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Aus der Neuen Solidarität Nr. 10/2006

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Kämpft um Eure Zukunft!

Von Lyndon LaRouche

Bei seinem jüngsten Internetforum sprach Lyndon LaRouche über die vielen Krisen, die heute die Zivilisation bedrohen: Zusammenbruch des Finanzsystems, Kriege in Südwestasien, Vogelgrippe. Der amerikanische Senat sei gefordert, die Führung bei der Überwindung dieser Krisen zu übernehmen. Vor allem müsse Vizepräsident Dick Cheney aus dem Amt entfernt werden. LaRouches besonderer Appell richtete sich jedoch an die Jugend - in Amerika und weltweit.


Die nächsten 50 Jahre

"Die Welt steht kurz vor einer Explosion", sagte LaRouche zu Begin seines Internetforums am 23. Februar in Washington. "Der Präsident der Vereinigten Staaten ist ein ,trockener' Trinker - und wie es aussieht, ist der Vizepräsident ein nicht so trockener Trinker. Wir haben ein riesiges Defizit, das immer weiter wächst. Das Land bricht zusammen, Industrie und Landwirtschaft verfallen." Und weder in Europa noch in den USA gebe es eine vernünftige Reaktion auf die derzeitige Krise und auf das, was noch droht.

"Die Leute, die jetzt in Amerika das Sagen haben, die einflußreichen Leute zwischen 55 und 65 Jahren aus der 68er-Generation, sind Teil einer ,verlorenen Generation'. Das gilt auch für Europa. Es sind nicht notwendigerweise schlechte Menschen, denen es jedoch an Führungsqualität mangelt. Ihnen fehlt es an Entschlußkraft und an der Kompetenz, das Kommando zu führen." Im amerikanischen Senat gebe es zwar gute Leute, darunter auch viele Republikaner, intelligente, fähige und meistens auch gewissenhafte Leute. "Doch wenn sie als Gruppe handeln müßten, tun sie es meistens nicht... Etwas in ihnen sagt: Versage!"

LaRouche verglich die Lage der USA mit dem alten Athen, das unter dem Einfluß der Sophisten schwere strategische Fehler machte und daran zugrunde ging. "Wir haben uns durch diese Kultur, diesen Sophismus selbst zerstört, so wie das alte Athen sich zerstörte und durch Sophismus in den Peloponnesischen Krieg stürzte. Einige in London verstehen das ganz genau und spielen daher dieses Spiel gegen uns."

Er betrachte es als seine Pflicht und Aufgabe, das offen anzusprechen. "Ich sehe klar, wie die Dinge liegen. Ich habe es oft genug erlebt. Ich weiß, wie man diese Politiker, die viel jünger sind als ich - eigentlich im regierungsfähigen Alter - , dazu bringen kann, energisch und entschlossen zu handeln; sie aus dem Dreck zu ziehen, aus dem Morast ihrer eigenen Depression, ihrer eigenen Sophisterei. Sie zu bewegen, wie Erwachsene zu handeln und die Zivilisation zu retten."

Im folgenden bringen wir den abschließenden Teil seiner Eingangsrede, worin LaRouche die wirtschaftlichen und kulturellen Eckpfeiler eines neuen globalen Systems umreißt.

Die nächsten 50 Jahre

Hier kommt die Jugendbewegung ins Spiel. Wir haben es heute im wesentlichen mit drei lebenden Generationen von Erwachsenen zu tun. Ich selbst bin eher eine Ausnahme - ein alter Dinosaurier, aber noch quicklebendig. Die eine Generation ist die 68er-Generation, diejenigen, die in der unmittelbaren Nachkriegszeit geboren wurden. Es gibt Menschen, die noch etwas früher geboren wurden und die heute in den Siebzigern stehen, aber ihre Kraft ist geschwächt. Dann gibt es eine mittlere Generation, die später geboren ist, Ende der 50er Jahre und in den 60er Jahren - die ist vollends konfus. Ihnen fehlt der feste Anker in der Moral. Sie haben keine Moral, man hat sie ihnen nie vermittelt. Seht nur, was man ihnen als Kultur vorsetzt! Es ist keine.

Und jetzt kommt Ihr, die junge Generation. Ihr seid junge Erwachsene, über 18 Jahre alt. Ihr habt die Emotionen und die Identität eines jungen Erwachsenen. Eure Bildung stinkt zum Himmel, aber das haben Eure Eltern zu verantworten. Ihr habt noch zwei Generationen Erwachsenenleben vor Euch, 50 Jahre - in einer Welt, die vor dem Abgrund steht. Ihr seid die Hoffnung für die Zukunft.

Die 68er-Generation hat alles falsch gemacht. Sie hat einen letzten Rest Gutes in sich, und den muß man mobilisieren, wenn wir jetzt mutig die Zivilisation bewahren wollen. Aber in den nächsten 50 Jahren, für die wir uns ja einsetzen, liegt es an Euch, der jungen Generation. In den nächsten 50 Jahren ist das Eure Welt.

Was müssen wir tun? Wenden wir uns programmatischen Dingen zu. Wir müssen umgehend zurück zur Kernenergie als einem der Eckpfeiler der Wirtschaftspolitik. Wenn wir nicht auf Kernkraft umsteigen, wird es keine Zivilisation mehr geben. So einfach ist es. Oder wollt Ihr sterben? Die Leute sagen: "Kernkraft ist gefährlich." Mag sein, aber ohne sie werden wir sterben. Also brauchen wir sie, wir müssen sie beherrschen.

Wir sind in eine neue Ära der Menschheit eingetreten. Es hat in dieser Hinsicht bisher kein vergleichbares Zeitalter der Menschheit gegeben. Heute leben auf der Erde mehr als sechs Milliarden Menschen. Wenn wir allen diesen sechs Milliarden einen modernen Lebens- und Produktionsstandard bieten wollen, werden wir feststellen, daß wir die sog. "natürlichen Rohstoffe" schneller verbrauchen, als sie aufgefüllt werden.

Wir können nicht länger wie Robinson Crusoe auf seiner Insel nur die Rohstoffe ausbeuten, die wir für unseren Verbrauch vorfinden. Wir müssen damit anfangen, das, was wir als "natürliche Rohstoffe" ansehen, zu erneuern. Wir müssen auf die Biosphäre des Planeten einwirken. Wir leben auf der Erdkruste, wo die Überreste der toten Tiere und Pflanzen liegen. Den Erdkern können wir nicht sehen, wir nehmen kaum Notiz davon. Die Biosphäre reicht von der Erdkruste [5-60 km] bis zu den obersten Schichten der Atmosphäre. Sie wurde durch lebende Prozesse gebildet. Auch die Ozeane entstanden durch lebende Prozesse.

Wir haben einen schrecklichen Wassermangel. Viele Regionen der Welt leben von fossilem Wasser. Einst war Eurasien in weiten Teilen von Eis bedeckt. Als diese Gletscher schmolzen, bildeten sich riesige Wasserlager, einige davon sind Millionen Jahre alt, z.B. in Indien. Einige Leute sagen: "Da ist Wasser. Laßt uns danach bohren!" Aber man bohrt nach Wasser, das nicht wieder aufgefüllt wird.

In einigen Teilen der Welt - die Philippinen haben vor kurzem darauf hingewiesen - führt die Förderung von fossilem Wasser für den menschlichen Gebrauch zur Absenkung des Bodens. Das ist keine unerschöpfliche Quelle. Es füllt sich nicht automatisch wieder auf. Und etwa 40 Prozent der menschlichen Bevölkerung ist heute auf fossiles Wasser angewiesen.

In ähnlicher Weise verlassen wir uns auf mineralische Vorkommen, die sich aus tierischen und pflanzlichen Überresten über Jahrmillionen gebildet haben. Wir bezeichnen sie als Erze. Aber die Bestandteile dieser Erze lagen nicht immer in der Konzentration vor, wie wir sie heute im Abbau vorfinden. Tiere oder Pflanzen entnahmen der Umgebung bestimmte Dinge. Einige verbrauchten viel Eisen, andere etwas anderes. Diese Tiere oder Pflanzen starben, und ihre Überreste enthielten diese Mineralien in bestimmten Formen. Wir graben dort, wo diese Tiere gestorben sind, wo es größere Ansammlungen dieser toten Lebewesen gibt; wir finden diese Stoffe und entnehmen sie.

Wir merken, daß die Vorkommen mit hoher Erzkonzentration immer seltener und seltener werden. Was ist zu tun? Wir müssen damit anfangen, das, was wir als Erze verbraucht und aufgebraucht haben, direkt oder indirekt wieder aufzufüllen.

Also müssen wir Wasser erzeugen - nicht heiße Luft wie Bush im Weißen Haus. Wir müssen künstlich Trinkwasser erzeugen. Wie machen wir das? Man braucht dazu, vereinfacht ausgedrückt, sehr hohe Hitzeeinwirkung mit einer hohen Energieflußdichte. Um die erforderliche Hitzeeinwirkung zu erreichen, brauchen wir mindestens Hochtemperaturreaktoren oder Kernfusionsreaktoren. Es gibt ein paar Technologien, die noch fortgeschrittener sind. Aber diese hier sind jetzt in Reichweite.

Wir müssen uns z.B. auch klarmachen, daß wir nicht ewig vom Erdöl abhängen können. Erdöl ist vielleicht gar keine organische Substanz, d.h. besitzt keinen organischen Ursprung. Möglicherweise entsteht es in der Erde durch einen Reduktionsprozeß. Ein Experte auf diesem Gebiet namens Gold vertritt die Auffassung, daß es auf der Erde riesige Erdölmeere gab, bevor sie vor etwa zwei Milliarden Jahren in eine Oxidationsphase eintrat. Als die Erde und Erdoberfläche in einem Verdichtungsprozeß war, sei statt Wasser Erdöl entstanden. Als die Erde dann in eine Oxidationsphase eintrat, änderten sich die Eigenschaften lebender Prozesse. Als Folge davon entstanden die Ozeane und die Atmosphäre. Das war die Wirkung lebender Vorgänge, nicht wie bei präorganischen Prozessen.

Deshalb müssen wir heute zu einer Wirtschaft hoher Energiedichte übergehen, und das heißt: sehr kapitalintensiv. Dazu brauchen wir im großen Stil Kernenergie - gasgekühlte Hochtemperaturreaktoren mit einer Leistung von 120-200 MW als normale Energiequelle. Und Reaktoren im Bereich zwischen 800 und 1000 MW zur Herstellung von Treibstoff aus synthetischem Wasserstoff, der das Erdöl ersetzt. Dann hat man in verschiedenen Teilen eines Landes diese leistungsstärkeren Reaktoren, die u.a. vor Ort Treibstoff auf Wasserstoffbasis produzieren. Man muß dann nicht länger Erdöl aus weit entfernten Ländern importieren. Man wird Flugzeuge, Eisenbahnen usw. mit Wasserstoffantrieb entwickeln.

Wir müssen auch auf noch nie dagewesene Weise in die Landschaft eingreifen. Manche Leute mögen Wüsten, ich nicht. Haben Sie schon mal versucht, in der Wüste zu leben? Es ist nicht gut für die Kultur, es ist schlecht für das Liebesleben usw. Man sollte in einer gutorganisierten bequemen und gesunden Umgebung leben. Wir müssen das Land, das uns auf der Erde zur Verfügung steht, für eine wachsende Weltbevölkerung besser nutzbar machen.

Zugleich müssen wir die Menschen menschlicher machen, d.h. wir müssen den Lebensstandard und das kulturelle Niveau anheben, damit die Menschen nicht in Armut und Verzweiflung leben. 70 Prozent der Inder leben in schrecklicher Armut. In China ist es vergleichbar. Das ist in ganz Asien ein Problem: Mit wenigen Ausnahmen - etwa Korea - hat die asiatische Kultur bis heute noch nicht erkannt, daß es Unrecht ist, wenn die Bevölkerung arm und ungebildet ist. Dort denkt man immer noch, eine Lage, in der 70 Prozent der Bevölkerung in schrecklicher Armut und Rückständigkeit, mit geringer Lebenserwartung usw. leben, sei akzeptabel. Das kann nicht länger hingenommen werden. Es ist mit der Produktivität der Menschheit nicht mehr vereinbar.

Wir müssen daher ein neues weltweites System errichten. Eigentlich ist es nicht wirklich neu - nur eine neue Art und Weise, über das, was wir schon erkannt haben, nachzudenken. Beispielsweise hat man im Europa der Neuzeit erkannt, daß der souveräne Nationalstaat, der sich dem Gemeinwohl aller Menschen verpflichtet, das einzig angemessene ist. Die Globalisierung taugt nichts. Es muß eine Verantwortung für das Wohlergehen des einzelnen geben. Man muß auch auf seine geistige Entwicklung und Produktivität achten. Daraus folgt, daß man den allgemeinen Lebensstandard auf das Niveau einer gebildeten, kultivierten Bevölkerung anheben muß, damit die Menschen nicht bloß wie Vieh im Stall am Leben erhalten werden.

Da Ideen, die die Grundlage der Kultur bilden, nur durch die Entwicklung des menschlichen Geistes entstehen, brauchen wir ein Bildungswesen nach dem Grundsatz, das schöpferische Denkvermögen der Menschen zu steigern. D.h. man denkt bezogen auf das Entdecken von Ideen, von universellen Naturprinzipien, künstlerischen Gesetzen - statt nur stumpf vor sich her zu leben. Wissenschaftliches Entdecken und vergleichbare Betätigung in der klassischen Kunst müssen zum Antrieb und zum charakteristischen Handeln in der Gesellschaft werden.

So etwas lernt man nicht aus Kreuzworträtseln. Man muß selbst einen ganz besonderen geistigen Vorgang nachvollziehen, die Entdeckung eines universellen physikalischen Prinzips - wie Keplers Entdeckung der Schwerkraft. Das ist eine Dimension, die die meisten gar nicht kennen. Es ist eine ganz andere Dimension geistigen Lebens als in den meisten Institutionen heute. Es ist auch eine andere Dimension von Kunst als die in den Köpfen der meisten Künstler und Menschen heute. Die sog. "moderne Kunst" ist Müll. So etwas brauchen wir nicht.

Die Idee der künstlerischen Komposition, die Idee der Idee, die Idee des Menschen: Was ist der Unterschied zwischen Mensch und Tier? Warum ist der Mensch kein Tier? Er hat schöpferische Vernunft. Kein Tier hat das. Menschen den Zugang zu ihrer potentiellen Kreativität zu verweigern, ist Unterdrückung. Wer Menschen den Zugang zu ihren schöpferischen Fähigkeiten verwehrt, verweigert ihnen ihre Menschlichkeit, denn damit leugnet man den Unterschied zwischen Mensch und Tier.

Deshalb braucht man Nationalstaaten, weil die Menschen das Verständnis für ihre eigene Entwicklungsfähigkeit aus der Kultur heraus entwickeln, aus der sie kommen. Sie stellen die Probleme, die Ideen in Begriffen ihrer Kultur auf. Deshalb muß man, wenn man will, daß Menschen gemeinsam über etwas nachdenken, ihre Kultur verwenden, um sie zusammenzubringen, damit sie in Begriffen wirklicher Ideen denken, statt wie Tiere ihren Weg zu Ruhm und Ehre zu erschnüffeln.

Aus diesem Grund braucht man den Nationalstaat. Man braucht eine weltweite Gemeinschaft von Nationalstaaten. Von dem, was John Locke vertritt, müssen wir wegkommen. Statt einer Ordnung auf der Grundlage der Kantschen "Negation der Negation" als Mittel zu Konfliktlösung und Friedenssicherung brauchen wir ein positives Friedenskonzept auf der Grundlage von Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Ideen innerhalb einer Kultur und dem Umgang mit anderen Kulturen in bezug auf solche Ideen.

Daher brauchen wir eine neue weltweite Ordnung von Nationalstaaten, die dem, was Franklin D. Roosevelt kurz vor seinem Tod anstrebte, nicht fremd wäre. Alles, was kein Nationalstaat ist, muß man aus dem Weg schaffen. Wir müssen die Globalisierung beenden, weil sie die Menschen und ihre Menschlichkeit zerstören würde.

Und wir müssen die Idee des Fortschritts entwickeln. Ihr jungen Menschen, die Ihr mit der Schrift Über das Prinzip der Kraft [EIR, 25.12.2005, dt. Übers. in Vorbereitung] zu tun hattet, bahnt in gewisser Weise den Weg in die Zukunft. Auch wenn nur eine begrenzte Anzahl beteiligt war, es ist ein Testfall, um zu beweisen, was Eure Generation vermag.

Wir müssen vom schlechten wissenschaftlichen Denken abkommen. Wenn man sich mit der Geschichte des antiken Griechenlands befaßt, erkennt man, wo das falsche wissenschaftliche Denken herstammt. Etwa zur Zeit von Platons Tod und danach gab es einen raschen Verfall der griechischen Kultur. Eigentlich hatte es schon 50 Jahre früher angefangen und zum Peloponnesischen Krieg geführt. Wenn man sich die antiken Schriften nach Platons Tod anschaut, etwa die von Euklid, etwa 50 Jahre später, findet man nichts wirklich Kompetentes! Euklid war ein Schwindler. Er hat große Entdeckungen früherer Denker in der Mathematik und Physik nur kommentiert und verfälscht. Euklid hat keine wesentlichen Entdeckungen von Grundlagen der Geometrie gemacht. Und nach Euklid gab es nur noch sehr wenige - mit Ausnahme der Anhänger Platons in der Platonischen Akademie bis zu Eratosthenes und Archimedes.

Seit der Zeit gab es einen Niedergang der europäischen Kultur. Erst führte Sophismus zum Peloponnesischen Krieg. Das Niveau des wissenschaftlichen und künstlerischen Denkens sank, und in den 50 Jahren nach Platons Tod beschleunigte sich der Niedergang.

Die europäische Zivilisation hat heute zweierlei Probleme. Vor der 68er-Generation gab es Menschen, die ich kannte - z.B. über die Arbeit des Fusions-Energie-Forums - , die gute Wissenschaftler waren, aber alle so ihre Schrullen hatten. Sie hatten aber auch einen Vorzug. Sie steckten alle mehr oder weniger in dem mechanistischen kartesischen Unfug fest, aber sie waren nicht nur Ideologen, sie waren auch Experimentalwissenschaftler. Die Mathematiker waren hoffnungslose Fälle, aber der Naturwissenschaftler geht bei seiner Arbeit vom Experiment aus. Er arbeitet mit der realen Welt. Er möchte entdecken, nach welchen Gesetzen sich sein Versuchsgegenstand verhält und wie man diese Gesetze beherrschen kann.

Deshalb kann ein guter aktiver Wissenschaftler nie ganz falsch liegen. Denn egal was für verrückte Vorstellungen er sonst hegt, seine Rettung ist immer, daß er direkt oder indirekt daran beteiligt ist, etwas zu produzieren. Ihr habt es im Zuge unseres Experiment mit dem Prinzip der Kraft erlebt: wie man aus Experimenten Ideen ableitet, so wie wichtige Erkenntnisse der Naturwissenschaft entwickelt wurden.

Die 68er-Generation hat sich mit ihrer Wissenschaft- und Technikfeindlichkeit davon abgewandt. Unter ihrem Einfluß hat sich die Gesellschaft von einer produzierenden Gesellschaft in eine nachindustrielle Gesellschaft verwandelt. Immer weniger Leute hatten eine naturwissenschaftliche Ausbildung - man denke nur, wie seit den 70er Jahren die Zahl der Studenten in den Naturwissenschaften immer mehr abnahm. Und selbst die lebten nicht mehr in der Wirklichkeit! Sie beschäftigten sich nur mit mathematischen Kommentaren der Wirklichkeit, die immer absurdere Formen annahmen - so wie die Formeln, die man heute für die Wirtschaftsplanung einsetzt.

Wir müssen also eine ganze Generation wieder an den Standard echter wissenschaftlicher Forschung heranführen. Dazu müssen wir die neuzeitliche Wissenschaft und ihre Errungenschaften, etwa bis zu Bernhard Riemann, betrachten. In der Hinsicht ist Einstein sehr wichtig. Er verkörpert sozusagen die letzten Wissenschaftler. In den 50er Jahren starb der letzte Wissenschaftler dieses Typs, und die Leute in seiner Umgebung, die führenden Wissenschaftler, waren alle ein bißchen - "au weia".

Wir müssen den Glauben an den wissenschaftlichen Fortschritt als Motor der Wirtschaft, wie es ihn früher gab, neu erschaffen. Der einzige Weg, das zu erreichen, besteht darin, auf das antike Griechenland, die Zeit Platons und der Pythagoräer zurückzugreifen und zu sehen, wie es damals zu den grundlegenden Entdeckungen in der Physik und Naturwissenschaft kam, von denen wir wissen, daß sie im Gegensatz zu dem, was später kam, absolut gültig sind. Knüpft daran an und findet Leute in Eurem Alter oder Jüngere, die ein Verständnis praktischer Wissenschaft haben. Die ältere Generation hatte noch Erfahrung mit experimenteller Arbeit. Auch wenn ihre mathematischen Vorstellungen oft versponnen waren, sie waren keine Spinner. Sie waren produktive, nützliche Menschen mit wissenschaftlicher Einsicht.

Ihr seid Kinder einer Generation, die das verloren hat. Mit der Generation Eurer Eltern ist diese Verbindung zur Wissenschaft, wie sie in Europa seit dem 15. Jh. existierte, zerbrochen. Denn sie gehören einer Kultur an, die nicht mehr an Wissenschaft glaubte, sondern an Mathematik. Die Informationstheorie etwa ist ein Fall von Massenwahn. Keine Spur von Wissenschaft, nur ein Trick, ein Mätzchen.

Deshalb muß die junge Generation zum Gewissen der älteren Generation werden, die heute die führenden Positionen in der Gesellschaft bekleidet. Sie muß, so wie Ihr es versucht, zu den Grundlagen wissenschaftlicher Erkenntnis, des kulturellen Wissens der europäischen Zivilisation zurückkehren, die Erzeugung dieses Wissens in kondensierter Form nachvollziehen und in Eurer Generation für das, was zu tun ist, eine Anhängerschaft schaffen, und sich darauf vorbereiten, die Gesellschaft zu übernehmen, wenn Ihr älter seid.

Wenn Ihr das nicht tut, wird die ältere Generation, die heute führende Positionen innehat - verkörpert durch die Bill Clintons usw. - nicht verstehen, was sie tun müssen: als anerkannte Führungspersönlichkeiten in die Gesellschaft einzugreifen und Leute zu sammeln, wie wir es 2005 im Senat getan haben. Ihr müßt die treibende Kraft dahinter sein.

Ihr seid zahlenmäßig nur ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung. Aber wenn wir unsere Arbeit tun und unsere Aktivitäten ausweiten, werden immer mehr ähnliche Erfahrungen wie machen wie Ihr. Und auf dieser Grundlage - Ausbilden und "Ausbilden der Ausbilder" - werden wir junge Menschen in Eurem Alter zusammenbringen, dank derer Leute aus den älteren Generationen die Zukunft der Menschheit erschaffen. Und die Vereinigten Staaten, die der Inbegriff des Prinzips der Freiheit sind - jedenfalls was die Verfassung angeht, wenn auch nicht immer in ihrem Handeln - , sind der beste Ort, von dem aus man diese Anstrengung zur Reform der Zivilisation beginnen kann.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
LaRouche zur Irankrise und zur Lage im Nahen Osten: Auszug aus der anschließenden Debatte - Neue Solidarität Nr. 10/2006

 

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