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Neue Solidarität
Nr. 13, 28. März 2012

„So verrückt ist doch niemand!?“

Im Anschluß an ihre Ansprache beantwortete Helga Zepp-LaRouche Fragen, die vor oder während des Forums von Zuschauern eingesandt wurden.

Moderator: Helga, vielen Dank für diese phantastische Rede. Ich denke, wir haben jede Menge Stoff, und in gewisser Weise sind die Dinge, die du hier aufgebracht hast, schon in Fragen angeschnitten worden, die uns schon längst vor der Veranstaltung erreicht haben.

Um allerdings mit dem wichtigsten Themengebiet zu beginnen, nämlich mit der drohenden Kriegsgefahr, demjenigen, was wir tatsächlich als erstes meistern müssen, möchte ich folgendes aufbringen, das sich in zwei Formen äußert.

Es gibt immer wieder das Argument: „Ich glaube nicht, daß es tatsächlich zutreffend ist, daß diese Gefahr besteht, denn wer immer einen solchen Weltkrieg anfängt, wird selber auch dadurch ausgelöscht. Weder Rußland noch die USA werden einen solchen Krieg beginnen. Die Presse berichtet ja auch darüber, daß Obama anders als Netanjahu nicht in den Krieg eingreifen will“ - und das hast du ja ausreichend widerlegt. „Obama baut nur Druck auf, damit der Iran seine Politik ändert. Ohne die USA kann Israel nichts gegen Iran ausrichten. Mit anderen Worten: Es wird nie zu einem solchen Krieg kommen. Niemand wäre so verrückt.“

Das ist der eine Teil. Der andere ist eine Frage, die dieses Argument sehr gut reflektiert. In der Zuschrift heißt es:

Helga Zepp-LaRouche: Ich denke, daß Kriege eigentlich immer anders verlaufen, als die Planer sich das vorgestellt haben. Es ist sehr hilfreich, wenn man sich etwa die Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs und des Zweiten Weltkriegs anschaut, weil sich darin durchaus Parallelen finden lassen. Niemand wußte, wie der Erste Weltkrieg sein würde. Wir haben das an anderer Stelle hinreichend beschrieben, daß nämlich die Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs mit der Entlassung von Bismarck begann, daß der Prince of Wales, der spätere König Edward VII., lange Zeit das Schachbrett, das dann zum Auslöser in Sarajewo geführt hat, durch die Entente Cordiale, durch die Triple Entente, durch den russisch-japanischen Krieg, durch die Balkankriege vorbereitet hat - alles vom Standpunkt der angeblichen Gefahr, die die Geopolitik damals zu entdecken glaubte, daß nämlich Mackinder und Milner mit dieser verrückten Theorie auftauchten, daß der, der das eurasische Herzland kontrolliert, die Welt kontrolliert. Das war die Reaktion des Britisches Empires, das damals die Weltmeere dominierte, auf die Transsibirische Eisenbahn, die Berlin-Bagdad-Bahn usw., die eine Bedrohung seien, weil damit der Landweg den Vorrang vor dem Seeweg bekommen würde.

Mit anderen Worten: All das war geplant; es war geplant, einen Krieg zu entfachen, der Deutschland ganz wesentlich eindämmen würde. Daß dann aber der Erste Weltkrieg vier Jahre Grabenkrieg sein würde, wo sinnloses Morden hin und her ging, daß die ganze Generation, die an diesem Krieg teilgenommen hat, eigentlich zerstört war, daß dadurch der Boden für die Entwicklung hin zum Zweiten Weltkrieg bereitet wurde - ich glaube nicht, daß das irgend jemand so in dieser Form geplant hat.

Natürlich ist in der jetzigen Drohkulisse durchaus die Idee impliziert, daß man demonstrativ ein riesiges Arsenal zusammenbringt, um damit ein sogenanntes chicken game zu spielen - das war der Test, bei dem zwei Autofahrer mit voller Geschwindigkeit aufeinander losfahren und dann der, der zuerst die Nerven verliert, ausscheidet. Ein solches Element ist mit Sicherheit dabei. Es wird gesagt, wir machen jetzt Regimewechsel, was ja im Fall von Libyen erst einmal geklappt hat, da sich Rußland und China neutral verhalten haben. Als jetzt die gleiche Frage in bezug auf Syrien auftauchte, haben sich China und Rußland nicht enthalten, sondern haben ganz klar dagegen gestimmt, weil sie verstanden haben, daß das eine Art „Rollback“-Strategie mit einem Regimewechsel nach dem anderen war. Ich glaube, daß es einfach der Test ist: Werden Rußland und China kapitulieren?

Der Apparat, der schon seit September letzten Jahres zur Destabilisierung Rußlands eingesetzt wird, ist der gleiche Apparat, der benutzt wurde, um die sogenannte „Orangene Revolution“ in der Ukraine zu finanzieren. George Soros, das sogenannte Project Democracy, das International Republican Institute und andere auch auf der demokratischen Seite haben einen enormen Apparat von Aktivisten gegen diese Regierungen eingesetzt. Der Plan, die Putin-Regierung zu destabilisieren, war voll und ganz aktiv.

Das ist jetzt auch nicht weg, obwohl nach dem Wahlsieg von Präsident Putin das alles eine gewisse andere Richtung nehmen wird. Aber die Idee, daß man alle Regierungen auf die eine oder andere Weise „wegkriegt“, bleibt nach wie vor bestehen. Und das muß geändert werden.

Das Potential zur Fehlkalkulation ist meines Erachtens riesengroß, und ich halte es für ein absolutes Verbrechen, alleine das Risiko einzugehen. Wie einfach könnte zum Beispiel durch irgendein Fischerboot versehentlich ein Zwischenfall ausgelöst werden, was bei einer so großen Truppenkonzentration (im Golf) absolut möglich ist. Oder daß es zu einer Art Provokation wie bei dem Zwischenfall im Golf von Tonkin kommt. Ich halte das für eine absolut verbrecherische Politik, überhaupt eine solche Drohkulisse aufzubauen, weil die Gefahr, daß es zu einem versehentlichen Krieg mit der Auslöschung der gesamten Menschheit kommt, einfach viel zu groß ist.

Ich glaube, daß es leider nicht so ist, daß es keine Leute gibt, die auch einen Atomkrieg in Kauf nehmen. Man muß sich vergegenwärtigen: Es gibt viele Autoren und Persönlichkeiten, die sagen, die Welt solle lieber auf eine Milliarde Menschen reduziert werden, da die Fähigkeit der Erde überschritten sei, die Menschheit weiter zu versorgen. Und es gibt immer Leute, die sagen, so ein bißchen Bevölkerungsreduktion wäre doch sogar ganz gut. Bertrand Russell hat nach dem Zweiten Weltkrieg bedauert, daß nicht mehr Menschen dabei umgekommen seien. Aber man muß ganz klar sagen: der Grund, warum ich diese Gefahr eines nuklearen Winters so ausführlich beschrieben habe, hängt damit zusammen, daß diese Leute sich verkalkulieren. Die Tatsache, daß wir ein so großes Overkill-Potential haben, das war einer der Gründe, warum die Abrüstungsgespräche in Gang kamen, weil jeder eingesehen hat, daß das eigentlich verrückt ist. Aber wir haben immer noch ein atomares Potential, das viele, viele Male ausreicht, um die Menschheit auszulöschen. Die Leute, die meinen, sie könnten in irgendwelchen Führungsbunkern überwintern oder warten, bis der nukleare „Fallout“ sich wieder abgebaut hat, die haben wirklich eine Fehlkalkulation gemacht, weil diese Leute dann spätestens nach einem Jahr, wenn alle Vorräte aufgebraucht wären, nur in eine total verseuchte Welt kommen könnten. Ich kann nur sagen, man muß sich diese Gefahren wirklich vergegenwärtigen, damit wir rechtzeitig von diesem Kurs zurückweichen.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Stoppt den Dritten Weltkrieg!
- Neue Solidarität 10/2012
Niemand wird einen Weltkrieg überleben: Verhindert den Selbstmord der Menschheit!
- Neue Solidarität 6/2012
Stellungnahmen und Reden der BüSo-Vorsitzenden
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