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Neue Solidarität
Nr. 30, 25. Juli 2012

Europäische Autoindustrie: Produktionsumstellung ist angesagt

Die seit langem befürchteten schlechten Neuigkeiten für die französische Automobilindustrie kamen am 12. Juli, als das Management von PSA Peugeot-Citroën einen Plan ankündigte, der landesweit 8000 Entlassungen und die Schließung des Werks in Aulnay-sous-Bois bei Paris im Jahr 2014 vorsieht. Dies würde direkt und indirekt Zehntausende Arbeitsplätze kosten.

Das Management erklärte, angesichts von 700 Mio. Euro Verlust im ersten Halbjahr und einem Verkaufseinbruch in Europa um 20% in den ersten drei Monaten habe es keine andere Möglichkeit gesehen. Einer der Gründe für die Schwierigkeiten von Peugeot ist übrigens die vom Miteigentümer General Motors im Februar aus politischen Gründen verhängte Liefersperre von Ersatzteilen an den Iran. Bis dahin war der Iran ein wichtiger Exportpartner des Unternehmens gewesen.

In seiner Rede zum Nationalfeiertag am 14. Juli nannte Präsident François Hollande den Plan inakzeptabel und forderte seine Neuverhandlung. Die Regierung werde demnächst einen anderen Plan für die Autoindustrie vorlegen, u.a. mit Kaufanreizen für in Frankreich produzierte Automobile. Doch davon verspricht sich niemand viel, da es reale Überkapazitäten bei der Autoproduktion in Europa gibt und das Problem sich nicht innerhalb des gegebenen Rahmens lösen läßt.

Eine ganz andere Herangehensweise schlägt die Bewegung von Jacques Cheminade in Frankreich, Solidarité et Progrès (S&P), in einem landesweit verteilten Flugblatt vor. Statt da und dort ein paar Arbeitsplätze zu retten, indem man auf einem schrumpfenden europäischen Markt die Konkurrenz unterbietet, fordert S&P einen grundsätzlichen, radikalen Wandel. Es mache wenig Sinn, in einem bereits saturierten Markt immer mehr Autos zu bauen, wenn auch neue Entwürfe wie das Elektrofahrzeug oder Wasserstoffmotoren interessant sein könnten. Entscheidend sei jedoch, die industriellen Kapazitäten der Fabriken sowie das Produktionswissen der dort beschäftigten Facharbeiter und Ingenieure zu erhalten.

Von diesem Standpunkt aus schlägt S&P vor, daß sich der französische Staat an Peugeot beteiligt, aber nicht um die gegenwärtige Konzernstrategie zu unterstützen, sondern um für die Umstellung der Autoindustrie auf die Produktion anderer, dringend benötigter Güter zu sorgen.

Im Rahmen eines neuen Weltfinanzsystems können die Technik und die ausgebildeten Arbeitskräfte von Peugeot einen großen Beitrag zur Produktion zukünftigen Reichtums leisten. S&P weist in dem Flugblatt darauf hin, daß es so etwas schon in der Vergangenheit gegeben hat. Während des Ersten Weltkriegs stieg Michelin in die Produktion von Flugzeugen ein. Für diese Breguet-Michelin-Flugzeuge wurde damals die erste Start- und Landebahn aus Zement gebaut. Beim Raumfahrtprogramm der Vereinigten Staaten war es das Unternehmen Chrysler, das die Startraketen vom Typ Jupiter und Saturn für die Apollo-Missionen der NASA herstellte.

Heute könne man die von der Schließung bedrohten Anlagen auf die Produktion anderer Güter umstellen: moderne Landmaschinen (Traktoren, Mähdrescher) und wichtige Komponenten für U-Bahnen, Hochgeschwindigkeitszüge (wie Transrapid oder Aerotrain) und auch Brücken, Kanäle und Häfen - sogar Computer-Tomographen oder Tunnelbaumaschinen.

Sobald das neoliberale Paradigma der vergangenen 40 Jahre überwunden ist, werden die Produktionserfordernisse für einen angemessenen Lebensstandard für die gesamte Welt enorm sein. Bis dahin müssen die Fähigkeiten der Arbeiter, Techniker und Ingenieure bewahrt werden.

eir