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Neue Solidarität
Nr. 51-52, 22. Dezember 2010

Neil Armstrong über die erste Mondmission

In einem Brief an einen Journalisten vom 8. Dezember berichtet der Apollo-11-Astronaut Neil Armstrong über die ersten Schritte des Menschen auf dem Mond im Juli 1969 und antwortet auf Kritiker des Raumfahrtprogramms, die behaupten, wir bräuchten nicht wieder zum Mond zu fliegen, weil wir ja schon dort gewesen seien. Der Wissenschaftsjournalist Robert Krulwich vom öffentlichen Radiosender NPR hatte am Vortag in seiner Webkolumne einen Kommentar über die Apollo-11-Mission der NASA veröffentlicht, worin er u.a. fragte, warum die Astronauten sich damals auf dem Mond nur relativ kurze Strecken vom Landefahrzeug entfernten. Armstrong schreibt:

Sehr geehrter Herr Krulwich, ich habe mich sehr gefreut, Ihre Kolumne vom 7. Dezember über die Wege von Apollo 11 auf der Mondoberfläche zu lesen. Die NASA-Karten geben den genauen Verlauf dieser Wege an, die wir verwendeten, um die uns zugewiesenen Myriaden von Aufgaben zu erledigen. Und ich glaube, auch wenn ich es nicht überprüft habe, daß der Vergleich mit der Größe eines Fußballfeldes einigermaßen zutreffend ist.

Sie stellen die Frage: „Wer wußte das?“

Die Antwort auf Ihre Frage ist: Praktisch jeder, der daran interessiert war, eine Antwort auf diese Frage zu bekommen. Der Plan für die Arbeiten auf der Mondoberfläche wurde weit verbreitet, und wir haben sogar in voller Montur im Johnson Space Center der NASA eine Generalprobe für die Presse veranstaltet. Es ist wahr, daß wir bei unseren Planungen vorsichtig waren. Es gab viele Unsicherheiten in Bezug darauf, wie gut die Systeme unseres Mond-Moduls, die Druckanzüge und unsere Rucksäcke den Vorhersagen der Ingenieure über die feindselige Umgebung auf dem Mond entsprechen würden. Wir arbeiteten in einem fast vollkommenen Vakuum bei Temperaturen weit über 200° F (93°C), bei einer örtlichen Schwerkraft von nur einem Sechstel der Schwerkraft auf der Erde. Diese Kombination läßt sich auf der Erde nicht nachmachen, aber wir versuchten unser bestes, um unsere Ausrüstung für solche Bedingungen zu testen. So reicht beispielsweise eine normale Klimaanlage für die Bedingungen auf dem Mond nicht aus, wir mußten kaltes Wasser verwenden, um das Innere unserer Raumanzüge zu kühlen. Wir hatten keine Daten, die uns hätten sagen können, wie lange der kleine Wassertank in unseren Rucksäcken ausreichen würde. Die Verantwortlichen der NASA beschränkten daher unsere Einsatzzeit bei den Untersuchungen auf der Mondoberfläche auf 2,75 Stunden, um sicherzugehen, daß wir nicht wegen Überhitzung ohnmächtig wurden. Nachdem wir wieder in das Mondmodul zurückgekehrt waren und den Luftdruck wiederhergestellt hatten, konnten wir das verbliebene Wasser aus unseren Rucksäcken ablassen und messen, um die Vorhersagen zu bestätigen.

Es bestand eine große Unsicherheit darüber, wie gut wir in unseren beschwerlichen Druckanzügen laufen könnten. Mein Kollege demonstrierte mehrere Techniken dafür vor den Fernsehkameras, die ich an einem vorherbestimmten, optimalen Standort installiert hatte, um alle unsere Aktivitäten aufnehmen zu können. Die Planer der Mission wollten, daß wir im Bereich der Fernsehkameras blieben, damit sie aus den Resultaten lernen könnten, wie sie künftige Missionen am besten planen konnten. Ich gebe offen zu, daß ich bewußt und vorsätzlich das vorgesehene Arbeitsgebiet in Sichtweite der Kamera verließ, um die Innenwände des Kraters auf möglicherweise freiliegendes Muttergestein oder andere nützliche Informationen zu untersuchen und zu fotografieren. Ich hielt den potentiellen Nutzen für wert, dieses Risiko einzugehen.

Es ist wahr, daß wir gerne länger auf der Mondoberfläche geblieben und uns weiter vom Mondmodul und der Fernsehkamera entfernt hätten. Aber wir hatten einige Experimente einzurichten, Bodenproben zu sammeln und zu dokumentieren und Fotografien aufzunehmen. Die zur Verfügung stehende Zeit war völlig ausgeschöpft, und wir arbeiteten eifrig, um alle uns zugewiesenen Aufgaben zu erfüllen. Wir installierten den Lunar Laser Ranging Reflector, der noch heute für verschiedene wissenschaftliche Experimente verwendet wird.

Spätere Apollo-Missionen konnten noch mehr tun und sich weiter weg bewegen, um ein größeres Gebiet zu erkunden, insbesondere, nachdem 1971 der Mond-Rover zur Verfügung stand. Aber in Ihrer Kolumne Krulwich Wonders sprechen Sie einen wichtigen Punkt an, den ich schon gegenüber dem Forschungsausschuß des Repräsentantenhauses betont habe. In meiner Aussage im Mai sagte ich: „Einige fragen, warum die Amerikaner noch einmal zum Mond fliegen sollen. ,Schließlich’, sagen sie, ,sind wir doch schon dagewesen.’ Ich finde das seltsam. Das ist so, als hätten Könige des 16. Jahrhunderts erklärt: ,Wir brauchen nicht zur Neuen Welt zu reisen, wir waren ja schon da.’...“

Amerikaner besuchten und untersuchten sechs Orte auf dem Mond, deren Größe etwa von der eines Vorort-Grundstücks bis hin zu der eines kleinen Dorfes reicht. Es bleiben noch 36 Millionen Quadratkilometer zu erforschen.

Ich habe versucht, etwas zum Verständnis Ihrer Frage - Wer wußte das? - beizutragen, und hoffe, daß ich helfen konnte.

Mit freundlichen Grüßen,

Neil Armstrong, Kommandeur der Apollo-11-Mission

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