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Neue Solidarität
Nr. 6, 10. Februar 2010

Die „Münchner Rückversicherung“: Willkommen im Spinnennetz des Empires!

Öko-Heuschrecken. Einen Hinweis darauf, was mit dem Klimaschwindel bezweckt wird, liefert die Initiative des Versicherungskonzerns Münchner Rück, Bauern der Dritten Welt durch Microversicherungen gegen Naturkatastrophen zu versichern.

Die Münchner Kammerspiele sind immer für eine Überraschung gut. Die Veranstaltung am 24. Januar zum Thema „Klimawandel und Gerechtigkeit“ brachte eine häßliche Tatsache an den Tag: Die Münchner Rück ist eine listige Finanzheuschrecke. Unter dem Vorwand von Klimawandel und Gerechtigkeit propagiert sie hochgiftige Wettpapiere

wie z.B. Katastrophenanleihen. Es sind dieselben unseriösen Wettpapiere, die die Finanzkatastrophe ausgelöst haben. Mit geheuchelter Besorgnis bietet die Münchner Rück Schwindelpapiere im Umweltkostüm an. Na klar, Immobilienpapiere sind nicht mehr verkäuflich, also kommt ein neues „Produkt“ auf den Markt. Und was ist einfacher, als dem ökologielastigen Publikum Wetten auf Naturschutz schmackhaft zu machen?

Aber wie sieht das konkret aus? In der Zeitschrift Welt.sichten 5/2008 „Klimawandel und Armut“ erfährt der Leser mit Bildern, wie sie die Kirchen vor großen Sammelaktionen zu Weihnachten verbreiten, alles über Naturkatastrophen und Elend in der 3. Welt. Ursache der Armut sei der Klimawandel, behaupten die Verfasser. Aber es gäbe Absicherungskonzepte. Etwa für Bewässerungssysteme, Hochwasserschutz, Flußregulierungen oder Eisenbahnen? Nein, die bitterarmen Menschen sollen ihre einzige Kuh bei der Allianz versichern! In der Versicherungssprache hört sich das dann so an:

„Um Microversicherungen zum Durchbruch zu verhelfen, ist auch die Versicherungswirtschaft gefordert. Die Kunden sind Menschen, die bislang keinen Zugang zu Finanzinstrumenten hatten. Dabei ist viel Aufklärung notwendig, weil viele Menschen Analphabeten sind. Häufig werde die Funktionsweise einer Versicherung nicht verstanden und mit einer Lotterie verwechselt.“ Aber dann, und man könnte es fast überlesen, kommen ihre Spekulationsinteressen zu Tage. Ohne Erklärung heißt es: „Um Microversicherungs-Programme in ihrer Existenz nicht zu gefährden, müssen sie ergänzt werden durch speziell entwickelte Katastrophenbonds (Anleihen) oder Wettderivate sowie maßgeschneiderte Rückversicherungen.“ Da haben wir es! Microversicherungen für die Armen, aber bis zu 200fach daraufgesattelte Wettgeschäfte für die Spekulanten. Schließlich muß sich eine Dienstleistung lohnen.

Darüber hinaus wird AIG, einer der größten Versicherer der Welt, als Vorbild für Microversicherungen hingestellt. Seine Skandale werden soeben vom amerikanischen Kongreß untersucht. Berühmt berüchtigt wurde AIG, weil sie den Giftmüll der Spekulanten versicherte, durch den das ganze Weltfinanzsystem zusammenbrach. (Lesen Sie dazu unseren Bericht auf Seite 1.)

Kopenhagen aus dem Ruder gelaufen

Um dem Volk solche Geschäfte näherzubringen, wurde zur Münchner Diskussionsrunde mit folgenden Rednern eingeladen: Prof. Ottmar Edenhofer, Vizechef des Berliner „Potsdam-Instituts“, das Bundeskanzlerin Merkel in Klimafragen berät; Saleemul Huq vom skandalüberladenen Weltklimarat IPCC aus London, Prof. Johannes Wallacher von der Hochschule München, zuständig für Sozialwissenschaft und Wirtschaftsethik.

Allen Rednern war eine gewisse Ratlosigkeit anzumerken. Prof. Edenhofer, der selbst in Kopenhagen war, erklärte ernüchtert, es sei in Kopenhagen gar nicht um Klima, sondern um Weltwirtschaft gegangen. Allen, selbst Obama, sei der Prozeß entglitten. Die UN sei für globale Aufgaben immer noch das richtige Gefäß, aber Kopenhagen habe sie schwer beschädigt. Wären alle Teilnehmer Sozialpsychologen gewesen, hätten die Chancen besser gestanden. Sichtlich überrascht von Chinas Machtposition, das ein neues Kraftzentrum für Entwicklungsländer ist, ruderte er zurück und berichtete kommentarlos: „China hat eine Zukunftsperspektive, die von starker Kernkraftnutzung geprägt sein wird.“ Im Gegensatz zu Europa treffe das globale CO2-Diktat bei den Entwicklungsländern einen empfindlichen Nerv, weil es die Souveränität verletze. Daß die Souveränität für die Schwellenländer eine erkämpfte Freiheit im Gegensatz zur jahrhundertelangen kolonialen Kontrolle ist, erwähnte der Professor nicht.

Dann hörte die erstaunte Autorin: „Wir Wissenschaftler können nur Szenarien anbieten, die sich vielleicht in zehn Jahren als Fehler herausstellen!“ Baut Prof. Edenhofer etwa eine Rückzugsposition auf? Hat er vielleicht von dem Anwachsen des Gletschereises, dem Beginn einer neuen Kälteperiode gehört?

Warum sollte das vielbeschworene Wort „Netzwerk bauen“ der Diskussionsrunde nicht auch für das Privatleben gelten? Die Süddeutsche Zeitung berichtet, daß Prof. Schellnhuber, der Chef des „Potsdam Instituts,“, eng mit Obamas Wissenschaftsberater John Holdren befreundet sei. Holdren ist kein Wissenschaftler, sondern ein bösartiger Ideologe. Er fordert in verschiedenen Büchern eine Weltregierung, also eine Aufgabe der Souveränität, was in Kopenhagen von China und Indien durchkreuzt wurde. Auch radikale Geburtenkontrolle und Zwangssterilisierung gehören zu seinen Vorschlägen. China und Indien litten aber schon einmal unter der britischen Kolonialpolitik. Waren es die Opiumkriege gegen China oder die radikale Steuerpolitik gegen die indische Bevölkerung: jedesmal folgte der Aufgabe der Souveränität Massensterben in der eigenen Bevölkerung.

Kolonialismus von links

Es ist nichts neues in der Geschichte des britischen Empires, die größte Plünderung als philantropische „Bürde des weißen Mannes“ zu verkaufen. Das Motto lautet: Wir investieren auf unser Risiko in das Land der Habenichtse, und die Eingeborenen erhalten Arbeit. Daß bis heute Afrika unterentwickelt, unterbevölkert und arm blieb, lag demnach natürlich ausschließlich an der Korruption der afrikanischen Regierungen...

Ein Paradebeispiel dafür, wie bis heute die Finanzoligarchie das Heft in Händen hält, liefert das Energieprojekt „Desertec“. Die Münchner Rück plant ein ehrgeiziges Projekt für den afrikanischen Wüstensand. Für 400 Mrd. Euro soll dort das modernste solarthermische Kraftwerk entstehen, um 15% des europäischen Strombedarfs zu decken. Thorsten Jaworrek, Vorstandsmitglied der Münchner Rück, äußerte sich entschlossen: „Wir können uns nicht leisten zu scheitern.“

Nach den Regeln der Globalisierung sollen nicht nur Zwiebeln und Kartoffeln von Afrika zu uns transportiert werden, sondern auch „grüner“ Wüstenstrom. Daß auf dem 5000 km langen Transportweg nach Europa 15-50 % des Stroms verloren gehen, wird dabei unterschlagen. Es ist kein Zufall, daß diese Idee nicht von Fachleuten der Energietechnik, sondern von Banken und Versicherungen stammt.

Wie peinlich! Die Vereinigten Arabischen Emirate setzen auf Kernenergie und lassen vier Kernkraftwerke von Südkorea bauen, um selbstständig zu werden. Auch Jordanien ist in Verhandlungen, Kernkraftwerke zu kaufen.

Anstatt die Sandwüste von den Europäern zubetonieren oder zumindest „zuspiegeln“ zu lassen, wollen sie lieber mit Hilfe der Kernkraft, die fünfmal billigeren Strom liefert als Desertec, die Wüste durch Wasserprojekte und Begrünung zurückdrängen. Aber den Banken und Versicherungen geht es um Spekulation mit dem Energiemangel und nicht um Entwicklung.

Bankiers und Versicherer hielten sich mit Propaganda immer vornehm im Hintergrund. Überraschenderweise waren auf der Initiatorenkonferenz von „Desertec“ am 13.7.2009 auch Greenpeace und der Club of Rome anwesend. Beide Organisationen sind für ihre Feindschaft gegen Wachstum, Industrie und Bevölkerung bekannt, doch beide befürworteten „Desertec“ lebhaft. Der vehemente Umweltschützer hat plötzlich seinen Schlachtruf „die Wüste lebt“ vergessen. Vergessen sind die angeblich bedrohte Wüstenflora und Wüstenfauna, die Sandvipern, Eidechsen und Skorpione.

Kritik aus Frankreich

Der ehemalige französische Bildungsminister Allegre kritisierte die europäische Position in Kopenhagen mit folgenden Worten: „Die Länder des Südens haben über die imperiale Arroganz des Nordens gesiegt. Unter dem Vorwand, unseren Planeten vor der Verschmutzung zu bewahren, will man eine Entwicklung des Südens verhindern. Denn warum waren 192 Länder anwesend, von denen 90% doch nur 1/1000 der weltweiten CO2-Emissionen produzieren? Die wirklich schadhaften Exzesse des Planeten werden durch Spekulation und Derivatwetten produziert.“

Zum Beleg enttarnt Allegre die bekanntesten Klimaapostel Al Gore und Maurice Strong als Spekulanten. „Hatte nicht die untergegangene Investmentbank Lehmann Brothers ein Programm mit Namen ,Geschäft des Klimawandels’, und wurde nicht Al Gore als Berater geführt? Maurice Strong, die treibende Kraft hinter dem Klimarat IPCC und den Konferenzen von Rio de Janeiro und Kyoto, saß er nicht in der Chicagoer Klimabörse, einem Zentrum des CO2-Geschäfts?“

Leider gab es bei der Veranstaltung keine Diskussion mit dem Publikum. Fürchtete man, der Glaube der Zuhörer könnte gestört werden?

Christa Kaiser

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Nordsee: Viel Wind um nichts
- Neue Solidarität Nr. 4-5/2010
„Desertec“ - das mörderische Energieprojekt des Club von Rom für Afrika
- Neue Solidarität Nr. 27/2009
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