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Aus der Neuen Solidarität Nr. 33/2008

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Für eine neue Grüne Revolution!

Buchbesprechung. „Der Mann, der die Welt ernährte: Der Nobelpreisträger Norman Borlaug und sein Kampf gegen den Hunger auf der Welt. Eine autorisierte Biographie.“ Von Leon Hesser. Engl. Durban House Publishing, 2006.

Diese neue Biographie über Norman Borlaug ist eine erfrischende Lektüre. Sie schildert die Höhepunkte von Dr. Borlaugs Kampf an der Spitze des Weizenforschungsprogramms, das 1944 in Mexiko eingerichtet wurde. Die Biographie beleuchtet außerdem die Bemühungen Borlaugs, eine Reihe internationaler Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen aufzubauen, aus denen die Agrarwissenschaftler der sogenannten Grünen Revolution in Indien und Pakistan hervorgingen.

Das Weizenprogramm in Mexiko entstand aus der Vision von Henry Wallace, Vizepräsident unter Franklin Roosevelts. Wallace verfügte über die erstaunliche Fähigkeit, hinter die damaligen Hungerprobleme in Mexiko zu schauen und sich vorzustellen, wie mit gezielter landwirtschaftlicher Forschung eine viel hellere Zukunft entstehen könnte. Er entwarf ein Programm zur Entwicklung von Technologien, um mehr und bessere Nahrungsmittel für alle Menschen auf der Welt zu erzeugen.

Mit dieser Vision wandte sich Wallace damals an die Rockefeller Foundation, woraus die Idee einer Weizenforschungsanstalt in Mexiko entstand. In Zusammenarbeit zwischen der mexikanischen Regierung und der Rockefeller Foundation begannen Forschungen zur Steigerung der Weizen-, Mais- und Bohnenerzeugnisse in Mexiko - das erste landwirtschaftliche Hilfsprogramm der USA, das noch mitten im Krieg anlief.

1944 stieß Dr. Norman Borlaug auf Betreiben von Henry Wallace und George Harrar zu dem Programm. Der bekannte Pflanzenbiologe E.C. Starkman hatte Borlaug als fähigen Pflanzenpathologen empfohlen, der größtes Interesse an der Erforschung von Pflanzenkrankheiten hatte und sich auch durch Schwierigkeiten nicht von seinem wissenschaftlichen Eifer abbringen lassen würde.

Bei den ersten Feldversuchen entwickelte Dr. Borlaug die Idee, zwei Anbauzyklen zu versuchen, einen in Südmexiko und den anderen in Nordmexiko. Als Dr. Borlaug seinen Vorschlag dem Vorstand der Rockefeller Foundation vorlegte, gab es zunächst erheblichen Widerstand gegen seine Idee. Der frühere Leiter des Weizenprogramms in Mexiko behauptete sogar, man hätte das alles schon versucht und es würde nicht funktionieren. Doch Dr. Borlaugs Argumente überzeugten den Vorstand, und die ersten Feldversuche verliefen erfolgreich. Schnell sprachen sich die Neuerungen herum, und andere Entwicklungsländer schickten ihre besten Agrarstudenten nach Mexiko, um bei Dr. Borlaug zu arbeiten.

Landwirtschaftliche Lehrinstitute

Eines der ersten von der Rockefeller Foundation aufgebauten landwirtschaftlichen Lehrinstitute war in den sechziger Jahren das Internationale Reisforschungs-Institut (IRRI) auf den Philippinen. Es entstand nach Diskussionen 1958, als sich Rockefeller-Präsident George Harrar angesichts wachsender Probleme mit den weltweiten Reiserträgen an die Ford Foundation wandte, um ein Forschungsinstitut zur Entwicklung von Reishybriden zu gründen und dabei die Erfahrungen von Norman Borlaug mit Weizenhybriden zu nutzen. Das IRRI wurde 1962 eingeweiht, und der erste Stab von Mitarbeitern bestand fast ausschließlich aus früheren Studenten Borlaugs. In den folgenden 13 Jahren stieg die Zahl landwirtschaftlicher Forschungsinstitute auf den jetzigen Stand von 15. Sie werden über die Consultative Group on International Agricultural Research (CGIAR) finanziert, welche 1972 nach einer Reihe von Konferenzen im italienischen Bellagio gegründet wurde. Die CGIAR selbst hat ihren Sitz bei der Weltbank in Washington.

In den letzten Jahren wurden die Gelder für die Institute der Grünen Revolution immer weiter zusammengestrichen. Angesichts der akuten Nahrungsmittelkrise muß die Finanzierung dieser Institute jedoch um jeden Preis wieder sichergestellt und darüber hinaus die landwirtschaftliche Infrastruktur mit Bewässerungsmöglichkeiten und anderen Maßnahmen entwickelt werden.

Weizenrost

1999 wurde in Uganda ein Weizenrost-Pilz gefunden, der die Bezeichnung UG-99 erhielt. Zunächst dachte man, man hätte diese Pilzart besiegt, doch 2001 tauchte sie in Kenia und anderen afrikanischen Ländern wieder auf. Norman Borlaug wurde hinzugezogen, um eine Lösung für den Pilzrostbefall zu finden. Als wichtigstes stellte Borlaug fest, daß die Gelder für die CGIAR-Institute massiv gekürzt worden waren, und ohne die nötigen Gelder waren fast keine Forschungsfortschritte mehr gemacht worden, wie sie in den Tagen der Grünen Revolution üblich waren. Die Bestände der Saatgutbanken waren ausgedünnt, und es gab praktisch keine Samen mehr, die gegen den aufgetretenen Rostpilz resistent wären. Borlaug stellte fest: „Das wunderbare, kooperative, weltweite Netz von Versuchsanlagen an vielen Standorten, das es zwischen 1960 und 1980 zur Auswahl neuer Weizensorten gegen neue Krankheitskeime gab, ist zusammengebrochen, und die meisten in Mexiko ausgebildeten Weizenforscher der internationalen Gemeinschaft sind gestorben oder im Ruhestand, und es wurde keine neue Generation ausgebildet, um sie zu ersetzen. Seit 1954 hat es nirgendwo auf der Welt mehr eine ernste Epidemie mit Stammrost gegeben. Dadurch sind die Verwaltungsbeamten, die Wissenschaftler und die Forschungsgeldgeber selbstgefällig geworden. Wenn alles bestens aussieht, fragt man sich: ,Wozu brauchen wir das alles?’“

Grüne Revolution oder Malthusianismus

In diesem Buch werden Borlaugs große Verdienste um die Grüne Revolution dargestellt. Seine Arbeit ist das beste Beispiel dafür, wie sich durch die Anwendung moderner Agrarmethoden Milliarden Menschen auf der Welt ernähren lassen. Der Malthusianer Paul Ehrlich behauptete in seinem 1968 erschienenen Buch „Die Bevölkerungsbombe“, Indien werde sich nie selbst ernähren können. 1974 war Indien bei allen Getreidearten Selbstversorger.

Aus den sehr persönlichen Beschreibungen des Autors, wie er die Grüne Revolution und seine Arbeit mit Norman Borlaug erlebt hat, entsteht beim Leser ein Gefühl für die Begeisterung, die die einfachen Bauern in Pakistan und Indien empfunden haben, als sie selbst einen aktiven Beitrag zur Lösung der Ernährungskrise in ihren Ländern leisten konnten. Nicht nur die Bauern in Indien waren über die großen Erträge von Dr. Borlaugs Weizenzüchtungen begeistert, auch die indische Ministerpräsidentin Indira Gandhi ließ die Blumenbeete an ihrem Haus in Versuchsfelder für Borlaugs Weizen umwandeln. Die meisten ihrer Minister und viele Universitätsprofessoren eiferten ihr nach.

Die Lehre für die heutige Jugend lautet, daß es kein Problem gibt, das sich nicht lösen ließe, wenn menschliche Kreativität zum Einsatz kommt.

Nobelpreis

Norman Borlaug wurde 1971 wegen seiner Bemühungen im Kampf gegen den Welthunger mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Es gibt eine lustige Geschichte darüber, wie er herausfand, daß ihm der Preis verliehen worden war. Borlaug arbeitete wie jeden Tag auf dem Feld, als ihm mitgeteilt wurde, das Nobelkomitee sei am Telefon. Er dachte, man wollte sich über ihn lustig machen und nahm den Anruf gar nicht entgegen. Später rief das Komitee erneut an, und noch immer dachte Borlaug, das sei ein Scherz. Erst nach dem dritten Anruf konnte ihn seine Frau davon überzeugen, daß er tatsächlich den Friedensnobelpreis gewonnen hätte.

In seiner Dankesrede in Stockholm äußerte er die Sorge, die Bevölkerungszahlen könnten den Ressourcen davonlaufen, was damals die gängige malthusianische Linie war. Zu Dr. Borlaugs Rechtfertigung sei angemerkt, daß er heute den jungen Leuten in seinen Vorlesungen erklärt, er bereue es, jemals diese malthusianische Propaganda wiederholt zu haben, denn er sei davon überzeugt, daß sich mit menschlichen Entdeckungen Probleme lösen ließen. Angesichts der großen Fortschritte in der Biotechnologie sei die nächste Grüne Revolution in seinen Augen eine Genrevolution.

Die eigentliche Aussage des Buches lautet, daß menschliche Kreativität und wissenschaftlicher Fortschritt niemals vernachlässigt werden dürfen. Von dem Buch geht ein starker Optimismus aus, der angesichts der großen Herausforderungen, die der Weltfinanzkollaps und der Welthunger stellen, dringend gebraucht wird.

Gregory Murphy

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