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Neue Solidarität
Nr. 26, 26. Juni 2025

Am Abgrund der alten Welt

von Naledi Pandor

Ihre Exzellenz Naledi Pandor hatte mehrere Kabinettsposten in der Republik Südafrika inne, unter anderem in den Bereichen Bildung sowie Wissenschaft und Technologie. Zuletzt war sie von 2019 bis 2024 Ministerin für internationale Beziehungen und Zusammenarbeit. Am 24. Mai sprach Dr. Pandor auf der ersten Podiumsdiskussion der Schiller-Institut-Konferenz „Eine schöne Vision für die Menschheit in Zeiten großer Turbulenzen!“ Es folgt ihre Eröffnungsrede sowie ihre Antwort auf eine Frage aus der Diskussionsrunde. Der Text wurde aus dem Englischen übersetzt, Zwischentitel wurden hinzugefügt.

Wir leben in einem sehr schwierigen, vergifteten geopolitischen Umfeld. Besonders besorgniserregend ist, daß sich dies negativ auf alle Bereiche des menschlichen Fortschritts auswirkt, den wir seit den Anfängen der Industrialisierung erreicht haben: von der positiven Migration über den Schutz der Menschenrechte, die akademische Freiheit und das Recht auf freie Meinungsäußerung bis hin zum Schutz vor Ungleichheit und der Achtung und Einhaltung der Verfassung. All diese Elemente fortschrittlicher Entwicklung sind heute bedroht. Zu diesem globalen Niedergang gehören auch ein deutlicher Anstieg des Rechtspopulismus, chauvinistischer Nationalismus und die wachsende Überzeugung, daß man nicht für seinen Nächsten verantwortlich ist – ich bin sein Feind oder sogar schlimmeres, ich bin sein Boss. Diese Umkehrungen bedrohen unsere vier Jahrzehnte weitgehend friedlicher Koexistenz und erfordern, daß alle fortschrittlichen Organisationen gemeinsam an einer gut durchdachten Strategie arbeiten, um die Multipolarität wiederherzustellen und den Fokus auf unsere wirklichen globalen Herausforderungen zu richten. Dazu gehören Armut, Unterentwicklung, Unterdrückung, Unsicherheit, Klimawandel und das zunehmende Wettrüsten, das den Weltfrieden bedroht.

Die Bemühungen um die Schaffung multilateraler Organisationen, die positive Werte und Prinzipien fördern, müssen intensiviert werden, da wir noch kein wirksames Gegengewicht zu dem einflussreichen, dominanten Weltbild der Vereinigten Staaten von Amerika gefunden haben, wonach Macht Recht ist und nur Macht zählt.

Die jüngste Herausbildung der BRICS-Staaten, der wachsende wirtschaftliche Fortschritt der Mitgliedstaaten des Verbandes Südostasiatischer Nationen (ASEAN), die Rolle der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) und der Afrikanischen Union (AU) müssen genutzt und auf die Ausarbeitung eines Plans und einer Strategie ausgerichtet werden, die Multilateralismus und Entwicklung als zentrale globale Ziele bekräftigen. Und diese müssen sich offen für die Freiheit Palästinas, die Sicherheit Israels, den Frieden in der Ukraine, den Frieden in Rußland und die Entwicklung Afrikas einsetzen – und für Bemühungen, die den böswilligen Aktivitäten von außen, die wir in den rohstoffreichen Ländern Afrikas beobachten, ein Ende setzen.

Die Notwendigkeit einer neuen Weltordnung

Ich rufe zu dieser gemeinsamen Zusammenarbeit auf, weil mir bewusst ist, daß weltweit viele Anstrengungen unternommen werden, um den negativen Entwicklungen, die Teil des toxischen globalen Umfelds sind, entgegenzuwirken. Aufgrund der Zersplitterung dieser Bemühungen sowie des Widerstands dagegen erzielen wir jedoch nicht die gewünschten Ergebnisse. Es ist tragisch, daß wir über 18 Monate lang das Abschlachten der palästinensischen Bevölkerung zugelassen haben, daß heute Tausende Menschen hungern und daß in wenigen Jahren möglicherweise einige unserer Organisationen damit beschäftigt sein werden, die Skelette der Palästinenser wegzuräumen, die wegen unserer Unfähigkeit, geschlossen und entschlossen zu handeln, verhungert sind.

Ich bin überzeugt, daß die Wahrscheinlichkeit einer neuen Weltordnung davon abhängt, ob wir als UN-Mitgliedstaaten offen anerkennen, daß die Welt heute vor dem Abgrund steht. Entschlossenes und robustes Handeln ist erforderlich, um die Vernunft wiederherzustellen und Raum für Maßnahmen zu schaffen, die zu einer sichereren Welt beitragen. Angesichts der bedeutenden Rolle, die die Welt den Vereinigten Staaten von Amerika als globale Führung zugeschrieben hat, erscheint dieses Handeln für eine neue Weltordnung zunehmend unmöglich. In gewisser Weise ist es der König, den wir gekrönt haben, der das Problem verursacht, mit dem wir heute konfrontiert sind. Wir müssen handeln, um das zu ändern.

Veranstaltungen wie diese und viele andere Konferenzen sollten sich entschlossen darauf konzentrieren, den Wert positiver globaler Prinzipien wie Integrität, Zusammenarbeit, Demokratie, Gerechtigkeit, Freiheit und Inklusion herauszustellen. Die Bürger müssen auf die Gefahr aufmerksam gemacht werden, daß sie ihre individuellen bürgerlichen Freiheiten verlieren und daß Institutionen, die die Demokratie fördern und unterstützen, wie unsere Justiz und unsere Gesetzgebung, zerstört werden. Sie werden durch das Agieren, das wir bei den heutigen Staatsführungen sehen, handlungsunfähig gemacht.

Initiativen, die vom Schiller-Institut gefördert wurden, wie die Entwicklung des Oasenplans, oder die Agenda 2063 der Afrikanischen Union und natürlich der jüngste offene Brief des Schiller-Instituts und vieler anderer an Seine Eminenz Papst Leo XIV. bilden wichtige Grundlagen für eine werte- und prinzipienorientierte globale Initiative. Ich hoffe, daß das Institut in Zusammenarbeit mit vielen anderen Organen der bürgerlichen Freiheit weiterhin darauf hinwirken wird, Initiativen wie diese stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken, und eine entscheidende Rolle bei der Wiederherstellung der Multipolarität und einer neuen politischen Logik einer fürsorglichen, rationalen globalen Führung spielen wird.

Wir brauchen einen „Erwachsenen im Raum”

Wie bereits gesagt, wir brauchen heute einen Erwachsenen im Raum, und diese Eigenschaft fehlt uns schmerzlich. Vielleicht müssen wir uns der wachsenden Bedeutung der BRICS-Staaten und der Rolle zuwenden, die sie spielen können, indem sie sich stärker auf wichtige globale Spannungen und auf die Chancen konzentrieren, die die wachsende Zahl der BRICS-Mitglieder bieten könnte, um die Rolle der Vereinten Nationen als wichtigste multilaterale Organisation zu fördern und um sicherzustellen, daß wir an den wichtigen Reformen arbeiten, die für eine effizientere, effektivere und wirkungsvollere UN und einen Sicherheitsrat erforderlich sind, der seine Rolle bei der Gewährleistung von Frieden und Sicherheit in der Welt wahrnehmen kann.

Wir sollten fordern, daß insbesondere Organisationen des Südens sowie der breiteren Bewegung der blockfreien Staaten zu einer mächtigen neuen Institution für fortschrittliche Ideale, nachhaltige Entwicklung, Frieden und Sicherheit zusammenkommen. Es hat keinen Sinn, die Bevölkerungszahlen der BRICS-Staaten oder ihre gemeinsame BIP-Stärke herauszustellen. Was wir brauchen, ist eine politische BRICS, die beginnt, eine Rolle bei der wirksamen Veränderung der Weltordnung zu spielen und dafür zu sorgen, daß wir uns auf die Menschheit konzentrieren und die wichtigsten Herausforderungen angehen, denen die Menschheit heute gegenübersteht.

Wir brauchen Weltpolitiker, die sich engagieren. Wir brauchen Weltpolitiker, die es ernst meinen, wenn sie Ressourcen für die Bekämpfung des Klimawandels bereitstellen. Wir brauchen Weltpolitiker, die es ernst meinen, wenn sie Ziele für eine nachhaltige Entwicklung formulieren – Politiker, die dafür sorgen, daß diese Verpflichtungen auch finanziell abgesichert sind. Politiker, die nicht nur davon reden, die Verbreitung von Atomwaffen zu beenden, sondern sich auch aktiv dafür einsetzen. Wir brauchen Regierungen, die sicherstellen, daß kein Wettrüsten in Gang gesetzt wird wie jetzt, sondern die Verbreitung von Waffen in der ganzen Welt beenden. Wir brauchen Regierungen, die dafür sorgen, daß keine Waffen in afrikanische Länder gelangen und dort Bürgerkriege, ethnische Konflikte, Extremismus, Gefahren für Frauen und Rückschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter auslösen. Eines der offensichtlichen Merkmale der aktuellen geopolitischen Lage ist die ernsthafte Gefahr, daß die Errungenschaften, die Frauen in Bezug auf Gleichstellung und Empowerment erzielt haben, wieder zunichte gemacht werden. Wir sehen heute, daß die besonders virulenten negativen Stimmen in erster Linie von Männern kommen und daß ihre Botschaft chauvinistisch und patriarchalisch ist. Daher ist es wichtig, daß Frauenorganisationen eine Schlüsselrolle bei der Umkehrung dieses Trends spielen. Wir sind sehr ermutigt, daß junge Menschen versuchen, aufzustehen, und beginnen, ihre Stimme zu erheben, um die derzeitige Unipolarität und vorherrschende Weltordnung abzulehnen, die uns beherrschen will, anstatt Zusammenarbeit und Entwicklung zu festigen.

Wir sind also überzeugt, daß unsere strategischen Herausforderungen mit Entwicklung, Weltfrieden und einer nachhaltigen Welt zusammenhängen. Wir denken, daß wir durch das Schiller-Institut und mehrere andere progressive Initiativen einen Marsch hin zu einer neuen Weltordnung beginnen könnten, die dazu beiträgt, den Wert positiver Prinzipien für das Gute – den Wert der Interessen der Menschheit - zu stärken, anstatt als treibende Kraft wütender Individuen zu wirken, die kein positives Ergebnis für die Welt anstreben.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen viel Erfolg für die Konferenz. Vielen Dank.

Die Rolle der Jugend

Pandor: Vielen Dank an die jungen Menschen für die erste Frage. Ich halte sie für sehr wichtig und möchte Ihnen sagen, daß sich die Welt derzeit in einer Phase globaler Instabilität befindet. Meiner Meinung nach kommt jungen Menschen eine äußerst wichtige Rolle dabei zu, eine neue Kultur in der Welt zu schaffen – eine Kultur, die auf Frieden, Sicherheit und Entwicklung ausgerichtet ist. Junge Menschen haben einen sehr engen Bezug zur Technologie, sie nutzen soziale Medien intensiv. Ich denke, daß die Art und Weise, wie sie soziale Medien und Jugendorganisationen nutzen, viel gezielter auf die Probleme ausgerichtet sein muss, über die wir in diesem globalen Forum diskutieren.

Ich denke daher, daß junge Menschen zu Aktivisten für Veränderungen werden sollten, daß sie mehr über die Welt lernen sollten und daß sie sich für die positiven Werte Freiheit, Gerechtigkeit, Demokratie und uneingeschränkte Wahrnehmung der Menschenrechte einsetzen sollten. Wenn sie sich den Herausforderungen der Welt in diesen Bereichen stellen, haben wir meiner Meinung nach das Potential, eine ganz andere Welt zu schaffen. In den meisten unserer Länder gibt es Jugendorganisationen. Wir müssen die Einrichtung eines globalen Jugendforums, in dem junge Menschen gemeinsam an positiven Zielen arbeiten, wirklich fördern.

Was Afrika und die Veränderung seiner wirtschaftlichen Entwicklung angeht, müssen wir uns unter anderem mit der Korruption in der Politik, im öffentlichen Sektor und in der Privatwirtschaft befassen. Ich denke, Präsident Biden hat mit der von ihm unterzeichneten Verordnung, die amerikanischen Unternehmen die Vergabe von Aufträgen durch Bestechung und andere negative Mittel untersagt, einen großen Beitrag dazu geleistet. Daß dieses Gesetz nun wieder aufgehoben wurde, halte ich für einen sehr ernsten Rückschritt, denn es sollte dafür sorgen, daß Führungskräfte in der Privatwirtschaft viel stärker für die Notwendigkeit sensibilisiert werden, Bestechung und Korruption zu vermeiden und keine Aufträge durch solche negativen kriminellen Handlungen zu sichern.

Wir in Afrika müssen sicherstellen, daß wir die Korruption direkt bekämpfen, denn sie ist ein Krebsgeschwür in vielen unserer Gesellschaften. Darüber hinaus müssen wir aber auch die Kontrolle über unsere Ressourcen ausüben und uns ernsthaft um die Wertschöpfung aus unseren Bodenschätzen bemühen, anstatt sie nur als Mittel zur Erzielung wirtschaftlicher Vorteile, zur Gewinnung von Rohstoffen und zum Export für die Wertschöpfung in anderen Ländern zu nutzen. Daher muß der Veredelung mehr Aufmerksamkeit schenken werden, insbesondere einem neuen Ansatz in Bezug auf kritische Mineralien, die noch nicht Gegenstand einer Vielzahl alter Verträge über bestehende alte Mineralien auf dem Kontinent sind. Wir müssen anders handeln und unsere jungen Menschen zu neuen Bergbauingenieuren und -technikern ausbilden, die Ausrüstung für den Bergbau und den Bergbausektor entwickeln. Wir müssen uns aktiv um die Aufbereitung kümmern. Dies könnte eine sehr wichtige industrielle und verarbeitende Basis auf dem afrikanischen Kontinent schaffen. Wir müssen den Mineralreichtum als Ressource für unsere Länder und für den Kontinent betrachten.

Und schließlich muß Afrika lernen, mit Afrika Handel zu treiben. Der innerafrikanische Handel ist viel zu gering. Der Großteil der in Afrika produzierten Waren wird ins Ausland exportiert. Der Handel untereinander ist so gering, daß er einer der negativsten Faktoren für unser unzureichendes Wirtschaftswachstum ist. Die vollständige Umsetzung der afrikanischen Freihandelszone ist daher ein wichtiger Schritt zur Stärkung des innerafrikanischen Handels, zur Steigerung der Produktivität in der Fertigung auf dem Kontinent und zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen in Afrika. Vielen Dank.

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