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Neue Solidarität
Nr. 18, 2. Mai 2012

Professor Starbatty: „Europa, quo vadis?”

Im Rahmen des Ludwig-Erhard-Dialogs hatten die Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft und die Goethe-Universität Herrn Professor Starbatty zu einem Vortrag in die IHK Frankfurt geladen. Jeder im gut besuchten Saal konnte es spüren: Nicht nur das übergroße Bild Ludwig Erhards mit der Zigarre, auch der ungewöhnlich lebendige Vortrag des Redners ließen gleich zu Anfang Erinnerungen aufkommen an ein Europa, das anders war als das gegenwärtige, das nach vorne strebte, aufbauen konnte, gebildeter war und trotz Landesgrenzen und unterschiedlicher Währungen den freundschaftlichen Umgang mit seinen Nachbarn pflegte.

Mit der Krise und der inzwischen sorgenvollen Stimmung hat sich längst die Gewißheit breit gemacht, daß dieses Europa am Scheideweg steht. Starbattys Rede wollte auch keinen Zweifler beruhigen, sondern eher drastisch verdeutlichen, daß auf dem eingeschlagenen Weg keine Rettung zu erwarten ist. Die aus politischen Motiven errichtete Währungsunion sei von Anfang an eine hinkende Konstruktion gewesen, ein risikoreiches Projekt, welches eher Gräben riß, statt zu vereinen. Liebenswerte Länder wie Griechenland und Spanien stehen vor Problemen, die man vor Jahrzehnten für unmöglich hielt. Die Bundesrepublik habe keinen Masterplan, sondern lasse sich durch internationalen Druck in immer neue monetaristische Abenteuer und Rechtsbrüche treiben, angeblich alternativlos, nicht nachvollziehbar, selbst ohne jedes Protokoll. Das Feuer, das man vergeblich zu löschen versuche, brenne lichterloh und werde vielleicht eines Tages den ganzen großen Haufen des Papiergeldes erfassen.

Wer oder was aber sind die Brandstifter?

Hier hätte der Redner das Bild erweitern und die dramatischen Veränderungen im Wirtschaftsgefüge der westlichen Allianz thematisieren können. Denn: Waren es wirklich nur die Schulden des kleinen Mannes und der Kommunen, die uns über den Kopf gewachsen sind? War es wirklich nur die Immobilienspekulation diesseits und jenseits des Atlantiks? Nein, es war viel mehr, und die Antwort darauf liegt seit mehr als einem Jahr im Untersuchungsbericht des amerikanischen Senats vor, dem sogenannten Angelides-Bericht, der sogar ins deutsche übersetzt wurde: Es war die Abschaffung des Glass-Steagall-Gesetzes in den USA und vergleichbarer Gesetze in Europa, was zur Legalisierung betrügerischer Wettgeschäfte im ganz großen Stil führte. Schulden aller Art wurden kurzerhand zu Wertpapieren erklärt, mit exotischen Finanzprodukten verknüpft und in Billionenströmen von Bank zu Bank und Fonds zu Fonds um die Welt geschickt, zuerst mit gigantischen Gewinnen, später dann mit ebenso gigantischen Verlusten.

Nur wenn wir uns der Größe dieses Feuers bewußt sind, werden wir in der Lage sein, das Löschen in Angriff zu nehmen.

Andrea Andromidas