1981 von Papst Johannes Paul II. ist vor diesem Hintergrund eine äußerst wichtige politische Intervention. Er führte darin aus, daß hedonistische Kräfte die Moral des sogenannten entwickelten Sektors bis zur moralischen Senilität unterminiert hätten. Dieser moralische Verfall, dieser Kulturpessimismus, habe eine Intervention der Kirche zugunsten der Unantastbarkeit des Wertes des menschlichen Lebens notwendig gemacht, für die er, der Papst, im Frühjahr beinahe mit dem Leben zu zahlen gehabt habe. Die Spur der Attentäter hinter den Anschlägen auf ihn selbst, Sadat und Reagan ließen sich alle auf die Kräfte der Destabilisierung zurückverfolgen.

Wenn wir die Gefahr eines neuen Faschismus, diesmal weltweit, und eines neuen Weltkrieges verhindern wollen, dann muß der Spur, die der Papst gewiesen hat, nachgegangen werden, müssen die Schuldigen zur Verantwortung gezogen werden.

Wenn man sich also die Frage stellt, wie es kommen konnte, daß in Deutschland Hitler an die Macht kam, obwohl die Mehrheit der Bürger gegen Hitler war, dann wird einiges deutlich für die heutige Situation. Die Mehrzahl der Deutschen waren keine Faschisten, aber sie waren kleine Leute, die sagten „ach, was soll ich denn schon daran ändern“, oder „so schlimm wird es schon nicht werden, das wird schon vorbeigehen“.

Wenn man heute sieht, wie der Brandt-Flügel der SPD, die FDP und die CDU/CSU sich aus wahltaktischen Gründen bei den Grünen anbiedern, dann muß man befürchten, daß diese Politiker nichts aus der Geschichte gelernt haben. Welchen Preis zahlten all die Demokraten, die die Nazis tolerierten, mit ihnen „taktisch“ paktierten, sie für „ihre Zwecke ausnutzen“ wollten?

Damals wie heute darf es keine Zusammenarbeit mit Faschisten geben. Wenn ein Hasselmann und Biedenkopf und andere Kollaboration mit den „schwarzen“ Grünen vorschlagen, sollte die CDU sehr ernsthaft überlegen, ob solche Leute noch für sie tragbar sind. Und gleiches gilt für den Gewerkschaftsflügel in der SPD, wenn es um Eppler und dessen Beschützer Brandt geht.

Vielleicht ist es noch Zeit, den Kult des Irrationalismus zu besiegen. Eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür ist, die Reform zu reformieren, die einen Großteil des Zustandekommens der jetzigen „Jugendbewegung“ zu verantworten hat, die sogenannten Schulreformen der siebziger Jahre.

Eine humanistische Erziehung im Geiste der Klassik und der sokratischen Fragestellung, die die ewig Gestrigen so fürchten, ist die beste Medizin gegen die Kräfte des Irrationalismus. Das Christentum und der Humanismus haben nicht nur immer den Fortschritt in der Geschichte der menschlichen Gesellschaft durchgesetzt, sie haben auch die Konzepte hervorgebracht, die wir heute brauchen. Wir sollten mit dem Optimismus, der die Nietzscheschen „Steppenwölfe“ so sehr ärgert, darangehen, sie zu benutzen.


Fußnoten

42. F.G. Jünger, „Die Perfektion der Technik“.

43. Ebenda.

44. Ebenda.

45. Armin Mohler, „Der Treuem vom Naturparadies“, VDE.

46. Ebenda, S. 76.

47. Zitiert nach Armin Mohler, „Die konservative Revolution in Deutschland.“

48. Ebenda.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Al Gores Erdmutterkult
- Neue Solidarität Nr. 14/2007
Die historischen Wurzeln des grünen Faschismus - Teil 1
- Neue Solidarität Nr. 16/2007
Die historischen Wurzeln des grünen Faschismus - Teil 2
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- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)

 

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