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Aus der Neuen Solidarität Nr. 43/2008

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Ändert das Thema!

Der folgende Bericht erschien am 8. Oktober im sog. „Morning Briefing“ der weltweiten LaRouche-Bewegung, und wurde in den folgenden Tagen durch zwei Aufsätze von Lyndon LaRouche ergänzt, die wir in dieser Ausgabe ebenfalls abdrucken.

Wir sind dabei, drei oder vier weitere Revolutionen zu machen, erläuterte Lyndon LaRouche am Dienstag abend bei einem Treffen vor Mitgliedern der LaRouche-Jugendbewegung (LYM) und des Nationalen Exekutivkomitees der LaRouche-Bewegung in den USA. In der Musikarbeit in Boston und bei den wissenschaftlichen Aktivitäten des „Projektteams“ zu Kepler und Riemann habe es in letzter Zeit Durchbrüche gegeben. Sie treiben diesen Prozeß an.

Das entscheidende Problem, mit dem die Welt jetzt inmitten der Kernschmelze der Weltwirtschaft konfrontiert ist, sei konzeptionell. Fast niemand verstehe heute noch etwas von wirklicher Naturwissenschaft, und das sei das grundlegende Problem der modernen Zivilisation. Nur wenige Babyboomer hätten sich je mit dieser Frage befaßt, und obwohl wir uns ihr durch das Kepler-Projekt der Jugendbewegung näherten, hatten wir sie eigentlich nie wirklich gelöst. Schaffen wir, bevor wie diese Frage angehen, zunächst den historischen Kontext.

Der Versuch, die Errungenschaften des Konzils von Florenz zunichte zu machen, wurde 1492 mit der Vertreibung der Juden aus Spanien sichtbar. Wir erlebten eine Zeit religiöser Kriege, die in ganz Europa wüteten, von 1492 bis zum Westfälischen Frieden 1648. Machiavelli brachte das zentrale Problem eindeutig auf den Punkt: Die reaktionären Habsburger konnten die Renaissance mit ihren Methoden nicht vollständig unterdrücken, und deshalb trat der Venezianer Paolo Sarpi auf mit Ideen, die nicht wirklich neu waren, aber den Ansatz änderten und das Zentrum der Operation in den Norden verlegten.

Man erinnere sich daran, daß die große Teilung Europas zwischen Nord und Süd begann, als die Venezianer Heinrich VIII. einen Eheberater schickten. Beim Konzil von Trient wurde Machiavellis Argument faktisch anerkannt, daß die Renaissance eine kulturelle Änderung in den Städten Europas herbeigeführt hatte, einen Übergang von den alten Gilden zur neuen Handwerkerschaft, was bedeutete, daß diese Schichten, wenn sie zu einer militärischen Kraft formiert wurden, die Städte verteidigen und einen Sieg der Habsburger verhindern konnten. Die Habsburger konnten blutige Religionskriege in ganz Europa in Gang setzen, aber sie konnten nicht gewinnen.

Machiavelli wurde also zu einem Vordenker und Begründer der modernen Militärwissenschaft als notwendigem Ausgangspunkt der gesamten europäischen Militärausbildung bis zum heutigen Tage.

Angesichts dieses Problems schob Sarpi - der gegen Aristoteles und klüger als dieser war, auch wenn er im Grunde die gleiche Philosophie vertrat - Aristoteles beiseite. Denn mit dessen Ansatz, wie ihn die Habsburger verkörperten, war es nicht gelungen, die Renaissance zu zerstören. Statt dessen belebte Sarpi das Paradigma des degenerierten Verrückten William von Ockham - ein Paradigma, dessen Name Liberalismus lautet.

Sarpis Ockhamscher Ansatz war radikal hedonistisch und beruhte auf dem Axiom, daß die Sinnesgewißheit in allen Bereichen vorherrscht. Es gebe keine Wahrheit und keine zugrundeliegenden Prinzipien, sondern nur das, was uns die Sinnesgewißheit durch Informationen lehrt. Daher, argumentierte er, seien technologische Innovationen akzeptabel, aber nicht die Wahrheit, nicht Prinzipien.

Aufgrund dieser Krankheit des Liberalismus existiert die Idee von Prinzipien in der modernen europäischen Zivilisation praktisch nicht mehr.

Die große Frage heute

Dies ist heute der Kampf. Der systemische Unterschied zwischen dem europäischen und dem Amerikanischen System, sowohl in der Wirtschaft wie in der Politik, ist der Unterschied zwischen sozialen Konventionen auf der einen Seite und dem präsidialen System auf der anderen. Es ist der Unterschied zwischen einem System, in dem die Währung ausschließlich von der Regierung ausgegeben wird, und dem europäischen Modell des monetären Systems, in dem man privaten Interessen erlaubt, Geld zu schöpfen. Da diese privaten Interessen Feinde des Nationalstaats und global tätig sind, ist ein monetäres System seiner Natur nach supranational.

Das sei die große Frage, um die es heute gehe, erklärte LaRouche. Es gebe Billiarden Dollar an Schulden, die weltweit Amok liefen, von den privaten Finanzinteressen fabriziert wurden und nicht bezahlt werden können. Wenn wir das System reorganisieren und einem Konkursverfahren unterziehen, um einen Kollaps zu vermeiden, werden wir 80% oder mehr des derzeit umlaufenden Geldes (oder Schulden) eliminieren müssen. Wir werden es auslöschen müssen, verbrennen - auch wenn es sich in den Taschen einiger Leute befindet.

Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Dies ist eine auf Geld fixierte Kultur. Die Menschen betrachten sich selbst und andere in Begriffen des Geldes. „Hast Du Geld? Habe ich Geld? Hat sie Geld?“ Das ist unser Problem in der Wissenschaft und in der Kultur.

Dem begegnen wir mit der folgenden These: So etwas wie eine mathematische Erklärung eines Prinzips gibt es nicht. Schon die Idee einer „auf Mathematik beruhenden Wissenschaft“ an sich ist absoluter Unsinn - ein Widerspruch, wie er von Sarpi großzügig, „liberal“, verbreitet wurde. Kein universelles Prinzip kann je durch eine mathematische Formel dargestellt werden. Zu glauben, daß das möglich sei, ist eine Idiotie und Inkompetenz.

Nehmen wir nur den Fall Newton. Newton ist heute der Standard an den Universitäten - die Idee, daß mathematische Formeln die Realität darstellen können. Wer solch einer Universitätsausbildung unterzogen wurde, hat absolut kein Verständnis von Naturwissenschaft. Und die eigentliche Tragödie liegt darin, daß die Menschen das nicht wissen.

Wenn man das Konzept des Infinitesimalen durchdenkt, wird diese Idee klar. Auf der einen Seite haben wir die Sinneswahrnehmungen. Man erlebt das Universum durch die Sinne, wie das Hören oder das Sehen. Beim Hören kennen wir nur die Harmonik: Der Versuch, das Hören zu linearisieren oder das Hören so wie das Sehen linear darzustellen, funktioniert nicht. Man muß sich das so vorstellen, daß wir sensorisch mit zwei Hauptinstrumenten ausgestattet sind, dem Sehen und dem Hören, zwischen denen es ontologisch keinerlei Ähnlichkeit gibt.

Kepler verstand das. Um die Umlaufbahnen der Planeten zu bestimmen, betrachtete er das gesamte Planetensystem, und nicht nur eine einzelne Umlaufbahn, weil die Umlaufbahn sich nicht selbst bestimmt. Was ordnet sie? Das Planetensystem, dessen Teil sie ist. Kepler nutzte also das Sehen als Grundlage für seinen ersten Versuch. Aber es gelang ihm, das Problem der Ordnung der Planetenbahnen auf der Grundlage von Entdeckungen zu lösen, die er unter dem Einfluß von Cusa und Leonardo mit den Platonischen Körpern machte - mit der Idee dieser Körper als Grundkonzept. Es gibt absolut keine Erklärung hierfür in der visuellen Sphäre allein. Also ging er zur Harmonik, was zu seiner Entdeckung des universellen Prinzips der Gravitation führte.

Was wir wissen, beruht also, wie bei Kepler, nicht auf Sinnesgewißheit. Sinnesgewißheit ist ein Betrug. Nehmt das Beispiel der Mikrophysik: Die Sinne wirken in diesem Bereich nicht. Man muß die Ordnung in dieser Domäne durch Harmonik ableiten. Man kann nicht linearisieren. Man kann allerdings Instrumente schaffen, die wie künstliche Sinnesorgane arbeiten. Dann muß man fragen: Ist dieser Sinneseindruck richtig? Nein, er ist es nicht.

Was ist Wahrheit?

Was ist Wahrheit? Es ist die Funktion des Geistes bei der Entdeckung der wahren Bedeutung der Desinformationen, die uns die Sinneswahrnehmungen liefern. Cusa, Platon, die Pythagoräer - sie alle wußten, daß das Wissen nicht in den praktischen Erfahrungen lokalisiert ist, sondern im Paradox der Harmonik und des Sehens und in der geistigen Aktivität, die dieses Paradox löst.

Die ganze Ausbildung in dieser Frage in unserer Kultur war Unsinn. Es geht um den Geist, nicht um die Sinne. Nur im und durch den Geist kann man wissen, was wahr ist. Alle kompetente Wissenschaft stimmt in dieser Frage mit mir überein, erklärte LaRouche.

Das Problem, das wir - sowohl persönlich als auch als politische Organisatoren - beim Verständnis der wirtschaftlichen und sozialen Prozesse haben, ist, daß man unsere Gehirne gewaschen hat: Man stellt kinetische Wechselwirkungen als Ursache und Wirkung dar. Und wir betrachten die eigentliche Realität des heutigen Lebens gar nicht.

Was ist diese Realität? Die ärmeren 80% der Bevölkerung, die Mehrheit der Welt, sind mit einem System konfrontiert, das klinisch verrückt ist. Alles bricht zusammen. Wie dieses verrückte Rettungspaket, das gerade vom Kongreß verabschiedet wurde. Es ist völlig verrückt, so wie die hyperinflationäre Politik, die ihr folgte, Tag für Tag. Ich bin der einzige kompetente Ökonom der Welt, sagte LaRouche; alle anderen haben demonstriert, daß sie es nicht sind.

Inkompetenz ist andererseits das, was man - auch in unseren eigenen Reihen - erhält, wenn die Leute das glauben, was ihnen die Presse erzählt, wenn sie sich an die sozialen Prozesse in ihrer Umgebung anpassen, wenn sie die Knie vor dem beugen, was ihnen „erfahrene Leute“ sagen: „Die Erfahrung lehrt uns, dies, die Erfahrung lehrt uns das.“ Ihr habt das alle schon gehört. Man sollte sagen: „Wirklich? Ihre Erfahrung hat sich in dieser Krise nicht sehr gut bewährt, nicht wahr?“

Statt dessen werden unsere Babyboomer versuchen, die Leute mit einer langen Litanei konfus zu machen. Denn sie wurden im Liberalismus ausgebildet, sie glauben nicht an die Wahrheit, und statt dessen versuchen sie, in anderen den Glauben zu erzeugen, damit sie sich ihrem Glauben anschließen, anstatt ein kurzes Gespräch über die Realität zu führen. Und deshalb klingen sie wie Liberale - und das ist das, was die Bevölkerung am meisten haßt! Und ihr wundert euch, daß sie das Telefonat abbrechen?

Die wirkliche Bedeutung der Tragödie

Revolutionen zu machen heißt, sich gegen die Idioten zu wenden, die sich weigern, diese Realität anzuerkennen. Die US-Wirtschaft hatte, physisch betrachtet, seit 1967/68 kein reales Wachstum. Die Tragödie - und die wirkliche Tragödie betrifft immer eine ganze Gesellschaft und nicht Individuen - liegt darin, daß die Menschen tatsächlich glauben, daß es in diesem System Wachstum gegeben hat. Es ist wie bei dem Mann, der seinen Wagen geradewegs gegen einen Baum fährt. Man sagt: „Mann, das war verrückt.“ Nun, wenn eine ganze Gesellschaft das tut, wie sie es jetzt tut, dann muß man ebenfalls sagen: „Das ist verrückt“.

Um Tragödien zu vermeiden, braucht die Gesellschaft Führungspersönlichkeiten, die sich gegen die verbreiteten Meinungen stellen. Es ist immer die Furcht, sich gegen die verbreiteten Meinungen zu stellen, die zu Katastrophen und Korruption führt.

So glauben die Menschen z.B. nicht an die menschliche Seele. Sie glauben, sie bestehe in den Sinnen, solange sie leben. Aber das eigentliche Leben hört nicht auf. Euer Einfluß lebt nach Euch weiter in den geistigen Kräften anderer. Den meisten Menschen fehlt das Gefühl eines Lebenszwecks. Wenn man stirbt, dann sind die Sinne nicht mehr da. Die Bedeutung des Lebens liegt in dem, was man in ihm zum Ganzen beiträgt. Man braucht diesen  Lebenszweck, um den eigenen letzten Atemzug zu überleben.

Das Universum besteht aus genau solchen universellen Naturprinzipien, die jenseits unserer Sinneswahrnehmungen liegen. Das offensichtlichste davon ist Euer eigenes Leben. Die Menschen kerkern sich ein, indem sie sich in die Gesellschaft einfügen. Die Tragödie ist, wenn eine Führungspersönlichkeit fehlt, die diese Gesellschaft von außen her führt und den Menschen hilft, sich aus ihrer Selbstfesselung zu befreien.

LaRouche schloß: „Man darf sich also nicht an das anpassen, was der Gegner tut. Man muß immer die Schrecken der Krise ansprechen, mit denen unsere Gesellschaft konfrontiert ist, aber dann muß man gleich zu etwas wechseln, was intellektuell erhebend ist.

Ändert das Thema!

Tut niemals das, was zu erwarten ihr den Gegner veranlaßt habt. Lenkt seine Nase in diese Richtung, und dann gebt ihm einen Tritt in den Hintern! Trefft ihn mit dem, was er für irrelevant hält, mit dem, was er nicht versteht! Macht ihn lächerlich! Überlistet ihn!

Die Leute tendieren dazu, in geraden Linien zu denken. Ändert stattdessen das Thema! Trefft ihn mit einem anderen Thema, und tut es mit Humor. Und wenn Ihr diese Praxis übt, entwickelt Ihr eure eigene Kreativität.

Wir sind eine kleine Organisation, und wir müssen schnell handeln, um zu gewinnen. Also: Ändert das Thema!“

                Dennis Small

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Was läuft falsch in Europa? Sind Sie neotenisch? - 3. Teil
- Neue Solidarität Nr. 42/2008
Was läuft falsch in Europa? Sind Sie neotenisch? - 2. Teil
- Neue Solidarität Nr. 41/2008
Was läuft falsch in Europa? Sind Sie neotenisch? - 1. Teil
- Neue Solidarität Nr. 40/2008
Schriften von Lyndon H. LaRouche 1981-2006
- Internetseite des Schiller-Instituts
Was Lyndon LaRouche wirklich sagt
- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)
Internetseite des LaRouche-Aktionskomitees
- in englischer Sprache

 

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