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Neue Solidarität
Nr. 16, 21. April 2010

Wird aus der globalen Finanzkrise
der Dritte Weltkrieg?

Von Helga Zepp-LaRouche

Während das Ende des Finanzsystems näher rückt, kann die Kombination einer Eskalation des Afghanistankrieges und eines geplanten Militärschlages gegen den Iran eine Kettenreaktion auslösen, die die Welt in ein neues finsteres Zeitalter stürzt. Jedenfalls wird derzeit systematisch daran gearbeitet, das politische Klima zu schaffen, um die Öffentlichkeit auf derartige Militäraktionen vorzubereiten.

In der Geschichte gibt es eine ganze Reihe von Beispielen dafür, daß sich aus großen Wirtschafts- und Finanzkrisen Kriege oder sogar, wie im 20. Jahrhundert, Weltkriege entwickeln. Während es immer deutlicher wird, daß eine Serie von drohenden Staatsinsolvenzen das Ende des Finanzsystems einläutet, droht die Kombination einer Eskalation des Afghanistankrieges und eines sich abzeichnenden Militärschlags gegen den Iran eine Kettenreaktion auszulösen, die die Welt in ein neues finsteres Zeitalter zu stürzen droht.

Zuverlässigen Quellen zufolge waren sowohl ein geplanter Irankrieg als auch die bereits gestartete Frühlings-/Sommer-Großoffensive in Afghanistan Gegenstand zahlreicher Diskussionen während des Gipfeltreffens zur nuklearen Sicherheit, das soeben in Washington stattfand, um die Koalitionen für diese Militäroperationen festzuzurren. Darüber hinaus wird ein Umfeld aufgebaut, in dem die Bedrohung durch eine angeblich bald zur Verfügung stehende iranische Atombombe den Kontext für den baldigen Militärschlag abgeben soll - ganz wie seinerzeit die britische Propaganda über die „Massenvernichtungswaffen“ des Irak. Bekanntermaßen waren diese Waffen dann nirgendwo zu finden, und auch heute bleibt der amerikanische National Intelligence Estimate (NIE), die Zusammenfassung der Einschätzungen der verschiedenen US-Geheimdienste durch den Nationalen Geheimdienstrat, bei der Einschätzung, daß der Iran noch 3-5 Jahre von der Möglichkeit des Baus einer Atomwaffe entfernt ist.

Sowohl die New York Times als auch die israelische Zeitung Ha’aretz berichteten, daß der Chef des World Jewish Congress, Ronald Lauder, vor der Veröffentlichung eines Offenen Briefes an Präsident Obama in der Washington Post und im Wall Street Journal sich die Zustimmung des israelischen Premierministers Netanjahu zum Inhalt dieses Briefes einholte. Darin wird vor den „atomaren Ambitionen“ eines iranischen Regimes gewarnt, das keinen Zweifel an seinen völkermörderischen Absichten gegenüber Israel lasse. Ferner werden die USA daran erinnert, daß sie sich verpflichtet hätten, nicht zuzulassen, daß der Iran über Atomwaffen verfügen könne.

Zu dem Aufbau eines Klimas für einen Militärschlag gehört weiterhin der Versuch der amerikanischen UN-Botschafterin Susan Rice, in einer dreistündigen Sitzung am 14. April von den Vertretern Chinas, Rußlands, Frankreichs, Großbritanniens und Deutschlands die Zustimmung für die Verschärfung von Sanktionen gegen den Iran seitens des UN-Sicherheitsrats zu bekommen. Zu den verlangten Maßnahmen gehören ein Waffenembargo, das Recht, Schiffe zu beschlagnahmen, in denen Materialien vermutet werden, die etwas mit dem Atomprogramm zu tun haben, Verhinderung von neuen Investitionen im Energiesektor, Maßnahmen gegen führende Mitglieder der Revolutionären Garde sowie gegen Firmen und Finanzinstitute des Iran.

In dieselbe Kerbe schlägt ein Brief, den 76 US-Senatoren und 333 Kongreßabgeordnete an Präsident Obama geschickt haben, in dem sie mit oder ohne Zustimmung des UN-Sicherheitsrates „lähmende Sanktionen“ gegen den Iran fordern, und daß Obama das von ihnen verabschiedete Iran-Erdöl-Sanktionsgesetz unterzeichnen soll, das jegliche Geschäfte mit Firmen im In- und Ausland verbietet, die etwas mit der iranischen Ölindustrie zu tun haben. Bezeichnend ist nur, daß die Veröffentlichung dieses Briefes vom American Israel Political Action Committee (AIPAC) finanziert wurde.

Bei all dem Trommelfeuer für eine Verschärfung der Sanktionen ist es wichtig, daß China diese ablehnt, und daß der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu die Presse in Washington daran erinnerte, daß Sanktionen auch Kinder umbringen, wie seinerzeit im Irak. Nach dem ersten Irakkrieg kamen schätzungsweise eine Million Zivilisten durch die Sanktionen um, darunter eine sehr große Zahl von Kindern. Die Autorin dieses Artikels hatte damals das Komitee zur Rettung der irakischen Kinder initiiert, das umfangreiche Hilfslieferungen in den Irak organisierte sowie verletzte und kranke irakische Kinder zur medizinischen Versorgung nach Europa und in die USA brachte.

Jetzt beschuldigt Israel Syrien, Scud-Langstreckenraketen an die Hisbollah im Libanon geliefert zu haben - was von der syrischen Regierung kategorisch bestritten wird. Laut New York Times argumentierte ein nicht genannter israelischer Offizieller, das Arsenal der Hisbollah, die vom Iran unterstützt werde, diene einem Gegenschlag gegen Israel im Falle eines israelischen Angriffs auf die Nuklearanlagen des Iran. Jüngste Äußerungen Obamas vom vergangenen Dienstag, der Nahostkonflikt beträfe „vitale Sicherheitsinteressen der USA“, was die NYT als „weitgehende Änderung“ der US-Politik bezeichnete, könnten den Vorwand für ein sogenanntes „break-away-ally-Szenario“ liefern, also ein Szenario, in dem Israel als „abtrünniger Verbündeter“ angeblich ohne Übereinstimmung mit den USA handelt.

Am vergangenen Mittwoch kündigte General Petraeus eine massive Ausweitung und Aufrüstung der Militäroperationen für eine Frühling-/Sommer-Offensive der US-Truppen in Kandahar an. Tatsächlich hat diese Offensive bereits mit Operationen der Spezialtruppen gegen Talibanführer begonnen, die die Offensive allgemeiner Truppen vorbereiten. Zu diesen Spezialtruppen gehören die Delta Force der Armee, das SEAL Team Six der Navy, Truppen des Joined Special Operation Command (JSOC) sowie Army Rangers.

Ein Artikel in der britischen Zeitung Guardian weist darauf hin, daß - ungeachtet des von Obama angegebenem Zeitplan für einen Abzug aus Afghanistan ab 2011 - der massive Ausbau von Landebahn und Kasernen in Camp Leatherneck in Helmand drauf hindeute, daß die Militärführer sich darauf einrichten, noch viele Jahre in Afghanistan zu bleiben.

In die richtige Richtung geht dagegen eine von Senator Russ Feingold und den Kongreßabgeordneten Jim McGovern und Walter Jones eingebrachte Gesetzesvorlage, in der ein Ende des als „kontraproduktiv“ bezeichneten Krieges in Afghanistan gefordert wird.

Es besteht aber kein Zweifel an der großen Gefahr, daß die Bundeswehr kurzfristig noch weiter in einen so nicht zu gewinnenden, weil falsch definierten Krieg in Afghanistan hineingezogen werden soll. So wird General McChrystal noch in dieser Woche nach Berlin kommen, um den Bundestag sein Konzept von „Partnering“ vorzustellen, welches im wesentlichen besagt, daß die Bundeswehrtruppen sich prinzipiell gemeinsam mit US- und NATO-Truppen an den Kämpfen beteiligen.

Der tragische Tod von vier weiteren Bundeswehrsoldaten in Kundus, bei dem die Soldaten mit ihrem gepanzerten Fahrzeug in einen Hinterhalt der Taliban geraten waren, gibt einen Vorgeschmack, was dann auf die Bundeswehr zukommt. Das Fahrzeug, das von einer Panzerfaust getroffen wurde, ist vom gleichen Typ Eagle IV, von dem Bundesverteidigungsminister zu Guttenberg soeben noch weitere 60 in der Schweiz bestellt hat, um den Schutz der deutschen Truppen zu „verbessern“.

Wenn es zu militärischen Schlägen gegen den Iran kommen sollte, wäre eine unkalkulierbare Kettenreaktion die Folge. Schon jetzt ist die ganze Region von Afghanistan, Pakistan, Iran, Irak, aber auch Kirgisien - von dem Präsident Medwedew gewarnt hat, daß es zu einem neuen Afghanistan zu werden droht - ein einziges Pulverfaß. Deutschland kann es sich weder leisten, tiefer in den Krieg in Afghanistan hineingezogen zu werden, noch in eine neue Koalition, diesmal gegen den Iran.

Als im 14. Jahrhundert das damalige Finanzsystem der Bankhäuser Bardi und Peruzzi durch Manipulationen der damaligen Führungsmacht Venedig zusammenbrachen, kam es zu einem finsteren Zeitalter, in dem ein Drittel der gesamten Bevölkerung von Indien bis Irland durch Schwarze Pest, Hunger, Aberglauben, Irrationalität, Hexenverbrennungen, Flagellantentum u.ä. ausgelöscht wurden. Auf den Bildern von Bosch und Breughel kann man den Wahnsinn in den Gesichtern der abgebildeten Menschen erkennen. Wenn wir verhindern wollen, daß es erneut zu einem Absturz in ein solches finsteres Zeitalter kommt, und das wäre die Folge eines neuen Kriegs in Südwestasien, müssen wir die Finanz- und Wirtschaftskrise schleunigst durch ein globales Trennbankensystem und ein neues Kreditsystem beenden.

Bezüglich Afghanistans müssen die USA und der Westen auf das Angebot des Chefs der russischen Anti-Drogenbehörde eingehen, gemeinsam Opium- und Cannabisproduktion und -handel in Afghanistan zu zerstören und damit die Finanzierungsquelle der Taliban und des Terrorismus gegen Rußland und andere Staaten auszutrocknen. Erst danach kann es zu einem sinnvollen Wiederaufbauprogramm in Afghanistan kommen.

Auch wenn es für den Normalbürger schwer ist, hinter den scheinbar selbstevidenten Ereignissen der Tagespolitik die wirkliche historische Dynamik zu erkennen, die sich auswirkt: Der Blick zurück auf die Geschichte erlaubt es, viel besser zu verstehen, wie es zu Kriegen kommt. Die Vorgeschichte des Ersten und des Zweiten Weltkrieges kann da sehr hilfreich sein. Von diesem Blickwinkel her muß man die Äußerungen derjenigen heute ernst nehmen, die wie Bertrand Russell in Kriegen ein adäquates Mittel der Bevölkerungsreduktion sehen:

„Demgegenüber läßt sich einwenden, daß schlechte Zeiten keine Dauer-, sondern Ausnahmezustände sind und man ihnen auch mit außergewöhnlichen Mitteln zu begegnen hat. Während der Flitterwochen der Industrialisierung war dies Verfahren mehr oder weniger angemessen; wenn sich aber die Bevölkerungszunahme nicht sehr erheblich verlangsamen läßt, dann verliert dieser Einwand an Bedeutung. ... Die Kriege haben bis heute keinen wesentlichen Einfluß darauf gehabt, denn die Zunahme hielt während beider Weltkriege unvermindert an. ... aber vielleicht ist der bakteriologische Krieg wirkungsvoller. Würde man in jeder Generation einmal den Schwarzen Tod über die Welt schicken, dann dürften die Überlebenden fröhlich weiterzeugen, ohne die Welt allzu eng zu machen. ... Es würden sich zwar etwas unangenehmere Zustände entwickeln, aber was macht das schon? Die in Wahrheit hochherzigen Leute sind gegen das Glück immun, vor allem wenn es das Glück anderer ist...“ (Bertrand Russell, Wissenschaft wandelt das Leben, 1953, Hervorhebung hinzugefügt).

In der nächsten Zukunft wird sich das Auseinanderbrechen der Eurozone nicht länger verbergen lassen, der Krise in Griechenland werden schlimmere in Portugal, Spanien und Irland folgen, aber auch die potentiellen Insolvenzen Großbritanniens und der USA werden deutlich machen: Entweder können die wichtigsten Staaten rechtzeitig den LaRouche-Plan für ein neues Kreditsystem durchsetzen, oder ein Absturz in ein neues finsteres Zeitalter ist die Folge. Ein eskalierter Krieg in Afghanistan plus eine durch einen Militärschlag gegen den Iran ausgelöste unkalkulierbare Kettenreaktion bedeutete genau die imperiale Überdehnung und den plötzlichen Kollaps des Finanzsystems, wovon der britische Historiker Niall Ferguson kürzlich in seinem Artikel in Foreign Affairs gesprochen hat. Dazu darf es nicht kommen! Deshalb:

  • Bundeswehr sofort aus Afghanistan abziehen!

  • Beteiligung am Wiederaufbau in Afghanistan erst, nachdem die USA und Rußland gemeinsam Opiumproduktion und -handel eliminiert haben.

  • Sofortige Durchsetzung des Trennbankensystems und der Souveränität über die eigene Währung, die D-Mark!

  • Am 9. Mai in NRW: BüSo wählen!