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Aus der Neuen Solidarität Nr. 47/2007

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„Politik heißt, große Ideen zu haben“

Zum Abschluß der internationalen Konferenz des Schiller-Instituts im Rheingau am 15.-16. September gaben Vertreter der LaRouche-Jugendbewegung (LYM) einen Eindruck ihrer Arbeit. Rhys McGuckin aus Australien moderierte den Themenkreis, der unter dem Motto „Eine internationale Strategie für eine Brücke in die Zukunft“ stand. Oyang Teng berichtete über die Massenmobilisierung in den USA für LaRouches „Gesetz zum Schutz der Eigenheimbesitzer und Banken“ (HBPA). Ingrid Torres von der LYM in Mexiko sprach darüber, wie die humanistisch-republikanische Tradition des früheren Präsidenten Lopez Portillo in Mexiko heute wiederbelebt werden kann. Arnaud Vivrel aus Frankreich berichtete von den Erfahrungen dieses Jahres, in dem die LYM im ganzen Land Hunderte von Bürgermeistern und Gemeinderäten für Cheminades Präsidentschaftswahlkampf organisiert hatte. Karsten Werner und Daniel Buchmann aus Berlin sprachen über die Musikarbeit der LYM  bzw. über die Arbeit der LYM an Kepler und Nikolaus von Kues.

Moderator: Meines Erachtens ist eines während der ganzen Konferenz sehr deutlich geworden, und das ist die Frage nach einer wirklichen Lebensaufgabe für unsere Generation. Das müssen wir verstehen lernen, damit wir die politische Sichtweise der Menschen verändern können. Bezeichnenderweise drehte sich die Diskussion bisher etwas zu sehr um Geld und Zahlen. Das ist einer der Gründe, warum wird uns mit LaRouches physischer Ökonomie beschäftigen. Sie befaßt sich viel mehr mit den Veränderungen, die entstehen, wenn der Mensch seinen Verstand gebraucht, Entdeckungen macht und diese breit anwendet.

Oyang Teng, USA:

Ich habe viel darüber nachgedacht, was wir in den letzten Tagen in Form von Vorträgen über die Eurasische Landbrücke besprochen haben, und bin zu dem Schluß gekommen, daß diese Fragen vor allem politischer Natur sind. Was ich damit sagen will, ist, daß wir erkennen müssen, was hinter der Reorganisierung des kompletten Weltfinanzsystems steckt, also hinter der Neuordnung des weltweiten Paradigmas. Jacques Cheminade hat das so treffend mit seinen Worten, „Ein gemeinsamer Traum ist eine politische Mission“, beschrieben. Genau deswegen ist es die Aufgabe der LaRouche-Jugendbewegung, die Ideen bezüglich der Schaffung und Entwicklung der Eurasischen Landbrücke zu meistern.

Es gibt da eine kleine Geschichte, die ich Ihnen erzählen möchte. Sie handelt von einem meiner Freunde aus Kalifornien, der mitten im Silicon Valley organisierte. Das war zur hohen Zeit der Internetblase im Jahr 2000, als jeder zweite, der an ihm vorbei kam, ein 25jähriger Millionär war, der es mit Hilfe des Internets zu etwas gebracht hatte. So stand er da und erzählte den Leuten: „Wißt ihr denn nicht, daß wir in einer Wirtschaftskrise stecken? Um da wieder heraus zu kommen, sollten wir Entwicklungsprojekte wie die Eurasische Landbrücke bauen.“ Wenn er dies sagte, schauten die Leute ihn immer an, als wäre er verrückt geworden. Aber dieselben Leute sind seither wieder bei ihren Eltern eingezogen, haben sich erneut in der Uni eingeschrieben und versuchen, sich irgendwie mit Makkaroni und Käse über Wasser zu halten.

Ich wurde erstmals auf einem Treffen der LYM, als die eben erwähnte Geschichte behandelt wurde, mit der Frage der relativen potentiellen Bevölkerungsdichte konfrontiert, also dem Maßstab, den LaRouche angibt, um die physische Wirtschaft meßbar zu machen. Wir sprachen über die Idee, wie man mit Hilfe des Potentials der jeweilig verfügbaren Technologien eine gegebene Anzahl von Menschen auf einem bestimmten Stück Land versorgen kann, und daß dies in erster Annäherung bereits eine sinnvolle Methode wäre, die reproduktiven Kräfte der Wirtschaft zu messen.

In diesem Zusammenhang haben wir uns verschiedene Karten der Bevölkerungsdichte angeschaut, unter anderem eine von Deutschland, wo zum Teil 600 Menschen pro Quadratkilometer leben, und haben dies mit Afrika verglichen, wo im Durchschnitt ca. 20 Menschen pro Quadratkilometer leben.

Ich kann heute sagen, daß dies die erste wirklich politische Konzeption war, die ich hatte. Ich war zwar generell gegen den Krieg, und vor allem gegen den Krieg, der gerade stattfand, und auch gegen den, der noch stattfinden soll; und ich dachte, Armut sei schlecht, aber dies waren alles keine politischen Ideen, auf deren Grundlage man handeln oder gar jemanden organisieren und schon gar nicht eine Bewegung aufbauen konnte.

Aus diesem Grund denke ich, daß es sehr wichtig ist, angesichts der vielen verschiedenen Bewegungen zu verstehen, was die LaRouche-Bewegung und insbesondere die LaRouche-Jugendbewegung als politische Bewegung repräsentiert. Denn Politik sollte sich um nichts Geringeres als um wirklich große Ideen, um die visionsreichsten und schönsten Ideen drehen. Die Politik, speziell meiner Generation, sollte niemals einen geringeren Gegenstand behandeln.

Warum? Weil dies der einzige Weg ist, wie man wirklich eine Vorstellung der Realität bekommt. So erging mir das auf dem ersten Treffen, an dem ich teilnahm; obwohl ich weder alle Namen, Daten oder irgendwelche Details kannte, bekam ich eine lebhafte Vorstellung von etwas Realem. Ich bekam ein generelles Verständnis davon, daß ich etwas tun wollte, daß ich etwas Gutes tun wollte. Nur wußte ich nicht, daß es bereits eine Bewegung gab, die durchdachte Ideen hatte, wie man mit der Welt verfahren kann. Wenn Leute das wissen, verändert es sie, egal, ob sie der Bewegung beitreten oder nicht. Man kann es einfach nicht ignorieren; man ist gezwungen, sich damit auseinanderzusetzen, daß es eine Bewegung gibt, die eine wirkliche Idee davon hat, wie die Welt aussehen sollte.

Das ist die Mission der Jugendbewegung, und es gibt einige Kämpfe, die es auszutragen gilt, und einige Schritte zu tun, bevor dieses Ziel erreicht ist. Der Unterschied zwischen einer Bewegung der kleinen Schritte und einer Bewegung mit einer Idee, ist der Unterschied, ob wir scheitern werden oder nicht. Um das Geheimnis unseres Erfolges soll es in der Folge gehen, und darüber hat sich LaRouche einmal selbst geäußert.

Er sagte: „Wir haben viele Schlachten geschlagen, und die meisten haben wir verloren.“ Ich werde darauf zurückkommen, aber Sie sollten sich die Zeit nehmen, darüber nachzudenken. Was wir derzeit in den USA tun, um eine „Brandmauer“ in Form eines Gesetzesvorschlags zum Schutz von Eigenheimbesitzern und Banken zu errichten, ist nur ein erster Schritt, der unternommen werden muß, um das Projekt, von dem wir sprechen, dieses weltweite Projekt, umzusetzen. Wir haben festgestellt, daß es an diesem Punkt notwendig ist, sich direkt an die Bevölkerung zu wenden, um den Gesetzesvorschlag in den nächsten Monaten durch den Kongreß zu bringen. Und hierfür haben wir eine einzigartige Armee, eine politische Armee, die in der Lage ist, das zu schaffen.

Genauso gehen wir vor - an beiden Küsten der USA, und von Norden nach Süden, wo immer wir sind. Wir gehen den Weg von Bundesstaat zu Bundesstaat, von Region zu Region und von Stadt zu Stadt, um jeden gewählten Volksvertreter, Hausbesitzer und wer immer dazu bereit ist, dazu zu bewegen, sich in organisierter Form für dieses Gesetz zum Schutz der Hausbesitzer und Banken einzusetzen. Wir hatten innerhalb von zwei Tagen 52 Treffen mit Abgeordneten des Landesparlaments von Texas, wir hatten innerhalb eines Tages 36 Treffen in Boston, Massachusetts. Leute rufen uns zurück, aus dem Kongreß oder auch auf kommunaler Ebene, und fragen nach allem Material, was wir über diesen Gesetzesvorschlag haben, den Herr LaRouche so passend als Brandmauer beschrieb und der einen ersten Schritt darstellt, um den nötigen Freiraum zum Handeln zu bekommen.

Um zu verstehen, wo wir uns derzeit politisch befinden, muß man sich einfach die Entwicklungen der letzten Jahre anschauen; dann wird auch klar, was ich mit der Frage des Schlachtenschlagens gemeint habe. Man kann sogar 25 Jahre zurückgehen, zu dem Zeitpunkt, wo einige von uns gerade erst geboren wurden. Damals hatte LaRouche den Vorschlag für die SDI - die Strategische Verteidigungsinitiative - auf den Tisch gelegt, und diese war von Präsident Reagan aufgegriffen worden, wurde aber leider nie umgesetzt; eine leider allzu bekannte Geschichte. Anstatt LaRouches Ideen umzusetzen, brachte man ihn anschließend sogar ins Gefängnis.

Als 1989 die Mauer fiel, schlug die LaRouche-Bewegung vor, die Eurasische Landbrücke Realität werden zu lassen, ausgehend von einem strategischen Dreieck zwischen Berlin, Paris und Wien. Auch dieser Vorschlag wurde nicht umgesetzt, wie wir von einem der letzten Sprecher gehört haben.

Im Sommer 2003 begannen wir dann die Kampagne, Cheney aus dem Amt zu werfen, und er wurde nicht abgesetzt. 2004 sagten wir: „Cheney muß raus!“. Doch er war immer noch da. 2005 hieß es dann: „Wenn das Land überleben soll, muß Cheney gehen!“, doch er blieb immer noch im Amt. 2006 sagten wir: „Wir müssen Cheney loswerden“, und es hat wieder nicht geklappt.

Doch jetzt 2007 ist es endlich gelungen, eine offizielle Amtsenthebungs-Resolution zu erwirken. Das ist nur ein kleiner Schritt, aber ich schätze, daß die Dinge manchmal langsamer vonstatten gehen, als wir das gern hätten. Das wichtige ist: Wir haben diese Resolution, und diese wurde auch schon von 20 Kongreßabgeordneten unterschrieben. Es ist eine Situation entstanden, in der die Kongreßabgeordneten Angst haben müssen, sich in ihren Wahlkreisen blicken zu lassen, wenn sie nicht das Richtige tun, weil sie sonst Druck von den Leuten bekommen, die sie repräsentieren sollen. In gewisser Weise müssen wir die Kongreßabgeordneten beschützen, daß sie von ihren Wählern keine Schläge kassieren. Sie sollten heil wieder nach Washington zurückkommen, damit wir sie uns dort richtig vornehmen können.

Auch die SDI kam in den letzten Monaten wieder auf den Tisch, als Clinton in Jalta, LaRouche in Moskau und Putin in Kennebunkport waren.

Heute können wir uns erneut fragen: „Waren diese Schlachten wirklich verloren?“ Es ist eine Situation entstanden, in der wir eine unanfechtbare Autorität gewonnen haben, so daß Leute, die uns bisher gar nicht zuhörten, zu uns kommen und uns treffen wollen - und das ist nicht nur so, weil sich die Krise verschärft hat. Es gibt da zwar diese Theorie, daß manchmal in einer Krise, wenn das Hemd schon brennt, Dinge sich einfach automatisch verändern. Aber nicht nur die Tatsache einer Krise bewirkt dies, sondern vor allem das Wissen darum, was zu tun ist, um die Krise zu überwinden.

In der Art politischer Organisation, die wir aufbauen - und das betrifft vor allem die Jugendbewegung - hat unsere Autorität nichts mit Geld oder mit Positionen und schon gar nichts mit Erfahrung zu tun. Die meisten Menschen hier in diesem Raum haben mehr Erfahrung als wir von der Jugendbewegung. Unsere Autorität ist die Zukunft, und diese nimmt mit der Anzahl Leute, die endlich erkennen, daß dieses System am Ende ist, immer mehr zu. So ist beispielsweise vor einigen Wochen der Landesvorsitzende der Demokratischen Partei in Kalifornien, der größten Organisation der Demokratischen Partei im ganzen Land, bei uns in Los Angeles auf einer Veranstaltung als Sprecher aufgetreten.

Das ist ein Prozeß, der die Debatte innerhalb der Demokratischen Partei öffnet, und, wie Jacques Cheminade sagte, ist es nicht die Debatte an sich, die wichtig ist, sondern es geht darum, die Leute zu befähigen, Debatten führen zu können. Das ist genau das, was wir gemacht haben, wann immer wir diese Leute in Reichweite hatten. In den folgenden Vorträgen wird noch deutlich werden, wie wir mit unserer Arbeit eine wirkliche Diskussion in Gang bringen, so daß Leute über Politik und über die dafür nötigen Ideen nachdenken.

Die Frage, die sich jetzt stellt, ist, ob wir als politische Bewegung in der Lage sind, auf der Basis von Ideen zu handeln, und ob wir andere Menschen dazu begeistern können, es uns gleich zu tun. Bei der Kampagne für die Eigenheimbesitzer und Banken wird sich erneut entscheiden, ob die Bevölkerung in der Lage ist, auf eine Idee, auf einen Gesetzesvorschlag zu reagieren, wenn sie weiß, daß dahinter eine Bewegung steht, die immer Recht hatte, was die Wirtschaftskrise angeht. Wenn inzwischen führende Demokraten bei uns als Gastredner auftreten, wird deutlich, daß viele erkennen, daß wir diese Kraft repräsentieren, wenn sie dies auch nicht unbedingt immer verstehen.

Es sieht also gar nicht so schlecht aus, und ich denke, einige Schlachten liegen noch vor uns. Aber das wichtige ist, daß wir wissen, wie der Krieg zu gewinnen ist.

Lopez Portillos Erbe in Mexiko wiederbeleben

Moderator: Ich möchte nur hinzufügen, daß sich all das nicht nur auf die Lage in den USA bezieht, es gilt z.B. genauso für unsere Mitstreiter in Mexiko, die dort einen großartigen Kampf führen. Ingrid wird davon einiges zu berichten haben.

Ingrid Torres, Mexiko:

Ich möchte nur eine kurze Idee davon vermitteln, was gerade in Mexiko passiert, vor allem nachdem wir gestern die großartige Ansprache des früheren mexikanischen Präsidenten Lopez Portillo vor den Vereinten Nationen (im Video) gesehen haben. Wir bereiten jetzt für den 1. Oktober eine Feier und eine Reihe von Veranstaltungen anläßlich des 25. Jahrestages dieser Rede vor. Der Grund hierfür ist, daß kaum jemand außerhalb unserer Bewegung oder früherer Regierungsmitglieder weiß, wer Lopez Portillo wirklich war und welche historische Bedeutung diese Rede hatte. Ganz ähnlich verhält es sich mit Herrn LaRouche: ihn kennen zwar viele Menschen dem Namen nach, aber kaum jemand weiß, was für eine wichtige Rolle er in der Welt tatsächlich spielt.

An öffentlichen Plätzen und an den Universitäten versuchen wir der mexikanischen Bevölkerung zu verdeutlichen, wie Mexiko heute aussehen könnte, wenn wir in den letzten 25 Jahren der Politik Lopez Portillos gefolgt wären. Mexiko könnte 20 Kernkraftwerke, eine Nationalbank, Infrastruktur und vernünftige Entwicklung haben. Mexiko könnte längst ein führender Staat für die Entwicklung von Technologien sein, anstatt sein Öl zu benutzen, um seine Schulden im Ausland zu bezahlen. Ich sage dies nicht, um Pessimismus zu verbreiten, sondern um zu zeigen, was wir für ein Potential haben und welche Helden unser Land hervorgebracht hat. An uns liegt es, zu verstehen, welche Bedeutung die Zusammenarbeit zwischen Lyndon LaRouche und Lopez Portillo hatte, denn genau solch eine Zusammenarbeit brauchen wir heute wieder.

Ich erinnere mich daran, das Lyndon LaRouche auf einer früheren Konferenz gesagt hat, Mexiko solle seine Helden ehren, anstatt sie zu bespucken und zu attackieren. Aber dafür müssen wir diese Helden als solche erkennen und diese Erkenntnis nutzen, um die vor uns liegende Krise moralisch zu überwinden und in der Krise moralisch reagieren zu können. Ich meine, im täglichen Organisierungsprozeß haben wir nachhaltig verstanden, warum dies notwendig ist. In den kommenden Wochen werden wir mehrere Konferenzen an mexikanischen Universitäten veranstalten, um die Ansprache von Lopez Portillo zu zeigen und Leute aus seiner Verwandtschaft sowie Wissenschaftler zu Wort kommen zu lassen, die damals beim Bau von Mexikos einzigem Atomkraftwerk in Veracruz mitgearbeitet haben. Noch ein weiteres Video soll auf diesen Treffen gezeigt werden, als sich Lopez Portillo mit Helga Zepp-LaRouche getroffen hatte.

Wir müssen deutlich machen, daß der Vorschlag einer neuen Finanzarchitektur auf dem Tisch ist, damals von Lopez Portillo und heute von Lyndon LaRouche. Wir müssen die Erinnerung an diesen Mann wachhalten.

In Mexiko reagieren viele Leute hysterisch, wenn man Lopez Portillo erwähnt und behauptet, er sei ein guter Präsident gewesen. Doch Helga und Lyndon LaRouche haben immer wieder gesagt, man dürfe die Menschen in dieser heutigen Krise nicht wie Jakobiner angreifen, sondern müsse ihre Vernunft ansprechen. Das ist manchmal nicht ganz einfach, weil die Menschen nicht mehr wissen, was 1982 in Mexiko passiert ist. Da hilft es, ihnen zu verdeutlichen, daß wir uns heute wieder in der gleichen Situation wie damals befinden.

Doch ich denke, wir können es schaffen, weil wir sehr moralische Personen gefunden haben, auch wenn sie noch nicht weit genug gehen, um Lopez Portillo in der Öffentlichkeit zu verteidigen. Auch hat kaum jemand den Mut, öffentlich für die Politik LaRouches einzutreten, so wie es Lopez Portillo getan hat.

Wir sind dabei, der heutigen Jugendgeneration zu zeigen, was die Babyboomer, die 68er-Generation längst vergessen hat.

„Neue Politik“ in Frankreich

Moderator: Ich möchte nun zu einem anderen Kontinent übergehen, dem westlichen Teil der Eurasischen Landbrücke, und Arnaud bitten, uns einen Eindruck von, wie ich finde, inspirierenden Geschehnissen aus Frankreich zu vermitteln.

Arnaud Vivrel, Frankreich:

Ich gehöre seit Ende 2003 der LaRouche-Bewegung an. Ich möchte Ihnen kurz darstellen, wie wir in Frankreich mit LaRouches „Neuer Politik“ mobilisieren. Ich möchte dabei besonders auf einige kulturelle Aspekte unserer Arbeit in Frankreich eingehen. Um das zu verdeutlichen, möchte ich gern etwas über die Präsidentschaftskampagne von Jacques Cheminade sagen, bei der wir uns anderthalb Jahre lang angestrengt haben, um Unterstützungsunterschriften von französischen Bürgermeistern zu bekommen. Wie Sie vielleicht wissen, braucht man in Frankreich, wenn man als Präsidentschaftskandidat antreten will, 500 persönliche Unterschriften gewählter Bürgermeister.

Wir begannen diese Kampagne im Januar 2006 und fingen an, unser Land zu entdecken. Insgesamt hatten wir etwa tausend Treffen mit verschiedenen Bürgermeistern in ganz Frankreich. Wir hatten uns als Idee vorgenommen, so etwas wie ein Magnetfeld zu erzeugen, wie man es auch in der Physik kennt. Dafür bauten wir ein Netzwerk von etwa 5000 Bürgermeistern auf, die von uns eine wöchentliche Email-Verschickung mit allen Äußerungen Jacques Cheminades während des Wahlkampfs und auch den internationalen Analysen von Lyndon und Helga LaRouche bekamen. Außerdem schufen wir ein Netzwerk von Leuten, die unsere Zeitung bezogen, darunter etwa 3000 Bürgermeister, so daß sie sich eingehender mit unseren Ideen beschäftigen konnten. Dazu verteilten wir noch 100.000 Exemplare des Wahlprogramms von Jacques Cheminade.

Interessant ist nun, daß man sagen könnte, wir haben „die Schlacht verloren“, wie es Oyang ausdrückte. Wir haben verloren, weil wir die 500 Unterschriften nicht zusammenbekamen. Wir hatten etwa 250. Doch das wichtigste war, daß wir gekämpft haben und dabei unsere Kultur entdeckten und mit den Bürgermeistern teilten: Wissenschaft, Musik und besonders die Kunst der Führung. Und wir kämpften, in Oyangs Worten, mit der Autorität der Zukunft.

Ein typisches Beispiel für das Problem mit den französischen Bürgermeistern war, was Jacques in seiner Rede hier die kartesische Einstellung nannte. Wir trafen z.B. einen Bürgermeister, der uns sagte: „Ich stimme euch zu, ihr habt völlig recht: die Welt bricht zusammen. Ich weiß, ich habe eine Menge Probleme in meiner Stadt und kämpfe für eine gute Sache, wie ihr. Aber mehr kann ich nicht tun. Ich habe meine Grenzen. Mein Abgeordneter gehört der rechten Partei an und ich kann mir Unstimmigkeiten mir ihm nicht leisten, indem ich z.B. für Jacques Cheminade unterschreibe.“

Man hat also jemanden vor sich, der sagt, er stimme uns zwar zu, aber unterschreiben wolle er nicht. Das ist exakt das Problem, das Jacques ansprach: das Problem mit der 68er-Generation, bei der Geist, Verstand und Emotionen voneinander getrennt sind. Wir hatten damit schwer zu kämpfen. In entlegenen Gebieten waren viele Bürgermeister auch nicht leicht treffen; wir riefen sie an. 20 Leute von uns, Jugendliche und Ältere, standen anderthalb Jahre lang mit den Bürgermeistern in Kontakt. Wir haben verschiedene Ansätze ausprobiert. Zum Beispiel schrieben wir Lieder für die Bürgermeister, die wir ihnen dann bei persönlichen Treffen vortrugen. Wir versuchten es auch mit Rabelais, mit Poesie und Humor, um die Leute zum Lachen zu bringen. Denn bringt man jemanden zum Lachen, ist er eher geneigt, auch etwas zu tun.

Wir verloren jedoch diesen Kampf, wie schon gesagt. Dann aber schrieb Jacques Cheminade ein Flugblatt, von dem wir 20.000 druckten, auf welchem stand: „Ségolène Royal: Eine Wahl der Vernunft“, und wir fingen an, für Ségolène Royal, die Präsidentschaftskandidatin der Sozialistischen Partei, zu organisieren. Interessant war, daß die Sozialistische Partei, besonders ihre Jugend, nicht verstanden, warum wir so hart kämpften und mehr Flugblätter verteilten als sie. Da hieß es: „Wow! Moment mal, ist das Jacques Cheminade? Der Typ aus dem rechten Lager? Das kapier' ich nicht!“

Ich kann es Ihnen erklären. Ende August 2007, etwa einen Monat nach den Präsidentschaftswahlen, fuhren wir nach La Rochelle, im Westen Frankreichs, wo wir seit 2004 jedes Jahr bei einer zentralen Veranstaltung der Sozialisten organisiert haben. Wir versuchten dort ohne falsche Erwartungen mit wichtigen Leuten zu diskutieren. Das wichtigste war, daß wir hier die sozialistische Parteibasis trafen, die auf ihre Führung sehr, sehr wütend ist. Bei diesem Mal hatten wir großen Erfolg, wir stießen auf große Offenheit, denn viele Leute hatten erkannt, daß wir richtig lagen. Sogar ehemalige Minister und hochrangige Sozialisten erkundigten sich bei uns, was wir über die internationale Situation dachten. Außerdem sprachen wir eine Menge Jugendlicher der Sozialistischen Partei an.

Seit 2006 sind wir in drei Zweigbüros tätig: Rennes, Lyon und Paris. Jetzt sind wir außerdem dabei, im Norden und Osten Frankreichs, in Lille und Metz, zu organisieren. Das ist sehr interessant, denn in diesen nachindustriellen Gebieten sind die Menschen stark politisiert und sehr wütend über das, was gerade passiert. Und wer nicht völlig pessimistisch ist, das haben wir gemerkt, läßt sich rasch für neue Ideen mobilisieren. Das ist eine gute Richtung für die zukünftige Organisation unserer Bewegung in Frankreich.

Abschließend möchte ich noch erwähnen, daß wir viel über das Internet organisiert haben. Auf Anregung LaRouches schufen wir eine Webseite (www.solidariteetprogres.org), auf der wir täglich Nachrichten veröffentlichen. So verdoppelten wir im Juli unsere Besucherzahlen und im August verdoppelten wir die Zahlen von Juli, d.h. wir hatten etwa 56.000 Klicks im Monat für August. Das ist an sich schon interessant. Jeder kann sich selbst ansehen, was auf unserer Webseite geschieht, was z.B. die Realität der Immobilienkrise angeht.

Zusammenfassend kann ich sagen, daß wir in Frankreich die Vorbedingungen für das eingangs erwähnte Magnetfeld geschaffen haben. Ich wäre sehr glücklich, wenn einige Leute mehr aus der internationalen Organisation zu uns stoßen würden, um wirklich Spaß zu haben, ganz Frankreich zu organisieren.

Ingrid Torres, Mexiko:

Ich möchte noch etwas hinzufügen, was ich vorhin vergaß: Es ist ein wunderbarer Tag für diese Konferenz, denn heute feiern wir in Mexiko unsere Unabhängigkeit seit 1810.

Den Nebel in Deutschland lichten

Moderator: Natürlich gehört nicht nur Frankreich zu Eurasien, also werden wir jetzt von Karsten hören, was Leute aus der ganzen Welt, aus Dänemark, Australien und anderswo, hier in Deutschland in Gang gesetzt haben.

Karsten Werner, Deutschland:

Danke an meine Vorredner. Ich glaube, da gibt es nicht mehr viel hinzuzufügen - höchstens etwas. Vielleicht haben einige von Ihnen sich gewundert, warum wir singen. Wissen Sie - es ist schön. Sie sehen junge Leute, die zusammen kommen und singen. Und ich hoffe, daß Sie zumindest mit Jesu, meine Freude gestern etwas erlebt haben, das Sie vielleicht nicht erwartet hatten. Denn wenn man die Musik richtig macht, man sie richtig aufführt und vorher die notwendige Arbeit leistet - die neben der Wissenschaftsarbeit keine getrennte Sache, sondern Teil des Curriculums von Lyndon LaRouche ist - wenn man das richtig macht, berührt man etwas in den Menschen. Ich habe das viele Male auf der Straße erlebt, es ist einzigartig menschlich: Man berührt eine Qualität in ihnen, welche nicht ihr tägliches Leben, ihre Unterhaltung, ihre äußere Identität ist, die sie normalerweise aufsetzen. Es ist etwas Echtes. Und normalerweise kriegen es die Leute gar nicht mit: „Ups, bin das ich?“ - als wenn sie gerade von etwas getroffen werden.

Um das noch deutlicher zu machen, möchte ich Ihnen eine Vorstellung geben, wie wir in den letzten Wochen in Deutschland organisiert haben, insbesondere in Berlin, wo, wie man sagen könnte, unser Hauptquartier mit 40 jugendlichen Vollzeitmitgliedern ist. Aber wir sind auch in Sachsen.

Um es noch einmal zu wiederholen, die Situation in Deutschland könnte nicht schlimmer sein, und könnte auch nicht direkter mit der Krise verbunden sein, die wir weltweit sehen, besonders durch den Zusammenbruch des US-Häusermarktes. Denn in den Vereinigten Staaten stehen mindestens sieben Millionen Familien kurz davor, aus ihren Häusern geworfen zu werden, weil die Zinsen für ihre flexiblen Hypothekenraten jetzt drastisch steigen; Menschen, die ihre Arbeit verloren haben, können diese nicht mehr bezahlen. Die Hypothekenverträge wurden an Typen der Wall Street oder an große Banken verkauft, und die kümmert es nicht, wenn Leute obdachlos werden.

Nun sagen aber viele Leute in Deutschland oder anderen europäischen Ländern: „Ja, aber das ist Amerika. Wir wissen, daß die dumm sind.“ Die haben einen dummen Präsidenten, stimmt’s? Doch das ist eine Phantasie: Alle Banken weltweit, und ganz besonders deutsche Banken - sogar die staatlichen Banken, in den Bundesländern und auf nationaler Ebene - haben diese Papiere gekauft, welche direkt mit den fiktiven Häuserwerten verbunden sind. Und das bricht jetzt zusammen

Vor einigen Wochen wurde nun die Landesbank des Bundeslandes, aus dem ich bin, Sachsen, in einer Nacht-und-Nebelaktion an eine andere Landesbank verkauft. Man stellte plötzlich fest, daß  das Guthaben der Bank nicht einmal mehr das Papier wert war, auf dem es geschrieben war. Und um die Bank überhaupt verkaufen zu können, wurde dann die sächsische Landesverfassung für zwei Tage außer Kraft gesetzt. Keiner traute sich, dem Parlament zu sagen, was wirklich vor sich ging. Ich meine, die Krise könnte nicht ernster sein.

Helga Zepp-LaRouche hat in diesem Zusammenhang entschieden, ihren Aufruf für ein Neues Bretton Woods zu erneuern. Sie hat ein neues Flugblatt geschrieben, in dem sie ähnliche Maßnahmen fordert, die wir auch in den USA erheben, d.h. eine Brandschutzmauer auch für die deutsche Wirtschaft zu errichten. Denn man kann sich leicht vorstellen, daß auch die Menschen hier, wenn sie ihre Ersparnisse zu den Banken oder Sparkassen bringen, deren Anlagen mit dem zusammenbrechenden Immobilienmarkt in den USA zusammenhängen, ihre Lebensersparnisse verlieren können. Das würde zu sozialem Chaos führen, Banken würden ihre Türen schließen.

Was wir brauchen, ist also eine Brandschutzmauer. Und dafür haben wir die letzten Wochen in Berlin organisiert. Wir haben auch versucht, Treffen mit Bundestagsmitgliedern und Abgeordneten in den Gemeinden zu vereinbaren, ähnlich dem, was wir in den USA machen. Und die Reaktionen waren eigentlich ganz interessant. Doch leider gibt es einen Konsens, denn in diesen „Häusern der Institution“ (man könnte sie auch anders nennen) wird immer noch das Argument verbreitet, es gebe gar keine Verluste. Es sei alles in bester Ordnung, es gebe nur Risiken.

Das wurde uns immer und immer wieder erzählt. Man sieht Banken zusammenbrechen, man sieht, daß Millionen von Dollars gedruckt werden, aber „bis jetzt sind das nur Risiken. Wir können keine Verluste abschätzen. Es gibt kein Problem.“

Aber einige Leute reagierten durchaus, wenn wir ihnen erzählt haben, was wir in den Vereinigten Staaten machen und wie schrecklich die Situation dort drüben ist, und daß uns hier nicht nur finanziell, sondern auch wirtschaftlich und physisch eine Systemkrise bevorsteht.

Man muß den Menschen einen Sinn von dem geben, was wir machen, dann reagieren sie darauf, weil sie merken, daß wir nicht nur Beobachter in einer Situation sind, sondern etwas bewegen. Und die Menschen sehen in uns eine Autorität, weil wir schon seit dreißig Jahren von dieser Krise reden.

Ich möchte noch einmal unterstreichen, daß es die Hauptaufgabe der Menschen in diesem Raum, aber auch derjenigen, die nicht hier sind, sich aber mit uns verbunden fühlen, und derjenigen, die in der Zukunft mit uns verbunden sein werden, ist, die Menschen zu erheben. Das berührt genau das, was Lyndon LaRouche gestern mit der Frage des Optimismus meinte. Es ist sehr leicht, sich im täglichen Organisieren und anderen Dingen, die man erlebt, herunterziehen zu lassen. Da hilft nur der Sinn für eine Mission, in der man sieht, daß man das Richtige macht.

Das Singen trifft hier wieder und wieder den richtigen Nerv. Als wir aus Sachsen wieder zurückkamen, fand gerade in Berlin eine lustige Veranstaltung statt, auf der der Chef der US- Notenbank, Herr Helikoptergeld, sprechen sollte, und natürlich konnten wir nicht anders, als ihn zu begrüßen. Also machten wir ein Banner mit der Aufschrift „Lösung der Finanzkrise“ mit einer Karte darauf, die die Eurasische Landbrücke zeigte. Das verwunderte viele Menschen: „Was haben diese beiden Sachen miteinander zu tun?“. Aber was die meisten Leute dort - überwiegend Banker, Finanzberater, Anwälte und der Finanzsenator Berlins (der uns haßt) - berührte, war der Chor. Wir haben die ganze Zeit unser gesamtes Repertoire gesungen.

Bevor die Leute den Chor gehört hatten, sagten sie: „Nein, nein, nein. Sie liegen völlig daneben. Es gibt keine Finanzkrise! Es gibt nur Risiken. Keine Verluste. Keine Probleme. Kein Problem, okay?“ Genau wie dieser Jim Cramer.

Als sie dann aber den Chor hörten, verwandelte sich alles plötzlich. Viele sagten: „Oh, mein Gott, was machen diese jungen Leute hier?“ Einer läßt auf einmal seine Visitenkarte da. Was hier nicht nur in unserem Chor, sondern allgemein, wenn junge Leute singen, wirksam wird, ist der Inbegriff der Menschheit. Es ist das Beste, was wir als Menschheit tun können, weil es etwas Einzigartiges ist, mehrstimmig zu singen. Es repräsentiert diesen bestimmten Charakterzug der Kreativität, der in uns allen als Potential angelegt ist.

Nur Menschen können singen. Ich könnte mir niemals vorstellen, daß so jemand wie George W. Bush singt - es ist einfach unmöglich.

Ich glaube, dieser Sinn für Optimismus ist wirklich wichtig. Wir haben viele einleuchtende Dinge von Amelia, Helga, Jacques und allen anderen Teilnehmern hier gehört. Aber ich glaube, wir müssen in uns - und wir sollten jeden und alle dazu herausfordern, ganz besonders die Deutschen - diesen Sinn für Patriotismus auch als eine Zusammenarbeit zwischen den Nationen entwickeln. Und diese Krise braucht potente Leute!

Eine wirkliche Wissenschaftsmethode

Moderator: Gerade wir Jugendlichen sollten diese Herausforderung annehmen, und ich möchte die Herausforderung an alle hier im Saal weitergeben, an grundlegenden wissenschaftlichen Ideen zu arbeiten. Damit möchte ich Daniel Buchmann das Wort geben.

Daniel Buchmann, Deutschland:

Ich möchte einen Themenbereich eröffnen, dessen umfassende Darstellung mehrere „Fidel-Castro-Reden“ in Anspruch nehmen würde. Er ist eine wirkliche Herausforderung.

Beim Organisieren und eigentlich bei allem, was wir tun, taucht immer sehr schnell die Frage auf: Was ist eigentlich menschliches Denken? Wie kann man etwas wissen? Lyndon LaRouche als erfahrener Wirtschaftsprognostiker, der hierin erfolgreicher als jeder andere gewesen ist, könnte hierzu einiges sagen. Was ist eine Prognose? Worum geht es dabei? LaRouche sagt, dahinter stehe eine Naturwissenschaft, die jeder verstehen und beherrschen könne, es gehe nicht um irgendeinen Orakelspruch, sondern um harte wissenschaftliche Arbeit.

LaRouche hat die Jugendbewegung aufgefordert, diese Arbeit aufzunehmen, und die Gruppe im Kellergeschoß in seinem Haus in den USA [die Kepler studiert] ist nur eine Art Vorhut, um später alle anderen einzubeziehen. Das ist nicht bloß für eine Art Elitegruppe gedacht, sondern soll sich überall ausbreiten.

Ich möchte über einige Dinge sprechen, die im Sonnensystem ablaufen, und hoffe, daß sich einige Leute dadurch angeregt fühlen und eine ähnliche Verwunderung empfinden, wie sie Karsten eben im Fall der Musik erwähnt hatte. Wir müssen diesen Fragen weiter nachgehen, denn viele Antworten sind einfach noch unbekannt.

Zum Beispiel: Wie ist die Sonne entstanden? Wie ist das Sonnensystem entstanden? Viele heutige Wissenschaftler, oder besser sogenannte Wissenschaftler, verweisen dabei auf ein Werk von Immanuel Kant aus dem Jahre 1755, Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels, worin dieser behauptet, große Teile des Universums hätten einmal aus einer riesigen Staubwolke bestanden, durch Gravitationskräfte habe sich einiges davon zur Sonne und den Planeten kondensiert und irgendwie sei so die Materie entstanden. Damit einher geht die Vorstellung, daß alle Materie aus sehr kleinen Teilchen oder Atomen bestehe, die sich gegenseitig anziehen oder abstoßen, und dies seien die Grundkräfte, die im Universum wirksam seien. Leute wie Newton und andere haben diese Theorie aufgegriffen, und die heutigen Universitäten sind immer noch voll davon.

Damit hängt auch LaRouches Angriff auf das Zweite Gesetz der Thermodynamik zusammen - auf die Vorstellung, daß das Universum wie eine große Maschine alle möglichen Stoffe und Energie enthält und darin bestimmte Kräfte wirksam sind, aber irgendwann die Maschine ausläuft und das Universum am Ende wäre.

Wenn man sich hingegen das reale Universum betrachtet, gewinnt man den Eindruck, daß es sich stetig weiterentwickelt hat. Ich weiß nicht, wie und wann oder unter welchen Bedingungen es entstanden ist, aber wir leben offensichtlich in einem sich entwickelnden Universum. Einige behaupten zwar, es werde sich zukünftig nicht weiterentwickeln und fortan absterben, ich aber habe die Vermutung, daß es sich immer weiterentwickeln wird.

Man sollte sich noch einmal in Erinnerung rufen, was es neben der Sonne in unserem Sonnensystem noch alles gibt: Die Erde gehört zu den kleineren Planeten, die größten sind Jupiter und Saturn. Dann ist die Frage, wieviel Raum die Planeten einnehmen und wie exzentrisch ihre Bahnen sind. So stellt man beispielsweise fest, daß die Bahn des Merkur stark exzentrisch, die der Venus hingegen nahezu kreisförmig ist. Die Marsbahn ist wieder exzentrischer. Dann gibt es die berühmte Lücke zwischen Mars und Jupiter, die von den Asteroiden angefüllt ist. Jupiter, Saturn und Uranus haben wieder recht exzentrische Bahnen, wohingegen Neptun beinahe auf einer Kreisbahn um die Sonne fliegt.

Wenn man von der Vorstellung ausgeht, daß sich die Sonne früher ganz schnell gedreht und dabei Materie ausgeworfen hat und sich aus dieser Materie die Planeten gebildet haben: Wie kommt es dann, daß diese Planeten unterschiedliche Bahnen haben? Ist das Zufall, oder warum ist dies so? Auch wissen wir, daß sich die meisten Planeten mehr oder weniger in der gleichen Ebene wie die Sonne befinden und sich wie auf einer gigantischen Scheibe in der gleichen Richtung bewegen. Interessanterweise drehen sich aber einige Planeten unterschiedlich: So weiß jeder, daß die Erdachse um 23,5° geneigt ist, weswegen es Sommer und Winter gibt. Die Venus hingegen tanzt völlig aus der Reihe, d.h. sie dreht sich als einziger Planeten in entgegengesetzter Richtung, als wenn sie sich rückwärts um die eigene Achse bewegt. Das ist eine Frage, auf die die Wissenschaftler eigentlich eine Antwort finden sollten. Doch bisher wurde nur die Theorie entwickelt, es sei einmal ein riesiger Planet oder Komet vorbeigeflogen, der mit gewaltigen Gravitationskräften die Venus dazu gebracht haben soll, sich in die andere Richtung zu drehen. Doch wieviel Sinn macht das, da doch die Bahn der Venus nahezu kreisförmig ist?

Ein weiteres Problem, auf das die Wissenschaftler stoßen, ist, warum die Erde einen Mond hat. Woher kommt er? Ich möchte Ihnen in diesem Zusammenhang nur eine Vorstellung geben, wie newtonisch die offizielle Wissenschaft geworden ist. Denn die beste Theorie, die die sogenannten Wissenschaftler heute haben, ist, daß der Mond dadurch entstand, daß ein großes Objekt auf die Erde traf und dabei zwei Teile zurückblieben, die Erde und der Mond. In den offiziellen Lehrbüchern findet sich keine bessere Theorie.

Kürzlich meinte jemand, es müsse früher neben der Erde (Gaia) noch einen weiteren Planeten, Thea, gegeben haben, beide seien zusammengestoßen und hätten Erde und Mond gebildet.

Somit bleibt die Frage, warum es Mond und Erde in dieser Form gibt. Merkur und Venus haben keinen Mond. Dagegen besitzt die Erde einen Mond, der vergleichsweise ziemlich groß ist und erheblichen Einfluß auf die Vorgänge auf der Erde ausübt, wenn man etwa an Ebbe und Flut denkt. Der Mars hat hingegen zwei Monde, die aber recht klein sind. Was ist der Grund für diese Unähnlichkeit zwischen Erde und Mars? In anderer Beziehung sind Mars und Erde wieder sehr ähnlich, etwa was die Länge von Tag und Nacht angeht: Ein Marstag ist 24 Stunden und 30 Minuten lang. Wenn Menschen dort wohnten, hätten sie den gleichen Schlaf- und Wachrhythmus und müßten sich nicht groß umstellen. Bei anderen Planeten wäre das nicht möglich.

Betrachten wir Jupiter, der im Vergleich zu den anderen Planeten riesengroß ist. Außerdem hat er sehr viele Monde, ich weiß gar nicht wie viele - es werden immer noch neue entdeckt. Auf der Liste, die ich hier habe, sind es 39, die bekannt sind. Genauso wie beim Saturn, bei dem 60 offiziell aufgelistet sind. Einige davon könnten irgendwann sogar für menschliche Besiedlung in Betracht kommen, da sie einige Ähnlichkeiten zu unserem irdischen Mond aufweisen. Auch vom geologischen Standpunkt sind sie sehr interessant.

Nun zum Uranus. Seine Achsneigung gegen die Bahnebene ist 98°, er „wälzt“ sich also gewissermaßen in seiner Bahn um die Sonne und dreht sich dabei auch noch ziemlich schnell, während einige der inneren Planeten extrem langsam sind: Merkur braucht für eine Umdrehung 58 Erdtage, die Venus 200 Tage, die Erde 24 Stunden, der Mars ähnlich, der Jupiter hingegen braucht nur 10 Stunden, ähnlich wie Saturn; Uranus und Neptun 16-17 Stunden. Warum rotieren diese Planeten so extrem schnell?

Man findet viele weitere solche Paradoxe, die Kepler aber zum Beispiel nicht kannte, weil ihm derlei Daten noch nicht zugänglich waren. Soweit ich weiß, gibt es keine befriedigenden Antworten auf die Frage, warum die Planeten sich so verhalten - und es liegt an uns, das herauszufinden.

Ein weiteres Paradox betrifft die Sonne selbst, denn auf die Sonne entfallen zwar 99% der Masse des Sonnensystems, doch nur sehr wenig des gesamten Drehmoments. Das meiste davon betrifft die Planeten. Wieviel Sinn macht das?

Ich möchte diese Fragen als Herausforderung hinstellen. Ich habe mich damit beschäftigt, weil ich besser verstehen wollte, wie das Sonnensystem wirklich funktioniert. Aber ich habe selbst noch keine Antworten. Ich habe Bruce Director und Larry Hecht um Rat gefragt, aber sie rieten mir, Nikolaus von Kues und Kepler zu lesen; das sei das Beste, was die wissenschaftliche Methode angeht. Danach habe es kaum weitere Fortschritte gegeben. Kaum ein Wissenschaftler, keine Universität oder Forschungseinrichtung heute verfügt noch über eine Methode, mit der sich Paradoxe dieser Art angehen ließen.

So ist es tatsächlich die Aufgabe der Jugendbewegung, die Originalschriften von Leuten wie Nikolaus von Kues und Kepler zu nehmen und deren Wissenschaftsmethode neu zu begründen. Dann können wir hoffentlich diese Fragen beantworten.

Doch beschäftigen wir uns noch etwas mit Pluto, der ebenfalls äußerst interessant ist. Sie werden festgestellt haben, daß unser Mond der Erde immer die gleiche Seite zuwendet. Das gleiche gilt für Pluto und dessen Mond Charon, doch zeigt nicht nur Charon Pluto stets die gleiche Seite, sondern auch Pluto Charon. Das ist ein faszinierendes Schauspiel, und man weiß nicht genau, warum das so ist.

Jedenfalls hat LaRouche der Jugendbewegung die Aufgabe gestellt, sich mit diesen Fragen zu beschäftigen, Keplers Mysterium Cosmographicum, die Neue Astronomie und die Weltharmonik zu studieren, um eine Methode zu finden, um solche Fragen lösen zu können. Wenn wir tatsächlich den Mars besiedeln wollen, wenn wir zu anderen Planeten fliegen wollen, um dort zu leben, müssen wir im Weltraum eine Infrastruktur aufbauen, um diese Dinge herauszufinden. Oder wir müssen erst dorthin fahren, um es herausfinden zu können. Das ist wohl der richtige und vielleicht sogar der einzige Weg!

In unserer Galaxie gibt es schätzungsweise 100 Milliarden Sterne und weitere Hunderte Milliarden in anderen Galaxien. Wenn also jemand meint, es gäbe Grenzen des Wachstums oder Wirtschaft sei nur eine Frage des Geldes, dann sind diese Leute völlig vernagelt. Unser Universum ist so riesig groß, und es liegt an uns, es zu erkunden.

Ich möchte noch ein weiteres Beispiel anführen, das mit den deutschen Wissenschaftlern zu tun hat, die bei dem Apolloprojekt in den USA in den 60er Jahren eine wichtige Rolle gespielt haben. Ihre Raketenexperimente begannen bereits in Deutschland auf dem Höhepunkt der Wirtschaftsdepression in den 30er Jahren, und schon in den 20er Jahren war der Film Die Frau im Mond entstanden, der wohl erste wirkliche Science-fiction-Film mit Spezialeffekten. Die Raketenforscher sahen damals in ihrer Jugend diesen Film und waren begeistert und begannen selbst mit Raketen zu experimentieren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Kenntnisse dieser deutschen Raketenforscher für das gesamte Apolloprojekt von größter Bedeutung. Und LaRouche hat wiederholt betont, daß das Apolloprojekt das letzte Großprojekt war, das der amerikanischen Wirtschaft einen umfassenden wissenschaftlichen und technischen Wachstumsimpuls versetzte, der nach dem Paradigmawechsel völlig verschwand.

All das möchte ich hier in den Raum stellen, um Sie geistig ein wenig auf Trab zu bringen. Im übrigen haben wir uns auch weiter mit der Frage der Isotopenwirtschaft befaßt, denn bisher betrachteten wir das Universum vor allem vom Standpunkt des ganz Großen. Untersucht man aber das Universum im ganz Kleinen, stößt man auf die gleichen Probleme. Die heutigen Universitäten und Forschungseinrichtungen befinden sich hier in den allergrößten Schwierigkeiten und helfen sich nur damit, daß sie hochkomplizierte Gleichungen entwickeln, um zu erklären, was in einem Atom vor sich geht. Die meisten dieser Gleichungen sind bestenfalls für den Wasserstoff mit einem Proton und einem Elektron gültig, nicht aber für alle anderen Atome! Niemand an den heutigen Universitäten hat ein wirklich kohärentes Verständnis dieser Fragen. Wir brauchen deshalb dringend eine Art neuen Mendelejew oder Kepler, der sich mit der Frage der Isotopenwirtschaft als Phänomen im Sonnensystem beschäftigt.

Das ist, was ich habe, und das klingt alles nach viel Arbeit. Vielleicht kann Lyndon LaRouche auch noch einiges dazu sagen.

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