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Neue Solidarität
Nr. 32, 5. August 2009

Schiller als Impfstoff gegen kulturellen Pessimismus

Die BüSo veranstaltete am 25. Juli in München eine Feier zum Schillerjahr 2009. Toni Kästner von der LaRouche-Jugendbewegung berichtet.

Der Grund für die jetzige weltweite Krise ist wohl nicht nur bei den Bankern und Politikern zu suchen, sondern auch bei der allgemeinen Bevölkerung, welche in den vergangenen 40 Jahren eine Kultur akzeptieren gelernt hat, die fast keinen Raum für wahre Schönheit und Kreativität hat. Die 68er lehrten uns, daß Wahrheit und die damit verbundene Autorität nicht existent und sogar faschistisch sei, und somit bestätigt sich das was Moses Mendelssohn bereits im 18. Jh. als Gefahr erkannte: „Ein Mensch, der denkt es gäbe keine Wahrheit, wird auch nie nach der selbigen zu suchen beginnen.“ Ein solcher Mensch oder eine solche Gesellschaft wird alles von Meinungen abhängig machen und auf kurz oder lang einem völligen kulturellen Liberalismus verfallen, der unmittelbar mit der Akzeptanz jeglicher Politik einhergeht oder im allgemeinen Pessimismus endet. 50% Nichtwähler in den verschiedensten Wahlen der jüngsten Zeit sind dafür wohl der eindeutigste Beweis.

Doch dabei gibt es, wenn wir uns nur trauen einen Blick in die Geschichte zu werfen, genügend positive Beispiele von Menschen, die infolge ihrer natürlichen Fähigkeiten in der Lage waren, durch Schönheit ihre Kreativität zu entfalten und die Welt zu einen besseren Platz für die Menschheit zu machen. Aus diesem Grunde sollten wir in diesem Jahr Friedrich Schillers 250sten Geburtstag als Anlaß nehmen, eine fast vergessene kulturelle Tradition wieder zu beleben. Nicht als kulturelles Aushängeschild der oberen 20% der Einkommensklassen, sondern als gängige, gelebte Kultur der unteren 80%.

So wurde am 25. Juli dieses Jahres in München eine Feier zu Ehren des 250. Geburtstages von Friedrich Schiller durchgeführt. Zu dem Thema Was ist Friedrich Schillers Bedeutung für unsere heutige Zeit hatten sich Bundestagskandidaten der BüSo und Aktivisten der LaRouche-Jugendbewegung zusammengetan, um Schillers Lebenswerk Gehör zu verschaffen. Dies fand ein Publikum von ca. 40 Gästen, und das Programm, bestehend aus Kunst, Philosophie und Politik, begeisterte die Gäste sichtlich und zeigte, daß Veränderung möglich ist.

Der Abend begann mit Wolfgang Amadeus Mozarts Ave Verum Corpus, welchem dann eine Klaviersonate Beethovens folgte. Diese zwei Beiträge eigneten sich gut, um bei Vortragenden und Zuhörern den Geist für Schillers hohes Menschenbild empfänglich werden zu lassen.

Danach ging es weiter mit einer Erklärung, warum ausgerechnet Friedrich Schiller in einer solch turbulenten Zeit wie der unsrigen wichtiger denn je ist. Es sagen zwar viele: „Was soll das bloß mit diesem Idealismus und den Träumen von einem besseren Zeitalter?“ Doch waren es gerade solche Idealisten wie Schiller, die auf bessere Zeiten zu hoffen wagten, welche es der Menschheit ermöglichten, sich zu entwickeln und ihre Kräfte zu entfalten.

Um deutlich werden zu lassen, wie Schiller selbst über die Veränderung der Gesellschaft nachdachte und welche Fragen er sich dabei stellte, wurde der Prolog aus der Wallenstein-Trilogie vorgetragen. Doch dabei blieb es nicht. Mit dem Gedicht Der Handschuh wurde auch die Frage an uns gestellt, in wie weit wir uns selber treu bleiben. Würden wir angesichts der süßen Blicke einer jungen Frau jede Dummheit begehen und unsere Ziele vergessen? Würden wir dem gesellschaftlichen Druck, der auf uns lastet, nachgeben? Würden wir eine unmoralische Forderung, die wir noch vor kurzem verachteten, auf einmal gut heißen, nur weil man uns jetzt dafür lobt? Alle diese Fragen bringt Schiller in diesem Gedicht auf.

Der nächste Beitrag war ein Lied Schuberts, das er nach Schillers Gedicht Die Sehnsucht  komponiert hat und was mit den folgenschweren Worten endet; „Du mußt glauben, du mußt wagen, denn die Götter leih’n kein Pfand, nur ein Wunder kann dich tragen in das schöne Wunderland.“ Wir müssen also manche Dinge einfach wagen und an uns glauben, um bestimmte Ziele zu erreichen - und genau so ist es heute auch. Um die jetzige politische Lage zu verändern, müssen wir an das Gute im Menschen glauben und es wagen, unseren Mitmenschen Vertrauen entgegenzubringen, denn sonst wird keine Veränderung der jetzigen Zustände möglich sein. Das Genie der beiden Künstler Schiller und Schubert schaffte es in diesem Lied, genau diese Idee zu vermitteln - weshalb sich jeder dieses Stück mal anhören sollte.

Doch bei den theoretischen Fragen wollten wir nicht verweilen, darum gelangten wir als nächstes zu Schillers Briefen zur ästhetischen Erziehung des Menschen, und um genau zu sein, ging es um den 11. und 12. Brief. Schiller spricht darüber, daß der Mensch aus zwei komplett unterschiedlichen Triebkräften besteht. Zum einen dem Stofftrieb, der die Sinnlichkeit des Menschen anspricht, und den Formtrieb, welcher der Vernunft schmeichelt. Schiller war jedoch der Auffassung, daß nur durch die harmonische Verbindung beider dem Menschen Glückseligkeit widerfahren kann und er nur dadurch zur Entfaltung seines ganzen Potentials ermächtigt wird. Wie oft jedoch diese beiden Triebe in uns wetteifern, wurde deutlich durch einen aufgeführten Monolog von Königin Elisabeth aus Schillers Drama Maria Stuart, in welchem sie mit sich selbst zu kämpfen hat.

Aus diesen Konzepten war dann auch zu verstehen, wie unser Geburtstagskind auf sein Konzept der Schönen Seele kam. Nach ihm ist dies ein Mensch, in dem alle seine Triebe aufs harmonischste miteinander im Einklang sind. Damit sind jedoch nicht die verträumten Bekundungen der Menschenliebe von Seiten religiöser Fundamentalisten gemeint, und auch nicht die Vernünfteleien so mancher Naturwissenschaftler. Viel mehr spricht er von der Art von Menschen, wie wir sie als Martin Luther King oder Albert Einstein kennen gelernt haben. Es ging aber auch darum - und dies wurde anhand Schillers philosophischer Briefe dargestellt -, wie wir in der Lage sind, die nötigen Krisen zu meistern, die uns auf dem Wege hin zur schönen Seele begegnen.

Gefolgt wurde dieser Vortrag von einem weiteren Gedicht, Der Antritt des neuen Jahrhunderts, welches zu beschreiben nur schwer möglich ist. Darum möchte ich ihnen ans Herz legen, es einfach mal selbst zu lesen.

Herausgefordert wurden wir dann noch einmal durch einen musikalischen Beitrag, diesmal aus Verdis Don Carlos und zwar durch die Arie der Eboli, welche gerade ihre Königin betrogen hat, die sie aber doch so sehr liebt. Nach dem Betrug hat sie mit ungeheuren Gewissensbissen zu kämpfen, und diese innere Trauer über die schlechte Tat wurde von Verdi sehr klar verständlich und trotzdem mit Würde dargestellt.

Nun am Ende des Abends mit all der Schönheit und vielen Ideen, wie man sich selbst und die Menschheit besser machen könnte, um ,wie Schiller es nannte, das Zeitalter der Vernunft einzuleiten, ging es nochmals um die derzeitige politische Lage, denn Dinge wie die jetzige weltweite Wirtschaftskrise, die Schweinegrippe, Hungersnöte und Armut können nur besiegt werden von einer Kultur, die den Menschen achtet und versteht, so wie Schiller es sagte; „Was hat der Mensch dem Menschen Größeres zu geben als Wahrheit?“ Um das letzte Beispiel des Abends noch zu erwähnen, wurde Schillers Beschreibung der Geschichte des guten Samariters aus den Kallias-Briefen vorgelesen. Diese möchte ich ihnen nicht vorenthalten und hier wiedergeben. Zum Abschluß möchte ich nochmals sagen, daß sich ein jeder dazu ermutigt sehen soll, Schiller wieder zur Hand zu nehmen und ihn für sich selbst  auferstehen zu lassen.

Toni Kästner

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Die Geschichte des guten Samariters
- Neue Solidarität Nr. 32/2009
Deutschland braucht die Ideen Schillers, um zukunftsfähig zu werden!
- Neue Solidarität Nr. 21/2008
Schillers Kriegserklärung an das „Ich kann ja doch nichts machen“!
- Neue Solidarität Nr. 21/2008
Nun kommt die Schillerzeit! Feier zu Schillers 248. Geburtstag in Frankfurt
- Neue Solidarität Nr. 47/2007
Schiller lebt!
- Internetseite des Schiller-Instituts