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Aus der Neuen Solidarität Nr. 48/2007

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Den Menschen von seinen geistigen Fesseln befreien!

Mit dem folgenden Beitrag beendete Lyndon LaRouche die Konferenz des Schiller-Instituts in Kiedrich am 16. September. Zuvor hatte Daniel Buchmann von der LaRouche-Jugendbewegung (LYM) angeregt, daß LaRouche etwas zum Thema der Wissenschaftsmethodik sagt (siehe letzte Ausgabe).

Von Lyndon LaRouche

Ich habe die wissenschaftliche Arbeit von Arbeitsgruppen der LaRouche-Jugendbewegung (LYM) im Kellergeschoß bei mir zuhause in Virginia aus einem bestimmten Grund angeregt. Ich habe festgestellt, daß man junge Menschen nicht erziehen und entwickeln kann, wenn man sie dabei der Aufsicht von alten 68ern überläßt. Denn die stören den Arbeitsprozeß, wenn die jungen Leute ein Problem zu lösen versuchen, sie unterbrechen die Konzentrationsspanne, sie kommen andauernd mit anderen Dingen dazwischen.

Dazu änderten wir das bereits begonnene Wissenschaftsprogramm, bei dem Jonathan Tennenbaum anfangs auf beiden Seiten des Atlantiks eine ganz nützliche Rolle gespielt hatte, und stellten etwas mehr in den Mittelpunkt, worauf wir uns schon einige Zeit zuvor geeinigt hatten: die Arbeit der Pythagoräer und Platons. Dabei diente uns ein Problem als Mittel der Erkenntnis für ein Problem von heute: Gauß’ Angriff auf die Inkompetenz bzw. den Betrug in den Arbeiten von Euler und anderen. Euler hatte zwar eine kompetente Ausbildung als Wissenschaftler, wurde aber politisch völlig korrumpiert, und nachdem er sich verkauft hatte, wurden seine wissenschaftlichen Leistungen weitaus schlechter als zuvor.

Mir ging es vor allem darum, jungen Leuten eine Chance zu geben, sich so zu entwickeln, wie es auch für die Politik wichtig ist. Ich wählte dazu ein Programm, das von Pythagoras und Gauß’ Aufdeckung der betrügerischen Art von Eulers Arbeit ausgeht. Das war der Ausgangspunkt. Dann stellte ich ihnen die Aufgabe, Kepler in zwei Phasen durchzuarbeiten. Die erste Phase bestand einfach darin, sich mit der Frage zu beschäftigen, wie die Gravitation als Prinzip entdeckt und definiert wurde; ich komme noch darauf zurück, weil das entscheidend ist. Die zweite Phase bestand darin, zu bestimmen, wie das Sonnensystem als Ganzes funktioniert, und was die Beziehung zwischen Sonne und der umlaufenden Erde ist: Wie organisiert das Gravitationsprinzip das gesamte Sonnensystem?

Außerdem beschäftigten wir uns auch mit Keplers Weltharmonik, die einige von Ihnen kennen. Das ist ein recht gründlicher Bericht über diesen Prozeß, in dem weitere unterstützende Arbeiten geleistet wurden.

Die Schwierigkeit, Gauß zu verstehen

Inzwischen beschäftigen wir uns mit Gauß’ Berechnung der Ceres-Bahn. Darin liegt ein äußerst interessantes Problem, das ich als besondere Herausforderung hingestellt habe. Ich ließ zwei Gruppen hintereinander Kepler durcharbeiten, und das Ergebnis davon haben Sie wahrscheinlich auf der Webseite gesehen. Aber bei Gauß warnte ich: Vorsicht! Bei Kepler findet man die offenste und detaillierteste Darstellung eines wissenschaftlichen Entdeckungsprozesses in der gesamten Geschichte, denn Kepler schrieb seine Bücher praktisch ständig um. Wenn er einen Fehler korrigierte, ging er nicht einfach über den Fehler hinweg; er teilte den Fehler mit und erläuterte sofort, warum er einen Fehler erkannte und wie er anschließend damit umging.

Bei Kepler findet man die klarste und breiteste Darstellung eines großen wissenschaftlichen Denkers, der das Universum immer besser versteht, indem er sein eigenes Bemühen um ein Verständnis des Universums untersucht. Kepler funktioniert also in beide Richtungen: Er versteht Wissenschaft als Studium des menschlichen Geistes, der wissenschaftliche Entdeckungen macht, und auch als Prozeß der Berichtigung, den dies erfordert. Das ist einmalig.

Wenn man dann zu Gauß kommt, wird es lustig, weil Gauß nie die ganze Wahrheit sagt. Nur in einigen wenigen Fällen beschreibt Gauß tatsächlich die Methode, mit der er die Entdeckung gemacht hat. Gauß sagt nur in einer Beziehung die Wahrheit: Wenn er eine Entdeckung gemacht hat und das Ergebnis darstellt, liefert er eine Darstellung darüber, wie die Entdeckung überprüft werden kann, und das gewöhnlich mathematisch. Aber er sagt nicht die ganze Wahrheit - und dafür gibt es gute Gründe, was viel damit zu tun hat, was auch heute hier und in der Gesellschaft vorgeht.

Der Grund dafür, warum er uns nicht die Wahrheit sagt, hat mit der damaligen politischen Terrorherrschaft zu tun. Gauß hatte die Glaubwürdigkeit von Euler und Lagrange zerstört. Lagrange ging dann 1799 nach Paris, wo er den Schutz von Napoleon Bonaparte genoß. Bonaparte unternahm erste Schritte zur Auflösung der Ecole Polytechnique, der damals führenden Wissenschaftseinrichtung Europas, die unmittelbar vor der Französischen Revolution gegründet worden war, aber in der Arbeit von Gaspard Monge eine viel längere Vorgeschichte hatte.

Die Französische Revolution, die von einem Haufen Irrer angeführt wurde, schrieb sich in der Phase des Terrors auf die Fahnen, die Wissenschaft kaputt zu machen, wie sich am Fall Lavoisier zeigte. Man wollte lieber eine mechanistische Vorstellung des Universums. Dem diente die im Kern wissenschaftsfeindliche und gegen Leibniz gerichtete Methode, die Euler, Lagrange u.a. in diesem Jahrhundert vertraten.

Dann kam Napoleon an die Macht, und man erinnere sich: Er war Teil der Terrorherrschaft unter Robespierre, er war ein totaler Opportunist aus der Tradition von Joseph de Maistre, der ihm eine neue Persönlichkeit verpaßte. Napoleon Bonaparte war eigentlich ein Abbild des fürchterlichen Großinquisitors Torquemada. Und Joseph de Maistre war die entscheidende Figur, die den französischen Terror rechtfertigte.

Diese Bande von Verbrechern wurde von den Briten benutzt, um Frankreich zu zerstören, und das übrige Europa gleich mit.

Napoleon hatte mit der Verteidigung Frankreichs eigentlich nichts zu tun, der wirkliche Organisator des Sieges war Lazare Carnot. Napoleon war nur ein Instrument, vergleichbar mir Lynne Cheneys Agent, ihrem Ehemann Dick. Napoleon spielte als Verräter an Frankreich und an Europa eine ähnliche Rolle wie Friedrich der Große als Nachfolger des Großen Kurfürsten. Friedrich der Große diente als Handlanger der Briten, die im Begriff waren, ein Weltreich aufzubauen. Frankreich war nach wie vor eine mächtige Nation, und auch andere Länder in Europa entwickelten sich zu starken Nationen. Der Siebenjährige Krieg war einer aus einer ganzen Reihe von Kriegen, die der anglo-holländische Liberalismus organisierte, als er England übernommen hatte und sich vornahm, alles zu zerstören. Frankreich wurde mit Hilfe des törichten Ludwig XIV. stückweise kaputt gemacht.

In der Folge kam der Ruin über ganz Europa, wobei Friedrich der Große, ansonsten ein sehr fähiger Feldherr, mit finanzieller Unterstützung der Briten Defensivkriege führte, aber auch Rußland, zeitweilig auch Frankreich, Österreich-Ungarn usw. angriff. Ganz Europa wurde im Siebenjährigen Krieg zerrissen, und das war nur einer in einer Reihe von Kriegen, die schließlich im Pariser Frieden vom Februar 1763 endeten. Das war auch die Geburtsstunde der Amerikanischen Revolution.

Eigentlich ging alles von den Holländern aus, wie man sich erinnern mag. Die Holländer eroberten England und machten aus den Briten etwas Eigenartiges. Dabei entstand ein Imperium nach dem Vorbild von Paolo Sarpis System, des Systems des bösartigen Schwindlers Galileo. Ich habe das an anderer Stelle im einzelnen erläutert.

Doch um zum Hauptthema zurückzukehren: Europa wurde seit der Übernahme der englischen Monarchie durch Wilhelm von Oranien wieder und immer wieder zerstört, und auch die Iren wurden vergewaltigt, was sie den Briten nie verziehen haben. Dieser Vorgang hält bis auf den heutigen Tag an; er bestand aus einer Abfolge langer Kriege, die dem Irrsinn des Peloponnesischen Krieges folgten, mit dem sich Griechenland selbst zerstört hat. Schon zuvor hatte man versucht, mit den von Torquemada organisierten Religionskriegen, die erst nach dem Eingreifen Kardinal Mazarins 1648 mit dem Westfälischen Frieden endeten, die Renaissance kaputt zu machen.

Unter Ludwig XIV. lebten die Kriege wieder auf, um die Politik von Jean-Baptiste Colbert zu unterminieren. Denn unter der Leitung und Förderung Colberts hatte Europa das größte wissenschaftliche Wachstum dieses Jahrhunderts erlebt. Auch Leibniz als der führende Wissenschaftler der damaligen Welt war daran beteiligt. In England und in den englischen Kolonien begannen Entwicklungen, die darauf abzielten, eine Zivilisation auf den Errungenschaften von 1648 aufzubauen.

Die Kriege des Liberalismus

Religionskriege des einen Typs hatten zwar 1648 aufgehört, doch dann begannen die Kriege des Liberalismus zur Zerstörung der Zivilisation wieder von vorne! Ihr Kulminationspunkt war 1763, als die venezianischen Bankiers hinter der Fraktion Paolo Sarpis zunächst die Niederlande heimsuchten, sich an den Deichen vergriffen und dann mit Wilhelm von Oranien auch England übernahmen. Dieser Prozeß dauerte bis zum Machtantritt der ersten Hannoverschen Dynastie unter Georg I. von England an. Die gesamte Periode von 1648 bis 1812-14 war geprägt von dem Kampf unter venezianischem Einfluß, einerseits unter Führung Sarpis Wissenschaft, Kultur und alles andere zu zerstören und andererseits ein Imperium aufzubauen - keines von Königen und Königinnen, sondern ein Imperium der Bankiers, ein System des Wuchers, das sich an dem alten venezianischen Modell orientierte. Eigentlich war es sogar das antike Modell des delphischen Kults, aus dem inmitten der etruskischen Zivilisation mit ähnlichen Methoden das Kunstprodukt namens „Rom“ geschaffen wurde. Das diente anschließend als Werkzeug, und Europa wurde mit Hilfe des römischen Imperialismus zerstört.

Hier liegt das eigentliche Problem.

Meinen Sie ja nicht, Napoleon Bonaparte sei ein Held Frankreichs! Er war die schlimmste Krankheit, von der Frankreich je befallen war, die Syphilis eingeschlossen.

Der historische Prozeß lief weiter, und die Vereinigten Staaten wurden als Republik errichtet. Sie war weitgehend isoliert und stand auf der Abschußliste der britischen Monarchie. Doch das war nicht so sehr die britische Monarchie, sondern die Britische Ostindiengesellschaft - ein Haufen von Bankern und Dieben, der seitdem die Hauptkraft des Bösen auf diesem Planeten ist. Auch Hitler gehörte dazu! Hitler war eine Schöpfung der britischen Monarchie. Er kam durch sie an die Macht, um dasselbe zu tun: weitere Kriege zu führen. Der Erste Weltkrieg begann nicht 1914, sondern bereits 1894, als die britische Monarchie den japanischen Monarchen dazu verleiten konnte, einen langen Krieg gegen China zu führen, der offiziell 1895 begann und bis zum Sieg MacArthurs über Japan 1945 anhielt.

Das war eine Zeit ständiger Kriege, organisiert vom britischen Imperium, d.h. dem anglo-holländischen liberalen System. Und der Name Liberalismus bedeutet „Syphilis“ im Sinne moralischer Syphilis. Liberalismus ist das Böse!

Damit wären wir direkt bei unserem „Kellergeschoß“. Denn es stellt sich das Problem, wie man verhindern kann, daß wir wieder und wieder durch das Mittel langer Kriege, durch liberale Korruption, durch Liberalismus in der Wissenschaft und andere betrügerische Seuchen zerstört werden.

Genau vor diesem Problem stand Gauß von etwa 1800-05 an, und das ist der Grund, warum er seit dieser Zeit nicht die Wahrheit über seine Entdeckungen gesagt hat. Seine ersten beiden Entdeckungen - eine wurde seine Doktorarbeit, die andere seine Habilitationsschrift - waren ehrliche Arbeiten, in denen er als Wissenschaftler frei sprechen konnte. Danach war ihm das nicht länger möglich. Er entdeckte viele Dinge auf seine Weise, aber nachdem er eine Entdeckung für gültig befunden hatte, gab er eine offizielle Interpretation von ihr ab. Was man in vielen Schriften von Gauß liest, ist somit die offizielle Interpretation und nicht der tatsächliche Entdeckungsprozeß.

Mir war das bereits bewußt. Als wir dann das Gauß-Projekt begannen, versammelte ich alle im Kellergeschoß und sagte: „Gauß ist anders. Es gibt einen Unterschied zur Arbeit mit Kepler, mit dem sich bisher zwei Gruppen beschäftigt haben. Diese Arbeit war offen, ihr habt sie gemacht, und es hat funktioniert.“ Daraus entstanden individuelle Entdeckungen, auf die ich noch zurückkomme. Aber das war, was Daniel Buchmann sagen wollte: „Doch jetzt stehen wir vor einem Problem. Was Gauß schreibt, ist wahrheitsgemäß, seine Erklärungen sind nicht unehrlich; aber es ist eine nachträgliche Beschreibung seines Entdeckungsprozesses, es ist nicht die Methode, die er benutzte, um die Entdeckung zu machen.“

Jetzt, wo die Gruppe es selbst herausgefunden hat, kann ich das Geheimnis verraten: Gauß hat entdeckt, daß das Universum Riemannisch ist! Er verstand noch nicht vollständig, was Riemann später erkannte. Doch Gauß’ Vorstellung von physikalischer Raumzeit ist die gleiche Konzeption, die schon Nikolaus von Kues und auch Kepler hatten. Es steckte auch in den Werken der größten Denker zur Zeit von Jean-Baptiste Colbert in Frankreich, vor allem im Werk von Leibniz. In den wichtigsten Arbeiten von Gauß und vielen anderen Wissenschaftlern aus seinem Umkreis tauchte es wieder auf.

Das wichtigste bei der Arbeit mit Gauß’ Ceres-Projekt dort im Kellergeschoß ist folgendes (und die sich daran anschließende Arbeit an Riemann hängt vollkommen vom Erfolg dieser Arbeit ab, und dann wird man besser verstehen lernen, wie ich über Wirtschaft denke).

Machen wir dazu einen Schritt zurück. Worum geht es hier? Manche meinen, sie hätten eine wissenschaftliche Ausbildung, doch die meisten haben sie nicht. Sie haben etwas gelernt, was unter den Bedingungen des anglo-holländischen Liberalismus als Wissenschaft gilt. Dieser Liberalismus ist seit 1763 der Feind der Menschheit. Und unter Sarpis Einfluß war er schon zuvor in anderer Form der Feind der Menschheit.

Was ist Kreativität?

Was unterscheidet den Menschen von einem Tier? Gibt es einen biologischen Unterschied zwischen Mensch und Tier, einen, den man mit den heutigen Mitteln der normalen Medizin feststellen könnte? Nein, es gibt keinen.

Worin besteht dann der Unterschied? Der Unterschied liegt darin, daß der tierische Aspekt des Menschen sterblich ist und vergeht, doch der menschliche Aspekt des Menschen ist nicht sterblich und vergeht nicht. Der menschliche Aspekt des Menschen, das menschliche Individuum, befindet sich nicht innerhalb der Begrenzungen eines tierischen Körpers. Wir haben zwar einen tierischen Körper, der ist aber nur ein Anhängsel.

Der Mensch kann grundlegende Entdeckungen universeller Prinzipien, wahrer Prinzipien des Universums, machen, was kein Tier kann. Nur ein Mensch ist dazu in der Lage. Das ist die Kraft, über die der Mensch im Gegensatz zu allen Tieren verfügt, und er kann seine Entdeckungen so anwenden, daß die potentielle relative Bevölkerungsdichte der Menschheit oder einer bestimmten Gesellschaft ansteigt.

Diese Kraft nennt sich „Kreativität“. Die ist der natürliche Feind des sogenannten „zweiten Gesetzes der Thermodynamik“. Denn wer glaubt, das Universum sei so organisiert, daß es einem universellen Entropiegesetz oder einem festen System entspräche, versteht weder das Universum noch den menschlichen Geist.

Was ist Kreativität? Unter Kreativität verstehen wir im wesentlichen die Entdeckung eines universellen physikalischen Prinzips, so wie es an Keplers Entdeckung der Gravitation, besonders in seiner Weltharmonik, deutlich wird. Bereits anhand der Erdumlaufbahn wird die Frage deutlich, sie zwingt sich einem aber nicht auf, bis man sich mit der Weltharmonik befaßt. Wie ist Gravitation organisiert? Sie ist so organisiert, wie J.S. Bach sie sich gewünscht hätte! Das Prinzip der Gravitation ist ein Prinzip des Universums, das die Fälscher das „dritte Gesetz“ nennen. Kepler selbst nennt es aber gar nicht das dritte Gesetz. Das ist nur eine Erklärung, die die Briten aufbrachten, um es aus dem Weg zu räumen. Mit der Geisteskraft des menschlichen Individuums werden Prinzipien des Universums entdeckt, und so wie der menschliche Geist diese Prinzipien versteht, können Menschen sie einsetzen, um das Universum zu verändern.

Das ist der Unterschied zwischen Mensch und Tier.

Das ist auch der Grund, warum ich die jungen Leute weg von den alten 68ern zu mir ins Kellergeschoß geholt habe. Denn die 68er sind oft zu nachgiebig, was den Liberalismus angeht. Zumindest beim Liberalismus als philosophisches System meinen sie, man müsse irgendwo „liberal“ sein und sich fügen.

Aber wie kann man als Wissenschaftler liberal sein? Wenn man gleichzeitig Wissenschaftler und Liberaler sein will, verschwendet man seine Zeit und auch noch Geld und Zeit anderer.

Die Entdeckung universeller physikalischer Prinzipien geschieht in einem Universum, das grundsätzlich antientropisch ist. Und nur der menschliche Geist ist dazu in der Lage, kein anderes bekanntes Lebewesen. Darin liegt auch der Unterschied, ein Tier zu sein und wie ein Tier zu leben!

So gesehen war die gesamte frühere Geschichte der Menschheit überwiegend bösartig; nicht daß es an fähigen führenden Leuten oder Institutionen fehlte, aber es herrschten Umstände, unter denen die Mehrheit der Menschen zu einer bestialischen Existenz verdammt waren, genauso wie der griechische Dramatiker Aischylos dies in Der gefesselte Prometheus darstellt: Den Menschen sollte es nicht gestattet sein, universelle physikalische Prinzipien zu entdecken, mit denen sie das Universum und damit ihr eigenes Schicksal verändern könnten. Die Menschen sollten wie Kühe gehalten werden, für die man sorgt und die einen Stall haben, bis man sie zur Schlachtbank führt. Das physiokratische Prinzip läuft auf das gleiche hinaus, genauso wie das Grundprinzip der britischen Ökonomie und sämtlicher kartesischer Systeme: Sie leugnen alle die Existenz der Schöpferkraft, die tatsächliche Existenz universeller physikalischer Prinzipien. Darum geht es!

Mein Ziel ist es, die Menschen aus der Versklavung zu befreien. Und die schlimmste Sklaverei ist nicht die Sklaverei der Handfesseln, sondern die Sklaverei der geistigen Fesseln.

Man muß sich darüber klar sein, daß es etwas gibt, das heutzutage nicht an der Schule gelehrt wird und auch nicht in den Lehrbüchern steht. Man kann sogar die Universität sehr erfolgreich absolvieren, ohne etwas davon mitbekommen zu haben: die Bedeutung von Kreativität und die Bedeutung von Antientropie.

Kreativität kann man nicht mit der Rute und auch nicht an der Tafel lehren. Man muß sie entdecken und selbst in Erfahrung bringen. Dazu muß man wissen, was die Mission ist, und man muß die passenden Umstände schaffen und die Aufgabe richtig stellen, damit diejenigen, die daran arbeiten, untereinander in Kooperation treten und tatsächlich für sich eine eigene Entdeckung universeller physikalischer Prinzipien machen können.

Das ist bei der Arbeit mit Kepler in zwei Phasen bereits geschehen. Besonders deutlich wurde es in der zweiten Phase, bei der Frage der Harmonik. Denn die Mathematik, so wie sie den meisten beigebracht wurde, versagt, wenn man es mit universellen physikalischen Prinzipien zu tun hat. Die Weltharmonik hat dies gezeigt. Warum?

Es zeigt sich, daß die Lösung bei der Harmonik, wie ich es auch schriftlich erläutert habe, von dem Umstand abhängt, daß man durch das Sehen nicht die Wahrheit darüber erfährt, was man sieht. Das gleiche gilt für das Hören. Dies sind zwei unterschiedliche „Organe“ des menschlichen Körpers. Man betrachte sie wie wissenschaftliche Instrumente; sie sind lediglich Instrumente der Wahrnehmung, sie geben keine direkte Erkenntnis oder Wirklichkeit wieder. Damit allein kann man das Universum, in dem wir leben, nicht beeinflussen. Sie verleihen dem Menschen nicht die Kraft, die im ersten Kapitel der Schöpfungsgeschichte beschrieben wird, wonach Mann und Frau im Abbild des Schöpfers, aber auch mit Fähigkeiten und Verantwortlichkeiten geschaffen sind. Nur im Ebenbild des Schöpfers liegt Erkenntnis, liegt Wahrheit, liegt die Natur des Menschen.

Meine Aufgabe ist es deshalb, Menschen die Möglichkeit zu verschaffen, die Realität und Aktualität des Schöpferischen in sich selbst zu erfahren. Wenn es zu einer solchen Wechselwirkung kommt, in der so etwas katalysiert und hervorgebracht wird, ist das ein Geniestreich. Ein wichtiges Ereignis war dabei die Erfahrung, als Jean Sebastién Tremblay mit seinem Cello kam und sämtliche verfügbaren Frequenzwerte in Keplers Weltharmonik durchspielte. Jeder konnte dabei nachempfinden, was Kepler selbst erlebte, als er sich die Folgerungen aus der Organisation des Sonnensystems klar machte. All das wurde hörbar.

Wer nicht so herangeht und dennoch meint, Kepler oder das Sonnensystem verstanden zu haben, der weiß nicht, wovon er redet! Er hat die Entdeckung nicht wirklich nachvollzogen. Denn unser Gesichtssinn, unsere Sinneswahrnehmung ist falsch. Was wir sehen und dann so glauben, ist falsch. Was wir hören und dann so glauben, ist falsch. Nur der menschliche Geist und die schöpferischen Fähigkeiten des menschlichen Geistes, die den Menschen von der Kategorie Tier unterscheiden, sind eine Erfahrung der menschlichen Seele, sind eine Erfahrung jener Kraft jenseits aller tierischen Fähigkeiten, die für die Menschheit charakteristisch ist. Und darauf hat die Menschheit ein Recht! Das ist die einzige wahre Bedeutung von Freiheit! Ohne diese Freiheit gibt es keine Freiheit. Man wäre vielleicht eigenständig, aber nicht frei.

Der Bauer läßt die Kuh eigenständig vom Stall auf die Weide gehen, bringt sie dann aber zurück. Die Kuh hat keine Kreativität. Die Kuh erhält Eigenständigkeit, aber keine Kreativität.

Mein Anliegen, auf das sich Daniels Frage bezieht, ist und bleibt es, eine Gattung Mensch zu haben - und es gibt nur eine Gattung Mensch -, die die Aktualität des menschlichen Schicksals versteht, so wie es zum Beispiel in Genesis 1 dargestellt ist. Um das zu erreichen, muß man in sich die eigenen Geisteskräfte entdecken, die man Kreativität nennt. Das erreicht man nur, wenn man sich einer Herausforderung stellt.

Unsere Aufgabe heute

Wir sind an einem Punkt der Geschichte angekommen, an dem wir kurz vor einer vollständigen Auflösung und einem Zerfall der Zivilisation stehen, der in den kommenden Generationen fortdauern würde. Wenn wir nicht in der allernächsten Zeit bestimmte Änderungen vornehmen, die uns von allem wegführen, was heute allgemein akzeptiert ist, wird dieser Planet nicht viel länger zivilisiert sein. Deswegen ist dieser Faktor, das Motiv und die Entschlossenheit für Kreativität zumindest unter einigen Menschen erforderlich, die andere damit anstecken; und die Weitergabe erfolgt hauptsächlich durch das Vorbild: Werdet selbst kreativ und seid ein Beispiel für euer Tun; und hofft, daß das Interesse, die Ansteckung, der Einfluß wirkt und sich verbreitet.

Dies läßt sich insbesondere bei jungen Leuten im Alter von 18 bis etwa 30 erreichen. Mit 25 oder 27 Jahren erreicht man bereits ein riskantes Alter, wenn man nicht vorher schon begonnen hat. Wenn junge Leute, die eine führende, einflußreiche Rolle in der Gesellschaft übernehmen, in sich selbst Kreativität erfahren haben und diese sozial umsetzen, haben sie eine Verwandlung erfahren, und wenn sie nicht gebrochen werden, sind sie dann ein Vorbild dafür, wie Menschen im allgemeinen werden sollten.

Das ist unsere wirkliche Mission, insbesondere wenn man an all die Krisen denkt, die der Mensch in den verschiedensten Gesellschaftsformen auf dieser Erde durchgemacht hat, und daran, daß dieses Problem dennoch immer noch nicht gelöst ist. Aber die Absicht, es zu lösen, ist nie aufgegeben worden, nämlich die Menschheit mit ihrem wahren Schicksal in Übereinstimmung zu bringen - dem Schicksal kreativer Menschen und in diesem Sinne im Abbild des Schöpfers.

Wie läßt sich das erreichen? Man finde einige junge Menschen, die erwachsen sind - etwa mit 18 fängt das richtig an, wenn es überhaupt anfängt -, und sorge dafür, daß sie ihre Schöpferkraft möglichst vor dem 30., vorzugsweise vor dem 27. Lebensjahr entwickeln. So würde ich eine Jugendbewegung definieren. Das Entscheidende ist die Führung innerhalb einer Jugendbewegung. Es gibt einen solchen Entwicklungsprozeß in der Jugendbewegung im Alter zwischen 18 und 27, höchstens bis 35 Jahren, und dabei treten einige hervor, die diese Kraft zur Entdeckung der Kreativität verkörpern.

Daraus besteht mein Programm für die Arbeit im Kellergeschoß: Man beginnt mit der Wahrheit in der Wissenschaft, und die früheste uns bekannte Definition von Wahrheit stammt von den Pythagoräern und Platon. Einiges dieser Arbeit haben wir absolviert, doch sie bleibt für alle gültig. Dann wechselten wir direkt zu dem Schüler des Cusaners, Kepler, der die moderne Wissenschaft schuf. Er und kein anderer schuf die echte neuzeitliche europäische Wissenschaft. Die gesamte kompetente moderne Wissenschaft leitet sich direkt vom Werk Keplers ab. Und ohne das Werk von Leibniz und auch von Leuten wie Fermat und anderen aus seinem Umkreis hätte es keine weiteren Fortschritte darüber hinaus gegeben.

Bei Gauß sieht man einen schöpferischen Prozeß, der eine Maske trägt, um sich selbst davor zu schützen, als gefährliche Gattung erkannt zu werden. Der große Schüler von Gauß ist Riemann, und seit Riemann hat es in der Wissenschaft keine Entdeckung fundamentaler Prinzipien mehr gegeben. Es wurden viele nützliche Dinge, viele nützliche Prinzipien entdeckt. Aber Riemann verkörpert den höchsten Stand des Wissens, mit einer Ausnahme: dem Riemann-Schüler Wernadskij. Wernadskij hat dem Universum eine größere Perspektive als Riemannsches Universum verliehen. Auch ich verkörpere das. Wernadskij hatte etwas, dem ich selbst lange Zeit nachspürte und was ich dann im späteren Leben bei ihm fand. Aber mein gesamtes Erwachsenenleben war stets vor allem Leibniz und dann Riemann gewidmet, um dann später festzustellen, daß sich mein Sehnen in den Entdeckungen und dem Werk Wernadskijs erfüllte.

Wie Sie wissen, war Goethe ein interessanter, aber widersprüchlicher Charakter. Es gibt ein Stück von ihm, das typisch für seine Widersprüchlichkeit ist: Das Lustspiel Der Großkophta. Noch eine weitere Ironie möchte ich erwähnen: Goethes Gedicht „Prometheus“ wurde von Hugo Wolf vertont. Er ist zwar nicht mein Lieblingskomponist, obgleich ich seine Mörike-Lieder allgemein ganz gut finde. Ich habe es einmal von dem jüdischen deutschen Baß Friedrich Schorr singen hören, der vor der Hitlerzeit in Deutschland wirkte. Er war Kantor in einer Synagoge, wo er im Gottesdienst sang. Auch war er einer der großen Opernbässe seiner Zeit.

Darin gibt es eine Passage, in der sich Goethe von seiner besten und auch von seiner schwächsten Seite zeigt. Das Ende der Gedichtpassage, auf die ich damals etwa 1946 stieß, hat sich mir bis heute eingeprägt. Prometheus droht dort Zeus mit der Faust und stößt wilde Verfluchungen aus: „Hier sitz ich, forme Menschen nach meinem Bilde..., dein nicht zu achten, wie ich!“

Das mag ich. Das ist meine Haltung. Ich sage den Tyrannen dieser Welt: „Ich stehe hier wie Prometheus. Ich verachte euch! Und ich versuche, Menschen nach meinem Bilde zu machen, die euch genauso hassen wie ich!“

Darum geht es.

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