» » » Internetforum mit Helga Zepp-LaRouche « « «
Aktuelle Ausgabe Diese Ausgabe Gehe zu ... Kernthemen Suchen Abonnieren Leserforum

Artikel als
=eMail=
weiterleiten

Aus der Neuen Solidarität Nr. 51/2008

Jetzt
Archiv-CD
bestellen!

  Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken

BAE-Geldspur führt zu Thatcher

Die Ermittlungen wegen angeblicher Schmiergeldzahlungen des britischen Rüstungskonzerns BAE in Südafrika enthüllen ein Netzwerk, das im Mittelpunkt der Destabilisierung des Landes steht.

Das südafrikanische Direktorat für Sonderoperationen (die sog. „Skorpione“) führte am 26. November gleichzeitig Hausdurchsuchungen in den Büros des britischen Rüstungskonzerns BAE Systems und bei anderen Stellen in Südafrika durch. In den Durchsuchungsbefehlen werden die Vorwürfe organisierten Verbrechens, von Korruption, Geldwäsche und Betrug erhoben. Auch wenn diese Ermittlungen dem Vernehmen nach darauf ausgerichtet sind, Schmiergeldzahlungen an hohe Vertreter der südafrikanischen Regierung aufzudecken, führen die Spuren, denen sie nachgegangen sind, vor die Türen der höchsten Ränge der britischen Elite, einschließlich der früheren Premierministerin Margaret Thatcher. Eigene Recherchen von EIR haben aufgedeckt, daß diejenigen, gegen die zur Zeit ermittelt wird, im Mittelpunkt der Destabilisierungsoperationen gegen Südafrika stehen.

BAE Systems steht nicht nur im Zentrum des militärisch-industriellen Komplexes des britischen Empire, es ist auch eine entscheidende Stütze der britischen Geheimdienstoperationen in aller Welt, etwa im Nahen Osten, in Afrika, Südasien und in den Vereinigten Staaten. EIR hat dokumentiert, daß BAE Hunderte von Millionen an den saudischen Prinzen Bandar gezahlt hat - angeblich Schmiergelder im Zusammenhang mit den Milliarden-Lieferungen britischer Rüstungsgüter an Saudi-Arabien. Diese Gelder bildeten eine schwarze Kasse, die vom britischen Geheimdienst dazu verwendet wurde, Operationen in aller Welt zu finanzieren, u. a. auch in den Vereinigten Staaten. Gegenwärtig wird in etlichen Ländern gegen BAE ermittelt, so in Großbritannien, Schweden, Südafrika und nicht zuletzt in den USA, wo das Justizministerium dem Verdacht nachgeht, daß mit Hilfe dieser schwarzen Kasse der sogenannte islamische Terrorismus in Südwestasien, Nordafrika und Asien finanziert wird. Man vermutet, daß auch die jüngsten Terroranschläge in Mumbai/Indien aus der gleichen Kriegskasse finanziert wurden.

Die britisch kontrollierten südafrikanischen Medien haben die jüngsten Durchsuchungen als Anlaß benutzt, Mitgliedern des regierenden Afrikanischen Nationalkongresses massive Korruption vorzuwerfen. Sie sollen Schmiergelder von fünf europäischen Unternehmensgruppen - darunter BAE Systems und der französische Rüstungskonzern Thales - als Gegenleistung für ihre Zustimmung zum Kauf von Saab-Gripen-Kampfjets und Hawk-Ausbildungsflugzeugen sowie zum Kauf von Patrouillen-Booten für die Marine angenommen haben. Die bisher bekannt gewordenen Indizien weisen jedoch in eine ganz andere Richtung: Die massiven Zahlungen von über 100 Mio. britischen Pfund (150 Mio. $) endeten in den Händen der Top-Agenten ihrer Majestät in Afrika und Großbritannien, die eine zentrale Rolle in der britischen Afrika-Politik spielen.

Alles Männer der Königin...

Die Tatsache, daß die südafrikanischen Behörden den illegalen Transfer von mehr als 100 Mio. Pfund untersuchen, schließt aus, daß es sich um einen einfachen Fall von Schmiergeldzahlungen und Korruption handelt. Die aufgefundenen Spuren weisen auf das gleiche Modell hin wie der oben bereits erwähnte Fonds, der von Prinz Bandar kontrolliert wird. Es ist wahrscheinlich, daß die angeblichen Schmiergelder niemals an Politiker des ANC flossen, sondern eine Art Fonds bildeten, der mit Hilfe des Südafrika-Geschäftes gebildet wurde, um schmutzige Operationen in Südafrika zu finanzieren - wie z.B. die jüngste Kampagne, mit der Südafrikas Präsident Thabo Mbeki gestürzt wurde, der sich zu einem Dorn im Auge der Regierung ihrer Majestät entwickelt hatte.

Die jüngsten Durchsuchungen richteten sich gegen die Büros von BAE Systems und  offiziellen Vertretern des Unternehmens wie dem südafrikanischen Geschäftsmann Fana Hlongwane und dem internationalen Waffenhändler John Bredenkamp. Die „Skorpione“ suchten nach Verbindungen der betroffenen Firmen zu Individuen, die enge Verbindungen zu Margaret Thatcher und Mitgliedern ihrer Familie haben.

John Bredenkamp ist ein Strohmann des britischen Geheimdienstes und Waffenhändler, seit er in den siebziger Jahren Waffen für die rhodesische Regierung schmuggelte. In den achtziger Jahren genoß Bredenkamp Verbindungen bis ins Kabinett der damaligen Premierministerin Margaret Thatcher, als er eine Schlüsselrolle bei den illegalen Waffenlieferungen in Milliardenumfang an beide Parteien des sich acht Jahre hinziehenden  iranisch-irakischen Krieges spielte.

Wie die südafrikanische Zeitung Mail and Guardian am 5. Dezember berichtete, wird vermutet, daß er bis zu 37 Mio. Pfund (rund 50 Mio. $) von BAE erhielt, weil er behauptete, er habe Zugang zu den richtigen südafrikanischen Beamten und könne „Dritte-Welt-Methoden“ - also Schmiergelder - verwenden, um die Geschäfte sicherzustellen. Aber die Autoren des Artikels sehen sich gezwungen, einen Bericht des britischen Büros für schwere Betrugsfälle über das Verhör des BAE-Vertreters Allan McDonald zu zitieren, der sagte: „Herr Bredenkamp und sein Team trugen nichts zur Auswahl von BAE als bevorzugtem Anbieter bei.“ Es gab auch Bemerkungen, man sei bei BAE empört darüber, daß er solche unglaublichen Summen erhielt und doch nicht in der Lage war, den Geschäftsabschluß zu bewirken. Wenn er, wie BAE selbst erklärt, nichts zum Abschluß des Geschäftes beitrug, dann konnte er auch keine Schmiergelder oder Provisionen zahlen - aber warum hat man ihm dann 37 Mio. Pfund bezahlt, die größte Einzelzahlung im Rahmen der untersuchten Geschäfte?

Der zweite BAE-Agent war Hlongwane, der im Verdacht steht, daß er BAE als Geldbriefträger diente bei der angeblichen Bestechung des inzwischen verstorbenen südafrikanischen Verteidigungsministers Joe Modise, dessen Berater Hlongwane in den neunziger Jahren war. EIR-Recherchen haben ergeben, daß Hlongwane nicht nur BAE vertrat, sondern auch ein Geschäftspartner von Lord Charles Powell ist, der in den achtziger Jahren als Kabinettssekretär der früheren Premierministerin Margaret Thatcher eine entscheidende Rolle bei den Verhandlungen über das Al-Yamamah-Geschäft mit Saudi-Arabien spielte. Powell ist auch Geschäftspartner von Wafik Said, einem weiteren Saudi, der an den Al-Yamamah-Verhandlungen beteiligt war. Lord Powell war einer der Architekten des britisch kontrollierten Krieges zwischen dem Iran und dem Irak in den achtziger Jahren. Sein jüngerer Bruder Jonathan war später Kabinettssekretär unter Premierminister Tony Blair und spielte eine ähnliche Schlüsselrolle beim Aufziehen des Irakkrieges, durch den die Vereinigten Staaten zerstört wurden, während BAE zum größten ausländischen Rüstungslieferanten der USA aufstieg und Milliarden verdiente.

Lord Powell ist heute Vorsitzender des Beirats von Wingate Capital in Genf, dessen Südafrika-Vertretung von Hlongwale geleitet wird. Ein weiterer Wingate-Direktor zu der Zeit, als Hlongwale bei Wingate einstieg, war der bereits erwähnte Allan McDonald, der frühere Direktor von BAE für Afrika und Asien.

Ein weiteres Beiratsmitglied ist Tokyo Sexwale, der eine Schlüsselrolle beim Sturz von Präsident Mbeki spielte. Sexwale war ein führendes Mitglied des ANC, der nach dem Ende der Apartheid mit direkter Hilfe des gigantischen britischen Bergbaukonzerns Anglo-American Millionär wurde. 2001 wurde gegen Sexwale wegen einer angeblichen Verschwörung zum Sturz der Regierung Mbeki ermittelt.

Wie der Mail and Guardian am 5. Dezember berichtete, erhielt Hlongwale über mehrere Zwischenträger wie die Firmen Arstow Commercial Corp. (ACC) und die Commercial International Corp. (CIC) fast 17 Mio. Pfund von BAE. Beide Firmen haben Direktoren mit engen Verbindungen zu Margaret Thatcher.

Wer zahlt Thatchers Miete?

Neben angeblichen Geldzahlungen an Hlongwale soll ACC auch 15 Mio. Pfund von BAE erhalten haben. Zu den Direktoren von Arstow, das auf den britischen Virgin Islands registriert ist, gehören der in der Schweiz lebende Alexander Roberts, Dr. Hugh Thurston und der in Liechtenstein ansässige Johannes Matt. Thurston und Roberts haben nach Angaben des Mail and Guardian „Verbindungen zu der früheren britischen Premierministerin Margaret Thatcher“.

Weitere 290.000 Pfund gingen an CIC (Commercial International Corporation), das auf der Kanalinsel Jersey gemeldet ist. Zu den Direktoren gehört wiederum Thurston, neben einem Robert Chapman und Leonard Day. Weitere 8,5 Mio. Pfund gingen an die Brookland Management Ltd, die ebenfalls auf den brit. Virgin Islands ansässig ist. Das Unternehmen operiert nach Angaben des Guardian vom 14. Mai 2007 aus Neuchâtel in der Schweiz, unter der Leitung eines David Clark. Unterdessen behauptet Südafrikas Mail and Guardian,  die Firma habe Verbindungen zu einem Sir Alan Curtis, „einem weiteren engen Geschäftspartner von Dennis Thatcher“, dem verstorbenen Ehemann der Premierministerin.

Diese Personen haben tatsächlich enge Beziehungen zu Thatcher. Nach einem Bericht des Londoner Guardian vom 25. Mai 2002 gehörten Thurston und Day zu den Direktoren eines Unternehmens namens Bakeland Property Ltd. mit Sitz auf Jersey. Dieser Firma gehört die Drei-Mio.-Dollar-Villa, in der Thatcher heute lebt und für die sie - oder irgend jemand anderes - die Miete bezahlt. Ein weiterer Beleg für die langjährige enge Beziehung Thurstons zu den Thatchers ist die herzliche Korrespondenz zwischen beiden Seiten, die sich in den archivierten Thatcher-Papieren findet.

Sir Alan Curtis seinerseits erklärte inzwischen gegenüber dem Guardian, daß er nichts mit Brookland Management zu tun habe. Trotzdem sollte man wissen, daß seine Beziehung zu den Thatchers ebenfalls wohldokumentiert ist. Nach Angaben des früheren Waffenfabrikanten Gerald James in dessen Buch In the Public Interest („Im öffentlichen Interesse“) war Curtis Mitglied der sogenannten Savoy-Mafia, eines Personenkreises mit Verbindungen zur Regierung Thatcher, der in den achtziger Jahren mit wohlkoordinierten Waffenlieferungen an den Iran und den Irak das damalige Embargo der UNO umging. Als zeitweiliger Eigner des britischen Rennwagen-Herstellers Lotus beschäftigte er Thatchers Sohn Mark als Verkäufer.

Die Frage ist: Wieviel von dem Geld diente dazu, Thatchers Miete zu bezahlen?

Alle diese Verbindungen der Eltern Thatcher wurden an ihren Sohn Mark weitergegeben. Der jüngere Thatcher, ein gescheiterter Buchhalter, diente seiner Mutter dem Vernehmen nach als Geldbriefträger und erhielt wegen seiner Verbindung zu seiner Mutter Provisionen für große Projekte im Nahen Osten. Nachdem er mit seinen Geschäften in Texas in Konflikt mit den Strafbehörden geriet, hatte sich in Südafrika angesiedelt. 2004 war er dann beteiligt an einem gescheiterten Putschversuch in Äquatorial-Guinea. Er wurde von einem südafrikanischen Gericht schuldig befunden, in Verbindung mit diesem Putschversuch Straftaten begangen zu haben. Er erhielt eine Bewährungsstrafe, verließ Südafrika, bevor er an Äquatorial-Guinea ausgeliefert werden konnte, und lebt jetzt im Haus seiner Mutter in England. Sein Partner in dem Putschversuch war der berüchtigte Simon Mann, der zu den Gründern der ebenfalls berüchtigten britischen Söldnerfirma Executive Outcomes gehörte. Mann war weniger glücklich als Thatcher und verbüßt derzeit eine langjährige Gefängnisstrafe in Äquatorial-Guinea.

Dean Andromidas

Lesen Sie hierzu bitte auch:
London hinter Mbekis Absetzung
- Neue Solidarität Nr. 40/2008
Die britische Destabilisierung Simbabwes: Teil der globalen Chaos-Strategie
- Neue Solidarität Nr. 16/2008
Prinz Bandars Geheimkarriere vor dem Ende?
- Neue Solidarität 27/2007
Prinz Bandar und der 11. September
- Neue Solidarität Nr. 26/2007
Jahrhundertskandal erschüttert das britische Empire
- Neue Solidarität Nr. 26/2007
Wichtige Aspekte des BAE-Skandals
- Neue Solidarität Nr. 26/2007
BAE-Skandal stellt Watergate in den Schatten
- Neue Solidarität Nr. 25/2007

 

Aktuelle Ausgabe Diese Ausgabe Kernthemen Suchen Abonnieren Leserforum